Hier kann zu den Kapiteln 001 - 031 geschrieben werden.
'Ein Kampf um Rom' - Kapitel 001 - 031
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Bei der unten verlinkten Ausgabe endet dieser Abschnitt auf S. 128 unten
(Die Numerierung der Kapitel beginnt dort mit jedem - meist nach dem jeweiligen Regenten benamsten - Großabschnitt neu, deshalb ja mein Hinweis auf die Onlinekapitel aus der schließlich jedem zum Abgleichen zur Verfügung stehenden Gutenbergversion).Als erstes lernen wir einige Goten kennen:
Hildebrand, den alten Waffenmeister von König Theoderich (Dietrich von Bern)
Hildebrand erinnert mich in bestimmten Dingen immer an Gunthers Hagen
Totila, die "Lichtgestalt", vergleichbar dem jungen Siegfried, und sein Bruder
Hildebad, der ruhige Starke
Witichis, der Abwägende, Gerechte, und der allein erscheinende
Teja, der von Aussehen und Stimmung her meist "Dunkle".
Hildebrandt schildert seine Besorgnis, wie es mit dem sich in Italien angesiedelt habenden Gotenvolk weitergehen werde, wenn das in naher Zukunft zu erwartende Ableben des Theoderich erfolgt sei.
Die Reaktion der Anderen charakterisiert sie gut.
Ein Bund wird geschlossen.Jetzt treten die naturgemäßen Gegenspieler auf den Plan:
Silverius, ein Vertreter der römischen Kirche
Scaevola, ein junger Rechtsgelehrter
und vor allem Cethegus, ein römischer Adliger, der im Auge zu behalten ist.
Die anderen haben weniger wichtige Parts bzw werden im Laufe der Geschichte Profil erhalten.Der nächste Ortswechsel führt uns in den Palast Theoderichs.
Zusammen mit den uns schon bekannten Goten finden wir die drei Baltenherzöge Thulun, Ibba und Pitza und wir lernen Amalaswintha kennen, Theoderichs einzige Tochter (im Film ist sie eine von zwei Töchtern, die andere ist dort Mataswintha, die hier Amalaswinthens Tochter ist). Amalaswintha wird neben eben dieser Mataswintha begleitet von ihrem Sohn Athalarich, der uns als zu schwach für die bald zu tragende Krone geschildert wird.
Wir treffen Cethegus wieder, im Gespräch mit dem treuen Cassiodor, der ein Minister des sterbenden Königs ist und für die Aussöhnung von Goten und Römern steht.
Cethegus wird von Athalarich zurückgewiesen und knüpft geschickt Verbindungen mit Theoderichs Tochter Amalaswintha.
Deren Tochter zeigt ein auffälliges Interesse an dem uns schon bekannten Grafen Witichis.
Theoderich stirbt.Das nächste Großkapitel trägt den Namen Athalarich und beginnt bei mir auf Seite 59.
Wir lernen Julius Montanus, den christlich orientierten Ziehsohn des kinderlosen Cethegus, kennen. Und Cethegus´politische Pläne.
Diese umzusetzen, bedient er sich u. a. der reichen Witwe Rusticiana und deren hübscher Tochter Kamilla, die benutzt wird, um den Cethegus´Plänen im Wege stehenden Athalarich auszuschalten (wobei sie selbst zu "Kolleteralschaden" wird).Bei mir auf Seite 86 beginnt der nächste Großabschnitt "Amalaswintha".
Geschickt nutzt Cethegus die neue Königin aus und entfremdet sie mit seinen Machenschaften von ihrem gotischen Volk.
Weg von den höfischen Intrigen liefert uns der Roman ein idyllisches Bild, nämlich das von der geheimgehaltenen Familie des Grafen Witichis.Aus einem Brief von Ziehsohn Julius erfährt Cethegus, dass der sich ausgerechnet mit dem jungen Totila angefreundet hat, einem der größten Gegenspieler des ehrgeizigen Römers.
Er gewinnt einen Sklaven namens Syphax.
Er versucht, den jungen Adel Roms an sich zu binden und "schmeisst eine Party" zu diesem Zweck, wobei ihm wertvolle Informationen zuteil werden.
