'Vulkantöchter' - Seiten 237 - 348

  • Zitat

    Original von xexos
    Dann glaube ich schon eher, dass der Konsum von koffeinfreiem Kaffee graue Haare macht. Kann man oft beobachten. :grin
    DAS unterschreibe ich sofort! (Hi Xexos! Zwischen zwei Spielen? Ich gucke das nächste :-])


    [quote]Original von xexos
    Lange Haare sind ja auch ein Schönheitsmerkmal. In Bezug dazu mal ne andere Frage: Wikipedia schreibt "Mit ungefähr 200 Millionen Muslimen stellt Indonesien den Staat mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt dar." Warum verfolgen die denn nicht die Idiotie Ideologie, dass Haare die Männer irritieren und kirre machen wie es im nahen Osten gedacht wird, so dass die Frauen dort ihre bösen Haare verstecken müssen? Dagegen scheint ja dann folglich der ferne Osten richtig fortschrittlich.


    Sowohl in Indonesien als auch in Malaysia scheint der Islam auf den ersten Blick wesentlich gemäßigter als in anderen muslimischen Ländern (man spricht auch vom "Tropenislam"). Es gibt keinen Kopftuchzwang, da verfassungswidrig. Es gibt allerdings einige Provinzen (z. B. Terrenganu in Malaysia und Aceh in Indonesien/Sumatra), die wesentlich strickter sind. Hier ist es einmal der soziale Druck als auch die Provinzregierung, die z.B. in einigen Ostküstenprovinzen Malaysias Frauen, die in öffentlichen Ämtern arbeiten, das Kopftuch während der Arbeit aufzwingen.
    Trotzdem sieht man oft Haare, vor allem in Indonesien. Malaiinnen und Indonesierinnen kleiden sich meist sehr bunt und fröhlich, und ehrlich gesagt, zu manch traditionellem Dress sieht so ein Kopftuch richtig klasse aus. Das Gesicht bleibt grundsätzlich frei.
    Allerdings sind in beiden Ländern auch ernstzunehmende extreme Strömungen zu verzeichnen, die Konservativen und auch die Extremisten gewinnen an Boden. Da beide Länder Demokratien sind und Malaysia noch dazu ein Vielvölkerstaat ist, steht zu hoffen, dass die Länder im Großen und Ganzen stabil und gemäßigt bleiben.

    Ship me somewhere's east of Suez,
    where the best is like the worst,
    where there aren't no ten commandments
    an' a man can raise a thirst


    Kipling

  • Also ich - auch 'ne Frau - hab' Martin nie als den Schuldigen betrachtet. So, wie Alexandra sich anfänglich verhalten hat, konnte ich keine Sympathie zu ihr empfinden, trotz der Andeutung, dass sie mit ihm reden will ...

  • Einer meiner Lieblingssätze dieses Teils:
    Sie hasste nichts mehr, als einem Ladebalken bei der Arbeit zuzusehen. :lache


    Ohne dass es dem Leser allzu offenkundig auf die Nase gebunden wird, spürt man, dass jetzt alles dem Höhepunkt entgegenstrebt. Die Dauerspannung entsteht ausschließlich dadurch, dass Puzzleteilchen sich unbewusst zusammenfügen und eine bedrohliche Ahnung kreieren. Die Perspektivträger bewegen sich aufeinander zu, verpassen sich teilweise nur um Haaresbreite.
    Großes Kino!


    Wir erfahren endlich mehr über Sien und wissen jetzt, woher Martin sein Tattoo hat. Die betreffende Szene hat eine geheimnisvolle Atmosphäre, gleitet aber nicht ins Übernatürliche ab.
    Und was die Wahrscheinlichkeit betrifft, dass ausgerechnet Martin mit seinem Tattoo auf Angehörige dieses Clans trifft: Hier liegt m.E. ein häufiger Leserfehler. :grin Viele Leser überlegen, wie wahrscheinlich es ist, dass dem Durchschnittsmenschen ein solcher Zufall begegnen könnte.
    1. Warum sollten wir über das schreiben, was exakt der statistischen Norm entspricht? Wir schreiben über die Menschen, denen Außergewöhnliches, wenn auch nicht völlig Undenkbares zustößt.
    2. Jeder, aber wirklich jeder hat schon einmal etwas erlebt, das statistisch äußerst unwahrscheinlich war, hat beispielsweise in fremden Ländern (passiert dauernd!!!) völlig überraschend Bekannte getroffen.
    Also, Tattoo trifft Tattoo: Keinesfalls außerhalb des üblichen Erlebnisspektrums.


    Dass die Behörden nicht benachrichtigt werden, ist für den Fortgang der Geschichte sicher notwendig, hat mich aber nicht ganz überzeugt. Alexandra (die ja dafür war) hat offensichtlich genug Schotter, dass sie zumindest hätte versuchen können, jemandem damit Feuer unterm Hintern zu machen. Wenn das trotzdem nicht geklappt hätte, hätte die Geschichte ja dann trotzdem so weitergehen können wie geplant.

  • Zitat

    Original von Katerina
    Dass die Behörden nicht benachrichtigt werden, ist für den Fortgang der Geschichte sicher notwendig, hat mich aber nicht ganz überzeugt. Alexandra (die ja dafür war) hat offensichtlich genug Schotter, dass sie zumindest hätte versuchen können, jemandem damit Feuer unterm Hintern zu machen. Wenn das trotzdem nicht geklappt hätte, hätte die Geschichte ja dann trotzdem so weitergehen können wie geplant.


