'Der Sommer der Freiheit' - Seiten 531 - 593

  • Nachdem Gero gefallen ist, zieht Selma mit der kleinen Alma zu den Eltern nach Bonn.


    Als der Krieg dann vorbei ist, trifft Constanze Robert auf der Straße in Berlin. Das fand ich dann doch einen Zufall zuviel. Klar sie hatten das in Metz so besprochen, aber gibt es diese Zufälle?
    Schön finde ich, dass Constanze ihr Studium mit Erfolg abschießen konnte und ihr somit wohl eine erfolgreiche Zukunft bevorsteht. Allerdings wünsche ich ihr noch den richtigen Mann an ihre Seite.
    Robert scheint dies ja nicht zu sein.


    Grischa hat es arg getroffen, aber er lebt. Die Szene mit Alma hat mir auch sehr gut gefallen. Toll dass sich die beiden so gut verstehen und sich die Kleine nichts aus seinem Aussehen macht.

  • Gero ist tot. Damit hat er wohl sein "Ziel" erreicht.. Mir kam es dennoch etwas unwirklich vor. Man erfährt seinen Tod eher in einem Nebensatz und weiß nicht, wie wo warum. Auch Selmas Reaktion ist seltsam. Alle nehmen das eher hin, haken es ab und weiter geht es.


    Gut, Selma hatte keine innigliche Beziehung zu ihm, aber dennoch wäre doch die Frage, wie geht es mit ihr weiter, da sie nun Witwe ist?


    Selma hat dafür ihre Karriere als Autorin ins Rollen gebracht und schreibt nun, wie ihre Großmutter, unter einem Pseudonym.


    Die Sache zwischen Constanze und Robert verwirrt mich immer mehr. Robert will doch eigentlich was von Selma, trifft sich aber dennoch mit Constanze, die sich wiederum Hoffnung auf ihn macht.

  • Gero ist tot - die Nachricht lässt Selma nicht kalt. Aber sie hat schon in Sils-Maria auf eine gewisse Art von ihm Abschied genommen. Seit er dort weg ist, war ihr klar, dass sie ihn verloren hat (ein Prozess, der seit dem 60. GEburtstag von Joseph in Godesberg in Gang war).


    Robert denkt zunächst ja, dass Gero und Selma wieder zusammenkommen. Er sucht den Kontakt zu Constanze, weil sie ihm eine echte Freundin ist. Letztlich sind sich beide über ihre Gefühle noch nicht ganz klar, aber das kann noch werden....

  • Zitat

    Original von Heidi Rehn
    Gero ist tot - die Nachricht lässt Selma nicht kalt. Aber sie hat schon in Sils-Maria auf eine gewisse Art von ihm Abschied genommen. Seit er dort weg ist, war ihr klar, dass sie ihn verloren hat (ein Prozess, der seit dem 60. GEburtstag von Joseph in Godesberg in Gang war).


    Robert denkt zunächst ja, dass Gero und Selma wieder zusammenkommen. Er sucht den Kontakt zu Constanze, weil sie ihm eine echte Freundin ist. Letztlich sind sich beide über ihre Gefühle noch nicht ganz klar, aber das kann noch werden....



    Ich denke mal, dass hier auch noch viel Hoffnung mit im Spiel ist. Selma, die zwar weiß, dass sie Gero verloren hat (alleine der Abschied sprach für sich), aber sich dennoch Hoffnung macht, dass wenn der Krieg irgendwann mal vorbei sein sollte, er doch plötzlich wieder vor ihrer Türe steht.



    Und bei Robert sehe ich das ähnlich. Er will sich vielleicht mit Constanze trösten, weil er denkt, dass er Selma nicht haben kann, wegen Gero, aber insgeheim hofft er dennoch weiter auf ein Happy End ihrer Beziehung und kann sich nicht wirklich von ihr lösen und für Constanze öffnen.

  • Das stimmt. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Selma hofft, noch eine chance mit Gero zu haben. Wenn der krieg ihn so grundlegend verändert hat, muss das ja nicht von Nachteil sein. Das schwingt in Sils-Maria bei ihr mit, auch wenn sie andererseits da schon weiß, dass das vergeblich ist...


