'Ein Kampf um Rom' - Kapitel 090 - 118

  • Cethegus intrigiert wieder überaus geschickt und nutzt skrupellos die Schwächen seiner Gegner wie seiner Verbündeten aus. Als ein Beispiel mag sein Umgang mit Belisar dienen.
    Witichis hingegen ist die grundehrliche Haut, die jedoch geradezu sträflich unsensibel und ohne jedes Einfühlungsvermögen mit seiner angetrauten Gefährtin umgeht. Diese wollte gerade reuevoll den Kontakt zu Cethegus abbrechen, als Witichis´ Worte sie erneut brutal hinter Rauthgundis zurücksetzen. Eine ähnlich wichtige Szene wie die Begegnung Cethegus - Witichis. Dieser Witichis ist aber in seiner Ehrenhaftigkeit manchmal wirklich - tollpatschig und dies mit verheerenden Folgen. Jedenfalls zündet Mataswintha die letzten Vorräte an. Dabei wird sie von Rauthgundis gesehen. Passenderweise gibt es auch gleich noch ein Erdbeben.
    Geschickt treibt Cethegus Witichis Belisar zu, diesen zum Verrat, was ihn in Probleme mit Justinian stürzen wird, obwohl er sich genau das Gegenteil erhofft.
    Wie Teresa schon eingangs erwähnte, jetzt zahlt sich Witichis´ uneigennütziger Wunsch am Sterbebett Theoderichs aus: Der von ihm damals gerettete Mann ist jetzt sein Kerkermeister. Befreiungspläne werden geschmiedet. Eine Wahnsinnsszene - Mataswintha besucht Witichis im Kerker und erfleht seine Verzeihung, als Rauthgundis hinzu kommt und ihm die Augen über Mataswinthens Verrat in Sachen Vorrat öffnet,
    anschließend ihm ein Beil reicht und gemeinsam mit ihm entflieht. Trotz ihres Verrats hat Mataswintha mein Mitgefühl - sie war ein Spielball und hatte Witichis unglücklich geliebt. Mit etwas mehr Einfühlungsvermögen von seiner Seite aus hätte ein Kompromiss gefunden werden können, denke ich. Die Flucht gelingt, aber der Kerkermeister findet den Tod. Immerhin einige Jahre später als ursprünglich geplant. Aber auch Witichis und Rauthgundis finden in den Fluten den Tod. Wenigstens sterben sie einander umarmend und ihre Leichen verbirgt der Fluss. Auch die des damals am Sterbebett von Theoderich geschenkten treuen Pferdes Wallada. Mataswintha, für die schon die nächste politisch wertvolle Ehe in die Wege geleitet wurde, stösst sich mit Kriem- oder auch Brunhild - je nach Nibelungenversion - -geste Witichis´ Schwert ins Herz.


    Totila, der an Cethegus nicht nur den königlichen Schwurbruder, sondern auch den leiblichen Bruder Hildebad zu rächen hat, wird neuer König. Er setzt auf Versöhnung zwischen Goten und Römern, aber Cethegus gibt nicht auf.


    Szenewechsel. Nach all dem Gemetzel schenkt uns der Autor eine Atempause und zeigt uns eine landschaftliche Idylle mit Schäfchen und guten Goten: Ein liebliches Mägdelein namens Gotho und einen vielversprechenden Jüngling namens Adalgoth, zusammen mit einer Art frühzeitlichem Alm-Öhi.


    Cethegus bastelt weiter an seinem Comeback.


    Totila setzt Miriam einen Gedenkstein.


    Sowohl auf Seite 484 als auch auf Seite 535 beginnt bei mir jeweils ein Buch "Totila" (nicht, wie bei Witichis, numeriert)...


    Belisar ist wieder da. Er hegt anscheinend immer noch keinerlei Misstrauen gegen Cethegus. Der gerät in ernste Schwierigkeiten, als dei Goten endlich mal die Oberhand behalten. Adalgoth kommt an Totilas Hof. Teja stellt die ersten Zeilen seines Gedichts vor...

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Mit Belisar gibt es immerhin neben dem Geschichtsschreiber Prokop eine Figur, die sozusagen als der "gute" Grieche (Byzantiner) gesehen werden kann. Die Figur seiner Ehefrau Antonina, die ihn ebenfalls auf dem Feldzug begleitet, benützt Dahn, um zu zeigen, was für ein "Sündenpfuhl" dieser byzantinische Hof doch ist. Denn immerhin stellt sich nun, dass Antonina eigentlich eine ganz brave Frau ist, die ihrem Ehemann offensichtlich liebt, solange sie sich halt nicht am Hof bei Theodora aufhält.


    Mit Brunhilt (und auch Kriemhilt) würde ich Mathaswintha allerdings nicht vergleichen. Immerhin darf sie sich selbst töten, und entzieht sich so dem Zugriff von Cethegus und seinen weiteren Plänen, nachdem sie mit ihm, wie schon ihre Mutter gemeinsame Sache gemacht hatte.
    Ähnliches verfährt Dahn auch mit Witichis und lässt diesen zusammen mit Rauthgundis den Tod finden.


