'Der Sommer der Freiheit' - Seiten 449 - 530

  • Jetzt haben sich also Selma und Constanze mit Robert auf den Weg gemacht Gero an der Front zu suchen.
    Als sie ihn finden und herauskommt was er da erlebt hat, das ist schon sehr heftig.
    Da hat er diese französischen Frauen geschützt und auf seine eigenen Kameraden geschossen. Das ist bestimmt wirklich nicht leicht zu verdauen. Genauso wie wahrscheinlich diese ganzen Erlebnisse im Krieg.


    Zitat

    Original von Eliza08
    Robert wird aber auch immer undurchsichtiger, Ich bin sehr gespannt was wirklich dahinter steckt. Das kurze geheime Wiedersehen mit Constanze fand ich seltsam, noch verstörende aber war die Begegnung mit Grischa.


    Also hier kann ich mich nur anschließen. So ganz bin ich aus diesem Treffen auch nicht schlau geworden.
    Ich hoffe, dass wenigstens Grischa seinen Abschuss gut übersteht und er wieder der Alte wird.

  • Gero hat wirklich sehr, sehr Schlimmes erlebt und zu verarbeiten. Und er erkennt, dass er mit niemandem so richtig darüber reden kann. Niemand kann seine Situation nachvollziehen. Aus diesen Erlebnissen kommt er niemals mehr so richtig heraus.


    Robert ist in der Tat ein wenig undurchsichtig, was aber wohl viel schwerer wiegt: Er weiß eigentlich immer noch nicht so recht, was bzw. wen er will. Das wird ihm wohl allmählich klar und auch er muss erwachsen werden....

  • So langsam kommt der Krieg auch beim Leser an. Bisher sah man alles distanziert, nun aber gerät man hinein. Selma, Constanze und Robert wagen sich in Feindesland. Davor erleben Selma und Constanze, wie es in Metz zugeht, die Zerstörungen und auch die Angriffe.


    Dann finden die beiden Frauen Unterschlupf, während Robert nach Gero sucht. Mich wundert, dass das so gut und nahezu problemlos geklappt hat.


    Gero wird schließlich gefunden, aber er ist verletzt und psychisch total fertig.


    Selma nimmt ihn mit und hofft, dass in der Schweiz er sich wieder erholt, aber durch ihre Lügerei macht sie es ihm nur noch schwerer.


    Grischa wurde abgeschossen und ist traumatisiert. Ich hoffe, dass er sich wieder erholt und alles gut wird. Auch wenn er nie mehr fliegen sollte.

  • Robert hat in der Region um Verdun dank seiner Tätigkeit als Kriegsreporter, aber auch dank seiner Verbindungen zu Kriegsgegnern und Pazifisten sehr gute Kontakte. Es ist auch nicht allzu weit von seiner Heimatstadt Belfort. Deshalb kann er Selma so gut helfen, Gero zu finden.


    Gero ist wirklich am Ende. Selma kann ihm da auch nicht mehr helfen. Das erkennt er schneller als sie und zieht darauf seine Konsequenzen. :-]

  • Inzwischen hat der Krieg viel kaputt gemacht und auch Selma sieht die Zerstörung immer mehr vor Augen. Roberts gute Kontakte helfen, Gero relativ problemlos zu finden, aber er ist körperlich und psychisch so fertig, dass auch Selma keinen rechten Zugang mehr zu ihm finden kann. Ich denke nicht, dass es für die beiden in naher Zukunft noch ein "wir" geben wird.Auch Grischa musste viel erleiden und ist ebenfalls in einem Trauma. Ob er jemals wieder fliegen kann/wird erscheint erstmal sehr fraglich.

  • Oh man was für ein emotionaler Leseabschnitt, da musste ich ein ums andere Mal schlucken.


