Der Autor: Im II- Weltkrieg diente Ross Thomas auf den Phillipinen, wo er auch den vorliegenden Roman ansiedelte. Nach dem Krieg arbeitete er als Journalist und politischer Berater.
Der 1995 verstorbene Autor gilt zu Recht als einer der Spitzenschreiber auf dem Gebiet der Spannungsliteratur.
Das Buch: Der Terrorismusexperte Booth Stallings erhält aus einer recht mysteriösen Quelle ein reizvolles Angebot: Er soll einen phillipinischen Rebellen davon überzeugen, für 5 Millionen Dollar ins Exil zu gehen.
Stallings akzeptiert den Auftrag, allerdings kommt er auch ins grübeln. Für das viele Geld gibt es doch sicher schönere Verwendungsmöglichkeiten.....
Allein kann der die Sache allerdings nicht durchziehen, daher nimmt er Kontakt zu einigen Leuten auf die mit solcherlei Geschäften so ihre Erfahrungen haben.
Meine Rezension: Thrillerautoren gibt es zu Hauf, stapelweise überschwemmen ihre Arbeiten den Markt, doch nur eine Handvoll schaffte es tatsächlich etwas so originelles zu entwerfen das es Wert ist sich lange nach dem Beenden des Buches daran zu erinnern, und Ross Thomas ist zweifelsohne ihr König!
(Trevanian ist einer der wenigen die mir spontan einfallen, Elmore Leonard selbstverständlich, des weiteren Don Winslow mit seinen besseren Arbeiten.... danach wird es wirklich dünn!)
Stallings braucht Hilfe um das Geld umzuleiten, und damit ist natürlich nicht ein rechtschaffender Investmentberater gemeint. Es sind recht schillernde Gestalten die sich hier versammeln und verabreden das Geld aufzuteilen - wobei natürlich jeder darüber nachdenkt das 5 Millionen mehr sind als ein Teil davon. Die illustre Gruppe muß also nicht nur die Auftraggeber austricksen, sie müssen sich sowohl gegenseitig im Auge behalten wie auch versuchen, den wachenden Blicken der anderen zu entgehen.
Die Art und Weise wie Ross Thomas diesen Coup vor dem Leser ausbreitet kann nur als meisterhaft beschrieben werden! Er verliert sich niemals in der recht komplexen Handlung und er lässt seine Leser niemals verwirtt vor der Frage stehen wer jetzt genau was warum tut - seine Handlungstränge bleiben immer nachvollziehbar, sofern der Spannungsaufbau nicht etwas anderes verlangt.
Action sucht man in diesem Werk vergebens! Es gibt den ein oder anderen Toten, allesamt Teil des Puzzles und nicht der blutigen Effekte wegen, solcherlei Unfug hat Thomas gar nicht nötig! Er treibt seine Geschichte durch die fabelhaft gezeichneten Charaktere und unvorhersehbare Wendungen voran, nicht durch einfallsloses Geballer und Blutvergießen.
Arti Wu und Quincy Durant - nach denen die Trilogie benannt ist - sind nicht etwa die Hauptprotagomnisten sondern Teil der Gruppe, eine Hauptperson im herkömmlichen Sinn gibt es nicht, allenfalls Booth Stalling als derjenige der die Sache überhaupt ins Rollen bringt qualifiziert sich für den Part, allerdings nur so lange bis das Team komplett ist.
Der Roman spielt kurz nach dem Ende des Marcos-Regimes und ist hervorragend recherchiert, was dem Buch eine gewisse Realitätsnähe verleiht, ohne ihn zu einem verkappten Sachbuch zu machen. Es ist eher ein "was wäre wenn" - Szenario welches Ross Thomas hier schildert.
“Am Rande der Welt “ ist sowohl spannender Thriller als auch eine Schelmen-und Gaunergeschichte, eine Kombination welche oft unentschlossen zwischen zwei Genres schwanken und unausgeglichen wirken kann, nicht jedoch in diesem Fall. (Brookmyres "Die hohe Kunst den Bankraubs" ist ein weiterer der ganz wenigen Thriller die beides verbinden ohne das eine Seite die andere überlagert.)
Dieser beinahe 30 jahre alte Thriller schlägt fast alles was in diesem Genre heute auf dem Markt ist, und dank der Arbeit des Alexander-Verlages können wir diese Romane immer noch in einer guten Übersetzung und vor allem ungekürzt geniessen.