Ana Paula Maia - Krieg der Bastarde

  • Titel: Krieg der Bastarde
    OT: A guerra dos bastardos
    Autorin: Ana Paula Maia
    Übersetzt aus dem brasilianischen Portugiesich: Wanda Jakob
    Verlag: A 1 Verlags GmbH
    Erschienen: August 2013
    Seitenzahl: 208
    ISBN-10: 3940666424
    ISBN-13: 978-3940666420
    Preis: 18.80 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Amadeu wittert seine große Chance, als er eine Tasche voll Kokain aus dem Chefbüro der Pornoproduktionsfirma entwendet, für die er arbeitet. Er macht es zu Bargeld, um seine Geliebte Gina Trevisan, eine illegale Preisboxerin, von ihren Schulden zu befreien und mit ihr ein neues Leben zu beginnen. Den Erlös und einen Rest des Kokains versteckt er unter den Dielen eines Dachbodens. Doch dann kommt alles anders, Amadeu wird überfahren.
    Kaum einer weiß, dass Amadeu nicht mehr lebt, und die Suche nach ihm, nach dem Stoff und dem Geld bringt immer groteskere Situationen hervor. Auftragskiller jagen den Toten, der Chef der Produktionsfirma braucht einen neuen Kühlschrank und mehr Geld, Amadeus ehemaliger Vermieter quartiert nach einem brutalen Boxkampf dessen Geliebte Gina bei sich ein, und der Erzähler zieht auf den Dachboden, ohne zu ahnen, dass unter seinen Füßen Tausende Real verborgen liegen.


    Die Autorin:
    Ana Paula Maia, geboren 1977 in Nova Igua‡u, einer Millionenvorstadt von Rio de Janeiro, hat als Jugendliche in einer Punkband gespielt. Während des Studiums der Publizistik begann sie neben Werbetexten auch Theaterstücke, Drehbücher und Romane zu schreiben. Ana Paula Maia lebt in Rio.


    Meine Meinung:
    Das Buch, oder besser die erzählte Geschichte, ist absurd, sie ist irgendwie völlig anders und so verwundert es auch nicht, dass der Erzähler Dimitri eigentlich mit der ganzen Sache überhaupt nichts zu tun hat. Wollte er doch nur seine Mutter besuchen.
    In dieser Geschichte gibt es eine Menge Leichen, Menschen irren sich in Türen, Hunde leiden unter Verstopfung – alles ist verwickelt und Komplikationen gibt es nicht nur bei einem Herzinfarkt.
    Die Autorin hält sich nicht an irgendwelche Schreib-, Form- und Stilregeln. Sie schreibt einfach los und ist wahrscheinlich selbst erstaunt wo sie dann letztendlich landet. In ihrem Roman regiert der kontrollierte Wahnwitz; die Skurrilität feiert zwar nicht gerade Triumphe, ist aber immer auf dem Sprung.
    Ein Roman der sich einen Dreck um Konventionen schert, dem die Frage ob er nun der anspruchsvollen oder der seichten Literatur zuzurechnen ist, absolut nicht interessiert. Ein Roman der ganz sicher nicht massenkompatibel ist.
    Ein Krimi ist es nicht, ein zeitgenössischer gesellschaftskritischer Roman ist es aber auch nicht. Es ist Unterhaltung der etwas anderen Art – es ist ein Roman ohne bedeutungsschwangeres Gehabe oder gespickt mit peinlichem Sendungsbewusstsein.
    Dieser Roman ist sehr lesenswert, wenn sicher auch nicht für jede/jeden. Ein Roman der gute Unterhaltung bietet, für die oder den, die für diese Art der Unterhaltung aufgeschlossen sind. 8 Eulenpunkte

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Krieg der Bastarde – Ana Paula Maia


    Mein Eindruck:
    Als ich den brasilianischen Roman letztes Jahr zum ersten Mal begann, war ich sehr erstaunt von der schnellen, harten Sprache, wie man sie nur aus Noir Thrillern kennt. Ich hatte erst einmal abgebrochen.
    Doch jetzt beim zweiten Versuch hat mich dieser Stil angesprochen, ja geradezu gepackt. Es fällt schwer, den Roman zu unterbrochen. Tatsächlich entspricht der Plot einem Thriller. Ein Gangsterboss bringt einen anderen Gangster um, und bekommt selbst dabei einen Herzinfarkt. Zurück bleibt eine Tasche, vollgepackt mit Kokain.
    Ein kleiner Halunke nutzt seine Chance und stiehlt die Tasche. Klar, dass das Folgen haben wird.
    Unglücklicherweise wird er von einem Auto angefahren, ein Unfall. Und wieder wechselt die Tasche mit den Drogen ihren Besitzer.
    Teilweise gibt es Passagen, die an Pulp erinnern, z.B. eine lange, äußerst brutale Szene mit Beschreibungen von illegalen Boxkämpfen.
    Die Figuren der Handlung wechseln rasch, ein Ich-Erzähler, der eigentlich nicht viel mit der Sache zu tun hat, hält den Plot zusammen.


    Manche Figuren sind melancholisch veranlagt, vor allen die, die besonders brutal vorgehen. In Ansätzen kann man da von einer Gangster-Ballade sprechen vergleichbar mit Filmen von Regisseuren wie Takeshi Kitano oder John Woo, manches erinnert wohl auch an Tarantino.


    Ein schneller Text, aber genau geschrieben. Es gibt wenig überflüssiges, die Dialoge sind hart und schnell.
    Der Text ist modern und hip, wie es für die junge brasilianische Literatur typisch ist. Ich hoffe auf weitere Veröffentlichungen von Ana Paula Maia in deutscher Sprache.