Hier kann zu den Seiten 362 - 449 (Kapitel 7 – 14) geschrieben werden.
'Der Sommer der Freiheit' - Seiten 362 - 449
-
-
Uff, dieser Abschnitt hat es in sich. Während Grischa der verklärte Kriegsheld ist, zeigt Gero das erste Mal, wie sehr der Krieg an seinen Nerven zerrt. Für die zurückgebliebene Familie in Berlin ist es nicht nachvollziehbar, was Gero in einem schwachen Moment hinausschreit. Wie auch? Es hagelt keine Bomben, es gibt keinen Fliegeralarm und bis auf die Rationierungen merkt man nichts vom Krieg. Dieses Aufeinanderprallen von 2 Realitäten ist irgendwie beängstigend, zeigt aber auch, wie unterschiedlich die Wahrnehmungen sind.
Selma kann bei mir keinen Stich mehr machen. Ohne an ihre Tochter zu denken, begibt sie sich in den Westen. Vordergründig will sie Reportagen schreiben, doch insgeheim will sie nach ihrem vermissten Ehemann suchen. Und ich glaube nicht, dass sie dabei die Liebe zu ihm treibt. Eher das schlechte Gewissen, denn Alma scheint nicht Geros Tochter zu sein.
Was mich wundert: warum macht Constanze bei all dem mit? So eng ist sie ja nicht mehr mit Selma
-
Wie schade, dass Selma es sich komplett mit ihr verdorben hat. Das schlechte Gewissen Gero gegenüber wäre doch letztlich schon ein legitimer Beweggrund, oder? Sein Ausbruch in Bonn im Januar 1917 hat einiges bei ihr in Gang gesetzt, dann die Begegnung mit seinem Ex-Geliebten in Berlin einige Wochen später.... Sie fängt an zu denken und merkt, dass da einiges anders ist, als sie bislang annahm.
Was das "im-Stich-lassen" der Kleinen angeht: Damen aus diesen Kreisen hatten damals ein anderes Verhältnis zu ihren Kindern. Es gab immer eine Kinderfrau, die die erste Bezugsperson war. Deshalb ist frau damals weitaus eher ohne Kind gereist. Das soll sie nicht entschuldigen, nur ihr Verhalten ein wenig ins rechte Licht rücken.... -
Oh ich merk schon, deine Hauptfigur liegt dir sehr am Herzen. Und das ist auch gut so. Wie gesagt, ich mag es auch mal eine Hauptfigur zu hassen. Das geht mit Selma sehr gut, auch wenn ich einige Beweggründe durchaus nachvollziehen kann.
Wäre ich aufgrund des schlechten Gewissens an die Front gezogen? Bestimmt nicht. Aber wer weiß, wie ich damals gedacht hätte...
-
Ich bin ziemlich froh, nicht in Selmas Haut zu stecken.... Und wie schön, wenn Du sie von Herzen hassen kannst. Ich finde, irgendwelche Gefühle müssen die Figuren wecken, positive oder negative. Wenn gar nichts beim Lesen passiert, ist was grundsätzlich schief gelaufen....
-
Du hast es auf den Punkt gebracht: Figuren müssen was auslösen. Und das haben deine Figuren bei mir, auch wenn Selma ganz schön leiden muss.
-
Um das aufzufangen, gibt es ja noch Meta, Constanze und Grischa....
-
Ich würde nicht sagen, dass ich Selma "hasse", ich mag sie nicht.
Der Beweggrund wird mE durch ihre Äußerung, sie sei es Gero "schuldig", klar.
Ich vermute mal, ihr schwant langsam, dass sie Gero eigentlich nie als Menschen liebte, sondern sein in ihren Augen attraktives Äußeres, das, was er von Abkunft und Beruf her darstellt. Und ansonsten halt die Leidenschaft, der Sex. Dass die gemeinsamen Jahre verbinden, hat auch nichts mit Liebe zu tun.
Und dann ist da noch die Sache mit Alma...