    Unsere Mädchen sind nun also in Basel und werden wieder auf Robert treffen und es haben beide immer noch Gefühle für ihn. Sehr schön fand ich die Angst des Wiedersehens beschrieben und dann reagiert Robert absolut nicht nachtragend, so als wäre nie etwas vorgefallen. Wirklich klasse von ihm. Er scheint eh ein Mann von Format zu sein, denn ich dachte, dass er Selma nur hilft, um sie letztendlich zurück zu bekommen, aber er tut es offenbar wirklich aus Freundschaft zu ihr. Und heftig, dass in Basel kaum etwas vom Krieg zu spüren ist.


    Der Einwurf mit der Fremdenpolizei war interessant, denn das kannte ich gar nicht, dass es so etwas gab. Und krass, dass Robert gefälschte Papiere dabei hat, da ist mir erst wieder eingefallen, dass sein Vater Diplomat ist, das hilft hier natürlich weiter. Vielleicht ist dieser auch der Grund warum Robert vor zwei Jahren ohne Weiteres durch Deutschland spazieren konnte?!


    Mir hat gefallen, dass die Freundinnen Constanze und Selma wieder mehr zueinander finden, denn die beiden hatten sich ja schon entzweit. Zudem kann Constanze nachfühlen wie es Selma derzeit geht, denn sie war damals dabei als ihr großer Bruder tot geborgen wurde. Der Erwähnung, dass man erst durch die Gewissheit Frieden erlangen kann, der stimme ich voll und ganz zu.


    Als Gero dann gefunden wird, da muss ich zugeben, dass mir das doch irgendwie zu schnell und zu einfach ging. Klar ist seine Tat heroisch die Vergewaltiger zu erschießen, aber absolut dumm, denn so kann er wirklich für Hochverrat sterben und damit ist dann auch keinem geholfen. Von daher muss ich gestehen, dass mir diese Tat ein wenig zu kitschig ist, aber gut das ist wohl Geschmackssache.


    Gero hat ansonsten eine enorme Veränderung durchlaufen, er ist zwar körperlich heil, aber seelisch völlig am Ende und ich denke auch, dass ihm da nicht mehr wirklich zu helfen ist, auch wenn ich es schade finde, dass er sich aufgibt. Auch das Wissen, dass Selma von seinen Affären wusste, erlöst ihn nicht von seinem schlechten Gewissen, so dass er wieder zurück an die Front geht, sicherlich um dort zu sterben. Puh das muss ein Schlag ins Gesicht für Selma sein, die alles versucht hat ihn wiederzubekommen.


    Gefreut hat mich, dass Constanze und ihr Vater dann doch nach Berlin übersiedeln, dann sind die schon mal gerettet. Grischa lernt aus seinem Absturz wohl nicht dazu, er will weiter Franzosen vom Himmel schießen, was ich sehr schade finde. Mal sehen wie es ihm am Ende des Krieges geht, wenn er da dann überhaupt noch lebt.


    Constanze tat mir Leid, denn offenbar hat sie sich Hoffnungen gemacht dann doch noch mit Robert zusammen zu kommen, aber daraus wird nichts, er geht gar nicht erst auf ihre Äußerungen ein. Ich muss auch gestehen, dass ich es komisch gefunden hätte, wenn die zwei ein Paar geworden wären, denn für mich ist hier Selma die Heldin und sie sollte zum Schluss Robert bekommen, mal gucken, ob das klappt.


    Nun zu einigen Kritikpunkten:


    Es ist nun auch bei mir so weit, dass mich der Spitzname Küken nervt, denn es sind einige Jahre vergangen und Constanze ist nun auch eine Frau.


    Verwundert haben mich die Schießübungen der Frauen. Klar hört man die Geräusche nicht, wenn sie während des Artilleriefeuers schießen, aber ist die Munition nicht viel zu wertvoll, um sie einfach nur zu verballern?


    Und dann habe ich mich gefragt, ob es für invalide Soldaten damals keine Rente gab, dass sie betteln mussten, um zu überleben? Sie sind für ihr Vaterland in den Krieg gezogen und das ist der Dank?


