'Vulkantöchter' - Seiten 237 - 348

  • Zitat

    Original von Lese-rina
    Könnte sich von euch jemand vorstellen, sein Leben hier komplett hinter sich zu lassen und nach Indonesien auszuwandern? Und sich dort dauerhaft mit den dort herrschenden Standards zu arrangieren? Gerade bei Steffi und Harimau bin ich gespannt, ob sie sich das mal überlegt haben (natürlich nur, wenn ihr uns an euren Überlegungen teilhaben lassen mögt :wave.)


    Huhu Lese-rina. :-)


    Nach Indonesien zu ziehen, ist für uns nie eine Alternative gewesen. Ich persönlich könnte mir gut vorstellen, mal für ein oder möglicherweise zwei Jahre auf Bali zu leben (Rein theoretisch, Geld- und Visums- und andere praktische Probleme beiseite gelassen), aber nicht für immer, und schon gar nicht in einem anderen Teil des Archipels. Die Gründe dafür sind vielfältig, angefangen bei der drohenden gesellschaftlichen Isolation bis hin zur Unmöglichkeit, die praktischen Dinge des Alltags in meinem Sinne zufriedenstellend organisieren zu können. Ich bin diesbezüglich ziemlich anpassungsfähig und auch recht robust, aber auf Dauer würden selbst mich die dortigen Zustände zermürben. Da kann ich dann wohl doch nicht ganz aus meiner deutschen Haut. :lache


    Gänzlich anders liegt der Fall mit Malaysia. Wir haben dort bereits zwei Jahre gelebt und sind in erster Linie aufgrund von Geldmangel zurückgekehrt (Wir haben dort geschrieben, mussten die Bücher aber in Deutschland an Verlage bringen - was ja glücklicherweise auch geklappt hat ;-)). Mir hat es dort weitaus besser gefallen als in Deutschland, ich war sehr glücklich und würde jederzeit zurückkehren. Ob ich "für immer" bleiben könnte, müsste sich angesichts momentaner Entwicklungen im Land erst zeigen, aber unter den damaligen Umständen - auf jeden Fall. Hier kann ich natürlich nur für mich, nicht für Steffi sprechen. Sie hat in Malaysia subjektiv manches anders erlebt als ich und urteilt in vielerlei Hinsicht ohnehin rationaler als ich.


    LG harimau :wave

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Erst funktionierte es gar nicht, dann kam der Beitrag gleich doppelt - zu viel für mich um diese Uhrzeit. :rolleyes

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  • harimau : was meinst du mit 'angesichts momentaner Entwicklung'? Ich habe leider so gar keine Ahnung, was in diesen Ländern passiert :-(


    Steffi : Auf Seite 242 ganz unten steht, dass Birgit nichts mehr hassen würde, als einem Ladebalken bei der Arbeit zuzusehen. Haben wir hier gerade etwas über Dich gelernt? :lache :knuddel

    Anna Karenina (LR), Der blinde Mörder (LR), Alias Grace (LR), Die Bücherdiebin (LR), Das Rosenholzzimmer (LR), Töchter des Nordlichts

  • @ Lesehest: Jau. Über mich UND über ruckelige Internetverbindungen in abseits gelegenen Hotels. Wobei ich die Letzte bin, die sich darüber beschwert, es ist ja schon toll, wenn die Leute überhaupt ins Internet investieren. Gar nicht mal für uns Touristen; es gibt schließlich nichts erholsameres, als ein paar Wochen offline zu sein. Aber für die Menschen dort wie hier ist das Internet die wahrscheinlich wichtigste Möglichkeit geworden, nicht vom Rest der Welt abgehängt zu werden.

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    an' a man can raise a thirst


    Kipling

  • Meine Erfahrungen mit ruckeligen Internetverbindungen sind, dass die Hotels dafür noch nicht mal weit abgelegen sein müssen.....oder das man dafür besonders weit reisen müsste :rolleyes
    Es war in einem europäischen Land, als ich das letzte Mal am liebsten :schlaeger hätte.




    :lache

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  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    Indonesien rückt in den Focus, wenigstens literarisch.
    Das Land ist im nächsten Jahr Gast auf der Frankfurter Buchmesse.


