'Ein Kampf um Rom' - Kapitel 032 - 060

  • Der nächste Abschnitt führt uns nach Byzanz. Kaiser Justinian berät sich mit seinen Vertrauten, darunter die authentischen Feldherren Belisar und Narses.
    Königin Amalaswintha sucht brieflich um Unterstützung an. Ehe der Kaiser auf "dumme" Gedanken kommen kann, taucht seine Gemahlin, die schöne Kaiserin Theodora, die angeblich aus untersten Kreisen stammt, auf.
    Sie ist mit Antonina, der Gattin Belisars, befreundet (wenn man das denn so nennen kann). Diese ist recht ehrgeizig und scheint von ihrem Ehemann ein wenig gelangweilt. Theodora nutzt dies für Intrigen.
    Schauplatzwechsel: Neapel.
    Totila ist der Gotenführer in dieser Stadt. Die Freundschaft zwischen ihm und Cethegus´Ziehsohn Julius ist enger geworden, gestärkt noch durch Julius´ heimliches Verzichten darauf, der ihm von Cethegus zugedachten schönen Valeria seine Zuneigung zu gestehen, als er erkennt, dass sich diese und Totila auf den ersten Blick in einander verlieben.
    Es gibt noch eine weitere heimliche Liebe: Miriam, die schöne Tochter des Juden Isaak, ist Totila zugetan. Sie ihrerseits wird von Jochem begehrt.
    In Rom schmiedet Cethegus weiterhin seine intriganten Pläne. Menschen sind für ihn wie Figuren auf dem Schachbrett - und der ganze Einsatz gilt einem Ziel ganz allein: Rom. Beziehungsweise Italien. Er will dort weder Goten noch Griechen herrschen sehen, sondern Römer. Vorzugsweise er selbst.
    Neue Figuren auf besagtem Schachbrett sind Gothelindis und deren Ehemann Theodahad, welcher den Zunamen "der Feigling" trägt und der "letzte Amelunge" ist. Gothelindis hasst Königin Amalaswintha, da diese sie einst als Kind entstellte und ihr später den Geliebten wegschnappte und diesen dann auch noch unglücklich machte, so dass sie letztendlich den feigen Theodahad heiraten musste.
    Cethegus hat die drei Baltenherzöge ermorden lassen.
    Amalaswintha will ihre Tochter verheiraten, aber die will nicht. Wir erinnern uns an ihr Interesse an Graf Witichis. Der war zwar verheiratet, aber das weiß am Hofe ja niemand.
    Der treue Cassiodor verlässt Amalaswintha, als sie nicht bestreitet, beim Tod der Baltenherzöge eine Hand im Spiele gehabt zu haben.
    Bei mir beginnt auf Seite 181 das Großkapitel Theodahad. Amalaswintha hat auf Cethegus Anraten hin auf die Krone zu seinen Gunsten verzichtet.
    Teja vertraut Witichis einen Teil seiner Geschichte an, die ursächlich für seine Schwermut ist.
    Kurz danach erfahren wir, dass der neue König Theodahad darin eine entscheidende und höchst unrühmliche Rolle gespielt hat. Weitere Intrigen.
    Amalaswintha, die nun doch wieder das Gute für ihr Volk erreichen will, wird durch Cethegus´Zutun auf eine Insel gelockt, von der sie denkt, sie gehöre dem getreuen Cassiodor, der ihr verziehen habe, die aber im Wahrheit inzwischen der neuen, sie hassenden Königin Gothelindis gehört. Sie stirbt.
    Zoff zwischen Cethegus und Silverius. Ersterer muss gute Miene zum bösen Spiel machen und sich Belisar unterstellen, der mit einem Heer in Italia gelandet ist (bevor es ihm, Cethegus, in die Pläne passte).
    In Neapel taucht ein Bewerber um Valerias Hand auf - Furius Ahalla. Als er von Valerias Vater erfährt, dass sie Totila liebt, reist er ab.
    Valerius, Valerias Vater, war nicht gerade begeistert, dass seine Tochter einen Goten liebt, aber im Laufe der Zeit lernt er den jungen Mann schätzen. Gemeinsame Feinde verbinden zusätzlich: Beide sind sich einig, dass sie keine Griechen auf Italias Erde sehen wollen. Als die Griechen in Neapel einfallen, fällt Valerius im Kampf und nimmt in seinen letzten Minuten Totila das Versprechen ab, Valeria nicht zu heiraten, solange noch ein feindlicher Grieche im Land ist.
    Die Goten halten Gericht über ihren König und ihre Königin wegen Verrats und Tötung Amalaswinthens.
    Und sie wählen einen neuen König: Witichis.
    Auf Seite 251 meines Exemplars beginnt das 5. Buch mit dem Titel:
    Witichis, 1. Teil
    Zu dessen Beginn werden kurze Einblicke auf den Bauernhof gewährt, auf dem Witichis´ geheim gehaltene Ehefrau Rauthgundis und der gemeinsame Sohn Athalwin leben, und nach Neapel, wo Valeria um ihren Vater trauert.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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  • Zur historischen Amalaswintha hier ein kleiner Artikel, der die Eckdaten im "Kampf um Rom" bestätigt.


