ZitatOriginal von Salonlöwin
Haben wir es mit einem Troll zu tun oder braucht da jemand Hilfe, die dieses Forum nicht leisten kann?
Ich fürchte, Letzteres trifft es.
ZitatOriginal von Salonlöwin
Haben wir es mit einem Troll zu tun oder braucht da jemand Hilfe, die dieses Forum nicht leisten kann?
Ich fürchte, Letzteres trifft es.
ZitatOriginal von SteffiB
Ich halte solche Tabus und überhaupt animistische Traditionen übrigens nicht für rückständig, sondern für überaus interessante Konzepte, sich die Welt zu erklären, die gleichwertig neben anderen Konzepten weltweit stehen.
Nur am Rande: Was mich oft bei historischen Romanen stört, ist die Tatsache, dass der Held/die Heldin sich in der Regel dadurch auszeichnet, ein recht "modernes", heutiges Weltbild zu besitzen, während der Antagonist ein typisches Kind seiner Zeit ist. Ich finde das etwas unredlich. Andererseits ist es ein Dilemma. Würde man seine Helden in früheren Jahrhunderten mit den typischen Einstellungen ihrer Zeit ausstatten, wären sie für die Leser keine Sympathieträger. Da muss ein Autor manchmal ziemliche Purzelbäume hinlegen, um das unter einen Hut zu bringen, z.B. indem er bestimmte Aspekte des Lebens seines Helden/seiner Heldin vorsichtshalber gar nicht erst beleuchtet.
Ich hoffe, das war jetzt nicht zu sehr OT, für mich sind das zusammenhängende Themen.
ZitatOriginal von Katerina
Nur am Rande: Was mich oft bei historischen Romanen stört, ist die Tatsache, dass der Held/die Heldin sich in der Regel dadurch auszeichnet, ein recht "modernes", heutiges Weltbild zu besitzen, während der Antagonist ein typisches Kind seiner Zeit ist. Ich finde das etwas unredlich. Andererseits ist es ein Dilemma. Würde man seine Helden in früheren Jahrhunderten mit den typischen Einstellungen ihrer Zeit ausstatten, wären sie für die Leser keine Sympathieträger. Da muss ein Autor manchmal ziemliche Purzelbäume hinlegen, um das unter einen Hut zu bringen, z.B. indem er bestimmte Aspekte des Lebens seines Helden/seiner Heldin vorsichtshalber gar nicht erst beleuchtet.
Ich hoffe, das war jetzt nicht zu sehr OT, für mich sind das zusammenhängende Themen.
Das finde ich auch höchst interessant. Wenn wir bei einem zeitgenössischen Autor älterer Bücher Figuren als Kinder ihrer Zeit gezeigt bekommen, mit dem Wissen und den Einstellungen jener Zeit, ertragen wir das als Leser bisher doch auch. Das Ertragenkönnen von Thomas Mann oder Theodor Fontane wird dann demnächst aussterben.
Dagegen sind historische Romane moderner Autoren für mich meistens unlesbar, wenn z. B. eine Heldin 1930 als Lara Croft durch die Stadt stiefelt und mal eben zum Faserschreiber greift.
ZitatOriginal von Buchdoktor
Das Ertragenkönnen von Thomas Mann oder Theodor Fontane wird dann demnächst aussterben.
Thomas Mann ist eh unerträglich - wogegen Theodor Fontane ein großartiger Chronist seiner Zeit war; ihn wird man ganz sicher auch weiterhin sehr gut ertragen können.
ZitatOriginal von Buchdoktor
Das finde ich auch höchst interessant. Wenn wir bei einem zeitgenössischen Autor älterer Bücher Figuren als Kinder ihrer Zeit gezeigt bekommen, mit dem Wissen und den Einstellungen jener Zeit, ertragen wir das als Leser bisher doch auch. Das Ertragenkönnen von Thomas Mann oder Theodor Fontane wird dann demnächst aussterben.
Dagegen sind historische Romane moderner Autoren für mich meistens unlesbar, wenn z. B. eine Heldin 1930 als Lara Croft durch die Stadt stiefelt und mal eben zum Faserschreiber greift.
Leider habe ich gerade keine Zeit, aber ich möchte mich später ausführlicher mit euren beiden interessanten Postings beschäftigen, deshalb setze ich dieses Zitat jetzt als Platzhalter ein. Bis heute Abend! SteffiB
ZitatOriginal von Voltaire
Thomas Mann ist eh unerträglich - wogegen Theodor Fontane ein großartiger Chronist seiner Zeit war; ihn wird man ganz sicher auch weiterhin sehr gut ertragen können.