    Dieser Punkt hat mir tatsächlich Kopfzerbrechen bereitet, denn natürlich ist Alexandra darauf gepolt, in einem solchen Fall die Behörden einzuschalten. Das Problem ist allerdings, dass die Behörden, in diesem Falle also die Polizei, Alex und Birgit höchstwahrscheinlich daran gehindert hätten, nach Osten zu fahren (um noch mehr herauszuschlagen oder einfach, weil sie sich wichtig tun wollen) – das wäre jedenfalls ein realistisches Szenario. Ich habe so meine Erfahrung mit Dritte-Welt-Bürokratie. Ehrlich gesagt, mit der indonesischen Polizei möchte niemand, der sich ein bisschen auskennt, was zu tun haben, auch westliche Besucher nicht. Die können sehr unangenehm werden; der Spruch vom Freund und Helfer kann mMn problemlos in "Freund und Melker" (Bakschiiiisch!) umgewandelt werden. (Korruption gepaart mit zum Teil echter Unfähigkeit ist ein echtes Problem in Indonesien. Ich persönlich habe indonesische Polizisten immer als extrem unsympathisch und unterschwellig aggressiv empfunden – und das in einem Land mit den nettesten Menschen der Welt, wie harimau immer sagt.)


    Also regelt man Sachen lieber selbst. Die Polizei wäre eine weitere Komponente um Buch gewesen, auf die ich wirklich verzichten wollte. Und so habe ich darauf gehofft, dass Birgits Argumente überzeugend genug für Alexandra (und die Leser) sind. Ich fürchte, hier müsst ihr Leser es einfach hinnehmen, dass sie die Polizei außen vor lassen … es ist einfach ein anderes Land mit anderen Regeln.

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    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von SteffiB ()

  • Gestern hatte ich endlich Zeit, weiterzulesen. :-)


    Alexandra und ihre Weiterentwicklung finde ich nach wie vor sehr glaubhaft. Dass sie sich so lieb um Birgit kümmert, als diese die Fischvergiftung hat, und dass sie sich immer aufgeschlossener gegenüber Asien und seinen Menschen zeigt, hat sie für mich in diesem Abschnitt zunehmend sympathisch gemacht. Das Herumreisen mit Birgit scheint ihr mittlerweile zu gefallen, und sie fühlt sich offenbar recht wohl dabei – was bei mir die Frage aufwirft, ob sie nicht auch mit Martin zusammen Gefallen an solchen Urlauben hätte finden können, wenn er nur ein bisschen mehr auf sie eingegangen wäre.
    Das Gespann Alexandra/Birgit gefällt mir immer besser, und ich begleite die beiden Frauen unheimlich gerne auf ihrer Suche. Ob es dabei noch um Alexandra bzw. Martin geht oder doch eher um Birgit, ist den beiden wohl selbst nicht so ganz klar. ;-)


    Dass die Männer, die Kebale ausgesandt hat, Martin nun tatsächlich zu entführen versuchen, war zu erwarten. Völlig überraschend für mich war dagegen, dass Sien sich nach dem Übergriff ausgerechnet an Alexandra und Birgit wendet. Diese Dreier-Konstellation finde ich sehr spannend und bin schon gespannt darauf, wie die Frauen sich miteinander arrangieren werden.


    Interessant fand ich auch, dass nicht nur Alexandra als West-Europäerin mit einem Kulturschock zu kämpfen hat, sondern auch Keke mit vielen neuen Eindrücken (Busse und Fähren, große Städte, hellhäutige Touristen) konfrontiert wird, die ihm fremd sind und ihn verunsichern.


    Aufgefallen ist mir noch ein Satz auf Seite 248: «Alexandra war unbegreiflich, wie gleichgültig Birgit angesichts der unübersehbaren Armut bleiben konnte.» Wie habt ihr, Steffi und harimau, diesen Punkt erlebt? Ist es tatsächlich so, dass man im Lauf der Zeit diese Missstände "akzeptiert" (mir fällt gerade leider kein besserer Ausdruck dafür ein), sie einem nicht mehr so sehr ins Auge fallen und schockieren?

  • Was die Beziehung von Alexandra und Martin angeht, bleibe ich nach wie vor dabei, dass keiner der beiden der alleinige "Böse" ist. Sicherlich haben beide Fehler gemacht. Dass sich da zwei Menschen ineinander verliebt haben, die objektiv gesehen nicht unbedingt so super zueinander passen, kann man ihnen nicht zum Vorwurf machen, das sind Dinge, die sich erst nach und nach herausstellen, wenn die rosarote Brille der ersten Verliebtheitsphase abgenommen wird. Dass Martin Hals über Kopf mit Sien abhaut und Alexandra in einem fremden Land allein zurücklässt, ist sch…, gleichzeitig aber auch nachvollziehbar: Sien nimmt ihn so an, wie er ist, im Gegensatz zu Alexandra, die ihn nach ihren Wünschen verändern möchte. Alles in allem könnte ich mir, gerade nach den Erkenntnissen Alexandras in diesem Abschnitt, sehr gut vorstellen, dass die beiden noch eine gemeinsame Zukunft haben, wenn sie sich nur einmal RICHTIG mit sich und ihrer Beziehung auseinandersetzen und mehr aufeinander eingehen, ohne sich völlig zu verbiegen.


    Zitat

    Original von SteffiB
    Alexandra wiederum wurde immer interessanter, außerdem wurde mir klar, dass sie, wenn sie immer nur zickig ist, zu einem Abziehbild wird, einem Klischee, das nur Mittel zum Zweck ist.