    Robert wird sich sicher nicht mit Constanze trösten (das wäre ihm zu wenig), aber er will den Kontakt zu ihr eng halten, um so weiterhin eng mit Selma verbunden zu sein. Für alle Fälle. :grin

  • Gero ist tot. Das es so kommt war irgendwie klar, auch wenn ich eine zeitlang das Gefühl hatte er wird seinem Leben selbst ein Ende setzen. Mir wärs auch lieber gewesen direkt bei Selma zu sein wenn sie den Brief bekommt, aber ich verstehe deine Gründe, Heidi. Hier muß ich auch sagen das der direkte Austausch mit der Autorin einfach unbezahlbar ist, denn da erscheint sowas gleich in anderem Licht. Manchmal macht man (ich) sich als Leser gar nicht so die Gedanken sondern wundert sich kurz und liest dann weiter....
    Da Selma mit Geros Tod gerechnet hat finde ich ihre ruhige Art darauf zu reagieren auch okay. Nachdem er zurück an die Front wollte war ihr wohl schon klar das sie ihn nicht mehr wieder sehen wird. Sehr traurig...



    Mit Robert kann ich auch nicht so richtig, ich werde aus ihm wie die meisten anderen nicht schlau, und finde es immer irgendwie merkwürdig wenn er auftaucht. Ich wills jetzt nicht auf die Spitze treiben, aber ich glaube ich bräuchte ihn in der Geschichte eigentlich gar nicht, ein namenloser netter Franzose bei dem Selma schwach wird und dann dummerweise schwanger, und der dann einfach verschwindet hätte es da für mich auch getan :grin Konfliktpotential usw gibt es auch ohne ihn genug :chen sorry....

  • Mir bringt der direkte Austausch mit euch Lesern auch sehr viel, weil mir, wie oft schon erwähnt, die Geschichte ja in einer bestimmten Form durch den Kopf geht. Natürlich gibt es immer wieder Momente, in denen ich überlege, ob ich dies oder jeden ausführlicher schildere oder einfach weglasse. Da entscheide ich dann nach meinem Bauchgefühl. Umso interessanter dann von euch zu erfahren, was euch doch wichtig gewesen wäre, genauer zu erfahren. Das setzt einige wertvolle Überlegungen in Gang...


    Ebenso Dein Hinweis auf Robert. Im Prinzip hast Du Recht: er dient dazu, einige Konflikte zu provozieren. Manches würde auch ohne ihn funktionieren. Aber verzichten wollte ich nicht auf ihn. Er ist, wie gesagt, undurchsichtig und soll das auch bleiben. Aber Selma braucht die Begegnung mit ihm, um so manche Entwicklung zu durchlaufen. Ebenso Constanze. Ganz ohne ihn geht es doch nicht.

  • Oh weh nun ist bereits der vorletzte Abschnitt geschafft und die Geschichte neigt sich immer mehr dem Ende zu.


    Selma widmet sich nun also auch dem Romaneschreiben unter Pseudonym wie ihre Großmutter es tut und kann so ihre Kriegserlebnisse besser verarbeiten.


    Und dann besteht doch Gewissheit, dass Gero gefallen ist. Ich weiß nicht so recht, ob ich darüber traurig sein soll oder nicht, aber er hatte es sich ja irgendwie ausgesucht und eigentlich war mir klar, dass er nicht wiederkommen wird. Grischas Schicksal hingegen berührt mich dagegen viel mehr, denn den zweiten Abschuss hat er nicht so gut überstanden. Er lebt zwar, ist aber auf immer entstellt, denn ein Auge musste er lassen und durch einen Granatsplitter ist sein Gesicht entstellt. Mittlerweile sieht er den Krieg auch mit ganz anderen Augen, aber nun ist er auch vorbei.


    Dass Selmas Eltern noch vor Kriegsende wieder nach Bonn gegangen sind, hat mir erst Angst gemacht, aber ihnen geschieht ja dann doch nichts.


    Ich weiß nicht was ich davon halten soll, dass Louise nun mit Ansgar Grün verlobt ist. Müsste Selma als ihre Freundin ihr nicht davon berichten, was deren Verlobten so umtreibt oder würde sie damit eine Grenze überschreiten?


    Constanze trifft sich ohne Selmas Wissen mit Robert, sicherlich in der Hoffnung, dass er sie wählt, aber mehr als Freundschaft ist bei ihm nicht vorhanden und das muss sie nun auch bitter erkennen. Ob dann aus ihr und Grischa trotz dessen Verletzungen etwas wird? Zumindest könnte sie ihn gut in der Firma ihres Vaters gebrauchen.