Das sehe ich anders. Fontane wird man demnächst nicht mehr im Deutschunterricht durchnehmen können, weil seine Sprache nicht mehr verstanden wird. Die Anstrengung, sich einen fremd wirkenden Wortschatz selbst zu erarbeiten, gehört nicht mehr zu unserem Bildungs- und Erziehungskanon. Wobei die Wertvorstellungen entfernter Epochen uns ja gerade einige Vorteile der Gegenwart verdeutlichen könnten. Mir ist das aufgefallen, als ich die Ranitzki-Biografie in der "Schulausgabe" in die Hand bekam, die zur Hälfte aus Worterklärungen besteht - zu einer Epoche, die "gerade erst" 60 Jahre zurückliegt.
ZitatOriginal von Buchdoktor
Das sehe ich anders. Fontane wird man demnächst nicht mehr im Deutschunterricht durchnehmen können, weil seine Sprache nicht mehr verstanden wird. Die Anstrengung, sich einen fremd wirkenden Wortschatz selbst zu erarbeiten, gehört nicht mehr zu unserem Bildungs- und Erziehungskanon. Wobei die Wertvorstellungen entfernter Epochen uns ja gerade einige Vorteile der Gegenwart verdeutlichen könnten. Mir ist das aufgefallen, als ich die Ranitzki-Biografie in der "Schulausgabe" in die Hand bekam, die zur Hälfte aus Worterklärungen besteht - zu einer Epoche, die "gerade erst" 60 Jahre zurückliegt.
Das liegt aber nicht an der angeblich nicht zu verstehenden Sprache von Theodor Fontane - das liegt ohne Wenn und Aber an den schulpolitischen Weichenstellungen und der daraus resultierenden Unfähigkeit vieler Lehrkräfte deutsches literarisches Kulturgut zu vermitteln.
ZitatOriginal von Katerina
Würde man seine Helden in früheren Jahrhunderten mit den typischen Einstellungen ihrer Zeit ausstatten, wären sie für die Leser keine Sympathieträger.
Da stellt sich mir die Frage: Muss ein Roman zwangsläufig Sympathieträger aufweisen, um zu "funktionieren"?
Mir für meinen Teil ist es wichtiger, dass die Figuren sich entsprechend ihrer Zeit/ihres kulturellen Hintergrunds verhalten. Verstehen, gutheißen oder sympathisch finden muss ich ihr Verhalten aber nicht unbedingt.
ZitatOriginal von abc1234
[…] die ihr Reisetagebuch in Romane verpackt. Da erwartet man vielschichtige Informationen über besagte Länder einfach.
Diese Erwartungshaltung teile ich überhaupt nicht.
Ein Roman ist ein Roman ist ein Roman. Kein Sach- oder Fachbuch.
Wenn ein Roman bei mir Interesse für ein bestimmtes Thema weckt, kann ich mir immer noch zusätzlich entsprechende Literatur besorgen.
So, jetzt hab ich den Thread durch.
Donnerwetter, das ist ja mal wieder was Spannendes.
Endlich erfahre ich, dass erstaunlich viele Büchereulen am Waldrand aufgewachsen sind. Und erst die Tiere im Wald - bis hin zum Wildschwein, das größer ist als die flüchtende Büchereule ... Mir stockte der Atem bei der bildlichen Imagination der wild gewordenen Monstersau.
Zu meiner hellen Begeisterung sah ich dann, dass Voltaire auch hier, sozusagen mitten im tiefen Wald, Gelegenheit gefunden hat, seinen gehassten Thomas Mann zu schmähen und Theodor Fontane zum "deutschen literarischen Kulturgut" zu erklären. (Wie er weiß, sind wir uns in Ersterem nicht, bei Letzterem sehr wohl einig.)
Wieder hat mich der Eulen-Spürsinn beeindruckt, mit dem der fiese schweizerische Trick aufgedeckt wurde, gleich unter zwei verschiedenen Namen und in epischer Dimension den Unsinn zu verbreiten, der einer offenkundigen mentalen Drangsal entsprungen sein muss - welcher auch immer.
Und schließlich: Meine liebe Freundin Steffi, Kirsten hat das Buch gestern vom Händler um die Ecke abgeholt und liest es jetzt. Sie gibt begeisterte Geräusche von sich, ist jetzt auf Seite 67, nee, Entschuldigung, jetzt schon auf 71 - mein Text hier war zu lang -, und grummelt, es sei klasse. Wenn sie es durch hat, les ich's und schreib dir wieder was dazu.
Natürlich im korrekten Thread.
* Schleicht sich hier mal herein. *
Die Diskussionen hier habe ich nur peripher verfolgt (zu wenig Zeit), als Folge davon aber das Buch schon in einem virtuellen Warenkorb, der bei nächster Gelegenheit "durchgedrückt" wird. Also ein verkauftes Exemplar mehr.