Mit dem Ende dieses Zusammenseins endet der erste Abschnitt.Ich kann sagen, dass es mir erstaunlich schnell gelang, mich wieder in die als junger Käfer öfter gelesene Geschichte hinein zu finden. Der mir beim ersten Lesen damals etwas schwerfällig erscheinende Stil wurde seinerzeit als zur Geschichte passend akzeptiert und bereitet mir heute keine Probleme mehr.
Und euch?
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Hach, die Sprache. Ein kecker Knabe und ein markiger Mann! Und dann diese seltsame Marotte, die Sätze mit Doppelpunkt statt mit Punkt zu beenden (siehe Hildebrands Rede im ersten Kapitel, die beginnt mit "Kein Friede zwischen den Söhnen des Gaut und dem Südvolk").
Als Kind habe ich mich an diesem Buch berauscht, jetzt stößt mir manches sauer auf, wie zum Beispiel der Beschluss am Ende des ersten Kapitels: "Den Männern zeigt die drohende Gefahr und wie nur das Volkstum unser Schild: (da ist der Doppelpunkt wieder!) eure Schwestern ermahnt, dass sie keinen Römer umarmen und keinen Römling: eure Bräute, eure Weiber lehrt, daß sie alles, sich selbst und euch opfern dem Glück der guten Goten ..." Eure Schwestern ermahnt, eure Weiber lehrt. Da droht von ferne schon der Ehrenmord.
Was mir aber nach wie vor sehr gefällt, ist dieser präzise Beginn. Es geht los ohne Andeutungen und dumpfe Drohungen, wie heute im Historygenre üblich. Man weiß sofort, woran man ist, und es kann weitergehen.
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Guten Morgen, Zefira!
Ja, die Sprache! Aber findest du nicht auch, dass sie irgendwie recht gut zum Thema passt? Bzw. zu den "markigen Männern"? Berücksichtigen muss man natürlich auch immer die Zeit, in der dieser Roman entstanden ist.
Wobei ich die Alliterationen eigentlich recht lustig finde.
Das mit den Doppelpunkten hingegen muss eine Besonderheit deiner (und ggf auch einiger anderer) Ausgaben sein - in meinem Buch finde ich das ebenso wenig wie in der Gutenberg´schen Online-Version. Oder es wurde im Original so geschrieben und einige Varianten wurden später an den moderneren Zeitgeschmack angepasst.
Du bist also auch kein Erstleser. Jetzt bin ich mal gespannt, wie das Buch auf einen heute es zum ersten Mal lesenden Erwachsenen wirkt... -
Zitat
einige Varianten wurden später an den moderneren Zeitgeschmack angepasst.
Ich habe eine Ausgabe vom Gondrom-Verlag von 1995. Meine Erstlektüre war ein noch in Fraktur gedrückter Schmöker; irgendwo auf dem Speicher muss er noch liegen, aber ich mag jetzt nicht mit Suchen anfangen. Leicht modernisiert ist die Gondrom-Ausgabe auch schon. Da ich bei Büchern, die ich intensiv gelesen habe, ein fotografisches Gedächtnis ausbilde (ist mehr ein Fluch als ein Segen!), erinnere ich mich deutlich: Hildebrand sagt über Theoderichs Geburt, er habe den Kleinen seinem Vater "als ein zappelndes Kind" gebracht. In der alten Ausgabe steht dort "als ein zappelnd Knäblein".
Siebtes Kapitel, ziemlich am Schluss, da sagt der Gesandte der Awaren über die angeschleppten Waffen: "Dort hängen sie" - in meiner alten Ausgabe "hangen sie". Ich weiß es noch genau! Ich sehe das Druckbild vor mir!
Dass Theoderich im Anschluss daran als letzten Trunk "ungemischten" Wein "nach Germanen Art" verlangt, macht ihn sehr sympathisch. Ich werde es genauso machen, wenn es bei mir soweit ist.
Freue mich aufs Weiterlesen!
Grüße von Zefiraps. Dass die jungen Goten schwören sollen, ihre Schwestern zu ermahnen, dass sie keinen Römer umarmen, klingt besonders pikant, wenn man weiß,
dass Totila selbst eine Römerin lieben wird. -
Was vielleicht auch nicht übersehen werden sollte, ist, dass bis ins 19. Jahrhundert das Drama sozusagen die "Königsgattung" war, und diese das Romanschreiben beeinflusst hat. (Sämtliche Szenen sind durchaus wie die Szenen in einem Theaterstück aufgebaut.)