    Wenn das mal kein Grund ist, endlich die Buchmesse zu besuchen. Vielleicht schaffe ich es ja. :lache
    Danke, Salonlöwin! :wave

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Regenfisch

    S. 291
    Das ist ein ganz entscheidender Satz, der viel über die Beziehung aussagt und auch darüber, warum sie scheitern musste.

    Ich glaube übrigens, dass dies einer der Hauptgründe für das Scheitern von Beziehungen allgemein ist. Nicht nur bei Paaren, auch Freundschaften können darunter leiden.
    Gerade in jungen Jahren, wenn man sich selbst noch ständig neu erfindet, ist die Partnerwahl eine Lotterie, schließlich weiß man ja nicht, in welche Richtung er/sie sich entwickelt. Also versucht man, sofort gegenzusteuern, sobald es in die von einem selbst als falsch empfundene Richtung geht. Oder man trennt sich halt – was bei jungen Paaren wahrscheinlich oft eine gute Entscheidung ist, bevor man sich auf ein Leben im partnerschaftlichen Grabenkrieg einlässt.
    ich kenne einige Paare, insbesondere ältere, für die eine Scheidung niemals in Frage gekommen wäre (das tut man nicht), die sich gegenseitig das Leben zur Hölle machen. Ständige Spitzen, ständiges Herumnörgeln am Partner, Unverständnis und Intoleranz sind das täglich Brot dieser Paare.
    Mal ein Beispiel, zum aktuellen Anlass, und hier bitte ich insbesondere alle Frauen, mal tief in sich hineinzulauschen: Was haltet ihr von der Fußballbegeisterung eurer Männer? Ihr mögt selbst gern Fußball gucken? Fein.
    Fussi interessiert euch nicht die Bohne, aber wenn's dem geliebten Partner so viel Spaß bringt, werdet ihr den Teufel tun, ihm dies zu versauern (und auch jenseits der WM keine Verabredung mit Freunden Samstag zwischen 18 und 20 Uhr treffen – man kann sich ja auch um halb Neun, nach der Sportschau treffen, außerdem will der andere Kerl ja auch Sportschau gucken.) Außerdem habt ihr genug eigene Interessen, die der Göttergatte nur mäßig bis gar nicht spannend findet. Fein.
    Es gibt aber auch genügend Paare, für die der Fussi Anlass zu Dauerquerelen ist. Da wird genörgelt, was das Zeug hält, und am Ende sind die beiden voneinander nur noch genervt.
    Fussball ist jetzt wirklich nur ein Beispiel, da gibt es viel mehr. Ich bin keine Psychologin, aber meine Vermutung geht in die Richtung, dass die Partner gegenseitig auf alles eifersüchtig sind, was die Aufmerksamkeit des Anderen von der eigenen Person ablenkt.
    Bei den Eulen und Eulerichen mit ihrem zeitaufwendigen Hobby "Lesen" vermute ich allerdings stark, dass das kein Thema ist. Wer zufrieden in einem Buch versinken kann, hat sicher eine hohe Toleranz für Hobbys (und auch Macken) des Anderen.


    Apropos Macken: So ein paar Macken finde ich persönlich gut. Wenn sie nicht völlig daneben sind, machen sie den Partner einzigartig. Ich will mich ja an meinem Partner auch reiben können, will wachsen und ihn wachsen sehen. Zu stromlinienförmig kann schnell langweilig werden. Weshalb ich auch zu meinen eigenen Macken stehe :grin


    Zitat

    Original von Regenfisch
    Eigentlich empfinde ich das Ende der Beziehung gar nicht als Scheitern, sondern eher als Weiterentwicklung. Beide entfernen sich zwar voneinander, aber finden dafür ein ganzes Stück zu sich selbst.


    Das sehe ich auch so.

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  • Zitat

    Original von Regenfisch


    Ich finde ihren Weg, die Ehe retten zu wollen und sich auf diese Reise einzulassen, ebenfalls mehr als zweifelhaft. So wie sie sich benimmt, vergällt sie nicht nur Martin den Urlaub, sondern zeigt mit keiner Silbe, dass sie ernsthaft versucht, sich auf das Unternehmen einzulassen. Mehr als halbherzig ist dieser Versuch.


    Aber es war ein Versuch, und das kann man durchaus positiv bewerten. Nur leider ist es beiden nicht gelungen, ihre eingefahrenen Verhaltensmuster aufzusprengen.