    Allzu viele Seiten sind es nicht mehr und ich bin wirklich gespannt wie das Ganze noch ausgehen wird.


    Mein Wunsch: Robert und Selma werden ein Paar, heiraten und bekommen ganz viele dunkelhaarige Babys…

  • In Basel hat man insofern den nahen Krieg gespürt, dass enorme Flüchtlingsströme die Stadt passierten, von Deutschland nach Frankreich und umgekehrt. Da man sich des Ansturms nicht mehr anders erwehren konnte, hat man 1917 die Fremdenpolizei eingeführt, die sehr akribisch kontrolliert hat.


    Roberts Diplomantenvater sorgt für falsche Papiere, ganz sicher nicht zum ersten Mal.


    Gero hat bei der Erschießung seiner Leute sicherlich im Affekt gehandelt. Es war ihm zuwider, dass Männer über wehrlose Frauen herfielen und da hat er geschossen. Über die Konsequenzen wird er sich erst nach und nach bewusst. Und genau das ist sein Dilemma. Er weiß, moralisch gesehen, würde er es wieder tun, und er weiß auch, dass er damit Hochverrat begangen hat. Denn eigentlich ist er ein Patriot. Wie soll er damit klar kommen?


    Die Schießübungen der Frauen kann man natürlich als reine Verschwendung von Munition sehen. Aber auch das geschieht vor dem Hintergrund, dass sie sich im Zweifelsfall wehren können wollen. Und auch hier wird nicht immer logisch jede Konsequenz abgewogen.


    Kriegsinvalidenrente gab es sicher im Verlauf der 20er Jahre, aber doch nur in sehr geringer Höhe. Während des Krieges gab es erst einmal nur die kargen Soldzahlungen für die Kriegsteilnehmer, aber da die Inflation mit dem Krieg schon stetig steigt, hilft das einfach nicht viel. Oft haben die Familien die Kriegsversehrten auch nicht mehr bei sich aufgenommen, Man darf nicht vergessen, dass letztlich alle unter der Lebensmittelknappheit litten. Die Nerven lagen blank, jeder musste sehen, wie er über die Runden kommt. Und ein soziales Netz gab es nicht.


    Natürlich wird auch das "Küken" Constanze älter, ebenso Selma und die anderen. Aber bestimmte Rollenklischees und Spitznamen überdauern die Entwicklung, weil sie zur festen Gewohnheit geworden sind. Die abzulegen, wird eine Weile dauern.

  • So, jetzt hab ich den Abschnitt auch geschafft. Vor Samstag werd eich aber nicht mehr zum Lesen kommen, weil wir Besuch bekommen.


    Selma und Constanze treffen Robert in der Schweiz und fahren mit ihm zusammen Gero suchen. Robert hat selbst Passierscheine und Papiere für sie drei. Wobei ich das schon ein bisschen blöd von ihm finde, dass er die Mädels nicht darin einweiht.


    Endlich finden sie Gero wieder, auch wenn er nicht mehr derselbe ist. Ich finde, er hat richtig gehandelt, als er seine Kameraden erschossen hat. Wobei ich denke, dass bei ihm seine homosexualität den Ausschlag gegeben hat, dass er sich nicht auch auf die Frauen gestürzt hat. Trotzdem ist seine Reaktion ihm hoch anzurechnen. Ich finde auch, dass sein Handeln nichts mit Hochverrat zu tun hat, wie er sagt. Auch wenn das sicher damals so gehandhabt wurde. Das Leben des Feindes ist/war eben weniger wert.


    Grischa ist abgeschossen worden und Constanze trifft ihn in Metz. Als er Robert sieht, weiss er sofort, dass Alma nicht Geros Kind ist. Er will auch wieder in ein Flugzeug steigen und weiter Krieg "spielen". Er hat nichts daraus gelernt, dass er abgeschossen wurde.