Mir ist jetzt nur dieser Satz ins Auge gesprungen:
ZitatOriginal von Sidonie
Da stellt sich mir die Frage: Muss ein Roman zwangsläufig Sympathieträger aufweisen, um zu "funktionieren"?
Weiß ich nicht. Ich lese gerade die "Buddenbrooks". Bis zur Hälfte des Buches ist noch keine Figur aufgetreten, die mir sympathisch wäre. Und die, welche es möglicherweise hätte sein können, schon lange tot. Dennoch lese ich das Buch gerne, einfach weil mir die Sprache gefällt. [sp]Auch wenn ich - bisher - das Buch für SEHR überschätzt halte. :rolleyes[/sp]
Antworten folgen in den nächsten Tagen. Ich schiebe gerade 14-Stunden-Tage, da geht nix mehr, mein Kopf ist leer …
Dabei habe ich solche Lust auf die Diskussion bezüglich der Sympathieträger
ZitatOriginal von Katerina
Nur am Rande: Was mich oft bei historischen Romanen stört, ist die Tatsache, dass der Held/die Heldin sich in der Regel dadurch auszeichnet, ein recht "modernes", heutiges Weltbild zu besitzen, während der Antagonist ein typisches Kind seiner Zeit ist. Ich finde das etwas unredlich. Andererseits ist es ein Dilemma. Würde man seine Helden in früheren Jahrhunderten mit den typischen Einstellungen ihrer Zeit ausstatten, wären sie für die Leser keine Sympathieträger. Da muss ein Autor manchmal ziemliche Purzelbäume hinlegen, um das unter einen Hut zu bringen, z.B. indem er bestimmte Aspekte des Lebens seines Helden/seiner Heldin vorsichtshalber gar nicht erst beleuchtet.
Ich hoffe, das war jetzt nicht zu sehr OT, für mich sind das zusammenhängende Themen.
Historische Romane, in denen die Hauptfiguren allzu modern sind, lese ich schon länger nicht mehr gerne. Hingegen umso lieber jene, in denen die Hauptfiguren eindeutig Kinder ihrer Zeit sind (auch wenn man sich das sicherlich manchmal ins Gedächnis rufen muss, wenn das Handeln allzu unverständlich wirkt). In guter Erinnerung ist mir das das verlinkte Buch geblieben, in dem Katharina von Aragon - für mein Verständnis - sehr authentisch wirkt, als tiefgläubige Person dargestellt wird, die sich perfekt mit den Ränkespielen des Hochadels auskannte, hochgebildet war usw.
So etwas finde ich extrem beeindruckend, wenn den Lesern eine fremde Welt durch die Lektüre verständlicher wird - egal ob in einem historischen Roman oder fremde Kulturen, so wie bei Steffi hier.
ZitatOriginal von ottifanta
So etwas finde ich extrem beeindruckend, wenn den Lesern eine fremde Welt durch die Lektüre verständlicher wird - egal ob in einem historischen Roman oder fremde Kulturen, so wie bei Steffi hier.
ZitatOriginal von Sidonie
Diese Erwartungshaltung teile ich überhaupt nicht.
Ein Roman ist ein Roman ist ein Roman. Kein Sach- oder Fachbuch.
Wenn ein Roman bei mir Interesse für ein bestimmtes Thema weckt, kann ich mir immer noch zusätzlich entsprechende Literatur besorgen.
Ganz klar: Jein :grin.
Ja, wenn ich ein Buch aus einem anderen Land/Kulturkreis/anderer Zeit lese, erwarte ich "Informationen" darüber, wie die Leute dort/in dieser Zeit leb(t)en. Keine seitenlangen Abhandlungen über bestimmte Themen, sondern in die Handlung eingebunden, mehr oder weniger so nebenbei. Für mich sind das meine "Lieblingsbücher", also Bücher, die neben der Handlung noch irgendwas neues vermitteln können. Sei es im Bereich anderer Länder wie hier bei Steffi, aber auch bei historischen Romanen bzw. Krimis, wie ich sie sehr gerne lese oder auch im Bereich der Wissenschafts-Thriller. Von daher wäre ich hier z. B. enttäuscht gewesen, wenn über Indonesien nichts bzw. sehr wenig zu lesen gewesen wäre. Natürlich ist ein Roman ein Roman, aber die Handlung spielt ja auch in einem bestimmten Rahmen und über den gibt es viel zu berichten.