    Zitat

    Original von Regenfisch


    Diesen Endruck habe ich nicht von Martin. Er ist nicht der Typ, der jemanden umformen will. Ich empfinde ihn eher so, dass er sich mit den gegebenen Umständen arrangiert und dass es lange dauert, bis bei ihm die Hutschnur hochgeht.


    Ich gehe sogar noch weiter: Martin ist jemand, der das Motto "Leben und Leben lassen" sehr verinnerlicht hat. Er ist von seinen Anlagen her ein "Kind" (den Ausdruck habe ich von einer Freundin gelernt, die als Coach arbeitet). Ein "Kind" ist in der Lage, sich stark auf eine Sache zu konzentrieren und sie solange voranzutreiben, bis er/sie es richtig gut kann. Deshalb war Martin ja auch so erfolgreich in dem von ihm selbst gewählten Beruf des Dokumentarfilmers. Der Nachteil dabei ist, dass er schnell alles andere aus dem Fokus verliert, zumindest vorübergehend. (Meine Freundin hat mich übrigens auch als "Kind" einsortiert, was wohl auch stimmt.)
    Da wir ja alle meistens von uns selbst ausgehen (sich wirklich in einen anderen hineinzuversetzen ist überaus schwierig, dass haben wir bestimmt alle schon gemerkt), glaubt Martin, dass Alexandra genauso tickt wie er, schließlich ist sie ja auch sehr erfolgreich in ihrem Beruf. Nur ist bei ihr die Sache anders gelagert. Sie ist so konditioniert, dass sie alles gut macht, was sie anpackt, weil sie es muss, nicht weil sie es will oder es sie fasziniert. Und hier liegt meiner Meinung nach der Hund begraben: Martin hat seine Frau immer für ihre Zielstrebigkeit und ihren Erfolg bewundert, ohne die Triebfeder zu hinterfragen.
    Sie hingegen hinterfragt alles, was sie tut und ist sehr selbstkritisch. Dem ganzen zugrunde liegt eine tiefe Verunsicherung, die in ihrer Erziehung begründet liegt. Alexandra ist ja interessanterweise alles andere als selbstbestimmt. Und das wiederum hat zu ihren unbegründeten Eifersuchtsattacken geführt, da sie sich auch der Beziehung nicht sicher war. Martin hat das instinktiv erkannt und sich deshalb auf den Kuhhandel eingelassen, in die Werbung zu gehen und in Hamburg zu bleiben, um die Beziehung zu retten. Eine falsche Entscheidung, aber dass die beiden das nicht vorausgesehen haben, empfinde ich als menschlich, allzu menschlich.

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  • Zitat

    Original von Lese-rina
    Dieses Cover habe ich mir erst nach dem Lesen dieses Beitrags näher angesehen und auch erst jetzt mit dem Tattoo in Verbindung gebracht. Und was soll ich sagen - das ist ja grandios!!! :wow So habe ich mir die Tätowierung ganz und gar nicht vorgestellt. Bei mir war sie weitaus realistischer und überhaupt nicht ansprechend. Aber dieses hier! Das ist ja der Wahnsinn! Da wundert mich nicht, dass Martin sofort hin und weg war, viel eher, dass sich das vorher nie jemand stechen hat lassen. Da würd ich ja glatt selbst über ein Tatoo nachdenken! Also Steffi: sollte das Buch wider Erwarten doch ein Bestseller werden, dann musst du dir unbedingt dieses Tatoo stechen lassen. :lache Muss ja nicht quer über der Brust sein!


    Hast du die das Motiv selbst entworfen bzw. hat sie jemand nach deinen Angaben gezeichnet oder war es andersrum (erst die Idee im Kopf, dann die Versprachlichung und daraus dann wieder die Zeichnung)? Und was sagst du selbst dazu?


    Hüstel. Ich habe einen Schwur geleistet: Sollte ich 500.000 Vulkantöchter verkaufen, lasse ich es mir auf den Rücken stechen. :grin
    Das Motiv habe ich selbst entworfen. Ich habe mir den Gründungsmythos der Rochenkinder ganz am Anfang ausgedacht und dann überlegt, wie ich den Rochen und den Vulkan zusammenbringen kann. Stilistisch lehnt sich das Motiv an Südseetätowierungen an, insbesondere denen von den Menschen der Marquesas-Inseln.