    Und dann gab es mal ein kalauerndes Lied von Schobert & Black mit dem Titel "Amalaswintha". Der Name wurde dort immer weiter verballhornt, bis "altes Swin" herauskam. Leider habe ich den Text nicht online finden können.


    Grüße von Zefira (liest weiter)

  • Nachdem es hier doch sehr große Abschnitte sind, die hier bewältigt werden müssen, hoffe ich, dass es in Ordnung ist, wenn ich mich bei meinem Senf auf einige einzelne Ausschnitte beschränke.


    Sehen wir uns vielleicht den Kriegsrat bei Justinian ein wenig näher an. (Ich würde sagen, hier sind wir eindeutig im Lager der tatsächlich "Bösen". (Subjektiver Eindruck)


    Justinian hält, so scheint es zunächst, eine Ratversammlung. Er befragt seine Ratgeber um ihre Meinung zu einem Krieg gegen die Goten. Wie sich dann herausstellt, handelt es sich jedoch bei der Ratsversammlung um eine Scheinversammlung (was ihm Narses auch kritisiert), denn seine Frau Theodora und somit er haben längst beschlossen, einen Krieg zu beginnen. Justinian wird schon dadurch abgewertet, dass er offensichtlich unter dem Pantoffel seiner Ehefrau steht, die zudem im Gegensatz zu den immerhin ambivalenten Frauenfiguren Amalaswintha und Gothelindis

    eindeutig negativ gezeichnet ist.


    Was die Ratgeber betrifft:
    - Tribonianus ist der Rechtsgelehrte, also sozusagen der Theoretiker in Sachen Krieg. Er ist gegen den Krieg mit den Goten, weil er ungerecht ist. Ich finde es recht interessant, dass eine solche Sicht immerhin im Roman wenigstens angesprochen wird.


    - Narses ist der Feldherr-Typus Kriegsstratege / Planer (und mit Blick auf die Entstehungszeit des Romans sozusagen der "Mann der Zukunft", was die Kriegsführung betrifft). (In diesem Zusammenhang ist vielleicht nicht uninteressant, dass gerade für den historischen Roman im 19. Jahrhundert als Maßstab die Romane eines englisch-schottischen Autors galten: Sir Walter Scott, wo Geschichte oft unter dem Aspekt Vergangenheit / Zukunft gedeutet wird.) Narses selbst ist davon überzeugt, dass er der Mann ist, der die Goten besiegen (vernichten) wird, wobei er übrigens auch eine schöne Beschreibung der Begriffe Feldherr / Kriegsheld geben darf, mit der er sich und seinen Gegenspieler / Gegenpart Belisar beschreibt.
    Aber auch er spricht sich gegen den Krieg aus, wenn gleich nicht aus moralischen oder ethischen, sondern pragmatischen Gründen. Ein Krieg gegen die Goten, von denen Byzanz keine Gefahr droht, ist nicht sinnvoll, wenn es zurzeit in Byzanz eine ganze Reihe von Kriegsaufgaben gibt, die wichtiger sind, da sie für dessen Weiterbestand entscheiden. Abgesehen davon, hat er keine Bedenken, am Verhalten des Kaisers offen Kritik zu üben.