    Gero ist zwar wieder bei Selma und Alma, aber sein Leben ist für ihn vorbei. Er hat so viel schreckliches erlebt in den Jahren des Krieges, dass ein normales Leben für ihn unmöglich scheint. Er verlässt Selma, aber ob er das wirklich tut, um zurück an die Front zu gehen (wie Selma denkt), glaube ich nicht. Ich fürchte eher schlimmeres, dass er seinem Leen ein Ende setzen will. Er muss doch auch schon gemerkt haben, dass Alma nicht seine Tochter ist, er hat Robert ja auch schon ein paar Mal getroffen.

  • Robert blieb gar keine Zeit, Selma und Constanze in die Sache mit den Papieren einzuweihen. Sie hatten sich kurz vorher doch erst wiedergesehen und waren erst einige Schritte auf der Promenade unterwegs, als auch schon der Fremdenpolizist kam. Natürlich hätte er, streng genommen, aber so ist es doch schöner zu lesen, oder? :grin


    Eine Lanze muss ich für Gero brechen: auch wenn er nicht bisexuell gewesen wäre, hätte er sich nicht auf die wehrlosen (!) Frauen in Frankreich gestürzt. Dazu ist er doch viel zu sehr in seinen moralischen Prinzipien gefangen. So zumindest empfinde ich ihn. und genau das ist ja sein Dilemma, wenn man so wohl. Seine Überzeugungen in Bezug auf Moral kollidieren mit dem, was da im Krieg an und hinter der Front abgeht. Trotz seines Patriotismus erkennt er zunehmend, dass das eben nicht "sein" Krieg sein kann....


    Grischa ist noch einmal davongekommen und wie so viele denkt er, das Glück stehe ihm weiterhin bei. Deshalb stürzt er sich wieder ins Getümmel. Noch immer ist es für ihn eher eine sportliche Herausforderung denn ein Kampf um Leben und Tod....

  • S. 458, der Schweizer Fremdenkontrolleur. Mit der Schweiz habe ich, auch wenn es schon viele Jahre her ist, so meine eigenen Erfahrungen gemacht. Paßt.


    S. 467. Nicht zum ersten Mal war sie gerade wieder mit dem Versuch gescheitert, mehr über Robert und seine Familie in Erfahrung zu bringen.
    Das geht mir genau so. Robert ist und bleibt bis zu einem gewissen Grade ein Rätsel.


    S. 471. Leider aber gaben sich die Mächte dort oben ebenso taub wie die unten auf Erden, die diese Greuel verursacht hatten.
    So könnte es manchmal scheinen, muß es aber nicht sein. Ein immens eindrucksvolles Beispiel, wie es auch sein könnte (oder ist?) gibt das Finale der 9. Staffel von „Touched By An Angel“ (gibt es nur als US-DVD).


    S. 487, die Beschreibung für Gero, macht deutlich, daß das Militär keine Menschen, sondern Maschinen braucht. Menschen haben sich zu verhalten wie Maschinen. Zu dumm, daß das nicht immer funktioniert.


    S. 515: Nach dem Krieg freitags um vier beim Kranzler Unter den Linden.
    Das erinnerte mich an den Schwejk; hat der nicht eine ähnliche Verabredung getroffen?
    `
    S. 523: Nur weil Männer fernab der Front an ihren Schreibtischen den Befehl erteilt haben zu schießen, soll auf einmal Recht und Gesetz sein, was in Friedenszeiten mit dem Fallbeil bestraft wird.
    Das ist genau das Problem im Krieg. Was an einem Tag verboten ist, soll am nächsten erlaubt sein, und kurz darauf wieder verboten. Ja was denn nun?!


