Tod am Eaton Square - Anne Perry

  • Originaltitel: Midnight at Marble Arch (2012)
    Heyne Verlag 2014, 511 S.


    Band 28 der Thomas Pitt-Reihe


    Über den Inhalt:
    London 1896: Die Ehefrau eines angesehenen Bankiers wird in ihrem Privathaus am Eaton Square vergewaltigt und ermordet. Wenige Tage darauf flüchtet die Tochter eines Botschafters panisch vor einem jungen Mann, und es kommt zur Katastrophe. Thomas Pitt, Chef des Geheimdienstes, ermittelt in beiden Fällen und erkennt schließlich einen grausigen Zusammenhang.


    Über die Autorin:
    Die Engländerin Anne Perry, 1938 in London geboren, verbrachte einen Teil ihrer Jugend in Neuseeland und auf den Bahamas. Schon früh begann sie zu schreiben. Ihre historischen Kriminalromane zeichnen ein lebendiges Bild des spätviktorianischen England und begeistern ein Millionenpublikum. Anne Perry lebt und schreibt in Schottland.


    Meine Meinung:
    Dieses Mal hat sich Anne Perry eines sehr schwierigen privaten Themas angenommen: der Vergewaltigung. Und beim Lesen fiel mir auf, wie wenig sich in den letzten 100 Jahren im Umgang mit den Opfern geändert hat.
    Die Geschichte kommt nur zögerlich in Gang, bis etwa zur Hälfte des Buches beschäftigt Anne Perry sich hauptsächlich mit der Hilflosigkeit der weiblichen Opfer, dem Umgang der Öffentlichkeit mit diesem Thema und der Tatsache, dass die Täter allzu oft ungestraft davonkommen, da die Familien der Opfer die Tat aus Angst vor der Schande verschweigen.
    Das ist in höchstem Maße tragisch, bringt aber die Geschichte nicht voran.


    Pitts ehemaliger Vorgesetzter Lord Naraway langweilt sich in seiner neuen Position und schlüpft, als sich ihm die Gelegenheit bietet, sozusagen in Pitts frühere Rolle als Ermittler. Tatkräftig unterstützt wird er von Lady Vespasia, die beiden verbindet eine immer inniger werdende Freundschaft.


    Schwerfällig und langatmig schleppt sich die Handlung dahin, auch die eher ungewohnten Actionszenen am Ende können es nicht mehr herausreißen. Einer der schlechteren Romane um Thomas Pitt, der hier seine Protagonistenrolle nicht nur mit seiner Ehefrau Charlotte, sondern mit dem neuen „Ermittlerteam“ Naraway und Vespasia teilen muss.
    Mal sehen, wohin das noch führt.

  • In Tod am Eaton Square hat sich die Autorin mit dem Thema Vergewaltigung (und das auch noch um das Jahr 1896 in London) ein großes Ziel gesteckt - vielleicht etwas zu groß. Das Buch liest sich sehr zäh und stellenweise kommt die Handlung gar nicht voran. Ich hätte es ein paar Mal fast weggelegt.


    Auch die Verteilung der Ermittlungen auf mehrere Personen/Teams empfinde ich als unglücklich, teilweise hatte ich Probleme nachzuvollziehen, was das Ergebnis von "Team 1" jetzt mit dem von "Team 2" zu tun hatte und in wie fern es dem Fall dient.


    Zwar findet man die Schuldigen, doch anstatt sie vor Gericht zu stellen, um die Ehre der Opfer und deren gesellschaftlichen Status wieder herzustellen, entschied sich die Autorin, die Schuldigen in einem 10-seitigen Showdown umkommen zu lassen. Das lässt mich unzufrieden zurück, außerdem können die -zugegeben- spannenden letzten Seiten die Langeweile vorher nicht wieder wett machen.


    Was allerdings wirklich auffällt, wenn man dieses Buch liest -und da stimme ich JaneDoe zu - ist die Tatsache, dass sich an dem Umgang mit Vergewaltigungs-Opfern bis heute wirklich nicht viel geändert hat.

    "Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder!" (Dante Alighieri)