    Nachdem nun die Gegenseite endgültig gewonnen zu haben scheint, kommt es nun zu einer erneuten Wendung. Unter dem neuen König Totila gelingt es den Goten vorübergehend das Blatt nochmals zu wenden. Hier deutet sich die Möglichkeit eines Zusammengehens von Goten und Römern an.


    Die Handlung führt Totila nochmals nach Neapel, also in die Stadt, wo alles für ihn begonnen hatte und dort wird nochmals an Miriam erinnert.


    ---------------


    Nachdem bereits Rauthgundis eine Bergbauerntochter war, wird die "reine" Bergwelt nun nochmals Kulisse und zwei neue Figuren eingeführt: Adalgoth und Gotho

    , wobei zumindest die Figur der Gotho ziemlich nahe am Kitsch ist. Es wird schon hier klar, dass es da ein Geheimnis um Adalgoth gibt
    In der Folge gelangt Adalgoth an den Hof Totilas und wird dort unter anderen auch Schüler Tejas.


    -----------------


    Und nun tritt Teja endlich auch als Sänger (und Seher) in Erscheinung, nachdem es bereits dazu Hinweise gegeben hatte. In der Anfangsszene wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Teja neben der Axt (die typisch germanische Waffe gilt) auch eine Harfe bei sich hat, und als bei Theodahads Krönung Witichis im Garten auf Teja trifft, wird diese Harfe ebenfalls erwähnt. Im Gespräch der beiden spricht Witichis Teja direkt darauf an, warum er nicht mehr singt. Hier erfahren wir auch, dass Teja mit Totila früher einmal befreundet war, ehe dieser dann die Gesellschaft anderer vorgezogen hat, was Teja zwar bedauert, es diesem aber nicht nachträgt. Auch das wird jetzt aufgelöst, Totila bringt seine Beziehung zu Teja sozusagen in Ordnung.


    Hier findet sich wohl auch eine der makabersten Szenen, wenn Teja und Adalgoth über einen Traum bzw. eine Vision sprechen, die dieser gehabt hat.

    , und es dürfte uns auch klar sein, wer der Tote sein wird, um den es hier geht.

    --------------------------------
    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)

  • Nun habe ich den zweiten Teil über Witichis mit dem melodramatischen Ende des Königs und seiner zwei Frauen beendet. Hier hat übrigens Dahn mehr Geschichtsklitterung als sonst betrieben. Laut Wikipedia wurden sowohl Witichis als auch Mataswintha nach Byzanz gebracht und dort ehrenvoll behandelt. Mataswintha heiratete dort auch Germanus. Übrigens geht Dahn auch in seiner historischen Abhandlung auf das weitere Schicksal der beiden nicht ein, obwohl er die gleichen alten Quellen wie die Wiki-Artikel angibt.
    Aber zum Erzählen wars so mie im Roman natürlich viel dramatischer und romantischer!
    Es gibt auch ein paar Parallelen in der Personenkonstellation. Denr Kerkerwächter von Witichis, der zwei Kämmerchen am Turm bewohnt, erinnert mich an den Torwächter in Neapel mit seiner schönen Tochter, deren Part in der Szene hier Rauthgundis übernimmt. Beide sterben für den Mann, den sie lieben und beide Wächter erliegen auch.
    Hildebad hat Dahn wohl kein eigenes Buch gönnen wollen, zu kurz war seine Regierungszeit wohl.

  • Nun bin ich mit diesem Buchabschnitt auch fertig.
    Manchmal ist die historische Wahrheit interessanter als der erdichtete heldische Tod in unserem Roman.
    Laut Dahns historischen Schriften ist Hildebad keineswegs bei einem Zweikampf mit dem scheinbaren Belisar gestorben, sondern so:


    "Wila, ein junger Gote, in dessen Abwesenheit der König die Braut einem anderen vermählt hatte, schlug Ildibad [=Hildebad], als er mit den Vornehmen beim Mahl saß, plötzlich mit einem Schwertstreich das Haupt vom Rumpf, dass es auf den Rumpf flog."


    Das wäre doch eine saftige Szene gewesen, aber Ildibads Handlungsweise war für Dahn dann doch wohl zu unschön.


    Was mir gut gefallen hat, obwohl es nahe am Kitsch liegt, ist die Szene, in der Teja zum ersten Mal gregorianische Gesänge hört:


    "Ich hörte es einmal, abends, im Dämmerlicht in der Basilika St. Peter. Die Vorhänge der Kirche waren zurückgeschlagen, das Abendlicht flutete träumerisch herein, die Kerzen am Altar gaben ihren roten Schein dazu, Weihrauchwolken zogen duftend dazwischen und unsichtbare Priesterknaben sangen mit hellen Stimmen aus der Krypta."


    Hier zeigt sich Dahn wieder als großer Schilderer, der wunderbar Bilder in den Kopf malen kann.