    Selma und Robert treffen hier noch nicht aufeinander, aber ich hoffe ganz stark, dass das im letzten Abschnitt der Fall sein wird.

  • Zitat

    Original von Heidi Rehn
    Ebenso Dein Hinweis auf Robert. Im Prinzip hast Du Recht: er dient dazu, einige Konflikte zu provozieren. Manches würde auch ohne ihn funktionieren. Aber verzichten wollte ich nicht auf ihn. Er ist, wie gesagt, undurchsichtig und soll das auch bleiben. Aber Selma braucht die Begegnung mit ihm, um so manche Entwicklung zu durchlaufen. Ebenso Constanze. Ganz ohne ihn geht es doch nicht.


    Um Gottes Willen durch Robert lebt die Geschichte ja auch noch viel mehr und außerdem mag ich ihn total, daher bin ich froh, dass es ihn gibt. :kiss

  • Zitat

    Original von nicigirl85
    Ich weiß nicht was ich davon halten soll, dass Louise nun mit Ansgar Grün verlobt ist. Müsste Selma als ihre Freundin ihr nicht davon berichten, was deren Verlobten so umtreibt oder würde sie damit eine Grenze überschreiten?


    Das habe ich mich da auch gefragt. So eine Frage kommt wohl in den verschiedensten Varianten (Ehebruch, Fremdgehen, Drogenkonsum) auf jeden auch heute noch irgendwann zu, wenn er Entsprechendes in Erfahrung bringt und mit dem Partner des Betroffenen befreundet ist.
    Aber: Vielleicht weiß Louise es ja. Und dann wird es durch ein "Ansprechen" erst "öffentlich" und setzt Louise möglicherweise unter Zugzwang. Ich glaube, ich würde in diesem Falle schweigen.
    Übrigens lese ich deine Kommentare und Rezensionen sehr gern! :anbet
    Auch an Heidi Rehn noch einmal besonderen Dank für ihre unermüdlichen interessanten Kommentare. Ich bin zwar schon bei der überüber...weißichnichtwievielten Leserunde und kommentiere daher hier nur noch selten, aber ich lese ab und an gern noch rein und nehme Anteil! :anbet
    Habt ein schönes Wochenende :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von maikaefer


    Das habe ich mich da auch gefragt. So eine Frage kommt wohl in den verschiedensten Varianten (Ehebruch, Fremdgehen, Drogenkonsum) auf jeden auch heute noch irgendwann zu, wenn er Entsprechendes in Erfahrung bringt und mit dem Partner des Betroffenen befreundet ist.
    Aber: Vielleicht weiß Louise es ja. Und dann wird es durch ein "Ansprechen" erst "öffentlich" und setzt Louise möglicherweise unter Zugzwang. Ich glaube, ich würde in diesem Falle schweigen.
    Übrigens lese ich deine Kommentare und Rezensionen sehr gern! :anbet


    Hm ohne deinen Kommentar hätte ich wohl gesagt, dass ich als Louises Freundin ihr sofort gesagt hätte, dass ihr Verlobter "vom anderen Ufer" ist, aber nach deinem Kommentar kam ich ins Grübeln. Du hast vollkommen Recht, dass man mit dieser Offenbarung Louise ja auch beschämen könnte und damit die Freundschaft gefährdet, das hatte ich so nicht bedacht. Klar könnte Louise es wissen und genauso damit leben wie Selma das bei Gero getan hat, aber deswegen muss man sie ja nicht darauf ansprechen.


    Danke für das Kompliment. :-) Nach dem Lesen eines Buches muss ich einfach meine Gedanken los werden und das geht am besten per Rezi. Und ja ich liebe Leserunden, weshalb ich mittlerweile die meisten Bücher in einer solchen lese, denn der Austausch mit anderen Lesern bereichert das Leseerlebnis ungemein. Das ein oder andere übersehe/ überlese ich und da ist es schön, wenn andere Leser einen darauf aufmerksam machen.

  • Gero ist tot und es ist irgendwie keine Überraschung. Auch Selma scheint damit gerechnet zu haben, ihre Reaktion ist entsprechend gefasst.