    Ja, wenn Alexandra einfach so geblieben wäre, wie sie im ersten Abschnitt dargestellt ist, wäre das eine total langweilige Person gewesen. So ist sie dagegen eine spannende Figur, mit der man sich gerne auseinandersetzt. :-)


    Zitat

    Original von xexos
    Ja, bei der Äußerung scheint die Schwangerschaft eindeutig zu sein. Vorher mit dem Alkohol fand ich nicht ganz so überzeugend oder zwingend.


    Weiter vorne, ich meine, es war während der Fährüberfahrt, war auch die Rede davon, dass Alexandra nicht rauchen sollte.


    Dass die Behörden nicht benachrichtigt wurden und ob das notwendig/realistischer gewesen wäre, darüber habe ich ehrlich gesagt gar nicht weiter nachgedacht, für mich waren die Argumente also offenbar stichhaltig genug. ;-)

  • Zitat

    Original von Sidonie
    Das Herumreisen mit Birgit scheint ihr mittlerweile zu gefallen, und sie fühlt sich offenbar recht wohl dabei – was bei mir die Frage aufwirft, ob sie nicht auch mit Martin zusammen Gefallen an solchen Urlauben hätte finden können, wenn er nur ein bisschen mehr auf sie eingegangen wäre.


    … und sie auf ihn! Ich denke, dass das einer der Knackpunkte der Beziehung war – sie hat nicht verstanden, wollte es vielleicht nicht einmal, was ihn am Reisen reizt und wie sehr es Bestandteil seines Wesens ist. Am Anfang fand sie es spannend, doch dann war sie zunehmend genervt, dass er nie da war und sich "amüsiert". ich erkläre mir Alexandra so, dass sie immer weniger Interesse für seine Arbeit als Dokumentarfilmer aufgebracht hat, diese vielleicht nicht einmal ernst genommen hat, unter anderem sicher auch, weil sie schlecht bezahlt ist. Das ist ein Beziehungskiller par excellence.
    Und anstatt ihn mal zu begleiten, sich anzusehen, was er da eigentlich in der Weltgeschichte treibt (was ich persönlich getan hätte, selbst wenn es mich vor der Fremde gegruselt hätte, aus Interesse und Respekt für meinen Partner), ist sie zu Hause geblieben, hat sich in Arbeit und Fremdgehphantasien gestürzt. (Auch so ein Punkt: Alex hat Martin solange vorgeworfen, er würde Fremdgehen, bis er es irgendwann tatsächlich getan hat, wahrscheinlich mit Frauen, die sich auch für seine Arbeit interessierten. Eine, wie ich finde verständliche Trotzreaktion. Es macht ja eh keinen Unterschied.)
    Aber um auf deinen Einwand zurückzukommen: Ja, das glaube ich auch: Wäre Alex früher über ihren Schatten gesprungen und hätte Martin mal mal begleitet (und wenn's nur ein einziges Mal geschehen wäre), hätte es der Beziehung sicher sehr gut getan. (Immer vorausgesetzt, Martin tut auch seinen Teil und bringt Interesse für Alexandras Arbeit. Davon gehe ich mal stillschweigend aus.)


    Zitat

    Original von Sidonie
    Interessant fand ich auch, dass nicht nur Alexandra als West-Europäerin mit einem Kulturschock zu kämpfen hat, sondern auch Keke mit vielen neuen Eindrücken (Busse und Fähren, große Städte, hellhäutige Touristen) konfrontiert wird, die ihm fremd sind und ihn verunsichern.


    Wir haben dort hinten auf einer der Inseln einen Holländer javanischer Abstammung kennengelernt, der eine Frau von der Insel Lembata geheraitet und ein winziges Guesthouse aufgemacht hat. Er erzählte uns, dass er seine Frau einmal nach Bali mitgenommen hat, quasi als sanften Einstieg für eine Reise nach Holland. Es ist gründlich schief gegangen. Seine Frau war von den ihr so fremden Balinesen, dem Trubel, den vielen Autos und Bussen, der Hauptstadt, ja selbst den für sie gigantisch großen Dörfern dermaßen eingeschüchtert, dass sie geschworen hat, ihre Insel nie mehr zu verlassen. An diese Geschichte musste ich denken, als ich Keke "erfand" :-)


    Zitat

    Original von Sidonie
    Aufgefallen ist mir noch ein Satz auf Seite 248: «Alexandra war unbegreiflich, wie gleichgültig Birgit angesichts der unübersehbaren Armut bleiben konnte.» Wie habt ihr, Steffi und harimau, diesen Punkt erlebt? Ist es tatsächlich so, dass man im Lauf der Zeit diese Missstände "akzeptiert" (mir fällt gerade leider kein besserer Ausdruck dafür ein), sie einem nicht mehr so sehr ins Auge fallen und schockieren?


