5 Tage im April - Christoph Marzi (ab 14 Jahren)

  • Jacks Leben gerät aus den Fugen, als seine Mom einen Unfall mit verheerenden Folgen hat. Allein mit der Situation, findet er zu Hause einen Brief seiner Mutter an einem ihm unbekannten Mann weit weg an der Küste. Jack spürt, dass dieser Brief wichtig ist und hofft, durch ihn Antworten auf die Fragen seiner Herkunft zu bekommen, die seine Mutter ihm nie beantwortet hat.


    Deswegen macht er sich auf, den Brief selbst zuzustellen, flüchtend vor der aktuellen Situation, mit der er nicht umgehen kann. Angekommen in Seals Head Harbor muss Jack jedoch erkennen, dass die Antworten auf seine Fragen nicht so einfach zu finden sind und, dass die halbe Stadt mehr weiß als er. Hier verliebt er sich in Sadie, ein Mädchen, das ihm mehr als einmal Schwierigkeiten beschert und doch hat er hier das erste Mal das Gefühl angekommen zu sein. Er verlebt dort 5 Tage, die ihm wie ein halbes Leben vorgekommen, voller merkwürdiger Ereignisse, denn - wie Jack immer wieder feststellen muss: Der April ist ein verdammt trügerischer Monat.


    Meine Meinung:


    Mein erstes Buch von Christoph Marzi, an das ich relativ unbefangen herangegangen bin und das mich dann letztendlich dermaßen mitgezogen hat. Die Handlung haut gleich zu Beginn ordentlich 'rein mit dem Unfall von Jacks Mutter. Man spürt seine Verzweiflung, die Schuldgefühle und die Angst. Wenn ich auch Jacks nachfolgende Flucht ins Ungewisse für mich persönlich nicht so ganz nachvollziehen konnte, so scheint sie mir im Nachhinein für ihn die einzig richtige Wahl.


    Der kleine Ort, in dem Jack auf den Spuren seiner Vergangenheit wandelt, ist wunderbar vom Autor beschrieben. Der Hafen, jede Straße, jedes Haus und letztendlich natürlich auch Nellie's Reach haben vor meinem inneren Auge Gestalt angenommen, ebenso wie die detailliert gezeichneten Charaktere. Ich mochte Jack, Sadie und Nellie sofort, genauso wie Ben und den alten Ernie.


    Dabei hat Christoph Marzi einen einzigartigen, fast poetischen Schreibstil, der mich stets auf Tuchfühlung mit Jack gehen ließ, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird. Ich konnte gar nicht anders, als die Ereignisse gebannt zu verfolgen, längst fühlte ich mich mit ihm verbunden und wollte, dass das Schicksal etwas Gutes für ihn bereithält. Ich durchlebte hierbei die volle Gefühlspalette und konnte nicht umhin, letztendlich auch zum Taschentuch greifen zu müssen. Nichtsdestotrotz war es einfach wunderschön und ich habe jede Zeile, die ich lesen durfte, voll und ganz genossen.


    Gemeinsam mit Jack habe ich versucht, die Puzzlestücke der Vergangenheit zusammenzusetzen. Die grobe Richtung wird schnell klar, doch die Auflösung des Ganzen konnte ich so im Detail nicht erahnen. Gerade das Ende fand ich dann wieder zutiefst bewegend und gleichzeitig auch unheimlich stimmig und realistisch - wie das Leben halt so spielt.


    Fazit:


    "5 Tage im April" ist ein toller Jugendroman von Christoph Marzi. Ein Roman über das Erwachsenwerden, über das Suchen nach unseren Wurzeln, über die Liebe und das Schicksal, das einem so oft in die Suppe spuckt. Ich konnte mich in diesen Roman voll und ganz fallen lassen, so sehr hat er mich berührt und bewegt.

    Es wäre gut Bücher kaufen, wenn man die Zeit, sie zu lesen, mitkaufen könnte, aber man verwechselt meistens den Ankauf der Bücher mit dem Aneignen ihres Inhalts.
    Arthur Schopenhauer (1788-1860)


    :lesend

  • Vielen Dank für diese schöne Rezension, Glücksklee.
    Ich wünschte, ich könnte so schön formulieren, wie sehr mir diese wunderbare Geschichte gefallen hat.


    Ich habe das Buch direkt nach dem Erscheinen gekauft und gelesen. Seitdem ich hier gemeinsam in einer Leserunde "Lycidas" von Christioph Marzi gelesen habe, bin ich nahezu süchtig nach seinem so schönen, poetischen Schreibstil.
    Ich habe mittlerweile einige seiner Bücher gelesen. "5 Tage im April" war aber mein erster Roman von ihm, der nicht aus dem Fantasy-Genre stammt.


    Das Buch beginnt mit dem Unfall von Jacks Mutter, mit der er allein lebt. Seinen Vater kennt er nicht. Seine Mutter hat nie viel über ihn gesprochen.


    Man erfährt zunächst einiges über sein Leben und das nicht besonders gute Verhältnis zum Freund seiner Mutter. Als Jack sich alleine in der Wohnung die Sachen seiner Mutter anschaut, findet er einen Brief seiner Mutter, der an einen ihm unbekannten Mann adressiert ist. Er spürt, dass dies etwas mit der Vergangenheit seiner Mutter, vielleicht sogar mit seiner eigenen zu tun hat. Als der Gesundheitszustand seiner Mutter sich nicht bessert, hat er das Gefühl raus zu müssen, dieser bedrückenden Situation zu entfliehen und begibt sich auf die Reise, um den Brief zu überbringen.


    Ich fand die Geschichte beim Lesen immer sehr authentisch und konnte mich vor allem in Jack, seine Sorgen um seine Mutter, seine Fragen und seine Suche nach seiner Herkunft sehr gut hinein versetzen. Auch die Menschen, denen er auf diesem Weg begegnet, wirken alle auf ihre Art "echt" und nicht überzeichnet. Alles, was er erlebt und auch die Erkenntnisse, die er über sich und auch das Leben gewinnt, sind nicht nur nachvollziehbar, sondern auch beim Lesen förmlich spürbar.


    Vor allem aber ist es Marzis poetischer, je nach Situation sehr warmherziger oder auch spannender Schreibstil, der diese Geschichte so besonders macht. Ich habe jede Seite, jeden Satz verschlungen. Die Geschichte hallt nach, bis heute. Es ist ja schon eine Weile, dass ich es gelesen habe. :-)


    Nichtsdestotrotz ist es ein Jugendroman und so ist er auch geschrieben.
    Mit 15 hätte ich dieses Buch wahrscheinlich ständig mit mir herumgetragen und immer wieder darin gelesen.
    Ein Buch, das das Herz berührt und auch meine "Leser-Seele" tief getroffen hat (im positiven Sinne).


    Ich vergebe 10 Punkte.