    Robert taucht immer wieder mal hier mal da auf, bringt für mich persönlich die Geschichte aber nicht entscheidend weiter.

  • Ich danke Dir auch, maikäfer, für Deine Anmerkungen. Ich kann nicigirl85 nur zustimmen: Leserunden sind immer sehr bereichernd, auch für mich als Autorin. Eure Gedanken und Kritikpunkte und Anregungen sowie Hinweise sind einfach sehr erhellend für mich, weil ich damit aus erster Hand erfahre, wie etwas beim Lesen ankommt. Und dass das durchaus sehr verschieden sein kann bei verschiedenen Lesern. Das macht mir immer wieder Spaß!


    An Selmas Stelle hätte ich Louise nicht auf Ansgar Neigung hingewiesen. Witzigerweise kam mir der Gedanke nie. Vielleicht, weil ich mit Selma ein wenig daran zweifele, ob Ansgar damals wirklich Gero so geliebt hat wie der ihn oder ob er nciht einfach ein Abenteuer gesucht hat? Letztlich traue ich Ansgar nicht so recht über den Weg. Das wäre natürlich erst recht ein Grund, Louise zu warnen. Aber Louise ist Selma durch die Freundschaft mit Constanze auch fremd geworden. Louise ist sehr oberflächlich und bleibt das letztlich auch. Natürlich verbreitet sie gute Laune und ist sicher auch ein guter Kerl, aber sie ist nicht mehr. Und deshalb findet Selma, passt sie in gewisser Hinsicht auch zu Ansgar, der auch immer ein wenig an der Oberfläche bleibt....

  • Zu Robert: ich finde es interessant, dass Du, Sandrah, wie schon einige andere ihn persönlich gar nicht so wichtig findet, während nicigirl85 ihn unbedingt dabei haben will. Er ist wirklich eine der Figuren, die für mich selbst am Ende immer noch mit großem Fragezeichen versehen bleiben. Ich kann das nicht so recht erklären, denn für ihn habe ich, wie für alle meine Figuren, einen kompletten Lebenslauf und Steckbrief. Aber er ist nie so richtig fassbar geworden und so soll er auch im Roman bleiben. Und deshalb kann es auch nur das Ende so geben, wie es da ist.... Aber dazu mehr im nächsten Abschnitt.... :grin

  • Den Abschnitt habe ich zwar schon vorgestern beendet, aber dadurch, dass wir Besuch hatten und jetzt noch kurz unterwegs waren, schreibe ich erst heute.


    Also, Geros Tod hat mich jetzt nicht sonderlich überrascht. Nach seiner eigenen Aussage hätte es für ihn sowieso kein Leben nach dem Krieg gegeben. Selma ist nach dieser Nachricht trotzdem betroffen, was ich verstehen kann. Auch wenn sie ihn vielleicht nicht mehr so geliebt hat, wie am Anfang ihrer Beziehung, so hat sie ihn trotzdem auf eine andere Art geliebt. Den Ehemann an diese Schlimme Sache wie Krieg zu verlieren ist schrecklich. Wie Gero schon einmal gesagt hatte, der Krieg macht nur Verlierer.


    Selma hat also doch angefangen unter Pseudonym zu schreben. Richtig so, denn so hat sie auch eine Aufgabe, neben ihrer Tochter Alma.


    Robert löst sein Versprechen ein und trifft sich mit Constanze in Berlin. Dort erfährt er, dass Selma bei ihren Eltern in Bonn wohnt und auch, dass Gero gefallen ist. Constanze merkt bei dem Treffen wohl, dass Robert mehr an Selma liegt als an ihr. Ich denke auch, bei längerem darüber nachdenken, dass sie weiss, dass, wenn Robert zu Selma geht, er dann bei ihr bleiben wird, auch wegen Alma. Aber, wird er das auch tun?
    Was ich aber schön finde ist, dass Constanze weiterhin Meta besucht. Aus den beiden Frauen sind generationsübergreifende Freundinnen geworden. Und, Constanze hat ihren Abschluss in der Tasche und will zurück nach Metz, die Firma wieder aufbauen.


