Leben, auf Papier beschrieben - António Lobo Antunes

  • Briefe aus dem Krieg


    Luchterhand Verlag
    Gebundene Ausgabe: 528 Seiten


    Originaltitel: Deste viver aqui neste papel descripto. Cartas da Guerra
    Übersetzung von Maralde Meyer-Minnemann


    Kurzbeschreibung:
    Fast täglich hat António Lobo Antunes seiner Frau geschrieben, als er in den siebziger Jahren in Angola stationiert war. Mit der Veröffentlichung dieser Briefe erfüllen Lobo Antunes’ Töchter den letzten Willen ihrer Mutter und machen damit ein einzigartiges, sehr persönliches Zeitdokument zugänglich. Lobo Antunes’ Nachrichten aus dem Kolonialkrieg, illustriert mit Faksimiles, Fotos aus Angola und von der Familie, sind zugleich Tagebuch, Literatur, Kriegsbericht und Geschichte einer Liebe.


    Lobo Antunes’ Töchter Maria José und Joana haben mit diesem Buch den Wunsch ihrer Mutter erfüllt, nach ihrem Tod die Briefe ihres Mannes an sie zu veröffentlichen. Sie nennen es »Das Buch der Liebe unserer Eltern« und stellen jedem anheim, es für sich selbst anders zu deuten. Eins ist gewiss: Es ist ein einzigartiges Dokument aus dem Leben eines grandiosen Schriftstellers.


    Über den Autor:
    António Lobo Antunes wurde 1942 in Lissabon geboren, studierte Medizin, leistete seinen Wehrdienst im Angolakrieg ab und arbeitete dann wie sein Vater als Arzt, bevor er sich nach Veröffentlichung seines ersten Romans Der Judaskuß (1987) fast ganz dem Schreiben widmete. Sein Werk ist in zahlreiche Sprachen übersetzt worden.


    Über die Übersetzerin:
    Maralde Meyer-Minnemann, geboren 1943 in Hamburg, erhielt 1992 den "Hamburger Förderpreis für literarische Übersetzungen", 1997 den Preis "Portugal-Frankfurt", 1998 den "Helmut-M.-Braem-Preis" und wurde 2005 für den "Preis der Leipziger Buchmesse" nominiert.


    Mein Eindruck:
    Ein ganzes Buch voller Briefe!
    Das sind wirklich schöne Liebesbriefe eines Mannes an seine schwangere Frau, die er erst vor kurzen geheiratet hat und von der er für 2 Jahre unfreiwillig getrennt ist.
    Das ganze wäre vielleicht nicht erwähnenswert, wenn der Trennungsgrund nicht ein schwerwiegender wäre: Der Krieg in Angola, wohin der Portugiese Antonio Lobo Antunes 1971 eingezogen wurde.


    Antonio Lobo Antunes dokumentiert anhand dieser Briefe sein Leben in und seine Eindrücke von Angola, dass ihn auch fasziniert.
    Vom Krieg erzählt er überraschenderweise kaum etwas.
    Nur die höllische Hitze und choleraartige Krankheiten erwähnt er.
    Es ist vermutlich Angst vor der Zensur gewesen, dass kritische Kommentare über Krieg und Kolonialismus komplett fehlen. Oder noch wahrscheinlicher ist, dass er den Krieg nicht in sein privates Leben hineinlassen wollte.
    Man erhält also keinen indirekten Bericht über den Krieg wie eigentlich zu erwarten war.


    Antunes schreibt in all seinen Briefen ansonsten immer ungezwungen. Die Briefe enthalten daher viel intimes.
    Die Sehnsucht nach seiner Frau und dem ungeborenen Kind ist Hauptthema, daneben ist die Literatur für ihn wichtig. Er leidet darunter, zu wenig zu lesen zu haben. Immerhin ist seine Lektüre in dieser Zeit doch bemerkenswert: Samuel Beckett, Camus, Michael Butor, LeClezio, Tolstoi, José Lezama Lima, Graham Greene, Somerset Maugham, Borges, Cortazar, Carson McCullers, Faulkner u.v.a.
    Trotz mangelnder Lektüre kann er den Schundbücher seiner Kameraden nichts abgewinnen.


    Obwohl Militärarzt bleibt er auch Schriftsteller und arbeitet an einem Roman, von dem er glaubt, dass es das beste ist, was er bisher geschrieben hat. Seine Frau weist er in einem Brief an, alle seine alten Manuskripte zu vernichten.
    Tatsächlich hat Antunes in Angola seinen schriftstellerischen Durchbruch und schreibt seinen ersten Roman.


    Im Buch sind einige Faksimiles von Briefen und Fotos von Antunes oder seiner Frau und der neugeborenen Tochter verteilt.


    Die Qualität dieser Briefe ist erstaunlich, wenn man bedenkt, dass sie nicht zur Veröffentlichung gedacht waren.


    ASIN/ISBN: 3630872522

  • Auf der Berlinale läuft momentan eine Verfilmung dieses Buches.


    Cartas da guerra | Letters from War von Ivo M. Ferreira


    Portugal 2016, 105 Min


    Zitat


    Auf Grundlage der unter dem Titel „Leben, auf Papier beschrieben“ (2005) veröffentlichten Briefe von António Lobo Antunes inszeniert Ivo M. Ferreira eine Parabel, in der sich Realität und Imagination vereinen. In flirrenden schwarz-weißen Bildern, zwischen Tagebuch, Kriegsbericht und Liebesgeständnis, entwirft der Regisseur einen poetischen Essay, in dem die Bilder und die Aufzeichnungen des Arztes in einem besonderen Spannungsverhältnis stehen.


    Den Film würde ich zu gerne einmal sehen!