17:36 Stunden
ungekürzte Lesung
Sprecher: Grant Cartwright, Hannah Norris
Hörprobe beim Verlag: *klick*
Zum Inhalt
Der junge Magier und Archäologe Tyen entdeckt ein magisches Buch, in dem seit vielen Jahrhunderten das Bewusstsein einer Frau gefangen ist: Vella war einst eine talentierte Buchbinderin, bis ein mächtiger Magier sie mit einem Zauber belegte und dazu verfluchte, für alle Zeit das Wissen der Welt in sich aufzunehmen. Und so weiß Vella, dass Tyens Heimat und allen, die ihm am Herzen liegen, eine schreckliche Katastrophe droht.
In einer anderen Welt lebt die junge Rielle in ständiger Furcht entdeckt zu werden, denn sie verfügt über magische Begabung. Nur Priester dürfen Magie verwenden und Männer können Priester werden.
Meine Meinung
"Thief's Magic" ist der Auftakt zu Trudi Canavans neuster Trilogie, deren deutsche Fassung für November 2014 angekündigt ist, mit dem Titel "Die Magie der tausend Welten: Die Begabte". (Interessant, wie der deutsche Titel auf die weibliche Hauptfigur ausgerichtet ist, der englische auf die männliche.)
Sicherlich gibt es gewisse Parallelen zu ihrer sehr erfolgreichen Trilogie um "Die Gilde der Schwarzen Magier", wieder stehen junge magisch Begabte im Mittelpunkt, wieder spielt eine Akademie (aka Gilde) eine tragende Rolle und wieder sind Korruption und Gier wichtige Faktoren. Dort enden jedoch die Parallelen, denn die Welt, in der die Leser den jungen Magier Tyen kennenlernen, ist so ganz anders als die von Sonea.
Hier ist die gerade stattfindende industrielle Revolution von Magie abhängig und jene Magie scheinbar nur begrenzt verfügbar. Das Wissen um die Endlichkeit der vorhandenen Magie wird von der Leitung der Akademie streng geheimgehalten. Alle, die sich öffentlich mit dem drohenden Ende der Magievorräte und einer möglichen Lösung beschäftigen, gelten als Verräter. Tyen gerät zwischen die Fronten, weil er bei einer Expedition ein besonderes Buch gefunden hat, das aus dem Körper einer Magierin und Buchbinderin namens Vella geschaffen wurde. Vella wiederum weiß sowohl, dass der Vorrat an Magie in Tyens Welt begrenzt ist, als auch, dass es eine Lösung für diese Problem gibt - jene Lösung, die von den Oberen als ketzerische Lüge abgetan wird.
In einer anderen Welt lebt die junge Rielle, dort herrschen Priester mit drakonischen Regeln, die insbesondere das Leben von Frauen stark einschränken und ein wenig and die hier vor einigen Jahrhunderten übliche Regeln erinnern oder auch an strenge Auslegungen des Islam, sowohl in punkto Kleidung als auch Bildung. Während Tyens Heimat von der Akademie beherrscht wird, es möglich ist, dort und nur dort Magie zu studieren und zu lehren, sieht das in Rielles Heimat ganz anders aus. Die Verwendung von Magie gilt als Diebstahl von den Engeln und nur die stets männlichen Priester dürfen sie verwenden.
Ein junger Magier, der seine Welt retten will, jedoch der intensiven Ausbeutung der natürlichen Ressourcen kritisch gegenüber steht, insbesondere wenn auch andere Länder oder gar Welten für die eigene industrielle Revolution bluten sollen. Eine junge Magierin, die schon durch ihre magische Begabung zur Ausgestoßen werden könnte und sich gegen die Regeln der Gesellschaft auflehnt, nicht zuletzt, weil sie ihrer ersten Liebe im Weg stehen...
Natürlich ist in beiden Ländern nicht alles so, wie es die Oberen gerne glauben machen würden und sowohl Tyen als auch Rielle widersetzen sich den Regeln, wobei dies bei beiden nicht als bewusste Wahl geschieht, sondern sich durch von außen geschaffene Umstände ergibt und auch durch ihr jugendliches Alter.
Wieder gelingt es Trudi Canavan, lebendige und authentisch wirkende Hauptfiguren zu schaffen, die sehr unterschiedlich sind und diese in einer in sich schlüssigen Umgebung anzusiedeln. Anfangs sind sowohl Tyen und Rielle recht leichtgläubig, insbesondere gegenüber den Lehrern bzw. Priestern, ihre Entwicklung war mir manchmal etwas zu langsam, jedoch gleichzeitig glaubwürdig. Vella ist ebenfalls eine interessante Figur, sie lebt zwar in dem Buch weiter, jedoch scheint fast nur noch die analytische Seite übrig zu sein, was auch ihre Bestimmung ist. Da verzeihe ich auch die gelegentlichen Längen sehr gerne, bin zu gespannt, wie es weitergeht. Hoffentlich erfahren die Leser bzw. Zuhörer dann auch etwas mehr darüber, warum sich Tyens bzw. Rielles Welt so entwickelt haben, weshalb hier die Akademie herrscht und dort die Priester.
Grant Cartwright und Hannah Norris erwecken nicht nur Tyen und Rielle zum Leben, sondern auch Vella. Hoffentlich lesen diese beiden auch den zweiten und dritten Teil.
Fazit
Trudi Canavans neue Trilogie beginnt vielversprechend, mit interessanten Ideen und Hauptfiguren, die gerade an der Schwelle zum Erwachsensein stehen. Ihre Entwicklung und Verhalten wirkten auch mich sehr glaubwürdig, die Handlung ist größtenteils spannend angelegt, so dass ich gewissen Längen gerne verzeihe und hoffe, dass die beiden Folgebände nicht allzu lange auf sich warten lassen.