    Grischa ist also noch einmal abgeschossen worden und jetzt Kriegsversehrter. Seine Familie reagiert immer noch befremdet auf sein Aussehen. Ausser Alma, der macht das nichts aus. Kinder sind eben so. *offtopic: Einer meiner Onkel hatte vor vielen Jahren (ich glaube 20) einen Schlaganfall und ist halbseitig gelähmt. Die Tochter meines Cousins, also seine Enkeltochter hatte das sehr schnell verstanden, dass sie mit ihrem Opa nicht so rumtollen kann, wie mit den anderen Familienmitgliedern*
    So ist auch Alma.


    Werde mich dem letzten Abschnitt widmen, sobald ich Zeit habe (heute muss ich noch arbeiten)

  • Eigentlich denke ich, dass Selma Gero nach der ganzen Frankreich-Geschichte "mehr" und vor allem richtig liebt. Anfangs war es eine Schwärmerei, die "erste" Liebe, dann eine Art Zweckbündnis und schließlich - nach seinem Ausbruch in Godesberg - wirklich kameradschaftliche Liebe. Sie hatte erkannt, was er für sie bedeutet, was sie durch ihn gelernt und erfahren hat, dass sie dank seiner Unterstützung letztlich zu sich selbst gefunden hat. Dass er in einer Sackgasse ohne Zurück feststeckte, war ihr in Sil-Maria so richtig klar geworden....


    Grischas Verwundung ist für Alma kein Thema. Es gehört zu ihm, sie kennt ihn nicht anders. So ging es der Enkeltochter Deines Onkels sicher auch. Mein Opa hatte eine schlimme Kriegsverletzung, die ich eigentlich erst wahrgenommen habe, als mich jemand darauf ansprach. Auf Fotos aus jungen Jahren ist er ein strahlend schöner Mann, dann hat er das halbe Gesicht verzerrt. Grischa ist ihm ein wenig nachgezeichnet, auch wenn die Geschichte meines Opas aus dem 2. Weltkrieg herrührt.

  • S. 555, 10. Zeile von oben. Das soll vermutlich „Entnervt“ heißen, nicht „Enerviert“. Falls nicht, was ist „Enerviert“? ;-)



    S. 568, da würde ich wohl nicht mit Selma übereinstimmen. In einem anderen Zusammenhang habe ich hier im Forum mal geschrieben:


    „Weil ich in der Realität schon genug Realität habe, das reicht dann mit der Realität. Da brauche ich mir die in Büchern nicht nochmals, wie in einem Spiegel, vorhalten zu lassen.
    Salopp ausgedrückt: Wenn ich die Realität will, lese ich Zeitung oder sehe Nachrichten. Wenn ich das nicht will, lese ich ein Buch.“


    Das würde ich hier auch Selma erwidern.



    Zum Beginn von Kap. 4 (S. 572) habe ich mir notiert (ich zitiere jetzt so, wie ich es beim Lesen aufgeschrieben habe):
    „Zeitsprung, als ob keine Lust über wichtige Dinge zu schreiben.“
    Sorry Heidi, so habe ich es beim Lesen empfunden.


    S. 586 habe ich gestutzt. Eigentlich ist es logisch, daß Konrad Adenauer schon vor seiner Zeit als Bundeskanzler politisch aktiv war, dennoch war ich überrascht, ihm hier zu begegnen.


    S. 587. Uns Deutschen gibt man nicht zu Unrecht die Schuld an der ganzen Chose.
    Na ja, da kann man geteilter Meinung sein. Die Alleinschuld hatte das Deutsche Reich mit Sicherheit nicht, auch wenn die Sieger das von festgeschrieben haben. Auch so ein Friedensvertrag kann lügen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Enerviert ist mE das Gleiche wie entnervt.
    Über die deutsche Kriegsschuld könnte man tatsächlich streiten. Unser Kaiser hat sich zwar wie der Elefant im Porzellanladen verhalten, wo er das einmal nicht tat, ritten ihn seine Diplomaten, Lobbyisten, Berater (mit eigenen, hauptsächlich wirtschaftlichen, Interessen) hinein und letztlich haben die gesamten Beteiligten die Sache hochgeschaukelt. Ich meine, in einer tollen Biografie - ich verlinke sie, wenn ich sie finde - mal gelesen zu haben, dass die miteinander eng verwandten Herrscher von England, Russland und Deutschland bis zuletzt miteinander korrespondierten und verzeifelt hofften, die Sache würde glimpflich vorbeigehen. :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von maikaefer ()

  • "enerviert" ist abgeleitet von "enervieren" (lat.), auf die Nerven gehen, entnerven, heißt also ebenfalls "entnervt".