Weiter wurde im 19. Jahrhundert noch sehr viel Wert auf Symbolik gelegt. Es ist sicher kein Zufall, wenn Dahn den Roman mit zwei Parallelszenen beginnt, von denen er die eine im Freien (bei Ravenna) und die andere in den Römischen Katakomben stattfinden lässt.
Schon bei der Beschreibung des ersten Schauplatzes wird das Ende des Romans bereits angedeutet, wenn auf die Baufälligkeit der Tempelruine verwiesen wird. (Hier befindet sich zudem die Grabstätte von drei jungen Männern, die damals im Kampf um die Stadt Ravenna gefallen sind.)
Manchmal wird von sogar noch selbst auf den Bezug zwischen Schauplatz und Situation hingewiesen. (Man beachte nur, was zum Palast, wo Theoderich im Sterben liegt, gesagt wird.)
Diese Art von Symbolik ist übrigens etwas, was ich in den Gegenwartsromanen sehr vermisse. (Es muss nicht gleich so dick aufgetragen sein, wie in diesem Roman oder anderen Romanen aus dem 19. Jahrhundert, aber ein wenig mehr Ausarbeitung von Hintergrunden und Details, durch die eine Szene auch Metaebenen bekommt, würde ich mir für die Gegenwartsunterhaltungsliteratur wirklich wünschen.)
Weiter finde ich auch die Methoden nicht uninteressant, mit denen Dahn sozusagen sein Romanpersonal vorstellt, auch wenn sie aus heutiger Sicht eher einfach sind. Teja wird schon dadurch als für die Handlung wichtige Figur hervorgehoben, als er z. B. erst etwas später zur Gruppe stößt und Hildebrand zuvor noch nach ihm fragt. Abgesehen davon, verrät schon der Umstand, dass Witigis, Totila und Hildebad gemeinsam kommen, einiges über die Konstellation unter den Hauptfiguren Teja, Totila und Witigis.
Eine weitere Gewichtung ergibt sich für mich auch dadurch, dass die fünf gotischen Figuren in der "Schwurbrüderszene" durchaus alle charakterisiert (oder zumindest typisiert) sind, während bei den Römern (der Gruppe in den Katakomben) eigentlich nur Cethegus (für viele Leser/innen die eigentliche Hauptfigur des Romans) wirklich interessant ist. (Aber das ist vielleicht auch nur mein eigener subjektiver Eindruck.)
Was Mathaswinthas Interesse an Witigis betrifft, habe ich allerdings doch den Eindruck, dass das nicht sofort für Erstleser/in erkennbar ist. Mir ist es zumindest beim Erstlesen nicht aufgefallen. Sie steht am Fenster, ihr Bruder wendet sich ihr zu, sie fragt, wer der Mann ist, der gerade den Palast betreten hat, er gibt ausführliche Auskunft. Das Ganze wirkt eigentlich ganz schlüssig in die Handlung integriert, das könnte auch durchaus nur dazu dienen, dass Leser/in eine wichtigere Figur (oder vielleicht sogar Hauptfigur) gleich "näher" kennen lernt.
(Ebenso erging es mir auch damit, wenn Witigis den Wunsch, den er bei Theoderich noch offen hat, nicht für sich, sondern für sich verwendet, sondern um einem Untergebenen zu helfen. Wer das Buch kennt, weiß, dass das noch Folgen haben wird. Beim Erstlesen dürfte es eher dazu dienen, dass diese Figur gleich recht sympathisch rüberkommt.)Nur einige erste Eindrücke, die dieser Reread auf mich hat.
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@ Zefira:
Ich glaube, es machte einen Unterschied, ob ein junger Gote eine Römerin "akquirierte" oder ob man eine Germanin an die "Welschen" "verlor". Aber ich erinnere mich, dass nachher noch eine Szene aus Hildebrandts Familie kommt, in der das Thema behandelt wird, weiß jedoch die Geschlechterverteilung nicht mehr. Vielleicht erfahren wir dort Näheres.@ Teresa: Wow! Bist du mit allen Büchern so "dicht" oder hast du zu diesem eine bestimmte Beziehung? Oder bist du Historikerin oder Deutschlehrerin oder so?