    Und hier das Motiv in groß. Ich gebe hiermit allen Eulen und Nicht-Eulen offiziell die Erlaubnis, sich das Motiv stechen zu lassen, übernehme aber keinerlei Verantwortung dafür, solltet ihr euch eines Tages an einem Kraterrand wiederfinden, als Hauptfigur eines archaischen Rituals. :grin
    (Und sollte sich jemand tatsächlich das Motiv stechen lassen, würde es mich sehr glücklich machen, ein Bild davon zu sehen: info@steffi-dobbertin.de)

  • Zitat

    Original von Booklooker
    Obwohl ich eine Frau bin, kann ich dir nur beipflichten. Wenn man jemanden liebt, sollte man ihn nicht umformen wollen. Ich kann meinem Partner nicht meine Vorlieben und Träume aufdrängen. Sowas kann nicht gut gehen. Die beiden hätten nie zusammen sein sollen. Aber Alexandra hat ja selber auch gesagt, er war das, was sie nie sein konnte. Daher frage ich mich, warum sie ihn dann letztendlich doch ändern wollte.


    Weil sie nicht anders konnte. Ihre Eltern haben sie darauf gedrillt, dass ihr Weg der einzig richtige ist. Unbewusst bezweifelt sie es, aber aufs tägliche Leben haben diese Zweifel bis zum Wendepunkt in Indonesien keinen Einfluss. Sie ist ein Kontrollfreak, sowohl auf sich als auch auf alle Menschen in ihrer Umgebung (allen voran natürlich der Partner) und die Umgebung selbst bezogen. Alles, was nicht geradeaus läuft, sich außerhalb ihres Einflussbereichs befindet, kann sie aus der Bahn werfen. Und tut es ja auch.


    Zitat

    Original von Booklooker
    Jetzt kommt der Punkt, an dem ich Martin nicht verstanden habe. Warum will er nicht angesehen werden? Ich meine, er hat das Tattoo nun mal und dann sollte er auch dazu stehen. Ich könnte mir vorstellen, dass Alexandra - die alte Alexandra - ihm das mies geredet hat, so dass er sich damit nicht mehr wohl fühlt. Ich glaube nicht, dass er sich in der Tattooszene schlau gemacht hat und bemerkt hat, dass es nicht so angebracht ist, sich als nicht Klan-Mitglied ein Klan-Tattoo zu stechen.


    Naja, Martin war 18, als er sich hat stechen lassen. Ein paar Jahre fand er es cool, aber dann, auch dadurch, dass Alexandra es nicht mochte, drehte sich sein Verhältnis zum Tattoo, das er nun als Jugendsünde verbucht. (Und außerdem war es dramaturgisch notwendig, dass Sien das Tattoo erst sieht, nachdem sie sich ein wenig in ihn verliebt hat. Sonst wäre die Sache von ihrer Seite zu berechnend gewesen, oder? Insofern habe ich mir meine dichterische Freiheit genommen und die Sache so hingebogen, wie ich sie brauchte – manchmal geht's nicht anders ;-))

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  • Zitat

    Original von beowulf
    Indonesien als Urlaubsland ist toll- wenn man im klimatisierten Bus zum klimatisierten Hotel fährt. Die Menschen sind freundlich, die alten Tempel und Paläste ein kulturelles Erlebnis. Dauerhaft dort wohnen- bestimmt nicht in einem Alter größere 35, keine medizinische Betreuung, die der europäischen auch nur nahe kommt, Hygiene und Umweltschutz- au weia.


    Indonesien ist mit und ohne klimatisiertem Bus und Zimmer toll. Allerdings ist es, wenn man sich für eine Rucksack-Reise entscheidet, alles andere als erholsam. Und man braucht viiiiiel Zeit, um von A nach B zu kommen. Ich denke, beide Formen des Reisens haben etwas für sich, allerdings lernt man zwei unterschiedliche Länder kennen. Man taucht einfach tiefer ins Land ein, wenn man sich auf den öffentlichen Nahverkehr und günstige, nicht für Touristen gemachte Unterkünfte einlässt.