    Es ist sehr schwierig, sich zu arrangieren. Über die Armut hinwegzusehen ist unmöglich, und es berührt zum Teil zutiefst. Am Anfang hast du das Gefühl, du musst überall helfen, aber irgendwann merkst du, dass das Gießkannenprinzip niemandem weiterhilft. Wir haben über die Jahre einige wenige Einzelpersonen unterstützt, wenn wir konnten.
    Die Misstände akzeptiert habe ich nie, auch harimau nicht. Die Missstände sind meist vielfältiger Natur und haben ihre Wurzeln meist im Land selbst Anders als in Afrika, wo nach wie vor die Auswirkungen der Kolonisation zu spüren sind, haben die Asiaten dieses Kapitel so gut wie abgeschlossen und kämpfen nun mit der jeweiligen besonderen kulturellen und geografischen Situation geschuldeten Problemen: Korruption in allen Bereichen des Lebens, desolate Wirtschaft, schlechte Infrastruktur, mieses Bildungssystem, Cliquenwirtschaft in den Politiker- und Militärkasten, Kastenwesen (speziell in Indien und Nepal), Naturkatastrophen: zu viel oder zu wenig Regen, Erdbeben/Tsunamis/Vulkanausbrüche, schwere Stürme und Überschwemmungen, schief gelaufene Umsiedlungsprojekte (z.B. das indonesische Transmigrasi-Programm), Ausgrenzung und Bekämpfung von Minderheiten (vor allem in Thailand und Burma) … All dies führt zu einer Verarmung der Bevölkerung. Diese Probleme sind aber nur politisch national und international zu lösen. Machen wir uns nichts vor, die Globalisierung hat den meisten Menschen nichts gebracht, im Gegenteil.
    Aber zurück zu uns: Ein etwas dickeres Fell haben wir schon bekommen, es geht nicht anders, wenn man weiterhin reisen möchte.
    Wir haben übrigens erlebt, dass wir Rucksacktouristen gerade in entlegeneren Gebieten oft sehr willkommen waren – einerseits haben wir Geld in lokalen Gästehäusern, Transportmitteln, Restaurants und Läden gelassen, aber mehr noch, weil wir Nachrichten aus der Welt brachten. Die Menschen sind sich ihres Bildungsdefizits durchaus bewusst und nutzen jede Gelegenheit, mehr über die Welt jenseits ihres Bewegungsradius zu erfahren. Und das wiederum kann zum Umdenken führen, zu Veränderung.

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  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Kebale in seinem Machthunger geht also über Leichen. Das scheint überall auf der Welt gleich zu sein


    Stimmt.
    Kebale ist für mich die Klischeefigur des Buches.
    Aber erstens gibt es diese Typen eben wirklich sehr oft (sonst wären sie ja auch nicht Klischee ;-)) und zweitens braucht eine Geschichte wie diese zwingend einen solchen Bösewicht :-].
    Manchmal ändern sie sich im Laufe der Geschichte noch - und manchmal nicht. Das erweist sich erst am Schluss :grin.


    Zitat

    Original von Katerina
    1. Warum sollten wir über das schreiben, was exakt der statistischen Norm entspricht? Wir schreiben über die Menschen, denen Außergewöhnliches, wenn auch nicht völlig Undenkbares zustößt.


    Exakt! Wenn alles nachvollziehbar und wahrscheinlich ist, will es keiner lesen - langweilig.
    Und doch kritisieren wir Leser immer wieder mal den Wahrscheinlichkeitsgehalt eines Romans.
    Eigentlich ein gewisser Widerspruch in sich :gruebel.


    Zitat

    Original von SteffiB
    Also regelt man Sachen lieber selbst. Die Polizei wäre eine weitere Komponente um Buch gewesen, auf die ich wirklich verzichten wollte. Und so habe ich darauf gehofft, dass Birgits Argumente überzeugend genug für Alexandra (und die Leser) sind. Ich fürchte, hier müsst ihr Leser es einfach hinnehmen, dass sie die Polizei außen vor lassen … es ist einfach ein anderes Land mit anderen Regeln.


    Du hast es ja ein paar Mal erklärt und insofern war es für mich akzeptabel, ich habe mich da einfach auf Birgits Einschätzung verlassen.

  • Zitat

    Original von Lumos


    Stimmt.
    Kebale ist für mich die Klischeefigur des Buches.
    Aber erstens gibt es diese Typen eben wirklich sehr oft (sonst wären sie ja auch nicht Klischee ;-)) und zweitens braucht eine Geschichte wie diese zwingend einen solchen Bösewicht :-].
    Manchmal ändern sie sich im Laufe der Geschichte noch - und manchmal nicht. Das erweist sich erst am Schluss :grin.


    Also, bei der Ausformung von Kebales Motivationen und seinem Charakter hatte ich diverse Bösewichter der Geschichte im Hinterkopf. Joseph Göbbels hauptsächlich.



    Zitat

    Original von Lumos


    Exakt! Wenn alles nachvollziehbar und wahrscheinlich ist, will es keiner lesen - langweilig.
    Und doch kritisieren wir Leser immer wieder mal den Wahrscheinlichkeitsgehalt eines Romans.
    Eigentlich ein gewisser Widerspruch in sich :gruebel.


    :-]
    (Aber es gibt auch ganz ganz tolle Bücher, die sich mit dem ganz normalen Leben beschäftigen. Mir hat zum Beispiel "Alles über Sally" von Arno Geiger sehr gut gefallen.)

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    Kipling

  • Auf Lombok wurde einem Mitreisenden etwas aus seinem Zimmer gestohlen. Der deutschsprachige Hotelmanager hat ebenfalls nicht die Polizei eingeschaltet, sondern selbst für die deutsche Versicherung eine Bestätigung ausgestellt. Irgendwie hat das von uns keiner hinterfragt...

  • Zitat

    Original von Sidonie
    Interessant fand ich auch, dass nicht nur Alexandra als West-Europäerin mit einem Kulturschock zu kämpfen hat, sondern auch Keke mit vielen neuen Eindrücken (Busse und Fähren, große Städte, hellhäutige Touristen) konfrontiert wird, die ihm fremd sind und ihn verunsichern.


    Das hat mir auch sehr gut gefallen, und es ist absolut realistisch. Ich weiß von zwei Florinesen, die als junge Männer aus Neugier nach Bali gereist sind, um "die große weite Welt" und nicht zuletzt auch Ausländer zu sehen. Obwohl sie im eigenen Land geblieben sind, haben sie dabei eine völlig andere Kultur erlebt.