Musst du natürlich nicht sagen, ich war nur bass erstaunt, nachdem du im Leserundenvorschlagsthread noch der Befürchtung Ausdruck verliehst, vielleicht nicht gleich alles ganz richtig machen zu können, solch interessante Abhandlungen zu lesen!
Was jedoch Mataswintha angeht, habe ich die Stelle in meiner Ausgabe noch einmal herausgesucht. "Plötzlich fuhr sie auf aus ihrem Sinnen. "Athalarich", flüsterte sie, hastig seinen Arm fassend...,"wer ist der Mann dort...? Sprich, wer ist es"? "Auffahren", "hastig" und die ungeduldige Aufforderung, zu sprechen, bevor der arme Bruder nach ihrem eigenen Reden überhaupt Atemholen honnte, und das Ganze im Flüsterton... also auf mich wirkte das schon etwas stärker als eine nebensächliche Erkundigung.
EDIT: Okay, es hätte natürlich auch eine negative Motivation hinter der engagierten Anfrage stecken können, vielleicht, dass er ihr, salopp ausgedrückt, mal - bei Witichis sicher unbewusst - eine Höflichkeitsbezeugung verweigerte oder so, aber als ich das las, war ich gerade in meiner "romantischen" Jugendphase, da lag eine "herzliche" Erklärung naturgemäß wesentlich näher. -
Hallo,
seit dem 4. lese ich auch in dem Roman, komme jetzt zu meiner ersten Stellungnahme.
Teresa , Maikäfer hat ganz Recht, du wirst uns hier wohl viele wichtige Hintergrundeindrücke vermitteln können.
Tja, am Anfang habe ich mich doch ein bisschen schwer getan mit der Lektüre. In den ersten Kapiteln tauchte bei mir ständig der Gedanke auf, wie gut den Nazis diese deutsch- bzw. germanisch-tümelnden Darstellungen in ihr Konzept passten. Der edle Hildebrand, die vier stolzen Recken um ihn herum, die große Leistung Theoderichs für die Römer, deren großer Kultur er Tribut zollt und die er so zivilisiert behandelt, schließlich die kontrastiven Kapitel 3 und 4, die die Verschwörung von Römern zeigte, die entweder undurchsichtig (in diesem Kapitel gilt das noch für Cethegus) oder machtgeil und intrigant wie Silverus sowie moralisch angefressen und hasserfüllt wie Rusticiana sind. Das ist schon eine ziemlich heftige Schwarz-Weiß-Malerei, die sich auch in der Sterbeszene Theoderichs fortsetzt.
Nun scheint aber mit der Handlung um Rusticiana und ihre Tochter Kamilla ein differenzierteres Schreiben einzusetzen. (Das gilt aber auch schon für die Vorstellung von Amalaswintha - die Schilderung von Frauencharakteren scheint Dahn besser zu liegen). Natürlich haben wir weiterhin Cethegus, von dem wir jetzt erfahren, dass sein Streben nach dem Titel des Imperators das lange von ihm selbst verkannte Lebensziel ist und er alles diesem unterordnet, aber die beiden Frauen sind differenzierter gezeichnet und man ahnt einige Verwicklungen bei Hofe, wenn Kamilla jetzt als Köder für Athalarich dort hinreist.Diese Szene übrigens auf dem Landgut, das der König für seine heimliche Liebe umgestaltet, erinnert mich doch sehr an einige Fortsetzungsromane für die "Gartenlaube", d i e literarische Trivialzeitschrift der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Nun erwarte ich gespannt die folgenden Ereignisse in Ravenna. -
Klar, Dahn lag für die Nazis voll im Trend.
Er war auch ein ziemlich reaktionärer Stinkstiefel, wenn man das aus heutiger Sicht so sagen darf. So hat er sich zB sehr abfällig über Bertha von Suttner zu äußern gewagt, die er an den heimischen Herd verbannen wollte und die immerhin einen Nobelpreis erhielt.
Und ich meine, auch irgendwo gelesen zu haben, dass er auch für die von dir erwähnte Gartenlaube geschrieben hat.
Trotz allem - ich finde die Idee und die Verflechtung historischer Tatsachen mit erfundenen Charakteren immer noch sehr beeindruckend. Schade, dass der Stil das Buch für viele uninteressant macht und es deshalb wohl in absehbarer Zeit in Vergessenheit geraten wird. -
Nun habe ich die ersten dreißig Kapitel hinter mir.
