Rulaman - David Friedrich Weinland

  • Der Autor
    David Friedrich Weinmann, geboren 1829 in Grabstetten auf der Schwäbischen Alb, studierte im Tübinger Stift Theologie, entschied sich dann aber für die Naturwissenschaften. Als Leiter des neuen Frankfurter Zoos gab er die populärwissenschaftliche Zeitschrift Der zoologische Garten heraus. 1863 zog er sich aus dem öffentlichen Leben zurück und lebte bis zu seinem Tod 1915 auf dem väterlichen Gut Hohenwittlingen bei Urach.


    Das Buch
    Die Geschichte Rulaman ist Weinland auf Wanderungen mit seinen vier Söhnen eingefallen. „Ganz von selbst zeichneten sich die Szenen, die Gestalten, die Personen und ihre Erlebnisse, und so entstand eine zusammenhängende Erzählung aus jener Zeit“, schrieb er im Vorwort zu seiner „naturgeschichtlichen Erzählung aus der Zeit der Höhlenmenschen und des Höhlenbären“.
    Rulaman, seit seinem Erscheinen in schier unzähligen Auflagen nachgedruckt, ist oft mit Defoes berühmtem Robinson Crusoe verglichen worden und gilt zu Recht als das spannendste Buch über die deutsche Vorgeschichte.


    Inhalt in Kurzform
    Weinland schreibt, teils in erklärend-didaktischen Abschnitten, teils erzählend, über die Stein- und die beginnende Bronzezeit in seiner südwestdeutschen Heimat, speziell in der Umgebung der Schillerhöhle auf der Schwäbischen Alb. Rulaman, der jugendliche Titelheld, gehört einem Volk oder Stamm an, den Weinland "Aimats" nennt. Dieser Ausdruck ist, wie viele andere in dem Buch auch, dem Lappländischen entnommen, da Weinland davon ausging, die Lappen hätten möglicherweise die Urbevölkerung Europas gestellt und seien von späteren, indoeuropäischen Zuwanderern an den Rand des Kontinents gedrängt worden. So kommen im Verlauf der Handlung die steinzeitlichen Aimats in Kontakt mit den aus dem Osten einwandernden "Kalats" – gemeint sind die Kelten. Diese beherrschen die Metallverarbeitung, sind den Aimats entsprechend überlegen und vernichten und verdrängen die Steinzeitmenschen rasch.


    Meine Meinung
    Als Kind war ich eifrige Bücherei-Leserin und eines schönen Tages fiel mir dort der Rulaman in die Hände. Und da wurde mir zum ersten Mal richtig klar, daß die Erde und die Menschheit eine Geschichte haben, daß das Leben nicht immer so war, wie ich es kannte. Es war für mich der Einstieg in die Erdgeschichte, in mein Interesse an Archäologie und Paläontologie.
    Natürlich sind einige von Weinlands Annahmen heute nicht mehr haltbar. Aber die Geschichte von Rulaman und seiner Sippe steht für sich und es könnte so gewesen sein. Und Weinland schrieb einen gelungenen Mix aus reiner Information und spannendem Roman. Die Sprache ist altmodisch, aber mir hat das als Kind nichts ausgemacht, ich glaube, es fiel mir nicht einmal auf. Kinder können so etwas vermutlich eher akzeptieren als Erwachsene, die meist etwas festgefahrener in ihren Erwartungen sind.
    Ich finde das Buch heute noch lesenswert und empfehlenswert. Wenn Eltern ihre Kinder für die Erdgeschichte interessieren möchten, könnte der Rulaman der richtige Einstieg sein.
    Und ein „Muß“ ist der Rulaman eigentlich für alle, die schon mal über die Schwäbische Alb gewandert sind.
    Bei einem Kauf empfehle ich eine gebundene Ausgabe, denn im Taschenbuch hat man sich leider die hübschen Tuschezeichnungen gespart.