Carl-Johan Vallgren - Schattenjunge

  • Originaltitel: Skuggpojken
    Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
    Verlag: Heyne Verlag (1. September 2014)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3453269462



    Über den Autor:
    Carl-Johan Vallgren zählt zu den bekanntesten und beliebtesten Autoren Schwedens. 1964 in Linköping geboren, veröffentlichte er 1987 seinen ersten Roman. 2002 erhielt er für Geschichte einer ungeheuerlichen Liebe den renommierten August-Preis für den besten Roman des Jahres. Mit diesem Buch gelang ihm der internationale Durchbruch, es wurde in 25 Sprachen übersetzt und stürmte in vielen Ländern die Bestsellerlisten. Neben der Literatur ist Vallgren auch als Musiker aktiv, seine Alben erscheinen bei Warner Music. Nach Stationen in Madrid und Kopenhagen, lebte Vallgren von 1993 bis 2003 in Berlin und ist heute mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Stockholm zu Hause.



    Inhaltsangabe:
    In den überfüllten Gängen der Stockholmer U-Bahn versucht ein Vater, mit seinen Kindern den Zug zu erreichen. Sie sind spät dran, der Jüngste im Kinderwagen brüllt, sein siebenjähriger Bruder weigert sich, mit dem Fahrstuhl zu fahren. Er quengelt so lange, bis eine fremde Frau anbietet, ihn die Treppe mit hinaufzunehmen. Widerstrebend willigt der Vater ein. Er sieht seinen Sohn nie wieder. Viele Jahre später verschwindet auch der Bruder des Jungen unter mysteriösen Umständen. Danny Katz wird von der Frau des Verschwundenen auf den Fall angesetzt. Und er ist nicht allein. Je tiefer er in die Machenschaften eines mächtigen Familienimperiums eintaucht, umso komplexer wird der Fall.


    Meine Kritik:
    Danny Katz, Ex-Junkie und ehemaliger Übersetzer, wird von einer Frau beauftragt, ihren vermissten Ehemann aufzuspüren. Klingt nach einem harmlosen Job, aber bevor Danny sich versieht, stapeln sich die Toten, er wird verfolgt und verdächtigt. Irgendwie scheint alles mit jahrzehntelang zurückliegenden Verbrechen zu tun zu haben. Auch Danny selbst scheint in vieles davon indirekt verwickelt zu sein. Doch als ihm das klar wird, ist es schon fast zu spät.
    Die ersten hundert Seiten von "Schattenjunge" plätschern noch vor sich hin, danach jedoch zieht die Handlung deutlich an und man kommt kaum mehr mit Lesen und Kombinieren hinterher. Deshalb sollte man das Buch auch nicht auf die lange Bank schieben, sondern innerhalb kürzerer Zeit lesen. Ansonsten könnte es schwer werden, die vielen Namen (es gibt allein vier Namen mit J am Anfang!) und die komplexen Zusammenhänge zu behalten. Stellenweise kommt die Schreibe von Carl-Johan Vallgren etwas distanziert daher, was es schwierig macht, mit Katz und Eva mitzubangen. Dennoch ist der Roman ein lesenswerter und spannender Thriller.

  • Ich habe mich beim Lesen dieses Buches an Bücher von Kathy Reichs erinnert. Der Spannungsbogen wurde immer wieder durch Informationen zu den verschiedensten Themen unterbrochen, die Geschichte verlor an Fahrt, weil Sachinformationen eingestreut waren. Das hat für mich dem guten Gesamteindruck des Buches nicht gestört, aber doch den fünften Stern gekostet, Die Geschichte ist spannend erzählt, alle Teile greifen letztlich logisch ineinander und führen zu einer befriedigenden Auflösung. Die Figuren sind stimmig und dreidimensional, keiner der strahlende Held oder der abgrundtiefe Bösewicht, sondern Menschen mit ihren Sonnen- und Schattenseiten. Da sich das Buch natürlich in erster Linie an die Leser in der Heimat des Autors richtet sind die Regionalkrimianteile mit langer Beschreibung von wo nach wo in welche Fahrtrichtung jemand unterwegs ist natürlich auch nicht der Brüller. Gut gefallen hat mir, dass das Buch keine so depressive Grundstimmung wie viele Skandinavienkrimis Methode Mankell aufweist. Ich kann dem jubilierenden Klappentext nicht folgen, aber Vallgren wird sicher auch in Deutschland seine Fans finden- ich gehöre nicht dazu, würde ab er ein zweites Buch über diese Figuren sicherlich lesen. .