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    Original von Sidonie
    Also wenn ich bisher im Leben was gelernt habe, dann das, niemals nie zu sagen. ;-) Aber nein, das könnte ich mich mir tatsächlich nicht vorstellen. Allerdings könnte ich mir das auch für sonst kein anderes Land vorstellen. Ich fühle mich so pudelwohl mit meinem Leben hier – das alles zurücklassen und in ein anderes Land ziehen würde mir viel zu schwer fallen.


    Das ist doch großartig! Da braucht es wirklich kein Fernweh.


    Obwohl: Ich fühle mich hier in Deutschland ebenfalls sehr wohl. Aber eben auch woanders. Ich könnte mir eine Fifty-Fifty-Lösung vorstellen: 6 Monate hier, 6 Monate woanders, gerne Malaysia.

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  • Nun, da ich wieder mehr am Stück lesen kann, fesselt mich das Buch so, dass ich es gar nicht aus der Hand legen mag :-)


    Alexandra entwickelt sich sehr interessant. Sie erklärt für mich sehr schlüssig, wie es zur Ehe mit Martin kam. Nun würde mich ja glatt noch interessieren, was Martin damals gedacht hat :grin


    Das Buch liest sich so schön, nicht nur weil Steffi so toll schreiben kann ;-) , sondern auch, weil ich die Geschichte so realistisch finde.
    So ziehen Birgit und Alexandra Sien direkt den Zahn, dass Martin ein Nachkomme von Martijn ist. Wäre dies nicht so, hätte es schnell kitschig werden können.
    Ob der Tätowierer in Amsterdam nun wiederum ein Nachfahre von Martijn ist, finde ich bisher nicht so wichtig. Wenn er es ist gut und schön und auch nicht wirklich unrealistisch. Er stellt ja auch direkt irgendeine Verbindung zu Martin her.


    So etwas gibt es und ich finde es einfach Spitze, wie die Mystik, die so klar im Vordergrund beim Teil der Inselbewohner steht, sich hier ganz sanft in die Geschichte der Europäer mischt! :anbet


    Es gefällt mir auch, nun etwas über Siens Geschichte erfahren zu haben. Auf S. 274 war ich jedoch überrascht, dass man so plötzlich erfuhr, dass sie mal verheiratet war. Wie sie am Ende des Abschnitts über sich erzählt und wie sie dabei ihre Kinder erwähnt, hat mir besser gefallen.

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  • Erstmal danke für eure doch sehr eindeutigen Meinungen zum Thema Auswandern! Das ich bis jetzt nicht darauf geantwortet habe lag nicht am mangelnden Interesse, sondern ausschließlich an der mangelnden Zeit. Indonesien wird wohl auch durch Steffis Buch nicht mit deutschen Zuzüglern rechnen können. :grin


    Zitat

    Original von SteffiB
    Ich habe einen Schwur geleistet: Sollte ich 500.000 Vulkantöchter verkaufen, lasse ich es mir auf den Rücken stechen.


    Also Leute LOOOOOS! :bruell 500.000 - das müsste doch zu schaffen sein! :grin


    Aber Rücken ist doch absolut ok. Bei einer Frau geht die Vorderseite gar nicht (finde ich zumindest).


    Zitat

    Original von Booklooker
    Obwohl ich eine Frau bin, kann ich dir nur beipflichten. Wenn man jemanden liebt, sollte man ihn nicht umformen wollen. Ich kann meinem Partner nicht meine Vorlieben und Träume aufdrängen. Sowas kann nicht gut gehen. Die beiden hätten nie zusammen sein sollen. Aber Alexandra hat ja selber auch gesagt, er war das, was sie nie sein konnte. Daher frage ich mich, warum sie ihn dann letztendlich doch ändern wollte.


    Ich denke, auf eine bestimmte Art und Weise wollen wir doch alle unsere Partner umformen. Vielleicht nicht unbedingt bei den großen Vorlieben und Träumen, aber bei der Frage, wer denn Müll rausbringt oder ob der nächste Urlaub an die See oder in die Berge geht. Das sind für mich einfach notwendige Kompromisse, denn wenn jeder immer nur das macht, was er möchte, kommt man teilweise sehr schwer zusammen und das ist ja auch nicht der Sinn einer Partnerschaft.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Zitat

    Original von Lesehest
    harimau : was meinst du mit 'angesichts momentaner Entwicklung'? Ich habe leider so gar keine Ahnung, was in diesen Ländern passiert :-(


    Huhu Lesehest. :wave Aufgrund einer fiesen Sommergrippe finde ich leider jetzt erst die nötige Zeit und Konzentration, will deine Frage aber nicht unbeantwortet lassen.