Vielleicht meint sie daher, ihm etwas schuldig zu sein. -
Du triffst es auf den Punkt. Aber wie heißt es so schön? "Einsicht ist der erste SChritt zur Besserung". Selma wird Gero wahrscheinlich nie lieben können, aber zumindest erkennt sie, wie sie mit ihm umgegangen ist und dass das falsch war. Ihm zu helfen, ihn nicht aufzugeben, ist von daher für sie sehr wichtig, um zumindest einen Teil der Schuld ihm gegenüber "abzutragen". Dass er ihr gegenüber letztlich nicht viel anders gehandelt hat, ist natürlich keine Entschuldigung. Ob er diese Seite noch wahrnimmt, muss offen bleiben. Er hat seit Sommer 1914 an der Front zu viel erlebt, was diese privaten Geschichten einfach in den Hintergrund treten lässt.
-
Schön, dass jetzt näher von Alma geschrieben wird. Die dunklen Haare und dunklen Augen fallen doch auf. Zumal wenn Mama und Papa hellhäutig sind, dass Kind einen dunklen Teint hat. Gero und Selma scheinen darüber doch zu grübeln.
Am Geburtstag des Vaters sind Hedda und Meta ja richtig an einander geraten. Grischa konnte auch zum Geburtstag frei bekommen. Und Gero ist niedergeschlagen.
Selma und Luise gehen tanzen und treffen wieder auf Ansgar. Für Ansgar ist der Krieg vorbei. Er denkt scheinbar, besser mit einem Arm leben als gar nicht leben.
Gero und Selma scheinen beide Bisexuelltendenzen zu haben.
-
Ich hatte in dem Abschnitt das Gefühl dass Selma versucht ihre Ehe zu retten, wenn auch nicht aus Liebe, sondern mehr au Freundschaft zu Gero.
Was wohl nicht das schlechteste ist, gibt deutlich schlimmere Ehen.Und Gero nimmt der Krieg sehr mit, ob er sich davon wieder erholen wird? Und wird Selma das überhaupt verstehen können. Auf dem Geburtstag ihres Vaters stellt sie ja schon fest, dass Gero ein Fremder für sie geworden ist.
-
streifi : Wie gesagt, so ganz ohne Gefühle stehen Selma und Gero einander wirklich nicht gegenüber. Kameradschaft, Freundschaft, auch das Wissen, einander zu brauchen, um das Leben zu führen, was sie sich bislang vorgestellt haben, verbindet sie. Allerdings macht der Sommer 14 dem einen dicken Strich durch die Rechnung....
Der Krieg birgt für Gero ganz andere Erfahrungen als für Grischa. Ebenso steht auch Ansgar für einen Typ Soldat, die ihre Erlebnisse auf eine bestimmte Art verarbeiten und nur noch dem Instinkt nachgeben, sich selbst zu retten. Der "Heimatschuss" ist ein sehr interessanter psychologischer Aspekt, der meines Wissens im 1. Weltkrieg erstmals zum großen Thema wurde. Ich bin froh, nie eine solche Erfahrung machen zu müssen....
-
Diese Woche bin ich gar nicht viel zu Lesen gekommen. Bin immer noch bei diesem Teil.
Herrlich fand ich, wie Selma, Constanze und Meta Joseph überreden, Passierscheine zu besorgen. Es ist zwar schön, dass Selma einen Job sucht, aber ins Kriegsgebiet? Meta hält es ja auch nicht für gut. Gero weg und Selma auch? Soll Hedda sich jetzt ums Enkel kümmern? Hedda schaffte ja nicht einmal eine Stunde.
-
Ich habe gerade das erste Kapitel dieses Abschnitts beendet und muss gleich mal was dazu schreiben, bevor ich weiterlese.
Kapitel 7 und besonders Geros Auftritt, ist für mich bisher das stärkste Kapitel des Buches. Ganz großartig geschrieben Als Gero abseits der feiernden Familie am Fenster steht als wäre er zu Eis erstarrt, sich dann irgendwann umdreht, Genug! brüllt, und der Familie schildert, was Frontsoldaten alles an Unvorstellbarem erleiden müssen, das ging so unter die Haut.