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Zitat

    Original von SteffiB
    … und sie auf ihn! Ich denke, dass das einer der Knackpunkte der Beziehung war – sie hat nicht verstanden, wollte es vielleicht nicht einmal, was ihn am Reisen reizt und wie sehr es Bestandteil seines Wesens ist. Am Anfang fand sie es spannend, doch dann war sie zunehmend genervt, dass er nie da war und sich "amüsiert". ich erkläre mir Alexandra so, dass sie immer weniger Interesse für seine Arbeit als Dokumentarfilmer aufgebracht hat, diese vielleicht nicht einmal ernst genommen hat, unter anderem sicher auch, weil sie schlecht bezahlt ist. Das ist ein Beziehungskiller par excellence.


    Ja, in ihrem Desinteresse an Martins Arbeit und an seinen Interessen sehe ich auch einen gewaltigen Konfliktherd dieser Beziehung. Mein "Vorwurf" gegenüber Martin, "wenn er nur ein bisschen mehr auf sie eingegangen wäre", bezog sich – das habe ich undeutlich formuliert – auf den jetzigen Urlaub: Da hat sich Alexandra nun endlich mal dazu aufgerafft, ihn zu begleiten und mit ihm in eine fremde Kultur hereinzuschnuppern, da wäre es m. E. nur angebracht gewesen, wenn Martin sich mehr mit ihr beschäftigt und sie dabei unterstützt hätte, ihren Kulturschock zu überwinden. Dass es sie Überwindung gekostet haben muss, dieser Reise zuzustimmen, wird ihm ja doch hoffentlich nach all den gemeinsamen Jahren nicht entgangen sein … ;-)


    Zitat

    Original von SteffiB
    Alex hat Martin solange vorgeworfen, er würde Fremdgehen, bis er es irgendwann tatsächlich getan hat, wahrscheinlich mit Frauen, die sich auch für seine Arbeit interessierten. Eine, wie ich finde verständliche Trotzreaktion. Es macht ja eh keinen Unterschied.


    :write
    Auch einer der Gründe, weshalb ich Martin nicht als den hinterletzten Ar… in dieser Geschichte ansehe (ohne, dass ich sein Verhalten gutheißen möchte – nachvollziehbar ist es dennoch).


    Zitat

    Original von SteffiB
    An diese Geschichte musste ich denken, als ich Keke "erfand"


    :-)
    Ich finde es wirklich total interessant, wie viele persönliche Erlebnisse und Anekdoten in das Buch eingeflossen sind.


    Zitat

    Original von SteffiB
    Es ist sehr schwierig, sich zu arrangieren. Über die Armut hinwegzusehen ist unmöglich, und es berührt zum Teil zutiefst. Am Anfang hast du das Gefühl, du musst überall helfen, aber irgendwann merkst du, dass das Gießkannenprinzip niemandem weiterhilft. Wir haben über die Jahre einige wenige Einzelpersonen unterstützt, wenn wir konnten. […] Diese Probleme sind aber nur politisch national und international zu lösen.


    Ich kann mir gut vorstellen, dass es alles andere als einfach ist, sich damit zu arrangieren und sich ein dickeres Fell anzueignen. Ich meine, dass in vielen Regionen der Welt große Armut herrscht, ist ja nichts Neues, aber das dann mit eigenen Augen zu sehen und mitzuerleben, ist mit Sicherheit erschreckend. Eine Bekannte von mir berichtete mal nach einem Urlaub in Indien, dass sie die schönen Seiten des Landes gar nicht mehr richtig genießen konnte, nachdem sie gesehen hatte, unter welch schlimmen Bedingungen viele Menschen dort leben.


    Zitat

    Original von SteffiB
    Wir haben übrigens erlebt, dass wir Rucksacktouristen gerade in entlegeneren Gebieten oft sehr willkommen waren – einerseits haben wir Geld in lokalen Gästehäusern, Transportmitteln, Restaurants und Läden gelassen, aber mehr noch, weil wir Nachrichten aus der Welt brachten. Die Menschen sind sich ihres Bildungsdefizits durchaus bewusst und nutzen jede Gelegenheit, mehr über die Welt jenseits ihres Bewegungsradius zu erfahren. Und das wiederum kann zum Umdenken führen, zu Veränderung.


    Nicht umsonst heißt es ja oft, dass der Zugang zu Bildung die beste Entwicklungshilfe ist, die man leisten kann. Auch wenn das Umdenken sicherlich in vielen Fällen ein recht langsamer Prozess sein dürfte. (In diesem Zusammenhang fällt mir auch gleich wieder Juliana ein, die mit ihren rationalen, wissenschaftlichen Ansichten vermutlich oft gegen Wände redet.)
    Wie ist es denn außerhalb der entlegeneren Gebiete, also z. B. in größeren Städten, um die Medienlandschaft bestellt? Sind dort Nachrichten aus der ganzen Welt zugänglich?


    Zitat

    Original von harimau[/i]
    Ich weiß von zwei Florinesen, die als junge Männer aus Neugier nach Bali gereist sind, um "die große weite Welt" und nicht zuletzt auch Ausländer zu sehen. Obwohl sie im eigenen Land geblieben sind, haben sie dabei eine völlig andere Kultur erlebt.


    Das ist wirklich faszinierend, welch unterschiedliche Facetten ein einziges Land haben kann!