    Wie du dir vorstellen kannst, ist die innenpolitische Lage gerade in einem Vielvölkerstaat wie Malaysia nicht unkompliziert. Um die Wurzeln der wichtigsten Probleme umfassend zu erklären, müsste ich bis zu den großen Migrationswellen der Chinesen und Inder, mindestens aber zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit im Jahre 1957 zurückgehen, was den Rahmen dieses Beitrages sprengen würde. Deshalb ganz verkürzt: Seit der Unabhängigkeit wird das Land ohne Unterbrechung vom Parteienbündnis Barisan Nasional regiert, das sich aus UMNO (Malaien), MCA (Chinesen) und MIC (Inder) sowie diversen kleineren Parteien zusammensetzt. Der Gedanke dahinter war, dass keine Volksgruppe auf Kosten der anderen den Kurs des Landes angeben sollte, was in der Realität allerdings nicht immer gelang. Der Widerspruch zwischen der politischen Dominanz der Malaien und der wirtschaftlichen Vorherrschaft der Chinesen, die mit nur 30-35% Bevölkerungsanteil im Land 1969 nach meinen Informationen 94% des Kapitals hielten, führte im selben Jahr zu schweren Rassenunruhen. In der Folge wurden die sogenannten Bumiputra ("Söhne der Erde", sprich Malaien und indigene Völker) Gesetze eingeführt, die den Genannten viele Vorteile (z.B. beim Wohnungserwerb, aber auch im staatlichen Bildungssystem) einräumte, um die vorhandene Ungleichheit zu verringern. Die per Gesetz benachteiligten Chinesen und Inder waren verständlicherweise wenig erfreut, hielten aber einigermaßen still, weil die insgesamt sehr positive wirtschaftliche Entwicklung Malaysias auch die im Geschäftssektor dominanten Chinesen vom Boom mitprofitieren ließ.


    Das fragile politische Konstrukt gerät nun seit einigen Jahren zusehens unter Druck, da oppositionelle Parteien rasant Wählerstimmen gewinnen. Einerseits handelt es sich um muslimisch-religiöse Gruppierungen wie die PAS, andererseits um malaiisch-nationale wie die PKR, während die Chinesen in Massen zur DAP überlaufen, was dazu geführt hat, dass mehrere Bundesstaaten, darunter die wirtschaftlich wichtigen Selangor und Penang mittlerweile nicht mehr vom Barisan Nasional regiert werden. In ihrer Panik, die Kontrolle über das Land zu verlieren, setzen BN und vor allem UMNO zunehmend auf die nationale Karte, um wenigstens ihre malaiische Stammwählerschaft bei der Stange zu halten. Vor allem antichinesische Resentiments kochen hoch, "Chinesen Raus!" - Rufe werden zum ersten mal seit Jahrzehnten wieder laut, ohne dass die Regierung unter einem eher unglücklichen / schwachen Premier entschlossen dagegen vorgeht. Das ist nicht nur unlauter, sondern auch sehr, sehr dumm, da das wirtschaftliche Wohlergehen der Malaien stark von dem der Chinesen abhängt. Würden diese wirklich gehen, was natürlich aus diversen Gründen nicht geschehen wird, wäre das Land innerhalb von Wochen pleite und auch sonst komplett am Ende. So oder so ist die Stimmung reichlich vergiftet.


    Meine engen Freunde aus Penang (eine chinesisch-indische Familie) erwägen langfristig, nach Australien oder Europa auszuwandern, wenn sich die Lage nicht einschneidend ändern sollte. Ich glaube nicht, dass es dazu kommen wird, aber allein, dass sie diesen Schritt erwägen, sagt vieles aus. Diese momentane Entwicklung bereitet mir große Sorgen und hätte selbstverständlich Auswirkungen auf meine Entscheidung, dort leben zu wollen. Ob dies aus praktischen Erwägungen heraus überhaupt möglich wäre, ist dabei eine ganz andere Frage. ;-)


    LG harimau :wave

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