  • Meine Meinung


    „Schattenjunge“ ist für mich der erste Roman des schwedischen Autors. Leider ziehen sich die ersten Hundert Seiten sehr, erst danach wird es spannend, wenn auch nicht durchgehend. Es ist
    ein netter Schwedenthriller, der mich jedoch nicht ganz überzeugen konnte. Bis zum Schluss habe ich nicht verstanden, warum es unter Heyne-Hardcore erschienen ist. Da ich schon einige Romane aus dem Bereich gelesen habe, hatte ich entsprechendes erwartet. Vor kurzen habe ich das "Krähenmädchen" von Erik Axl Sund gelesen, welcher für mich viel eher Hardcore ist. Aber hier heben sich weder die Geschichte, noch die Handlung oder die Figuren heben sich vom Mainstream ab und lassen das Schicksal des entführten Jungen und seiner Familie an mich herankommen.
    Es soll wohl noch einen Nachfolger geben, für den ich mich jedoch kaum interessiere. Mir ist keine der Figuren ans Herz gewachsen, dass ich sie weiter begleiten möchte.

  • Ich wusste, dass ich so meine Probleme mit den Autoren aus den Norden habe. Anfangs war ich wirklich angetan von dem Buch aber mit der Zeit hat es mich immer mehr gelangweilt.


    Das Buch beginnt 1970, als Kristoffer auf einem Bahnsteig entführt wird. Bis zum heutigen Tag, die Erzählung spielt im Jahr 2012, gibt von dem Jungen kein weiteres Lebenszeichen. Dann wird auch sein jüngerer Bruder Joel entführt. Joels Frau nimmt Kontakt zu seinem ehemaligen Freund auf, der ihn suchen soll.


    Eigentlich hört sich die Geschichte ja gut an. Ein ehemaliger Junkie, der durch einen Freund wieder ins Leben zurück gefunden hat, soll seinen Freund aus Schultagen suchen. Zu Beginn ist die Geschichte auch wirklich interessant. Dieser Freund, Danny Katz, kennt sich ein wenig aus mit Recherche, weil er beim Geheimdienst gearbeitet hat und findet einige interessante Dinge heraus, die ihm helfen, auf Joels Spur zu kommen. Bis zur Mitte des Buches hat es mir wirklich gut gefallen, dann wurde es immer langweiliger. Es tauchten plötzlich Personen auf, die Katz bei der Suche helfen, zum Teil ohne dass er davon weiß. Das Ende war dann auch nicht mehr spektakulär, weil ich mir schon relativ früh ausmalen könnte, was geschehen sein muss.


    Anscheinend hat der Autor zuvor keine Thriller geschrieben und ich finde, das merkt man auch. Er mag ja in seinem Genre ein angesagter Autor sein, aber mich hat er hier nicht überzeugt. Ich kenne aber auch keine anderen Bücher von ihm. Mich hat es ein wenig genervt, dass die Charaktere mit wenig Tiefgang beschrieben waren, denn der Funke ist bei mir gar nicht übergesprungen.


    Ich kann hier leider keine Leseempfehlung geben.

  • Inhalt
    Im Jahre 1970 wird ein kleiner Junge in der U-Bahn Stockholms entführt und man findet nie heraus, was damals geschehen ist. Mehr als 40 Jahre später verschwindet auch sein jüngerer Bruder und so wird Danny Katz ein Ex-Junkie und alter Freund des Verschwundenen von dessen Frau angeheuert um diesen zu finden. Danny taucht immer weiter in die Familiengeschichte ein und deckt das ein oder andere Geheimnis der Familie auf.


