Durch einen Spiegel, in einem dunklen Wort - Jostein Gaarder [13 - 16 Jahre]

  • Kurzbeschreibung:
    Die einst blond gelockte Cecilie lebt in einer sie liebevoll umsorgenden Familie. Ängstlich sind Eltern, Großeltern und der Bruder darauf bedacht, es Cecilie recht zu machen. Cecilie ist wütend und stur ..und todkrank. Alle ahnen, dass sie mit ihr das letzte gemeinsame Weihnachten verbringen werden. Als sich Cecilie von der rührenden Obhut ihrer Lieben ausruhen will, lernt sie Ariel kennen. Ariel ist ein Engel ohne goldene Haare, ohne Flügel und kaum größer als Cecilies kleiner Bruder Lasse. Immer wenn nun Cecilie in ihren Wachphasen ohne "irdischen" Besuch ist, entspinnt sich zwischen ihr und Ariel ein Frage- und Antwortspiel. Natürlich will Cecilie alles über Engel wissen. Das Aussehen Ariels erklärt sich schnell: Engel wachsen nicht, denn sie waren schon immer da. Ein Wachstum von Haaren oder Zehennägeln wäre bedeutungsgleich mit Vergänglichkeit. So waren auch Adam und Eva Kinder, und erst als sie vom Baum der Erkenntnis aßen, wuchsen sie. "Die kleinen Schlingel hatten einen solchen Hunger auf Wissen, dass sie sich schließlich aus dem Paradies hinausgefressen haben." Und seit dem Sündenfall sind die Erwachsenen nicht mehr so das Wahre. Sie haben sich die Welt zur Gewohnheit werden lassen. Dagegen staunen die Engel "noch immer über das, was Gott geschaffen hat. Er selbst ist übrigens auch ziemlich verblüfft."


    Aber wenn ein Mensch seine Augen zu seinem himmlischen Ursprung erhebt, ist das so, als ob Gott sich selbst im Spiegel erblickt. Denn das Auge ist der Spiegel der Seele, und Gott kann sich in der Menschenseele spiegeln. Ob das nicht alles eine "Irrlehre" ist? "Wir nehmen so was im Himmel nicht so genau. Dort wissen wir seit jeher, dass die Schöpfung ein großes Rätsel ist, und wenn etwas ein Rätsel ist, dann ist Raten erlaubt." Dennoch bleibt Cecilie bis fast zuletzt skeptisch, und fordert die erfrischend quergebürsteten Antworten Ariels heraus. So wird ihre stereotype Erkenntnis, dass "kein Raumfahrer auch nur eine Spur von Gott oder den Engeln gesehen" hat, von Ariel damit gekontert, dass ja auch kein Gehirnchirurg je die Spur eines Gedankens gesehen hat. Der eigentliche Kunstkniff Gaarders vollendet sich aber in den Fragen und dem Erstaunen des Engels. Ein Engel hat zwar das Weltall zur Spielwiese, kann fliegen und durch die Wände gehen, aber er verfügt weder über unsere fünf Sinne noch über die Fähigkeit sich zu erinnern und zu vergessen. Seine Fragen nach dem scheinbar Selbstverständlichen läßt Cecilie das Wunderbare dieser Welt und nicht zuletzt das Wunderbare am Menschsein selbst gewahr werden. Auf den zu Weihnachten ertrotzten Skiern und dem Schlitten gleitet sie zusammen mit dem Engel noch einmal unter dem Sternenhimmel, dann vermag sie ohne Bedauern "durch den Spiegel zu gehen".


    Meine Meinung:
    Dies war ein wirklich schönes Buch, dass einen sehr nachdenklich macht. Es handelt vom Leben, dem Tod und den Menschen. Wirklich sehr, sehr schön und sehr anrührend.

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Hey Melkat, das war diesmal kein 'schubsen' des Beitrages, aber ich musste hier die ISBN-Nr. nachtragen, da das Buch leider nicht im Verzeichnis gelistet war... (hatte es dort aus versehen gelöscht *hüstel*) ;-)

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Also ich habe das Buch heute auch durchgelesen.
    Ich habe es mal vor ein paar Jahren mal geschenkt bekommen, aber der Titel "Durch einen Spiegel, in einem dunklen Wort" hat mich überhaupt nicht angesprochen und so wanderte das Buch erst mal im Bücherregal.


    Im Rahmen des SUB-Abbaus 2007, wo einige Eulen 10 Bücher zusammengsucht haben, die sie dieses Jahr auf jeden Fall lesen wollen/sollen, habe ich mir auch dieses Buch darunter ausgesucht.
    Und ich bin sehr froh darüber! Das war es wirklich wert!


    Die Geschichte von Cecilie, die eines Tages den Engel Ariel kennenlernt, hat mir auf Anhieb auch sehr sehr gefallen. Ich habe mir richtig vorgestellt, wie ihr Zimmer aussieht, wie die Eltern unten im Wohnzimmer sitzen und Weihnachten feiern.
    Und die Gespräche zwischen Cecilie und Ariel über Leben und Tod und warum es überhaupt etwas gibt auf der Welt, bringen einen wirklich zum Nachdenken.
    Dieses Buch ist jetzt auch eines meiner Lieblingsbücher geworden. :-) Wirklich sehr schön!


    edit: Ach das wichtigste hab ich noch vergessen: Ich habe gehofft, am Ende des Buches noch zu erfahren, was Cecilie denn nun für eine Krankheit hat, aber das bleibt ja doch noch offen. Jedenfalls ist sie zum Glück nicht gestorben.