-
Danke! Es war sehr schwer, aber es musste auch genau so sein....
-
Selma geht also so langsam ein Licht auf. Würde aber auch Zeit Bin sehr gespannt ob sie sich nicht in dieser wahnwitzigen Idee verrennt.
-
Zitat
Original von Selma
Ich habe gerade das erste Kapitel dieses Abschnitts beendet und muss gleich mal was dazu schreiben, bevor ich weiterlese.Kapitel 7 und besonders Geros Auftritt, ist für mich bisher das stärkste Kapitel des Buches. Ganz großartig geschrieben Als Gero abseits der feiernden Familie am Fenster steht als wäre er zu Eis erstarrt, sich dann irgendwann umdreht, Genug! brüllt, und der Familie schildert, was Frontsoldaten alles an Unvorstellbarem erleiden müssen, das ging so unter die Haut.
Das fand ich auch. Und er hat ja auch recht. Wo andernorts die Soldaten erschossen werden, gibt es in Baden-Baden nichts wichtigeres, als einen 60. Geburtstag zu feiern und ob man die Gäste auch satt bekommt. Da kann man wirklich nur den Kopf schütteln.
-
Selma und Constanze sind in Metz. Die Szene mit ihrem Vater fand ich rührend. Der alte Mann will Metz nicht verlassen, weil es die Heimat seiner Frau ist. Constanze hat ihn wohl doch überredet. Aber wie soll er nach Berlin kommen, wenn Constanze nach Basel fährt? Und warten ob sie - überhaupt - nochmal nach Metz kommt?
-
saphiria : Über den Sinn einer 60.Geburtstagsfeier 1917 in Bad Godesberg kann man natürlich streiten, aber aus dramaturgischen Gründen brauchte ich schlichtweg auch einen wichtigen Anlass, um Gero und Grischa gleichzeitig da sein und ihre völlig unterschiedlichen Kriegserfahrungen zu kontrastieren. Als ich darüber nachdachte, fand ich heraus, dass das gar nicht so absurd war, wie es im ersten Moment klingt. Bei meiner Recherche habe ich sehr erstaunt feststellen müssen, wie viel "normales" Leben man jenseits der Front doch noch geführt hat. Der Krieg war ja - abgesehen von den grenznahen Regionen - doch sehr weit weg, zeigte sich vor allem in der Lebensmittelknappheit, der steigenden Preise, dem Fehlen der Männer und der zunehmenden Frauenarbeit. Aber es fanden z.B. in Berlin regelmäßig die großen Galopprennen statt, es gab - abgesehen vom offiziellen Tanzverbot - große Theater-, Operm-, Operetten- und Kabarettaufführungen, wichtige Konzerte etc. Insofern konnte ein Zeitungsverleger und wichtiger Reichstagsabgeordneter wie Joseph seinen runden GEburtstag nicht einfach so ignorieren. In seinem heimischen Wahlkreis - und das ist Godesberg - muss er sich zeigen. So gut es die Umstände erlaubten.
Lesebiene : Otto will ja (noch) nicht nach Berlin, sondern wartet erst noch ab... Aber er ist ein sehr, sehr geduldiger Mensch und außerdem sehr in Metz verwurzelt, wie Du richtig schreibst.
-
Jetzt kommt der Krieg so langsam auch in Selmas Leben an. Zuerst den Ausbruch von Gero, der zeigt, was die Männer an der Front mitgemacht haben. Dann reisen Selma und Constanze nach Metz und dort erlebt sie ihren ersten Fliegerangriff. Ob sie jetzt wirklich noch nach Gero suchen wird?
Also scheint Robert ja wohl doch der Vater der kleinen Alma zu sein.
Haben sich Soldaten an der Front wirklich verstümmeln lassen um nicht mehr für den Einsatz tauglich zu sein, so wie es Ansgar andeutet hat? Nachvollziehen wäre es ja.