    Am Ende des Abschnitts habe ich nicht das Gefühl, daß Selma sich viel weiter entwickelt hat. Immer noch erscheint sie mir vor allem oberflächlich.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • @ SiCollier: Hinsichtlich Schwejk meine ich mich auch an eine diesbezügliche Verabredung erinnern zu können.
    Hinsichtlich Selma gebe ich dir Recht. :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Interessant, dass Du Selma noch immer keine Entwicklung zubilligst. Jemand, der sich nur für Mode und die neuesten Schlager interessiert, würde aber doch wohl kaum in Kriegsgebiete reisen, um nach jemandem zu suchen, den die anderen schon abgeschrieben haben, in Städten wie Metz, die unter Bomabardement lagen, durch die Straßen laufen, um Eindrücke über die Menschen und ihr Leben so nah an der Front zu sammeln, sich in Basel mit den Flüchtglingsströmen befassen und dann gar mit falschen Papieren auf die feindliche Frontseite fahren, oder?

  • @ maikaefer
    Ich habe den Schwejk vor ziemlich vielen Jahren das letzte Mal gesehen, sowohl mit Fritz Muliar (kennt den heute noch jemand?) als auch mit Heinz Rühmann (diese Version habe ich kürzlich erst aufgenommen). Aber da meine Frau das nicht mag, werde ich die nächste Zeit nicht zum Ansehen kommen, was natürlich hilfreich wäre, um diese Frage genauer zu beantworten. ;-)



    @ Heidi Rehn
    Sicher kann man es so sehen, aber sie ist Gero das ja "schuldig", und um diese "Schuld" zu bezahlen, nimmt sie einiges in Kauf. Bei mir ist das nicht als Persönlichkeitsentwicklung angekommen. Sie meint, das tun zu müssen, und nimmt die dafür notwendigen Unannehmlichkeiten in Kauf. Ich bin mir nicht mal sicher, ob sie dabei groß an die Konsequenzen, die dieses Handeln auch haben könnte, gedacht hat.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    @ maikaefer
    Ich habe den Schwejk vor ziemlich vielen Jahren das letzte Mal gesehen, sowohl mit Fritz Muliar (kennt den heute noch jemand?) als auch mit Heinz Rühmann (diese Version habe ich kürzlich erst aufgenommen). Aber da meine Frau das nicht mag, werde ich die nächste Zeit nicht zum Ansehen kommen, was natürlich hilfreich wäre, um diese Frage genauer zu beantworten. ;-)



    @ Heidi Rehn
    Sicher kann man es so sehen, aber sie ist Gero das ja "schuldig", und um diese "Schuld" zu bezahlen, nimmt sie einiges in Kauf. Bei mir ist das nicht als Persönlichkeitsentwicklung angekommen. Sie meint, das tun zu müssen, und nimmt die dafür notwendigen Unannehmlichkeiten in Kauf. Ich bin mir nicht mal sicher, ob sie dabei groß an die Konsequenzen, die dieses Handeln auch haben könnte, gedacht hat.


    Klar kenne ich Fritz Muliar. Zuletzt hab ich ihn als Freund und Mentor des ersten Herrchens von "Kommissar Rex" gesehen. Ich meine, auch mal seine Autobiografie gelesen zu haben.
    Das mit Selma sehe ich ähnlich. :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Gut, dass Du das mit dem Schweijk nochmal ansprichst. Ich kenne eine ähnliche Formulierung aus dem Jüdischen "Nächstes Jahr in Jerusalem" lautete da eine Floskel von Emigranten aus der Zeit der Revolutions- und Weltkriegswirren Anfang des 20. Jahrhunderts, die André Kaminski Ende der 1980er Jahre zum Titel eines sehr lesenswerten und amüsanten Romans gewählt hat.


    Selmas Floskel "das bin ich ihm schuldig" habe ich genau anders gemeint als Du sie verstehst: ihr wird klar, dass er ihr weitaus mehr bedeutet, als sie bislang gedacht hat, dass sie sich auch durch die Beziehung zu ihm weiterentwickelt hat, und sich ihm deshalb so verbunden fühlt, ihn jetzt nicht aufgeben zu dürfen, sondern um jeden Preis finden muss.