  • Zitat

    Original von Sidonie
    Da hat sich Alexandra nun endlich mal dazu aufgerafft, ihn zu begleiten und mit ihm in eine fremde Kultur hereinzuschnuppern, da wäre es m. E. nur angebracht gewesen, wenn Martin sich mehr mit ihr beschäftigt und sie dabei unterstützt hätte, ihren Kulturschock zu überwinden. Dass es sie Überwindung gekostet haben muss, dieser Reise zuzustimmen, wird ihm ja doch hoffentlich nach all den gemeinsamen Jahren nicht entgangen sein … ;-)


    Ich befürchte, es war einfach zu spät, der Karren steckte schon zu tief im Dreck. Ein paar Jahre früher hätte es wahrscheinlich geklappt.


    Zitat

    Original von Sidonie
    Eine Bekannte von mir berichtete mal nach einem Urlaub in Indien, dass sie die schönen Seiten des Landes gar nicht mehr richtig genießen konnte, nachdem sie gesehen hatte, unter welch schlimmen Bedingungen viele Menschen dort leben.


    Ich habe Indien auch als besonders heftig empfunden. Insbesondere der Umgang der reichen Inder aus höheren Kasten mit den Armen und den Menschen aus niedrigen Kasten ist zum Teil ekelerregend und menschenverachtend.


    Zitat

    Original von Sidonie
    Wie ist es denn außerhalb der entlegeneren Gebiete, also z. B. in größeren Städten, um die Medienlandschaft bestellt? Sind dort Nachrichten aus der ganzen Welt zugänglich?[quote]Original von Sidonie.


    Während es in NTT tatsächlich überhaupt keine Zeitung gibt (aber Fernseher, zumindest in den Kreisstädtchen mit Stromversorgung), sind die Städte mit Zeitungen aller Art versorgt. Aber die muss man sich auch leisten können … die Slumbewohner in Jakarta werden nicht regelmäßig Zeitung lesen. Es ist ein Teufelskreis. Wie überall liegt die Hoffnung auf einer gut gebildeten und kritischen Mittelschicht, die ist im Agrarland Indonesien aber noch viel zu dünn.

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  • Zitat

    Original von SteffiB
    Ich befürchte, es war einfach zu spät, der Karren steckte schon zu tief im Dreck. Ein paar Jahre früher hätte es wahrscheinlich geklappt.


    Das mag wohl sein! Ich hoffe jedenfalls, dass die beiden am Ende noch die Gelegenheit bekommen (und sie dann auch nutzen!), in Ruhe über sich und ihre Beziehung zu sprechen. Als völlig chancenlos schätze ich die Lage derzeit noch nicht ein, und an eine gemeinsame Zukunft von Martin und Sien mag ich nicht so recht glauben …


    Zitat


    Ich habe Indien auch als besonders heftig empfunden. Insbesondere der Umgang der reichen Inder aus höheren Kasten mit den Armen und den Menschen aus niedrigen Kasten ist zum Teil ekelerregend und menschenverachtend.


    :-(


    Sind die Missstände/die Armut in Indonesien weniger heftig?


    Zitat


    Während es in NTT tatsächlich überhaupt keine Zeitung gibt (aber Fernseher, zumindest in den Kreisstädtchen mit Stromversorgung), sind die Städte mit Zeitungen aller Art versorgt. Aber die muss man sich auch leisten können …


    Immer, wenn ich so etwas mitbekomme, wird mir wieder bewusst, wie unwahrscheinlich verwöhnt wir hier sind! … und wie viele Dinge hier als Selbstverständlichkeiten angenommen werden …

  • Zitat

    Original von Sidonie


    :-(


    Ist das in Indonesien weniger heftig?


    Es ist anders, was unter anderem daran liegt, dass es in Indonesien kein Kastenwesen gibt. Auch sonst kann man Indonesien kaum mit Indien vergleichen – es sind völlig unterschiedliche Völker, mit unterschiedlichen Religionen und einem anderen Klima.
    Ich muss gestehen, dass ich noch nie in Jakarta war; die Slums dort müssen auch sehr schlimm sein. Aber Indonesien ist ein Agrarland. Java hat so ziemlich den besten Boden der Welt, der drei Ernten im Jahr erlaubt. Da wurstelt man sich durch. Was auch erklärt, dass Java die Region der Erde mit der höchsten Bevölkerungsdichte der Welt ist (in diese Statistik fallen natürlich nicht Ballungsräume wie Tokio oder der Pott ;-)).
    Richtig arm sind die Menschen in Nusa Tenggara, die schlechteren Boden und auch Dürren haben. Hier wohnen allerdings auch viel weniger menschen pro Quadratkilometer. Verhungern wird wohl kaum jemand, aber es mangelt an allem, was auch wichtig ist: Schulen, Lehrer, Ärzte, Krankenhäuser, Infrastruktur, Strom, sauberes Wasser ...


    Zitat

    Original von Sidonie


    Immer, wenn ich so etwas mitbekomme, wird mir wieder bewusst, wie unwahrscheinlich verwöhnt wir hier sind! … und wie viele Dinge hier als Selbstverständlichkeiten angenommen werden …


    Das geht mir ganz oft so, gerne bei banalen Dingen wie fließend heißem Wasser. Was für ein Luxus! Und eine Heizung. Ein Bäcker um die Ecke. Ich bin oft ganz bewusst sehr dankbar über genau so etwas. Von den großen Dingen ganz zu schweigen: Krankenhäuser, Versicherungen, Schulen, Rechtsstaat (die Polizei ist wirklich unser Freund und Helfer), Meinungs- und Pressefreiheit, Rechtssicherheit, TÜV (ja, auch der. Denkt an die Busse :grin ). Ja, es geht uns verdammt gut hier. Nusa Tenggara ist eher eine Ecke, in der man für die Anschaffung einer Zweithose spart, nicht für einen Zweitwagen. Wobei: Ich habe gar kein Auto :grin Vom gesparten Geld fahre ich lieber nach NTT ;-)


    Gute Nacht, liebe Sidonie und liebe Eulen! Ich gehe jetzt Fussi gucken!

