Der Autor:
Alfred Bester war mir kein Begriff, das hier besprochene Buch ein Zufallsfund. Nach den ersten paar Seiten war ich fassungslos darüber, daß mir dieser Autor bisher entgehen konnte und ich begann nachzuforschen.
Alfred Bester wurde 1913 in New York geboren. In den frühen 1940ern schrieb und veröffentlichte er einige Science Fiction Stories. Danach betätigte er sich als Schreiberling für Radio, Fernsehen und Comics (merkt euch das mit den Comics, wir werden darauf zurückkommen). In den 50er Jahren kehrte er zurück zur Prosa, veröffentlichte mehrere Kurzgeschichten und zwei Romane, die als bahnbrechend und einflussreich bezeichnet wurden. Einer davon war der erste Gewinner des Hugo Award. Ende der 50er wechselte Bester das Genre wieder und wurde Schreiber und Editor für ein Reisemagazin.
Mitte der 70er kehrte er erneut zum SciFi zurück und schrieb einige Kurzgeschichten und Romane, unter anderem den hier vorgestellten.
Bester starb 1987. Kurz vor seinem Tod erfuhr er noch, daß die Organisation Science Fiction & Fantasy Writers of America ihm in Ehrung seines Lebenswerks den Titel eines Großmeisters verlieh.
Kurze Inhaltsangabe:
Eine Gruppe Unsterblicher rekrutiert ein neues Mitglied, den brillanten Physiker Sequoya Guess. Mit (unbeabsichtigter) Hilfe der Gruppe erlangt Guess die Macht über Extro, ein Computersystem, das alle mechanischen Aktivitäten auf der Erde kontrolliert. Nun ist es das Bestreben der Gruppe, die politischen Repressionen auf der Erde zu beenden und Guess in seiner Forschung zu unterstützen, die als Ziel einen großen Evolutionssprung und die Produktion einer Supermenschen-Rasse haben soll. Doch das ganze dreht sich um, Extro übernimmt Guess und die Gruppe sieht sich mit der Aufgabe konfrontiert, Guess, den sie lieben, töten zu müssen. Aber wie tötet man einen Unsterblichen?
Meine Meinung:
Besters Stil ist einzigartig. Auf den ersten Seiten beschlich mit ein merkwürdiges Gefühl, als würde ich gar kein Buch lesen, sondern was anderes. Aber was? Dann kam ich dahinter: ich lese einen romangewordenen Comic. An diesem Punkt begann ich meine Recherche über Alfred Bester und stellte fest, daß er lange Jahre für ein paar meiner geliebten SciFi-Comics geschrieben hat. Unter anderem stammt von ihm die auch im Film verwendete Form des Green Lantern Oath (In brightest day, in darkest night...). Bester verließ das Comic-Gewerbe, weil er sich zu stark eingeschränkt fühlte. Er konnte sich wohl nicht richtig ausleben. Nun, in The Computer Connection hat er das getan. Ausgiebig.
Das Buch wirkt knallbunt, überzeichnet, es läuft in einem irrsinnigen Tempo. Bester hält auch nichts von Beschreibungen oder Einleitungen. Er warf mich mitten in die Geschichte und ich fand mich wieder, wie ich an der Seite eines der Protagonisten dahinhetzte um einem Pogo zu entkommen, der wie ein Periskop immer wieder über dem Horizont auftaucht, um uns nicht aus den Augen zu verlieren.
Die Welt der Unsterblichen, der Molecular Men, ist skurril, surreal und liegt jenseits meiner bisherigen Erfahrungen im SciFi-Bereich. Sicher, man muß diese Welt nicht mögen. Ich kenne ein paar SciFi-Puristen, denen ich dieses Buch vorzuschlagen nicht wagen würde. Ich jedoch fühlte mich pudelwohl bei den Molemen.
Wenn ich bedenke, daß The Computer Connection als Besters schlechtester Roman gilt, freue ich mich wie Bolle auf die nächsten, wovon eines schon auf dem Weg zu mir ist.
Selbst wenn mir das Buch nicht gefallen hätte, hätte ich mit Freuden den Preis dafür bezahlt, nur um Harlan Ellisons knapp sieben Seiten lange Einführung zu lesen, auf denen er in seinem üblichen sarkastischen Stil erklärt, warum man ein absoluter Dummy ist, wenn man Bester nicht kennt.
I must admit: He has a point.
Besters Bücher wurden auf englisch neu verlegt. Auf deutsch sind sie nur noch gebraucht zu bekommen. Zwar spottbillig für ein paar Cent, aber ich würde hier unbedingt zum Original raten. Speziell bei diesem Buch, denn einige der Dialoge werden in einer von Bester dafür erfundenen Sprache abgehalten, dem Spanglish. Ich könnte mir vorstellen, daß jeder Übersetzer damit überfordert sein könnte und das Buch dadurch verliert. Außerdem braucht Besters Stil die kurze, knappe Ausdrucksform, die das Englische so viel besser kann als das Deutsche.