ZitatAlles anzeigenOriginal von Bücherfreund
S. 227 Audrey bekommt eine selbst gemachte Praline zum Probieren, und dann - Zitat:
Doch kaum berührte sie meine Zunge, lief es mir kalt über den Rücken, und ich hätte vor Entzücken aufschreien können. Feinste Schokolade, ein ganz klein wenig bitter, weich und nachgiebig wie Honig. Als ich sie zerbiss, verlor ich fast den Verstand.
Und nicht vergessen, wir reden hier von einer Praline...
So viel zur, im ersten Abschnitt erwähnten, blumigen Sprache.
Ich wage zu behaupten, dass ich in meinem bisherigen Leben schon viele hervorragende Pralinen gegessen habe, ich kann mir auch vorstellen, etwas zu essen, das die Geschmacksknospen Samba tanzen lässt, aber gleich den Verstand zu verlieren? Da sehe ich doch einen dezenten Hang zu Übertreibungen.
Wobei mir ja bis zu einem gewissen Grad die blumige Sprache gefällt. Das mit den Pralinen in Backförmchen ist vielleicht etwas unglücklich ausgedrückt. Ich weiß genau, was die Autorin meint, denn es gibt ja diese Papierförmchen für Mini-Muffins, in denen man die kleinen Teilchen auch backen kann. Die nehme ich aber auch gerne mal als Pralinenmanschetten.
Was mich jedoch wirklich gepackt hat, ist Glendas Tagebuch. Seitdem schweife ich nicht mehr ab, sonder nun hat der Roman mein volles Interesse. Hobes Rolle sehe ich momentan noch etwas zwiespältig. Einerseits möchte ich den etwas sonderbaren Mann gerne mögen, aber da gibt es doch schon schwerwiegende Verdachtsmomente.
Luella hatte ich mir ganz anders vorgestellt. Nach der langen Zeit ihres Einsiedlertums hat sie nicht nur die Türe, sondern auch ihr Herz sehr schnell geöffnet. Aber vielleicht war sie auch gar nicht so verbittert oder durcheinander, wie die Leute glaubten, sondern hatte sich nur zurückgezogen, weil sie unglücklich war und um dem nervigen Gerede der Leute aus dem Weg zu gehen.
Irritiert hat mich eigentlich mehr Audreys Verhalten, als sie in Luellas Haus herumgeschnüffelt hat. Wenn ich mich in die Situation versetze, zum ersten Mal bei einer wildfremden Frau im Haus zu Gast zu sein, dann würde ich mich nicht trauen, einfach irgendwelche Türen zu öffnen und sogar noch in die Schränke zu schauen.