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  • Zitat

    Original von Sidonie
    Was die Beziehung von Alexandra und Martin angeht, bleibe ich nach wie vor dabei, dass keiner der beiden der alleinige "Böse" ist. Sicherlich haben beide Fehler gemacht. Dass sich da zwei Menschen ineinander verliebt haben, die objektiv gesehen nicht unbedingt so super zueinander passen, kann man ihnen nicht zum Vorwurf machen, das sind Dinge, die sich erst nach und nach herausstellen, wenn die rosarote Brille der ersten Verliebtheitsphase abgenommen wird. Dass Martin Hals über Kopf mit Sien abhaut und Alexandra in einem fremden Land allein zurücklässt, ist sch…, gleichzeitig aber auch nachvollziehbar: Sien nimmt ihn so an, wie er ist, im Gegensatz zu Alexandra, die ihn nach ihren Wünschen verändern möchte. Alles in allem könnte ich mir, gerade nach den Erkenntnissen Alexandras in diesem Abschnitt, sehr gut vorstellen, dass die beiden noch eine gemeinsame Zukunft haben, wenn sie sich nur einmal RICHTIG mit sich und ihrer Beziehung auseinandersetzen und mehr aufeinander eingehen, ohne sich völlig zu verbiegen.


    Das hast du schön geschrieben und kann ich so nur unterschreiben! Die Frage ist nur, ob es die beiden schaffen, sich irgendwo zu treffen. Natürlich ist Toleranz eine wichtige Voraussetzung einer funktionierenden Beziehung, aber alles hat seine Grenzen. Und wenn einer sich komplett aufgibt/aufgeben muss, klappt es nicht, wie man an den beiden sieht. Manche Fragen lassen auch keine Kompromisse zu wie z. B. die Frage nach den Kindern. Wenn Alexandra unbedingt eine Familie möchte, Martin aber überhaupt gar nicht - wie soll da ein Kompromis aussehen? Gibts nicht, da bleiben ganze Lebensvorstellungen eines Partners auf der Strecke. Das kann m. M. n. nicht auf Dauer gutgehen. Von daher gebe ich den beiden nicht mehr viele Chancen, mit Sien hat Martin aber auch keine (dauerhafte) Zukunft. Vielleicht mit Birgit??? (Aber meinentwegen können auch alle gerne am Ende alleine bleiben, dieses Buch braucht kein solches Happy End).


    Zitat

    Original von xexos
    Mystik und phantastische Abenteuer in allen Ehren, aber das wäre mir dann etwas zuviel. Graeme verschwindet in Indien und taucht dann in Indonesien wieder auf? Deuten seine roten Haare etwa auf einen Vulkanausbruch hin? Nein, das bitte nicht. :lache


    :lache :lache :lache


    Aber eigentlich habe ich mir über solche Konstellationen und mögliche Enden beim Lesen überhaupt keine Gedanken gemacht! Ich war viel zu versunken und die letzten Seiten waren ja wirklich spannend! Das Dreierteam der sehr unterschiedlichen Frauen ist super, das letzte Stück der Reise wird sicher nochmal sehr unterhaltsam (also für uns - nicht für sie). Schade, dass sie aufgrund der geringen Seitenanzahl nicht mehr ganz so lange dauern wird. Aber wie wollen die drei Entführer mit einem bewusstlosen Ausländer die Fähren und den Bus nutzen? Das fällt doch viel zu sehr auf, oder?


    Juliana empfinde ich als etwas zu fortschrittlich in ihrem Denken. Keine Frage - solche Leute gibt es bestimmt, aber in dem Fall prallen mir Moderne und Tradition etwas zu zugespitzt aufeinander.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Alexandra und Martin - ein Paar was einfach nicht passt.
    Sie ist ein Produkt ihrer Erziehung. Aber sie ist nicht unrecht.Sie ist sympathisch. Und hier in der Wildnis lernt sie sehr viel dazu. Sie hat kapiert, dass man nicht nur mit Designerhandtasche (die jede Frau liebend gerne hätte, wenn sie das Geld dafür hätte) :lache sondern auch mit Rucksack reisen kann.
    Martin ist bei aller Sympathie ein Weichei. Er hat sich im jugendlichen Leichtsinn nach dem Abi ein Tattoo stechen lassen. Aber heute trägt er fast immer T-Shirts, damit es keiner sieht. :lache
    Mal sehen, ob er am Ende etwas aus seiner Entführung lernt. Was er von seinem "Trip" mitnimmt.
    Das Graehme am Ende in Indonesien ist, hoffe ich doch nicht. Denn Birgit hilft Alexandra doch auch und vor allem, weil sie nicht weiß, was in Indien geschehen ist und es nie erfahren wird. Dieses Trauma möchte sie Alex ersparen, indem sie Martin findet.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Zitat