    - Belisar dagegen, Feldherr-Typus Kriegsheld, und eindeutig so etwas für ein blinder Anhänger (heute würde man wohl sagen: Fan) von Justinian, hat keine Bedenken für Justinian den nächsten Eroberungskrieg zu führen und ist noch ganz begeistert von seinem gerade erst gewonnen Vernichtungskrieg gegen die Vandalen.


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    Der Kriegsrat könnte vielleicht als Kontrast zur Gerichtsverhandlung gegen Theodahad und Gothelindis gesehen werden: in Byzanz hat ein Einzelner das Sagen und der Kriegsrat ist eine Alibihandlung, mit dem er nur einen ohnehin bereits gefassten Entschluss bestätigen lassen will. Beim Prozess hat das Volk (oder zumindest mehrere Figuren) das Sagen, es gibt tatsächlich eine Verhandlung und das führt auch zur Weiterführung der Handlung, bei der es nun zu einigen Wendungen kommt. (Das bisherige Königspaar wird wegen seiner Vergehen ausgeschaltet, der Nachfolger wird "demokratisch" gewählt und er verdankt dies seiner Leistung / seinem Verhalten

    .


    Spannung ergibt sich hier dadurch, dass Leser/innen im Gegensatz zu den Romanfiguren bereits wissen, dass Theodahad und Gothelindis schuldig sind. Da Witigis aber darauf besteht, dass beide das Recht auf eine Verteidigung haben und diese auch noch für sie so führt, wie das von einem guten Anwalt erwartet wird, ist zunächst sogar ein Freispruch zu befürchten, ehe in jeweils letzter Minute doch noch eine weitere Figur (Cassiodor, Teja) auftaucht, die sozusagen die Beweise liefert.

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    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)

  • @ Zefira: Danke für den link! :anbet Er war für mich Anregung, auch einige andere Personen im www. zu suchen (als ich dieses Buch das letzte Mal las, hatte ich noch kein Internet). Ich wurde erfreulich oft fündig. Allerdings scheint Cethegus nicht authentisch zu sein. Ich fand auf youtube auch einen 8min
    Werbetrailer zu dem 2teiligen Film, in dem allerdings einiges verändert wurde. Aber die Schauspieler passen mE gut (bis auf Teja, der war mir irgendwie zu "wuchtig"*g*)
    @ Teresa: :anbet
    Und: "In Ordnung" ist hier alles (im Rahmen der Netiquette und Forenregeln *g*).
    (Heisst er bei dir wirklich "Witigis"?)


    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von Zefira
    Bei Teja stelle ich mir übrigens immer Alan Rickman vor. Als er noch jünger war. :wave


    :write :anbet :grin

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Cethegus ist eine unhistorische Figur, die von Dahn erfunden wurde, sozusagen der "letzte" Römer.

    Bei Dahn ist Geschichte durchaus das Spiel der Herrscherfiguren / der Mächtigen, wird durch die Aktivitäten (Heldentaten, Intrigen etc.) und Interessen einzelner Figuren bestimmt. Da Dahn in seinen Quellenwerken keinen römischen Anführer fand, der sozusagen als (bei aller Fragwürdigkeit doch "großartiger") Gegenspieler der gotischen und der byzantinischen (griechischen) Seite geeignet gewesen wäre, hat er diesen erfunden.

