'Der Sommer der Freiheit' - Seiten 362 - 449

  • Die Erlebnisse in Metz habe ich angelehnt an das Tagebuch von Herta Strauch, die daraus Ende der 20er Jahre unter dem Pseudonym Adrienne Thomas den sehr erfolgreichen Antikriegsroman "Die Katrin wird Soldat" gemacht hat. sie schildert eine solche Szene mit einem Blindgänger, der mitten auf der Straße lag. Auch die zunehmende "Gleichgültigkeit" der Menschen in Metz gegenüber den alltäglich gewordenen Luftangriffen ist angelehnt an ihre Schilderungen. Mich hat es schockiedrt, das zu lesen, war mir zuvor gar nicht bewusst gewesen, wie sehr Städte wie Metz im 1. Weltkrieg schon von Luftangriffen betroffen waren. In Karlsruhe, Mannheim und gegen Kriegsende im Ruhrgebiet und im Rheinland war es ähnlich, von den deutschen Angriffen auf französische und englscihe Städte (in London fielen Bomben, die aus Luftschiffen abgeworfen wurden!) ganz zu schweigen. Einfach nur grausam.


    Grischa ist sozusagen in "anderen Welten": die Flieger realisieren gar nicht, was sie da tun und dass es nicht um sportlichen Wettkampf, sondern um das Töten von Menschen geht. Da hat man sie auch ganz bewusst nicht mit konfrontiert. Hier kann ich immer wieder nur auf die britische Doku auf Youtube hinweisen sowie auf zahlreiche Tagebuchaufzeichnungen und natürlich Biographien des "roten Barons" Richthofen.
    Das mit jemandem "von unten" am Boden wie Gero zu konfrontieren, war mir sehr wichtig,


    Ansgar Grün kann die Front nicht mehr ertragen und entschließt sich zum Heimatschuss. Er war nicht der einzige, der diesen Weg gewählt hat. Das habe ich weiter oben schon mal erklärt. Das ist auch ein Schicksal, was man eigentlich nicht teilen will.

  • Zitat

    Original von Heidi Rehn
    Grischa ist sozusagen in "anderen Welten": die Flieger realisieren gar nicht, was sie da tun und dass es nicht um sportlichen Wettkampf, sondern um das Töten von Menschen geht. Da hat man sie auch ganz bewusst nicht mit konfrontiert. Hier kann ich immer wieder nur auf die britische Doku auf Youtube hinweisen sowie auf zahlreiche Tagebuchaufzeichnungen und natürlich Biographien des "roten Barons" Richthofen.


    Was hast du bei Youtube eingegeben, um die Doku zu finden?


    Grischas Verhalten erinnert stark an die Jugend von heute, die durch Ballerspiele das Schießen auf Menschen als nicht so dramatisch ansieht. Wahrscheinlich sieht für Grischa von da oben wirklich alles wie Ameisen aus oder aber er kann gut verdrängen (wie seine Schwester auch), was da unten dann wirklich passiert, wenn er schießt...

  • Schau mal, das müsste die Doku sein, die ich meinte (ist leider schon etwas her...):
    https://www.youtube.com/watch?v=FHs-T3X1BP8


    Rechts vom Video findest Du noch einige andere Dokus zu Richthofen & Co.


    Letztlich hat man den Fliegern eingetrichtert, sie wären eine Elite. Das war wohl auch nötig, denn kaum die Hälfe hat den Krieg überlebt....

  • Und jetzt habe ich auch noch den Roman von Romain Rollaand gefunden, in dem die Luftangriffe auf Paris im 1. (!) Weltkrieg sehr erdrückend geschildert werden: "Pierre und Luce".


    Rolland war ja ein Pazifist und Kriegsgegner der ersten Stunde und dann ein Brieffreund Stefan Zweigs, der zunächst - wie viele andere - kriegsbegeistert war und erst dann zum Pazifisten wurde. Der Briefwechsel der beiden ist eben erst neu ediert worden. Stefan Zweigs "Welt von gestern" hat mich nachhaltig beeindruckt. Sehr lesenswert!

  • Geros Ausbruch auf der Geburtstagsfeier war schon heftig... So weiss man auch, wie Soldaten so gefühlt haben, die waren/sind ja nicht alle Kampfmaschinen.