    Original von SteffiB
    Es ist anders, was unter anderem daran liegt, dass es in Indonesien kein Kastenwesen gibt. Auch sonst kann man Indonesien kaum mit Indien vergleichen – es sind völlig unterschiedliche Völker, mit unterschiedlichen Religionen und einem anderen Klima. Ich muss gestehen, dass ich noch nie in Jakarta war; die Slums dort müssen auch sehr schlimm sein. Aber Indonesien ist ein Agrarland. Java hat so ziemlich den besten Boden der Welt, der drei Ernten im Jahr erlaubt. Da wurstelt man sich durch. Was auch erklärt, dass Java die Region der Erde mit der höchsten Bevölkerungsdichte der Welt ist (in diese Statistik fallen natürlich nicht Ballungsräume wie Tokio oder der Pott ;-) ).
    Richtig arm sind die Menschen in Nusa Tenggara, die schlechteren Boden und auch Dürren haben. Hier wohnen allerdings auch viel weniger menschen pro Quadratkilometer. Verhungern wird wohl kaum jemand, aber es mangelt an allem, was auch wichtig ist: Schulen, Lehrer, Ärzte, Krankenhäuser, Infrastruktur, Strom, sauberes Wasser ...


    Herzlichen Dank, dass du so geduldig Fragen beantwortest! :-) Dein Buch führt mir deutlich vor Augen, WIE wenig ich über SO-Asien weiß. Umso hilfreicher sind deine und harimaus Infos hier in der Leserunde.


    Zitat

    Original von SteffiB
    Das geht mir ganz oft so, gerne bei banalen Dingen wie fließend heißem Wasser. Was für ein Luxus! Und eine Heizung. Ein Bäcker um die Ecke. Ich bin oft ganz bewusst sehr dankbar über genau so etwas. Von den großen Dingen ganz zu schweigen: Krankenhäuser, Versicherungen, Schulen, Rechtsstaat (die Polizei ist wirklich unser Freund und Helfer), Meinungs- und Pressefreiheit, Rechtssicherheit, TÜV […]


    Ja, genau solche (scheinbaren) "Kleinigkeiten" und "Selbstverständlichkeiten" meinte ich.


    Zitat


    Nusa Tenggara ist eher eine Ecke, in der man für die Anschaffung einer Zweithose spart, nicht für einen Zweitwagen.


    Deutlicher als in diesem Beispiel lassen sich die Unterschiede wohl kaum benennen!


    Zitat

    Original von Lese-rina
    Die Frage ist nur, ob es die beiden schaffen, sich irgendwo zu treffen. […] Manche Fragen lassen auch keine Kompromisse zu wie z. B. die Frage nach den Kindern. Wenn Alexandra unbedingt eine Familie möchte, Martin aber überhaupt gar nicht - wie soll da ein Kompromis aussehen? Gibts nicht, da bleiben ganze Lebensvorstellungen eines Partners auf der Strecke.


    Da stimme ich dir vollumfänglich zu! Die Kinderfrage lässt wirklich keine Kompromisse zu. Ich bin schon sehr gespannt, welches Ende Steffi den beiden angedeihen lässt.


    Zitat


    Aber meinentwegen können auch alle gerne am Ende alleine bleiben, dieses Buch braucht kein solches Happy End


    Auch in diesem Punkt schließe ich mich dir an. :-)

  • Zitat

    Original von nofret78
    Hier wird deutlich, wer wirklich in Alexandra steckt, was mir wiederum sehr gefällt. Ich mag sie und Birgit mittlerweile richtig gerne und hoffe das sie in Zukunft noch Kontakt haben werden. Momentan wünsche ich mir fast, Alexandra lässt Hamburg hinter sich und bleibt dort.
    Die Situation auf der Insel spitzt sich auch zu und Juliana handelt indem sie versucht Sien zu warnen. Sien mag ich irgendwie auch :-) Ich denke, Martin wird mit ihr glücklich werden, denn nach diesem Abschnitt glaube ich nicht mehr an eine Zunkunft von ihm und Alexandra.
    Martin scheint auch mehr nach Asien zu passen, mit seinem Hamburger Leben schien er mir nicht wirklich glücklich.



    Hm hm hm, dem stimm ich nur begrenzt zu. Also wenn Sien MICH in so ne Lage gebracht hätte wie Martin, dann würd ich mit der ja gar ncihts mehr zu tun haben und mich treu und brav wieder in Alexandras Hände begeben...
    Außerdem denke ich, dass Alexandra in Indonesien nie glücklich wäre, auch wenn sie nun schon angepasster erscheint und dass Martin nach ner Weile langweilig wäre, weil er wieder was Neues sehen will. Er ist doch so ein Rumreisender...
    Sien mag ich gar nicht. Ich kann verstehen, dass sie zurück zu ihren Kindern will, aber das wars auch schon, nee. Jmd entführen quasi geht nicht, selbst wenn sie ihn eigentlich mag.
    Immerhin wusste sie, dass Kebale und Co dort auf sie warten würden, selbst wenn sie nicht mit so einem Verlauf gerechnet hat.


    Zitat

    Original von JaneDoe



    Das habe ich auch so empfunden. Fehlte bloss noch, dass der Inhaber des Studios auch ein Nachfahre von Marr'tin ist :grin


    Irgendwie hab ich ja shcon den Verdacht, dass es so ist JaneDoe. Immerhin musste das Tattoo genau an die und die Stelle etc!
    Hattest du da eigentlich ein besonderes Bild vor Augen Steffi? Ich würd das Tattoo gerne mal sehen...


    Übrigens, wenn man sieht wies in anderne Ländern so abgeht, dann bin ich doch froh Deutsche zu sein. :lache
    Der Komfort hier ist super!
    Aber anschauen will ich mir das da drüben auch unbedingt mal!
    Vor allem so Tempel oder die Flora dort finde ich faszierend.


    Aber jetzt mal schnell zum letzten Abschnitt!