  • Gaarder ist normalerweise gar nicht mein Fall und mit seinen anderen Werken kann ich dann auch gar nichts anfangen, aber dieses Buch finde ich sehr, sehr gut.
    Die Geschichte ist schön und leicht zu lesen und die Umsetzung eines ernsten Themas ganz wunderbar gelungen.

  • Zitat

    Original von Leserättin
    Gaarder ist normalerweise gar nicht mein Fall und mit seinen anderen Werken kann ich dann auch gar nichts anfangen, aber dieses Buch finde ich sehr, sehr gut.


    Das macht mir Mut. Ich mag seine Bücher eigentlich auch nicht - aber das hört sich echt gut an...

  • Ich mag Jostein Gaarders Bücher nicht wirklich. So auch dieses.
    Gaarder meint, bloß weil er Philosophie studiert hat, all sein Wissen in möglichst viele Bücher zu packen. So kommt es einem beim Lesen dieses Buches nämlich vor. Dahingeknallte Weisheiten, die der Autor versucht möglichst schnell unters Volk zu bringen. Denn neben all diesem Wissen, was man aufgedrängt bekommt, verliert man den Überblick über Personen und wird mit den Protagonisten nicht sehr vertraut gemacht. Deshalb berührt der letztliche Tod Cecilies rein gar nicht - mich zumindest nicht. Ein Buch, das eigentlich so nichtssagend ist, dass es für mich einfach bloß existiert, aber keinerlei Wert hat.

    "Katzen achten nicht drauf, welche Namen wir ihnen geben. Sie haben ihre eigenen Namen und brauchen unsre nicht. Darum schaut einen eine Katze auch immer so mitleidig an, wenn man sie beim Namen ruft, den man ihr gegeben hat, als ob man es nie lernt.

  • Also ich fand das Buch sehr schön! Es regt zum Nachdenken an. Ich glaube nicht, dass die Protagonisten die Hauptakteure dieses Buches sind, denn es geht einfach um die Frage des "DA-SEINS". Gaarder hat dies sehr schön, einfach und logisch in diese Geschichte verpackt! Die Fragen, die man sich selber schon gelgentlich mal gestellt hat, werden ein klein bisschen klarer und verständlicher, zumindest in diesem Augenblick.


    Wie gesagt, ich empfand es als sehr schönes Buch und kann es nur empfehlen. Vor allen Dingen, weil es nicht wirklich dick ist, kann man es gut zwischendrin mal lesen.

  • Ich muss den Thread nochmal hochholen. Ich habe das Buch vor ein paar Tagen gelesen. Ich habe vor Jahren mal versucht "Sophies Geheimniss" zu lesen und bin kläglich dran gescheitert. Ganz anders bei diesem Buch, die Geschichte hat mich sofort gefesselt, ich konnte das Buch wirklich nicht aus der Hand legen, mir sind an mehreren Stellen die Tränen gekommen, vielleicht war ich einfach in einer komischen Stimmung aber das Buch hat mich schon tief berührt. Ich habe die Nacht durchgelesen und am Ende war ich hin und weg und konnte immernoch nicht glauben, dass ich gerade die letzte Seite gelesen hatte. Ein bisschen enttäuschend fand ich das Ende, es hat gepasst zweifellos, aber ich hätte trotzdem gerne noch mehr über Cecilie und ihre Krankheit erfahren, vielleicht lag es aber auch daran, dass ich es schade fand, dass das Buch zuende war.



    Das Buch bekommt von mir 9 3/4 Punkte :lache

  • Ich kann mich den Worten, dass dieses Buch lesenswert ist, auf jeden Fall anschließen. Es regt wirklich sehr zum Nachdenken an und die Gedankengänge des Autors sind sehr ansprechend und fantasievoll umschrieben. Auch ich bin allerdings etwas enttäuscht, dass die Charaktere drumherum nur angerissen werden und man auch von der Krankheit der Protagonistin so gut wie nichts erfahren hat. Das mag aber auch daran liegen, dass das Buch mit 174 Seiten ja sowieso eher ein kurzweiliges Vergnügen ist, was daher etwas freier von vielen Details ist und sein Augenmerk eher auf die Gedanken zu Leben, Tod, Sein oder nicht sein richtet. Ein nettes Buch für jeden, der zum Nachdenken angeregt werden möchte, sich aber nicht allzu lange auf solche Dinge beschränken möchte. Ich vergebe 8 von 10 Punkten, und den Abzug gibt es für die Tatsache, dass ein paar mehr Details die Geschichte deutlich lebendiger gestaltet hätten.

  • Das war das dritte Buch von Jostein Gaarder, das ich gelesen habe und es hat mich, wie auch die beiden anderen, überzeugt. Die Geschichte war tiefgründig und zugleich schön als auch traurig. Ich kann den anderen nur zustimmen, dass es sehr zum Nachdenken anregt und interessante Gedanken anbringt. Zudem hat es wunderbar zur Weihnachtszeit gepasst.

  • Bei der Zusammenstellung meines Lesestoffs für die Adventszeit 2014 wählte ich auch dieses Buch aus. Kurz vor Weihnachten habe ich es dann gelesen. Wie bei den anderen Titeln von ihm, die ich gelesen habe, zeigt es einem den Boden der Tatsachen, unsere Besuchsdauer auf Erden auf und lässt einen nachdenklich werden. Der richtige Romanstoff auch mal für Zwischendurch.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)