Joseph Conrad -- HERZ DER FINSTERNIS

  • Klappentext:
    "Conrads Bücher sind voll visionärer Augenblicke. Sie beleuchten ganze Charaktere mie einem Schlag. Man spürt, daß er nich schlecht schreiben konnte, daß er um sein Leben schrieb." Virginia Woolf


    Zentralafrika gegen Ende 19. Jahrhunderts: Leise und unaufhaltsam bahnt sich ein Boot den Weg durch den dunklen Urwald. Immer tiefer dringt es ein in den dunklen Dschungel. Auf dem Boot sieht der junge Kapitän Marlow mit Ungeduld sem Ziel seiner Mission entgegen: Der Begegnung mit dem mysteriösen Elfenbeinhändler Kurtz. Dieser hat sich ganz der Kontrolle der Handelsgesellschaften entzogen und inmitten der Wildnis sein eigenes Schreckensreich errichtet. Marlow soll ihn zurück holen. doch schon bald stellt sich die Frage: Wird er selbst überhaupt zurück kehren?


    Conrads suggestive Novelle erzählt von einer Expedition, die weiterführt, als nur in das Zentrum des afrikanischen Kontinents. Sie führt in das Herz des britischen Kolonialreichs, das sich die Welt mit kalter Effizienz untertan machen will, dabei jedoch immer wieder irrationale Brutalität gebiert. Zugleich ist Marlows Reise auch eine ins Verdrängte, Halbbewußte. Undurchdringlich ist nicht nur der Urwald, der sich wie eine schwarze Wand zu beiden Seiten des Flusses auftürmt, sondern auch der Dschungel der Gefühle und Ängste, der sich vor dem jungen Kapitän auftut. Er ist auf einer Reise, nach der er nicht mehr derselbe sein wird.


    Autor:
    Joseph Conrad (1857 -1924) verarbeitet in *Herz der Finsternis* die persönliche Erfahrung einer verhängnisvollen Kongofahrt, auf der er selbst dem Tod ziemlich nahe kam. Schon früh suchte der als Jozef Teodor Konrad Nalecz Korzeniowski im ukrainischen Berditschew geborene Conrad als Seemann sein Glück.
    Mit kaum 18 Jahren verdingt er sich als Lehrling bei der französischen Handelsmarine und reiste zwischen 1875 und 1878 dreimal in die Karibik. Weitere 16 Jahre fuhr er für die britische Handelsmarine zur See. Seine unzähligen Reisen führten ihn nach Borneo, Malaysia, Südamerika, und zu verschiedenen südpazifischen Inseln. Auf den langen Expeditionen begann er zu schreiben. Im Alter von 36 Jahren beschloss er, sich ganz der Literatur zu widmen. Sein Durchbruch gelang ihm mit " Der Nigger von der Narzissus" (1897) und "Lord Jim" (1899). Darauf folgte 1899 die Novelle "das Herz der Finsternis", die neben "Lord Jim" als sein bekanntestes Werk gilt. Conrad starb 1924 an einem Herzinfarkt.


    Meine Meinung:
    Ganz schön harter Tobak. Nachdem man sich an die häufige Verwendung des Wortes Neger gewöhnt hat, irgendwie stößt mri das immer sauer auf, liest sich das Büchlein recht flüssig. Wenn man auch an der ein oder anderen Stelle schon mal schlucken muß. Nichts für zartbesaitete Gemüter also, dieser "Reisebericht".
    Trotzdem faszinierend wie gut es ihm gelingt *Bilder* zu zeichnen und wie sehr man mit Kapitän Marlow mitfühlt.
    (Ich schwöre ich hab das Feuer gerochen...)
    Absolut empfehlenswert.

  • Hi BJ,


    Du scheinst ja eisern mit der SZ-Bibliothek :grin
    Weiter so.


    Ich habe "Herz der Finsternis" auch diesen Moant gelesen (eine andere Ausgabe) und habe mir erlaubt 10 Punkte zu vergeben.


    Es ist eine Geschicht, die mir sehr unter die Haut gegangen ist und mehr "Grusel-Effekt" hervorgerufen hat, als die aktuellen, darauf angelegten Thriller. Und das obwohl eigentlich nichts Schreckliches geschieht. Joseph Conrad katapultiert den Leser vom Lesesessel in eine andere Welt, dass der Leser, wenn er aufschaut, sich wundert, dass er zu Hause sitzt und nicht im Führerhaus eines Flußschiffes.
    Einfach genial.