Das kontrastive Schreiben scheint den ganzen Roman zu durchziehen, wieder sehr auffällig bei der Szene auf Herzog Witichis Landgut mit seiner fleißigen Frau Rauthgundis, die ihr Haus und ihren Hof sauberer hält als es je römische Sklaven könnten - die schwäbische Kehrwoche lässt grüßen - und die zu grundehrlich und den "Welschen" zu feind ist, als dass sie es am Hof in Ravenna aushielte. Kurz danach beobachten wir junge Römer, die sich bei einer Orgie um den intriganten Cethegus scharen und halt- und gewissenlos ihrer Sinneslust frönen. Auch im Kleinen liebt Dahn die Schwarz-Weißmalerei, wenn er die römischen Sklaven auf Witichis Landgut die Tiere quälen lässt, während die guten Goten zuerst die Tiere versorgen und erst dann an sich denken.
Tja, warum les ich das weiter? Weil Dahn andererseits ein ungeheures, detailgenaues Bild einer Zeit schafft, über die es auch heute noch kaum historische Romane gibt. Allein das oben erwähnte Gelage ist so aufwändig geschildert, dass man meint, mit an der Tafel zu sitzen. Überhaupt sind die Römer in dem Roman bisher die interessanteren Personen, weil sie nicht idealisiert werden.
Übrigens gönnt er sich einige dichterische Freiheiten, obwohl er diese Epoche genauestens studiert hat.
Ich lese parallel zum Roman jene von Dahns historischen Schriften, die sich auf die gleiche Epoche beziehen.
Auch darin erkennt man den voreingenommenen Germanenfreund, aber er ist auch ein gründlicher Quellenkenner und gibt diese durchaus so wieder, dass man die Ereignisse von mehreren Seiten sieht.
Zu den dichterischen Freiheiten:
Athalarich ist laut Dahn zum Zeitpunkt des Todes seines Großvaters deutlich jünger als die Romanfigur, erst acht Jahre. Aber das passte natürlich nicht für die ergreifende Kamilla-Geschichte.
Auch ist es nicht Athalarich, der wieder stärker die Goten an den Hof holt, sondern diese trotzen Amalaswhinta ab, dass ihr Sohn, den sie zuvor stark "römerisierend" erzogen hatte, nun mit jungen Goten umgeben wird. "Diese aber verderben den Jüngling alsbald mit allerlei Ausschweifung und hetzen ihn gegen die Mutter auf, ihr die Herrschaft zu entreißen."
Im Roman wird daraus eine Phalanx von altehrwürdigen und erfahrenen Goten, die den jungen König beraten.Ansonsten stimmt aber das Dargestellte bisher, soweit ich es ermitteln konnte, mit den historischen Ereignissen meist überein.
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Danke für die historische Abgleichung, finsbury!
Was die Schwarzweißmalerei angeht, hast du natürlich recht. Dahn ist parteiisch und von seiner Zeit geprägt. Allerdings gibt es auch einige "böse" Goten (zB Theodahad) und "gute" Römer (Cassiodor, Julius, Valeria). -
Zur Schwarzweißmalerei wäre allerdings zu fragen, ob sich das heute wirklich geändert hat.
Nehmen wir z. B. einen bekannten Roman wie Kenneth Folletts "Säulen der Erde". Im Gegensatz zu Dahn leistet er sich halt zwei recht "emanzipierte" Frauenfiguren, aber die beiden sind leider nur Ausnahmefiguren, und der "Superheld", um den sich alles dreht, ist auch hier ein Mann, der "Traummann" schlecht hin. Seine "Guten" sind von Anfang an gut und bleiben es, und seine "Bösen" entwickeln sich insofern, als sie noch böser werden. Ansätze einer differenzierteren Figurencharakteristik findet sich nur bei ein paar Rand- und Nebenfiguren (Remigius, Alienas Bruder).
Das Frauenbild bei Dahn ist z. B. durchaus problematisch, aber trifft das nicht auch auf das Frauenbild bei Follett zu? Ich finde jedenfalls, dass sich beide Bücher die zu ihrer Entstehungszeit üblichen Stereotypen mehr oder weniger bedienen.