Uwe-Johnson Literaturpreis

  • geht heute an Lutz Seiler aus Gera für seinen neuen Roman Kruso.


    [URL=http://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Johnson-Preis-fuer-Lutz-Seiler,johnsonpreis104.html]hier[/URL]

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

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  • Geht Euch das auch öfter so? Da liest man von einem Buch, weil es mit irgendeinem Preis ausgezeichnet wurde - denkt sich, das könnte auch etwas für mich sein - und beim näheren hinsehen stellt man fest: Das Buch ist noch gar nicht erschienen.


    In obigem Fall sind es noch über 6 Wochen, bis das Buch überhaupt in die Buchläden kommt. Und das scheint keine Ausnahme zu sein. Beispielsweise beobachte ich das beim Deutschen Buchpreis in ähnlicher Weise: Die vorgeschlagenen Bücher dürfen in einem Zeitraum von 12 Monaten erscheinen - im vorigen Jahr waren aber über die Hälfte der Bücher auf der Longlist bei Veröffentlichung derselbigen soeben erst oder (die meisten) noch gar nicht erschienen.


    Ist es marketingtechnisch wirklich sinnvoll, jetzt schon ein Buch zu prämieren, daß man in 1,5 Monaten / also bei Erscheinen schon wieder vergessen hat (die Preisverleihung selbst wird doch bei den meisten Literaturpreisen überregional kaum noch beachtet)? Oder ist genau das der Grund: Damit man noch schnell auf das Buch einen Aufkleber "Gewinner des XYZ-Preises" oder "auf der Longlist des ABC-Preises" kleben kann?


    Oder glaubt Ihr noch an die Geschichte, daß die Bücher um der Kunst willen ausgezeichnet werden und nicht wegen des Werbe-Effekts? :gruebel

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Die Verlage haben vermutlich die Manuskripte schon eingereicht, bevor die Bücher produziert wurden. Etwas sonderbar wirkt das schon. Noch sonderbarer finde ich aber angebliche Publikumspreise wie die Abstimmungen bei Lovelybooks über Buchtitel, die außer Buchhändlern (und Rezensenten) noch niemand kennen kann. Da könnte doch gleich dazu geschrieben werden: die 50 besten Young Adult Titel, die Euch Buchhändler empfehlen. ;-)

  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    Die Verlage haben vermutlich die Manuskripte schon eingereicht, bevor die Bücher produziert wurden. Etwas sonderbar wirkt das schon.


    Wie das technisch geht, habe ich schon verstanden, mir ging es eher um den tieferen Sinn dahinter. Wieso werden so oft Bücher ausgewählt, die noch gar nicht erschienen sind? Werden hauptsächlich solche Bücher vorgeschlagen? Oder sind es die Jurys, die besonders gerne Bücher auswählen, die noch keiner kennt?


    Zitat

    Noch sonderbarer finde ich aber angebliche Publikumspreise wie die Abstimmungen bei Lovelybooks über Buchtitel, die außer Buchhändlern (und Rezensenten) noch niemand kennen kann.


    Stimme Dir zu, kann aber Abstimmungen im Internet sowieso nicht ernst nehmen - das mutiert immer zu Wettkämpfen a la "wer hat die meisten Fans" und nicht um die Qualität des Inhalts (den die meisten Wähler allerdings wohl auch bei bereits erschienen Büchern nicht beurteilen können mangels "gelesen haben").

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Die Verlage haben vermutlich die Manuskripte schon eingereicht, bevor die Bücher produziert wurden.


    Sehr wahrscheinlich auch, dass die gedruckten Bücher längst existieren. Nicht wenige Verlage lassen einen Gutteil des kommenden Programms in einem Aufwasch produzieren, obwohl die Auslieferung erst Monate später beginnt - sie erfolgt ja nicht, wenn das Buch fertig ist, sondern in dem Zeitraum, für den das Buch geplant ist, was von vielen Faktoren abhängt, aber nicht immer ist die Fertigstellung des Manuskripts oder der Redaktionsfassung einer davon. Außerdem gibt es in vielen Fällen lange vor dem Erscheinungszeitraum Rezensionsexemplare und so genannte Kofferraumexemplare. Das sind Vorabdrucke oder fertige Bücher, mit denen die Vertreter unterwegs sind. Einige Verlage erzeugen auch per BoD Vorab-Exemplare für Presse, Vertreter, Buchhändler - und eben auch Buchpreise.


    Dass sich ein solcher Buchpreis eher auswirkt, wenn das Buch bereits käuflich zu erwerben ist, liegt in der Natur der Sache. Aber es geht jenen, die einen Preis ausloben, ja auch nicht nur darum, Verkaufszahlen anzukurbeln, sondern manchmal auch tatsächlich um die Qualität der Texte. ;-)

  • Zitat

    Original von Tom
    Dass sich ein solcher Buchpreis eher auswirkt, wenn das Buch bereits käuflich zu erwerben ist, liegt in der Natur der Sache. Aber es geht jenen, die einen Preis ausloben, ja auch nicht nur darum, Verkaufszahlen anzukurbeln, sondern manchmal auch tatsächlich um die Qualität der Texte. ;-)


    So sagt man.


    Ich habe mir jetzt mal die Mühe gemacht, die Titel auf den Longlist des Deutschen Buchpreises durchzusehen: von allen Titeln, die es in den vergangenen drei Jahren auf die Longlist geschafft haben, entfiel auf das letzte Sechstel des möglichen Erscheinungstermins (also August / September) die Hälfte. Und zwar ziemlich gleichmäßig verteilt auf die Jahre (9/10/11). Heißt das, die qualitativ besten Werke kommen immer im August / September raus (würde auch zu oben prämiertem Buch passen...)? Oder ist es eventuell so, daß 50% der Bücher im August / September erscheinen? Woran liegt das? Am bevorstehenden Weihnachtsgeschäft? Oder wegen der Buchmesse in Frankfurt? :gruebel

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

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  • Zitat

    Oder wegen der Buchmesse in Frankfurt?


    Wahrscheinlich. Überwiegend. Und zum Sommer. Der andere Schwerpunkt liegt ungefähr im November. Generell aber sind meistens die Sommerprogramme besser bestückt - und die Schwerpunkte/Spitzentitel liegen darin vorne (es sei denn, sie müssen aus terminlichen Gründen weiter hinten liegen). Wichtigstes Marketingevent ist die Frankfurter Buchmesse. Und die Presse dort interessiert sich vorwiegend für zu diesem Zeitpunkt sehr junge Titel.


    Übrigens habe ich noch nie gehört, dass Verlage Manuskripte versenden würde, etwa für Buchpreisnominierungen. Bücher erscheinen auch nur sehr, sehr selten in der Manuskriptfassung. ;-)