Marlene Streeruwitz
Die Schmerzmacherin
Taschenbuch: 400 Seiten
Verlag: FISCHER Taschenbuch; Auflage: 1 (27. März 2014)
ISBN-13: 978-3596184934
Marlene Streeruwitz, in Baden bei Wien geboren, studierte Slawistik und Kunstgeschichte und begann als Regisseurin und Autorin von Theaterstücken und Hörspielen. Für ihre Romane erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, zuletzt den Bremer Literaturpreis und den Niederösterreichischen Kulturpreis.
Leute werden verschleppt, verschwinden, werden eingesperrt oder gefoltert. Amy arbeitet für einen privaten Sicherheitsservice, sie kann die Korruption und Gewalt nur ahnen, die sich als Abgrund hinter den geheimen Operationen abzeichnet. Als sie beschließt auszusteigen, gerät sie endgültig in die Fänge einer undurchsichtigen, aber brutalen Organisation.
Amys Verlorenheit korrespondiert mit dem Ringen um die Wahrnehmung der Realität. Was kann sie glauben? Wer ist sie selbst? Und vor allem: Was passierte an dem Tag, an den sie sich nicht erinnern kann?
Marlene Streeruwitz entwirft in ihrem meisterhaften Roman ein unheimliches und unvergessliches Szenario und fragt nach dem Ort des Individuums in einer zunehmend privatisierten Öffentlichkeit.
›Die Schmerzmacherin.‹ wurde mit dem Bremer Literaturpreis ausgezeichnet und stand auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis.
Meine Meinung
Eine junge Frau fährt im Auto durch eine tief verschneite Landschaft. Es ist so kalt, dass sogar die Raubvögel die Wälder verlassen haben. Sie fährt langsam, wird von den vereisten Fahrspuren durchgerüttelt. Beobachtet einen Bussard, der auf einem Brückengeländer sitzt. Nicht einmal als sie langsam direkt an ihm vorbeifährt, fliegt er weg. Sie holt eine Wodkaflasche aus dem Handschuhfach und trinkt, bis sich eine „bleierne Freundlichkeit“ in ihr ausbreitet. Warum war der Bussard nicht weggeflogen? „Vielleicht war sie dem Bussard nicht die Mühe wert gewesen.“
Amy Schreiber ist auf dem Weg zur Ausbildungsstätte einer Sicherheitsfirma. Eigentlich wollte sie diese Ausbildung gar nicht machen, ist durch die Erwartungen ihrer Familie dazu gedrängt worden. Einer Familie, zu der sie nie wirklich dazugehörte.
Von Dezember bis September verfolge ich ihr Leben und erfahre nur das, was sie gerade erlebt, was ihr in diesem Moment durch den Kopf geht. Erst nach und nach ergeben sich Zusammenhänge, kann ich die auftauchenden Personen zuordnen. Dazu kommt die gewöhnungsbedürftige Sprache. Als müsste sich Amys Angst und Verstörung in der Sprache wiederfinden, werden die Sätze immer kürzer, immer unvollständiger, je schwieriger eine Situation für sie ist. Manchmal reicht es dann nur für ein einziges Wort. Wie durch einen Nebel taste ich mich durch das Buch. Frage mich, wozu das alles. Vielleicht ist sie einfach nur verrückt.
Bei diesem Buch gab es für mich eine riesige Diskrepanz, zwischen dem, was ich über das Buch gelesen habe (Rezensionen, Klappentext) und meinem eigenen Empfinden.
Die Sicherheitsfirma und alle damit verbundenen Themen von Gewalt, Willkür und Geheimhaltung spielen zwar eine Rolle, aber für mich nur eine eher nebensächliche. Für mich war viel bedeutsamer die Schilderung von Amys Vereinsamung, ihr nirgends wirklich Dazugehören und ihre Suche nach einem Leben, das sie selbst wirklich führen will.
Mir ist es schwergefallen, das Buch fertigzulesen. Grund dafür ist einmal die sehr gewöhnungsbedürftige Sprache, aber vor allem die Tatsache, dass vieles lückenhaft bleibt, die Entwicklung Amys zwar nachvollziehbar geschildert wird, es aber eher eine Aneinanderreihung von Episoden als eine durchgehende Geschichte ist.