x Autorin: Jenni Fagan
x Übersetzerin: Noemi von Alemann
x Titel: Das Mädchen mit dem Haifischherz
x Originaltitel: The Panopticon
x Genre: Jugendbuch
x Erscheinungsdatum: 12. März 2014
x bei Kunstmann
x 332 Seiten
x ISBN: 3888979250
x Erste Sätze: Ich bin ein Experiment. Ich bin es immer schon gewesen. So viel ist sicher, einfach Fakt. Sie beobachten mich. Nicht nur in der Schule oder während der Sozialarbeitergespräche, vor Gericht oder in der Haftzelle – sie beobachten mich überall.
Klappentext:
Anais Hendricks ist fünfzehn und sitzt auf dem Rücksitz eines Polizeiautos. Ihre Schuluniform ist blutverschmiert, und am anderen Ende der Stadt liegt eine Polizistin im Koma. Doch Anais kann sich da an nichts erinnern. Jetzt ist sie auf dem Weg ins Panoptikum, einer Besserungsanstalt für schwer erziehbare Jugendliche, die für das Waisenkind am Ende einer langen Kette von Heimen und Pflegefamilien steht.
Während Anais sich mit Mut und Fantasie durch ein Leben boxt, das ihr einen Schlag nach dem anderen versetzt, findet sie in den anderen Jugendlichen des Panoptikums fast so etwas wie eine Familie. Eine Familie, die sich ihre eigenen Mythen und Legenden schafft und deren Bande stärker sind, als das System, aus dem es scheinbar kein Entkommen gibt. Es sei denn du hast ein Haifischherz und Freunde, die dir helfen, ihm zu folgen …
Rezension:
Unter Jenni Fagans “Das Mädchen mit dem Haifischherz” hatte ich mir etwas völlig anderes vorgestellt, als es letztendlich war. Warum auch immer dachte ich, es würde sich um etwas übersinnliches oder zumindest mysteriöses handeln – ja, ich hatte den Klappentext nicht gelesen. Denn die Geschichte ist alles andere als phantastisch – sie ist knallhart und direkt in der Realität.
Die Geschichte wird aus der Sicht der 15-jährigen Protagonistin Anais erzählt, die sich ausmalt, ein Experiment zu sein und auch so eine sehr blühende Phantasie besitzt. Sie kennt ihre Eltern nicht, wird von Pflegefamilie zu Pflegefamilie gereicht und ist eine kleine Legende in den verschiedensten Kinderheimen. Ihre Art sich auszudrücken ist hart und sie ist wahnsinnig schlagfertig – nicht nur mit Worten, sondern auch mit Fäuste, die sie sprechen lässt, wenn es sein muss. Der Schreibstil ist so an perfekt an die Figur angepasst, dass man keine Sekunde daran zweifelt, wirklich eine schwererziehbare Göre vor sich zu haben, die sich im Inneren, ganz allein für sich, doch sehr verloren fühlt.
Die Geschichte setzt ein, als Anais von der Polizei ins sogenannte ‘Panoptikum’, eine Besserungsanstalt für Jugendliche, gebracht wird, da sie angeblich eine Polizistin ins Koma geprügelt hat. In der Anstalt angekommen, lernt sie, und mit ihr auch der Leser, die anderen jugendlichen Bewohner der Einrichtung kennen, von denen jede eine eigene schlimme Geschichte im Gepäck hat.
Doch anstatt, dass der Plott um die Sache mit der zusammengeschlagenen Polizistin in den Mittelpunkt rückt, wie man eigentlich annehmen würde, geht es eher um die zwischenmenschlichen Beziehungen im Panoptikum. Mich störte es, dass die Geschichte nicht geradlinig verläuft, sondern eher durcheinander. Zwar erfährt man immer wieder mal den Stand über den Zustand der Polizistin und Anais wird auch immer wieder dazu befragt – denn sie kann sich nicht erinnern, ob sie es war – doch trotzdem ist die Sache nicht so fokussiert, dass man den roten Faden darin erkennt.
Man könnte sagen, dass die Geschichte eher einen ‘Soap-Charakter’ hat. Es passiert zwar etwas, aber es läuft irgendwie auf nichts direktes hinaus, auch wenn die Sachen, die in der Anstalt passieren teils schon sehr an die Nieren gehen. Außerdem fand ich die Regeln und Sitten der Jugendlichen, die offenbar in jeder Einrichtung die gleichen sind, schon interessant. Wenn man also nicht ein völlig falsches Genre hinter der Geschichte vermutet und keinen Wert auf eine zielstrebige Story legt, ist man mit Jenni Fagans Debüt bestens bedient.
Fazit:
Über das Leben in einer Anstalt für schwererziehbare Jugendliche – zwischen Träumen von einem besseren Leben und einer gewalttätigen Realität.
Bewertung:
6 von 10 Sternen