  • Zitat

    Original von Heidi Rehn
    Gut, dass Du das mit dem Schweijk nochmal ansprichst. Ich kenne eine ähnliche Formulierung aus dem Jüdischen "Nächstes Jahr in Jerusalem" lautete da eine Floskel von Emigranten aus der Zeit der Revolutions- und Weltkriegswirren Anfang des 20. Jahrhunderts, die André Kaminski Ende der 1980er Jahre zum Titel eines sehr lesenswerten und amüsanten Romans gewählt hat.


    Ach, richtig. Diese Formulierung ist mir auch schon begegnet. :-)



    Zitat

    Original von Heidi Rehn
    Selmas Floskel "das bin ich ihm schuldig" habe ich genau anders gemeint als Du sie verstehst: ihr wird klar, dass er ihr weitaus mehr bedeutet, als sie bislang gedacht hat, dass sie sich auch durch die Beziehung zu ihm weiterentwickelt hat, und sich ihm deshalb so verbunden fühlt, ihn jetzt nicht aufgeben zu dürfen, sondern um jeden Preis finden muss.


    Hm, muß ich nochmals drüber nachdenken. So kann man das natürlich auch sehen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von Heidi Rehn
    Es muss wirklich furchtbar gewesen sein zu erkennen, dass man diese Erlebnisse nie mehr los wird, nie mehr wirklich zurück kann in ein "normales" Leben, was immer das heißen mag. Man wird immer ein Fremdkörper bleiben. Das ist sehr, sehr bitter....


    Remarque hat das in der Fortsetzung zu „Im Westen nichts Neues“, nämlich in „Der Weg zurück“ sehr „schön“ beschrieben...



    Nochmals dazu:

    Zitat

    Original von Heidi Rehn
    Selmas Floskel "das bin ich ihm schuldig" habe ich genau anders gemeint als Du sie verstehst: ihr wird klar, dass er ihr weitaus mehr bedeutet, als sie bislang gedacht hat, dass sie sich auch durch die Beziehung zu ihm weiterentwickelt hat, und sich ihm deshalb so verbunden fühlt, ihn jetzt nicht aufgeben zu dürfen, sondern um jeden Preis finden muss.


    Ich habe jetzt längere Zeit darüber nachgedacht, tut mir leid - bei mir kam das so an, wie ich geschrieben hatte.
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Stimmt, den "Weg zurück" habe ich auch sehr beeindruckend gefunden. Überhaupt hat Remarque noch einige sehr tolle Romane geschrieben - auch z.B. später über Exilanten in Paris ("Arc de Triomphe"). Derzeit werden einige seiner Romane rund um den Ersten Weltkrieg neu aufgelegt.


    Dass Du Selmas Motivation anders verstehst, kann ich mir zwar nach wie vor nicht erklären, aber das ist eben manchmal auch schwierig. Wir könnten da sicher endlos drüber diskutieren.

  • "Arc de Triomphe" findet sich irgendwo in meiner Bibliothek (vor dem Umzug hätte ich genau das Regal angeben können, in dem es steht, jetzt wäre eine Suche angesagt).


    Ich habe schon öfters festgestellt, daß ich eine eigene Art habe, Bücher zu rezipieren und damit nicht selten alleine auf weiter Flur stehe, insofern wäre es hier nicht verwunderlich, wenn ich auch in Bezug auf Selma eine Einzel- oder Minderheitenmeinung verteten würde. Ich wollte es als Rückmeldung nur nochmals angemerkt haben.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Letztlich ist es doch das Schöne an Büchern und am Lesen, dass man da geteilter Meinung sein kann. Ich sehe die Leserunden auch als Möglichkeit, sich darüber auszutauschen. Wenn immer gleich alle einig sind, wäre es etwas langweilig...


    Ich habe meine Remarque-Sammlung vorhin gleich gefunden - könnte sie Dir virtuell schicken. :lache In jedem Fall werde ich nach dem nächsten Buch nochmal ein bisschen Remarque lesen. Das macht immer wieder Spaß. Danke für den Tipp. :grin