    Meinung
    Zunächst einmal lässt sich das Buch sehr gut und flüssig lesen. Dadurch kommt man dann glücklicherweise auch über die teils sehr ausufernden Beschreibungen hinweg, welche in regelmäßigen Abständen auftreten. Zum Teil scheinen diese für den Zusammenhang des Buches unerheblich zu sein. So wird immer wieder Dannys Vergangenheit in allen Details beschrieben, was nicht immer zum Buch beiträgt.
    Insbesondere das Ende des Buches lässt mich zwiegespalten zurück. Zum einen kann man schon 100 Seiten vor dem Ende erschließen, wer der Täter ist und doch zieht sich die Handlung immer noch weiter und weiter – auf der anderen Seite hat man das Gefühl, dass der Autor gegen Ende nur noch versucht hat alle Handlungsfäden zusammenzuführen und das Buch schnell zu Ende zu bringen. Dadurch wirken die Zusammenhänge in diesem letzten Teil oft sehr wirr und unverständlich: Zwar ist eben schon relativ früh klar, wer dahinter steckt und was sein Motiv ist, doch die tieferen Zusammenhänge werden nicht auf Anhieb klar. Teilweise hatte ich hier das Gefühl, dass manche Sätze nur wenig Sinn ergeben und dass die Gespräche der Protagonisten nicht aufeinander abgestimmt sind.


    Fazit
    Sehr gute Ideen, die zu Anfang auch gut umgesetzt wurden, die am Ende jedoch einiges vermissen lassen. Im Laufe des Buches wird immer wieder Spannung aufgebaut, zum Teil werden die Situationen jedoch nicht plausibel aufgeklärt und das Ende lässt mich immer noch ein wenig ratlos zurück. Eine eventuelle Fortsetzung müsste ich persönlich nicht unbedingt lesen.

    :lesend Jay Kristoff; Nevernight - Die Rache

    :lesend Laura Imai Messina; Die Telefonzelle am Ende der Welt (eBook)

    :lesend Rebecca Gablé; Teufelskrone (Hörbuch: Detlef Bierstedt)

  • Schattenjunge von Carl-Johan Vallgren habe ich gestern ausgelesen. Es war recht spannend und man kommt als Leser ein wenig in der Welt herum, landet jedoch immer wieder in Schweden.
    Der Anfang des Thriller hat Sogwirkung.
    So megaspannend, dass ich das Buch gar nicht mehr weglegen konnte, war es im weiteren Verlauf zwar nicht mehr, jedoch spannend genug, um auch in der Zeit der Weihnachtsvorbereitungen immer wieder den Weg in meine Hand zu finden - also keineswegs langweilig.
    Das Thema hinter dem Ganzen war mir nicht mehr neu, denn es wurde schon im Film (auch im TV) verbraten. Hier allerdings taucht man viel tiefer in die Gedanken- und Erlebniswelt eines Mannes ein, dem "so etwas" passiert ist.
    Insofern ist das Thema weit besser ausgelotet und war für mich dank der gut ausgearbeiteten Charaktere und der glaubhaften Hintergrundsgeschichten gut nachvollziehbar. Möglicherweise ist der Thriller ein bisschen überambitioniert hinsichtlich der weltumspannenden "Vernetzungen"? Mich hat das nicht gestört, aber es nimmt dem Ganzen hier und da ein wenig an Tempo.


    Sehr gut fand ich, dass neben dem Protagonisten Katz auch eine Frau auftaucht, mit der es eine ganz besondere Bewandnis hat. Was genau dahintersteckt, entfaltet sich erst nach und nach. Dank dieser zweiten Perspektive gewann der Thriller für mich erst seinen wirklichen Reiz. Die Probleme Evas mit Der Doppelbelastung Beruf/Mutterrolle und ihrem Ex-Ehemann schienen zunächst ziemlich das übliche skandinavische Standardprogramm zu sein, doch nach einiger Zeit nahm die Situation eine ungewöhnliche, hier aber sehr realitätsnahe Wendung.


    Die personale Erzählhaltung, die sich ähnlich anfühlt wie die Ich-Erzähler-Perspektive, sorgte dafür, dass ich mich nahe an den beiden ProtagonistInnen fühlte und auch dafür, dass die Spannung erhalten blieb.


    Mir gefiel der leicht lakonische Erzählton und auch, dass die Atmosphäre nicht so überzogen brutal und hoffnungslos düster ist wie es der Hype in der Skandinavien-Thriller-Sphäre seit einiger Zeit verlangt. Hier schreibt ein Autor, der ein Gespür auch für die feineren Töne zeigt.


    Ein intelligenter Thriller. Lesenswert. 8 Punkte.