Emmas Mutter ist tot - ein Unfall sagen sie. Für Emma bricht eine Welt zusammen, denn nun ist sie ganz allein. Erst ein anonymer Brief reißt sie aus ihrer Starre heraus, denn dieser fordert sie auf, die Mörder ihrer Mutter zu finden!
Ihre Suche führt sie in ein Camp für besondere Jugendliche, das sich als Veranstaltungsort ein gruseliges, altes Schloss, einsam gelegen in den Bergen ausgesucht hat und mehr als merkwürdig wirkt. Hier erhält Emma weitere Hinweise auf die Vergangenheit ihrer Mutter, die irgendwie in Zusammenhang mit ihrem Tod zu stehen scheinen. Doch fast sieht es aus, als würde jemand seine Spielchen mit ihr treiben, die jeden Tag extremer werden. Wird Emma die Wahrheit aufdecken können oder wird es sie letzten Endes ihr Leben kosten?
Meine Meinung:
Unmittelbar fand ich mich im Geschehen wieder. Die Handlung wird in zwei Erzählsträngen wiedergegeben - auf der einen Seite in der Vergangenheit, aus der Sicht von Emmas Mutter, auf der anderen in der Realität, die aus Emmas Sicht geschildert ist.
Die Bilder, die Emma zu sehen bekommt, sind verstörend. Sehr deutlich beschreibt die Autorin die Leiden der Vergangenheit, die durch die eingeflochtenen Bilder untermalt werden. Immer wieder lässt sie ihre Leser an Rückblicken aus den Erlebnissen von Emmas Mutter teilhaben, die beängstigender kaum sein könnten.
Allein die Umgebung, in der der Roman spielt, versetzt mich in ängstliche Erwartung. Die verlassene Gegend und das heruntergekommene Haus, dessen Waschräume sich unten in einem dunklem Keller befinden, hätten mir schon gereicht, um mich in die ersten Ebenen von Panik zu versetzen. Nichts ist so, wie Emma oder auch ich es erwartet haben und die Neugier trieb mich dazu, Seite um Seite umzublättern.
Schon sehr schnell hat mich ein leichter Grusel erfasst und ich wollte Emma zurufen, das Haus nur schleunigst zu verlassen. Anfänglich war mir nicht klar, weshalb ihr Selbsterhaltungstrieb nicht größer war und sie sich das alles tatsächlich antat, bis mir klar wurde, wieviel tatsächlich für sie dahinterstand. Nach dem Tod ihrer Mutter ist sie allein auf der Welt, Schuldgefühle plagen sie, da ihr erst im Nachhinein klar wurde, wie selbstsüchtig sie sich meistens ihrer Mutter gegenüber verhalten hat. Und wie wenig sie überhaupt von ihr weiß. Neugier, Wut und grenzenlose Ohnmacht ob ihrer Situation sind Emmas Motor, der sie weiter auf dem einmal eingeschlagenen Kurs hält. Es geht um alles oder nichts.
Die anderen Charaktere bleiben stets ein wenig unergründlich. Immer wenn ich dachte, der oder dem kann Emma bestimmt vertrauen, dann wurde ich kurz darauf eines Besseren belehrt und musste neue Theorien in meinem Kopf abwägen. Niemand in diesem Haus scheint ohne Schuld und die Frage, wer nun letzten Endes der Drahtzieher hinter alldem ist, blieb mir bis zur Enthüllung der Person unklar. Gekonnt hat Beatrix Gurian hier mit meinen Gefühlen gespielt und ich konnte es Emma durchaus nachempfinden, wenn sie der Verzweiflung nahe war.
Während des Lesens habe ich alles um mich herum ausgeblendet - ich konnte einfach nicht Aufhören die Geschichte zu verfolgen. Ich habe erst geruht, als ich die letzte Seite umgeblättert habe und das Ende klar vor mir lag.
Fazit:
Megaspannend und fesselnd habe ich den neuen Roman von Beatrix Gurian "Stigmata - Nichts bleibt verborgen" empfunden. Allein das Setting ließ mich schon gruseln und die toll beschriebenen Charaktere haben ihren Teil dazugetan. Lange tappte ich im Dunkeln und wurde erst durch das überraschende Finale erlöst. Dies war bestimmt nicht mein letzter Roman der Autorin.