ABER, das Ganze natürlich nur bis zu einer gewissen Grenze. Die Unterhaltung darf und soll im Vordergrund stehen und ich erwarte bei weitem keine wissenschaftlichen Abhandlungen. Dazu gibt es weiterführende Literatur bzw. spezielle Fachliteratur. Es muss auch nicht krampfhaft jeder Aspekt eingebracht werden, den es dazu gibt. Aber neugierig machen und einige Grundinfos einbauen - das finde ich toll! Und ich finde, bei Steffis Büchern klappt diese Gradwanderung. Ich kann viel über Indonesien rauslesen, wenn es mich interessiert - kann es aber auch komplett ignorieren, ohne dass es mühsam ist.
Hallo Lese-rina,
dein Beitrag macht mir gerade bewusst, dass ich meinen Dreizeiler wohl besser etwas ausführlicher formuliert hätte. Ich denke, wir sehen das recht ähnlich.
Deine Aussage:
ZitatKeine seitenlangen Abhandlungen über bestimmte Themen, sondern in die Handlung eingebunden, mehr oder weniger so nebenbei
ist für mich der entscheidende Punkt. Steffis Buch ist dafür ein gutes Beispiel: Es gibt keine ellenlangen Abhandlungen, sondern der Eindruck von Indonesien entsteht größtenteils indirekt über die Wahrnehmungen der Figuren.
Langen Abhandlungen, die mit der Handlung nur am Rande zu tun haben, bzw. die Überfrachtung mit Fakten (was mir bisher hauptsächlich bei historischen Romanen aufgefallen ist), finde ich in den meisten Fällen eher störend denn bereichernd.
Und Informationen, die komplett über die eigentliche Geschichte hinaus-, wenn nicht sogar an ihr vorbeigehen, wie es Midori offenbar fordert, ist m. E. eine Erwartung, die ein Roman nicht erfüllen muss (und kann) … darauf bezog sich eigentlich mein kurzer Beitrag von gestern, das habe ich offensichtlich nicht deutlich genug geschrieben.
ZitatOriginal von SiCollier
Weiß ich nicht. Ich lese gerade die "Buddenbrooks". Bis zur Hälfte des Buches ist noch keine Figur aufgetreten, die mir sympathisch wäre. Und die, welche es möglicherweise hätte sein können, schon lange tot. Dennoch lese ich das Buch gerne, einfach weil mir die Sprache gefällt.
Hm. Ist die Sprache der ausschlaggebende Grund, dass du das Buch gerne liest, oder folgst du auch gern der Geschichte? Oder anders gefragt, meinst du, das Buch würde dich mehr begeistern, wenn du zumindest eine der Figuren sympathisch fändest?
Ich bin immer sehr verwundert, wenn ich das mit der Sympathie lese. Ich achte da nicht einmal beim Lesen drauf. Am wichtigsten ist mir die Handlung, Empathie für die Figuren brauche ich überhaupt nicht.
ZitatOriginal von xexos
Ich bin immer sehr verwundert, wenn ich das mit der Sympathie lese. Ich achte da nicht einmal beim Lesen drauf. Am wichtigsten ist mir die Handlung, Empathie für die Figuren brauche ich überhaupt nicht.
Du bist ja auch keine Frau, lieber xexos ...
Nicht alle Figuren, aber hoffentlich wenigstens eine ... Ein frecher kleiner Bruder genügt mir schon. Wenn schon nicht sympathisch, dann sollte wenigstenes eine Figur eine interessante Entwicklung durchmachen. 700 Seiten über eine große Familie, in der sich niemand vom Fleck bewegt, müssen ja nicht sein.
ZitatOriginal von Wolke
Die IP-Adressen von abc1234 und Midori sind identisch, was ja wohl alles sagt.
@Midori,
es hätte gereicht, wenn du mir PN mitgeteilt hättest, dass du in einem vernünftigen Ton antworten möchtest und schon hätte ich die Sperrung aufgehoben (eine Entschuldigung an Steffi bezüglich deines Tons mal vorausgesetzt).
Du kannst deine Rezensionen einsetzen wo immer du gerne möchtest, völlig egal wo du sie vorab schon eingestellt hast. Es sind und bleiben immer deine Rezensionen, du trittst hier keine Rechte ab.
Nein, wir sind Bruder und Schwester, wohnen zusammen und haben einen gemeinsamen Freizeit-Pc im Wohnzimmer stehen, um das grosse Rätsel zu lösen.
Da ich diesen Beitrag aber noch schreiben kann, bemerke ich, dass Sie meinem Wunsch mein Profil wieder zu löschen nicht nachgekommen sind, ich möchte Sie bitten, das nachzuholen. (Midoris Profil übrigens genauso!!) Und löschen Sie doch bitte auch ihre Rezis, Urheberrechte hin oder her, danke.