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    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)

  • Diese dreißig Kapitel habe ich nun auch hinter mir. Das Ganze entwickelt sich zu einem riesigen Intrigenspiel, in das immer mehr Personen eingreifen, nun auch der byzantinische Kaiser Justinian, seine Gattin, ihr Gesandter Petros, Theodahad und Gotelindis.


    Dagegen stehen die Lichtgestalten Mataswintha (ganz "Weib": bloß Liebe und Heim, keine Politik, kein Machtstreben) und Totila sowie aber auch der verzichtende Ziehsohn von Cethegus, Julius, diesem kontrastiv gegenübergestellt.


    Interessant, dass die Bösen häufig, nicht immer, auch äußerlich missraten sind: Ich glaube nicht, dass dies aus Quellen überliefert ist (vielleicht mit Ausnahme Justinians und Theodoras, wobei ersterer meiner Meinung nach durchaus differenziert dargestellt wurde, zumindest in der einleitenden Vorstellung, als die Handlung nach Byzanz wechselt). Eine ziemlich holzschnittartige Methode.
    Die historischen Fakten scheinen aber weiter im Groben richtig dargestellt und spannend ist die Story allemal.

  • Entschuldigung,


    ich habe mich um mindestens 50 Seiten verzählt, hab jetzt aber alles mit dem Gutenberg-Text abgeglichen.


    Bin also noch mitten drin im zweiten Abschnitt und möchte jetzt auch mal was Lobendes schreiben:


    Das Ende von Amalaswintha könnte auch ein Jussi Adler Olsen nicht dramatischer gestalten. Die Szene hat mich wirklich sehr an diesen Krimiautor erinnert. Das gesuchte technische Setting (mit den Mitteln der damaligen Zeit), die psychologische Motivierung Gothelindis und das beobachete Opfer im verschlossenen Raum, das ist allererste Thrillersahne und für das 19. Jahrhundert durchaus modern, wenn auch nicht singulär.


    Wie du, Teresa , im nächsten Abschnitt schreibst, rührt Gothelindis Schicksal schon und wirft einen weiteren negativen Schein auf Amalaswintha, die ihren doch ziemlich folgenreichen und gemeinen Anschlag auf ihre damalige Rivalin anscheinend vergessen/verdrängt hat und für vernachlässigbar hält.


    Im Tod darf sie dennoch noch einmal Größe gewinnen und Gothelindis darf uns wieder von Gesicht und Charakter her hässlich erscheinen.

  • Zitat

    Original von finsbury
    Das Ende von Amalaswintha könnte auch ein Jussi Adler Olsen nicht dramatischer gestalten. Die Szene hat mich wirklich sehr an diesen Krimiautor erinnert. Das gesuchte technische Setting (mit den Mitteln der damaligen Zeit), die psychologische Motivierung Gothelindis und das beobachete Opfer im verschlossenen Raum, das ist allererste Thrillersahne und für das 19. Jahrhundert durchaus modern, wenn auch nicht singulär.


    Abgegesehen mal davon, dass ich von JAO bisher noch nichts gelesen habe, stimme ich dir zu.
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Nun bin ich auch über Kapitel 60 hinaus: Es geht bei mir langsam, weil der Roman für mich Erstlektüre ist und wir außerdem im Moment renovieren, da fall ich abends ins Bett und komm kaum mehr zum Lesen.
    Aber nun zum Roman: Die Handlung bleibt spannend und immer mehr wichtige Personen kommen ums Leben: Theodahad, seine Frau, Miriam, Valerias Vater ... .
    Cethegus fährt eine interessante Doppelstrategie gegen Goten, Kirche und Byzantiner.
    Witichis als neuer König ist eine makellose Lichtgestalt und trifft kluge politische Entscheidungen.
    Übrigens durchaus modern, dass Dahn immer wieder die Schauplätze wechselt, bevor ein Erzählabschnitt zu Ende geführt ist.

  • Bei dem Wetter renovieren ist sicher auch keine leichte Übung!
    Toll, dass du trotzdem noch im Boot bist!
    :knuddel1 :anbet :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)