    Ich habe zwar schon einiges von Jospeh Conrad gelesen, aber diese Erzählung bisher noch nicht. Aber vor einiger Zeit fiel mir ein Buch in die Hände, in dem eine Leserin die Figur Kurtz aus Jospeh Conrads Roman entwischen läßt und sie ihn nicht wieder einfangen kann. Daher versucht sie Marlow zu überzeugen, ihr zu helfen, während furchterregende Dinge in der Stadt geschehen.
    Da mußte ich, dem Himmel sei Dank, Herz in der Finsternis zuerst lesen :grin


    LG Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Zitat

    Original von Charlotte
    Ihr macht mich neugierig. Sieht ganz so aus, als wenn ich mir dann dieses Buch der SZ-Reihe auch noch unbedingt zulegen muß.


    Ja mußt du!! :-]


    Es war wirklich gut.


    @ dyke:
    bis jetzt waren ja auch nur 2 oder 3 Bücher dabei die mir so gar nicht gefallen haben, viele haben mich wirklich überrascht.
    Unter anderem halt das hier.


    Es ist einfach toll, wie gut er alles beschreibt und wie intensiv man alles miterlebt. Mal von der Hintergründigkeit seines Reiseberichts abgesehen....faszinierend.


    Ich habe mir erlaubt das von dir genannte Buch mal auf die Wunschliste zu setzen, leider ist es bei Amazon nicht mehr zu haben... mal sehen, ob ich es mir in engl. besorge :grin

  • Bei booklooker gibt es 4 Exemplare von 1,60 - 5,00 Euro :grin


    wobei ich noch nicht weiß, ob das Buch gut ist. Allerdings habe ich von dem Autor schon vor Jahren "Der Krieg und die Kröte" gelesen. Meine Erinnerungen daran sind angenehm, obwohl es kein Wegschnabulier-Buch war.


    LG Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • ich kannte von dem verfasser bisher nur: "der gefangene der inseln" und "almayers wahn" - zumindest der erste wurde hervorragend verfilmt.


    gute nacht :wave

  • Das Buch hat bei mir einen sehr guten Gesamteindruck hinterlassen.
    Es war eine atmosphärisch unglaublich dichte Geschichte, die mit ihrer Sprache und dem Szenario eine extreme Beklemmung ausgelöst hat. Durch das späte Zusammentreffen von Marlow und Kurtz wurde die Spannung zusätzlich angeheizt.
    Für mich ein Abgesang auf die Kolonialzeit mit ihrer Ausbeutung und Menschenverachtung.

  • Sprachlich ist das Buch sehr gut - gar keine Frage.


    Inhaltlich hat es mich aber etwas ratlos zurückgelassen. In den ersten zwei Kapiteln wurde die Spannung so sehr aufgebaut, daß ich richtig neugierig auf das Ende war. Und das war dann für mich eher enttäuschend.


    Vielleicht habe ich dieses Buch unter falschen Voraussetzungen begonnen. Oder einfach das Ende nicht richtig verstanden - interpretieren können.


    Da es mir aber sprachlich sehr gut gefiel und es auch relativ wenig Seiten hat, werde ich es bestimmt noch einmal - mit einer anderen Herangehensweise - lesen.


    Eine Bewertung in Punkten kann ich leider nicht geben.

  • Ich habe das Buch vor ca. 20 Jahren auf Deutsch gelesen und wusste nach dem Lesen nicht im geringsten, was ich da gelesen habe. Klar, ich war wohl zu unaufmerksam oder einfach noch nicht reif genug für das Buch. Dachte ich. Jetzt habe ich es noch mal gelesen, diesmal auf Englisch und, was soll ich sagen? Ich habe wieder keine Ahnung, was ich da eigentlich gelesen habe. Wäre es nicht so dünn gewesen, hätte ich es wohl abgebrochen, so habe ich mich durchgebissen, aber es war wohl der Wurm drin für uns beide. Sprachlich war es schön geschrieben, aber inhaltlich kam ich nicht an das Buch ran, es kam mir zeitweise fast schon vor wie stream of consciousness, dass Marlowe einfach erzählt, was ihm so durch den Kopf ging.
    Ob ich es in weiteren 20 Jahren noch mal versuchen sollte?


    Das musste ich mir von der Seele schreiben, weil mir echt das Herz dabei geblutet hat, jetzt in der Juli-Leseliste ausgerechnet diesen Klassiker so mies bewerten zu müssen. Jedoch, es hilft nichts, wir wurden auch diesmal keine Freunde, das Buch und ich.