    Die Szene mit Louise fand ich ganz nett. Sie ist vielleicht auch ein bisschen oberflächlich, aber ich mag sie. Wenn sie heute leben würde, wäre sie sicher das perfekte Mädel für "Hello Kitty" und "Prinzessinnen" ;-)


    Gero wird an der Westfront vermisst und in Selma reift der Plan, ihn zu suchen. Ein schwieriges und gefährliches Unterfangen. Ich bewundere ihren Mut. Meta ist zwar nicht glücklich mit diesem Vorhaben, aber sie unterstützt ihre Enkelin trotzdem. Obwohl Meta sich doch freut, dass Selma endlich ihr Talent zum Schreiben nutzen will. Ich finde die Idee, direkt aus der nähe der Front berichten zu wollen, wie es der Bevölkerung geht, super.


    In Metz werden die Mädels und Grischa von Constanzes Vater empfangen, der nichts von Selmas Plan, Gero auf französischer Seite zu Suchen, weiss.
    ***Die Szene, als der Vater meinte, das Mädchen wäre mit einem Unteroffizier nach Sachsen (in das Land mit dem unverständlichen Dialekt) gefahren ist, fand ich ganz nett. Ich musste sogar schmunzeln. Ich selbst komme aus Sachsen, aus der Nähe von Dresden***


    Ich wüsste nicht, ob ich das als Einwohner von Metz auch so stoisch hätte ertragen können, diese ewigen Bombenalarme.


    Ist Selmas Grund Gero zu retten der, dass sie ihm das schuldig ist, weil sie ihm Alma "untergejubelt" hat?

  • Louise und "Hello Kitty" - das ist eine wundervolle Charakterisierung, die ich sofort unterschreibe! Das trifft es ganz gut. Sie ist etwas oberflächlich, aber sie hat einen guten Kern.


    Gero leidet an dem, was er an der Front erlebt, und er leidet daran, dass er das niemandem "zu Hause" begreiflich machen kann. Diese Kluft wird ihm in Godesberg so richtig bewusst, auch wenn man dort schon sehr stark die Auswirkungen des Krieges spürt. Es ist eine ganz andere Erfahrung als direkt an der Front. Noch dazu schildert Grischa den Krieg aus einer völlig anderen Perspektive, auch das setzt Gero sehr zu.


    Wie witzig, dass Du die kleine Geschichte mit Weißkirchners Dienstmädchen und ihrer "Flucht" nach Sachsen so amüsant fandest. Ich liebe Dresden, eine Freundin von mir hat dort einige Zeit erlebt, und ich habe schon öfter Sachsen hier in München erlebt. Das sich Bayern und Sachsen in ihren jeweiligen Dialekten verstehen, scheint ein Ding der Unmöglichkeit. Für mich als Rheinländerin, die seit mehr als 20 Jahren in München lebt, ist das immer wieder sehr schön zu beobachten :grin

  • Hmm, also mit dem Münchener Dialekt habe ich so direkt keine Probleme. Wir haben gute Freunde in München und die versteh ich bestens. Sie spricht eher hochdeutsch, aber er ist Ur-Münchener und vor allem, wenn er sich aufregt (über jmd. oder etwas) dann fällt er in Dialekt.


    Ich selbst habe da mehr Probleme mit dem fränkischen. Als wir mal von Pirna aus wieder in Richtung Heimat gefahren sind, haben wir an einem Autohof Rast gemacht und auch übernachtet. Als ich uns nen Kaffee geholt habe, oder auf die Toilette gehen wollte (so richtig weiss ich nicht mehr) hat mir der Mitarbeiter dort einen Bon in die Hand gedrückt und mir erklärt, was ich alles damit machen kann... Ich hab ihn angeschaut und genickt, aber war hinterher genauso schlau wie vorher, weil ich kein einziges Wort verstanden habe. :lache


    Edith sagt: beseitige deine Tippfehler!!!

    On a toujours le choix... Il suffit de faire le bon

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von mazian ()

  • Danke für den Hinweis auf den Tippfehler :-]


    Fränkisch geht einigermaßen, vielleicht, weil ich in meiner ersten Studenten-WG mit zwei Franken zusammengewohnt und da meine Sprachkenntnisse fleißig aufgefrischt habe. Was mir bis heute am meisten Probleme macht, ist Niederbayerisch, weil es so ganz dumpf und dunkel ist. Das Münchnerische dagegen hat einen ganz eigenen Charme, klingt fröhlich und oft sehr erfrischend klar. :grin


    Aber ich fürchte, wir schweifen ab..... :lache