    Dein Hinweis auf Selmas Bekenntnis zum Realismus wirft im Prinzip die alte Debatte an, inwieweit Kunst Realität abbilden soll oder nicht. Das ist eine Grundsatzfrage, die jeder für sich entscheiden muss. Iich finde es gut, dass es inzwischen da für jeden Geschmack und jedes Bedürfnis etwas gibt. So kurz nach dem Ersten Weltkrieg aber wurde das nicht nur im Bereich der Unterhaltungsliteratur, zu der Selma wohl eher tendiert, diskutiert. Man denke nur an die Neue Sachlichkeit, die sich im Lauf der 20er Jahre nicht nur in der Literatur, sondern auch in der Bildenden Kunst entwickelt hat.


    Zum Thema Zeitsprung haben wir hier schon einige Male diskutiert. Es ist immer wieder die Frage, welche Ereignisse für das Romangeschehen relevant sind, erzählt zu werden und welche nicht. Da meine Figuren nicht zu den Kreisen gehören, die im Zuge der Novemberrevolution auf die Straße gegangen sind, ist es für mich legitim, das Licht auf die Zeiten zu lenken, in denen in ihrem Leben (und nicht in dem historischen Hintergrund) Entscheidendes passiert.


    Konrad Adenauer (1876-1967) war bereits im späten Kaiserreich politisch aktiv, während des 1. Weltkriegs dann in Schlüsselpositionen der Kölner Stadtverwaltung, bevor er 1917 (mit damals immerhin schon 41 Jahren) zum Oberbürgermeister der Stadt Köln gewählt wurde. Ich fand interessant, dass er direkt nach dem Krieg zu den Zentrumspolitikern gehörte, die eine Aufteilung Preußens in vier autonome Republiken befürworteten. Er hat sich damals also zum ersten Mal überregional mit separatistischen Standpunkten eingemischt, stand also vermutlich der Weimarer Republik, wie sie dann entstand, anfangs mit Vorbehalten gegenüber.


    Der von Dir zitierte Standpunkt von S. 587 gibt die Meinung der Romanfigur Joseph wieder. Der hatte aufgrund seiner Erfahrung und auf dem Wissensstand von 1918 diesen Eindruck. Dass wir das heute anders beurteilen, hängt einfach damit zusammen, dass wir einen weitaus leichteren Zugang zu den Dokumenten haben, die die alleinige deutsche Kriegsschuld widerlegen. Joseph lebte im damals von den Briten besetzten Rheinland, da gab es eine strikte Zensur. Vorher hat er in Berlin die verschiedenen Beschlüsse des Kaisers und der Regierung während des Weltkrieges mitgetragen. Von daher ergibt sich seine Auffassung von der alleinigen deutschen Kriegsschuld.

  • Zitat

    Original von Heidi Rehn
    "enerviert" ist abgeleitet von "enervieren" (lat.), auf die Nerven gehen, entnerven, heißt also ebenfalls "entnervt".


    Danke (auch an maikaefer), wieder was gelernt. Ich kannte diesen Ausdruck nicht. :-)



    Zitat

    Original von Heidi Rehn
    Dein Hinweis auf Selmas Bekenntnis zum Realismus wirft im Prinzip die alte Debatte an, inwieweit Kunst Realität abbilden soll oder nicht. Das ist eine Grundsatzfrage, die jeder für sich entscheiden muss.


    :write Insofern dürfte eine Diskussion ins Leere führen, da jeder das vermutlich anders empfindet bzw. bevorzugt.



    Zitat

    Original von Heidi Rehn
    Zum Thema Zeitsprung haben wir hier schon einige Male diskutiert.


    Ja, richtig. Ich habe bei meinen Posts im Wesentlichen meine direkt beim Lesen notierten Kommentare bzw. Gedanken geschrieben, auch wenn das hier dann zu Wiederholungen führt. Wie im letzten Abschnitt erwähnt, gibt mein Zeitbudget derzeit nicht viel mehr her. Leider.



    Zitat

    Original von Heidi Rehn
    Der von Dir zitierte Standpunkt von S. 587 gibt die Meinung der Romanfigur Joseph wieder.


    Das ist mir schon bewußt, und daß wir heute vieles anders sehen, ist eigentlich auch klar.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")