Hier die kurze Zusammenfassung:
Was für ein Scheißkonzert!
Hier die ausfühliche Zusammenfassung:
Es ist ein herrlicher Sommertag. Bestes Open Air Wetter mit 25 Grad und dann treten Arcade Fire auch noch in Berlins schönster Arena auf, der Wuhlheide. Seit Wochen freue ich mich auf diesen Tag, das kann auch der stundenlange Waldmarsch zum Gelände nicht schmälern. Die Vorband spielt schon, als wir unsere Plätze mit Fritten und Cola einnehmen. Sind ganz nett, aber mehr auch nicht. Das Konzert ist nicht ausverkauft, es gibt noch Tickets an der Abendkasse und auch der "Innenraum", also die Wiese des Amphietheaters weist erstaunliche Lücken auf. Da es sich "um eine der besten Livebands überhaupt handelt" (behauptet mein Radiosender immer gerne), verwundert das etwas. Hinzu kommt, dass auf dieser Wiese auch noch eine kleine Innenraumbühne errichtet wurde, die ebenfalls Platz weggnimmt nun von einem Glitzerriesen erklommen wird. Oder auch einem Spiegelritter, einem Mondwesen, was weiß ich. Er glitzert eben. Ein Schelm ist, wer dabei Vergleiche an die frühen Genesis, den Peter Gabriel der Neuzeit oder David Bowie stellt. Auf jeden Fall greift es zum Mikrofon und haucht so etwas wie : "Berlin! Arcade Fire!" Die mittlerweile die richtige Bühne betreten haben und ( hey- originell) mit "Reflektor" loslegen. Ich versuche mal, die nächsten 70 Minuten (denn länger haben wir es nicht ausgehalten) zusammen zu fassen.
Der Sound ist unterirdisch. Win Butler hat eine Ausstrahlung wie eine Eisenbahnschiene im Mondschein. Sängerin Régine Chassagne ist eigentlich ganz niedlich, uneigentlich hat sie eine furchtbar quietschige Stimme und versucht Cheerleaderqualitäten und Kunsthochschulabschluss zu vereinen. Der Rest der dutzendköpfigen Band ist komplett austauschbar. Es gibt keinen Spannungsbogen, nur ödes Diskogestampfe, das selbst große Hymen a la "No Cars Go", "We Used To Wait" oder "My Body Is A Cage" in Belanglosigkeit verdampfen lässt. Zwischendrin kapern ein paar Realschüler aus der zehnten in Skelettanzugsuniform die Innenraumbühne, um dort ihre Tanzperformance vom letzten Sommerfest aufzuführen, was gründlich misslingt. Oder ist das etwa versteckte Selbstironie? Falls ja, dann ist sie sehr gut versteckt. Spaß gibt es hier ohnehin nicht, nur große Gefühle. Auch im Publikum. Unter uns steht ein hagerer Mittdreißiger, der anscheinend einen Orgasmus nach dem anderen hat, so schmerzverzerrt singt er alle Texte mit, wirft die Arme nach oben und leidet. Und überhaupt. Politisch ganz korrekt werden Teile der Einnahmen an irgendeine korrekte Institution gespendet, wie uns Win Butler wissen lässt. Immerhin, wenigstens mal eine Ansage ans Publikum. Wer lacht, der kricht gescheuert!
Wir verlassen die Veranstaltung nach Neonbändertanzeinlagen bei Sprawl II. Als die Beatles mit "Komm gib mir Deine Hand" herhalten müssen und missbraucht werden, ist es irgendwie genug der Kuriositäten.
In der Wuhlheide kann man eigentlich nicht viel falsch machen. Wennn man eine Band mit Frontleuten hat, die das Publikum erreichen können. Die Charisma und das Rampensau- Gen besitzen. Das alles sucht man bei AF vergebens. Man bekommt eine große Portion Pseudointellekt, einen gewollt künstlerischen Anspruch, der in überheblicher Selbstinszenierung mündet und keinen Spaß geboten. Null.
Selten so ein belangloses, dröges, nichtssagendes Konzert von einer Band gesehen, die sich selber für den ultimativen heißen Scheiß hält und gerne mal Spaßverhaltensregeln in Form von Verkleidungsdresscodes aufstellt, weil es ja so verrückt ist, hahahahaha.
Nie wieder!