Fragen an Steffanie Burow

  • Eigentlich schon. Ich glaube auch nicht, dass das Buch ein Bestseller wird, es liegt nämlich kaum aus, seufz.
    Dieses Buch habe ich direkt nach dem Jadepferd geschrieben, vor vielen Jahren. Der Verlag hatte es gekauft, dann aber den Schneeleo vorgezogen. Und dann lag es sich sauer. Ich hatte schon nicht mehr an eine Veröffentlichung geglaubt und mich darauf eingerichtet, es selbst zu machen. Aber dann passierte plötzlich doch etwas. Zum Glück. Denn an den Vulkantöchtern liegt mir persönlich sehr viel.


    Ach so, ja: Als Tessa-White-Buch hätte dies nicht wirklich getaugt, oder?

    Ship me somewhere's east of Suez,
    where the best is like the worst,
    where there aren't no ten commandments
    an' a man can raise a thirst


    Kipling

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von SteffiB ()

  • Eine andere Frage: Du schreibst im Buch immer wieder vor der Angst der einheimischen Bevölkerung vor dem Wald. In den Szenen 1871 betreten sie ihn nicht einmal, und auch später lauschen sie immer wieder angestrengt nach den Geräuschen der Geister und fürchten sich.
    Irgendwie kann ich mir als Europäerin gar nicht vorstellen, Angst vor dem Wald zu haben und ihn nicht betreten und all seine Arten kennen lernen zu wollen. Daher meine Frage: Ist es tatsächlich so, dass die einheimischen Völker dort den Wald so fürchten, und wenn ja warum? (Und wie ist die kulturelle Beziehung zum Wald allgemein?) Oder hast du das einfach der Geschichte wegen so erfunden?

  • Nein, das habe ich mir nicht ausgedacht. Die Waldangst ist tief in uns Menschen verwurzelt, denn im Wald leben Tiere, die uns an den Kragen wollen. Tiere und Geister. Der Wald ist bei vielen Völkern Sitz von guten und schlechten Geistern, was sicherlich auch mit der unheimlichen Geräuschkulisse zusammenhängt. Aber der Wald spendet auch Leben: Brennholz, Nahrung, Baumaterial, Heilpflanzen … also muss man hinein, und das tut man besser bei Tageslicht.


    Ich bin am Wald aufgewachsen, kenne ihn wie meine Westentasche, aber nachts allein dort unterwegs zu sein ist etwas, was nur schwer auszuhalten ist. An guten Tagen war ich gelassen, an anderen habe ich gemacht, dass ich wieder ins freie Feld kam – wo ich Gefahr schon von Weitem sehen kann. Abgesehen von der realen Gefahr, dass ich in "meinem" Wald Wildschweinen begegnen kann, ist unser Wald harmlos, die Wölfe und Bären sind lange fort. Trotzdem habe ich mich manchmal fast eingenässt.


    Die meisten Völker im abgelegenen Ostindonesien sind zwar Christen, ihrem ursprünglichen animistischen Glauben aber nach wie vor sehr verhaftet. Ihre Welt wimmelt vor Geistern, die in Steinen und Bäumen, in der Erde, in den Fischen und Vögeln wohnen, in der Türschwelle ihres Hauses (ja, auch da! Deshalb vermeidet man in fast ganz Südostasien, auf Türschwellen zu treten), in ihren Booten und Waffen und natürlich in den Vulkanen. Diese Geister sind launisch, man muss sie respektieren und sie sich gewogen machen. Tabus belegen viele Handlungen und Orte (das Wort Tabu kommt, soweit ich weiß, aus der Südsee). Das kann auch der Wald bei Nacht sein, wobei es, wie immer, die Frage ist, was zuerst da war: Das Tabu oder das Wissen darum, dass es gefährlich sein kann, den Wald nachts zu betreten – und es somit besser für die Gemeinschaft ist, wenn es gleich verboten wird und sich somit niemand einer Gefahr aussetzt.
    Die Beziehung zum Wald lässt sich knackig so ausdrücken: Man achtet ihn, und man meidet ihn. Hiervon sind die reinen Waldvölker natürlich ausgenommen. Es gibt ja auch Völker, die ihr ganzes Leben im Wald verbringen, natürlich auch in Indonesien. Viele sind es aber nicht, und wenn, dann sind sie auf Borneo oder Irian Jaya zu finden.
    Meine Rochenkinder hingegen sind sehr dem Meer zugewandte Leute. Sie kommen mit einem ordentlichen Sturm besser klar als dem Raunen der Geister des Nachts.


    Seit Urzeiten haben sich die Menschen damit beschäftigt, den Wald zu zähmen, ihn zu beherrschen. Ihm Fläche zum Ackerbau abzutrotzen, ihn wegbar zu machen. Der Höhepunkt der Waldangst und der der Naturangst überhaupt war übrigens die Zeit des Barock in Europa. Die Menschen damals hätten am liebsten alles planiert. Die exakt geometrischen Gärten aus dieser Zeit mit ihren massiv beschnittenen Bäumen, den in Reih und Glied wachsenden Blumen und dem gezämten Wasser sind Ausdruck des Wunsches, sich die Natur endgültig Untertan zu machen. Nun, die Menschen des Barock haben ihr Bestes gegeben, und wir Zeitgenossen habens' fast geschafft. Der deutsche Wald ist bis auf ein paar Reste fort, für immer. Es heißt, man konnte zu römischen Zeiten von den Alpen zum Meer reisen, ohne jemals aus dem Schatten der Bäume herauszutreten.

    Ship me somewhere's east of Suez,
    where the best is like the worst,
    where there aren't no ten commandments
    an' a man can raise a thirst


    Kipling

  • Zitat

    Original von Midori
    Irgendwie kann ich mir als Europäerin gar nicht vorstellen, Angst vor dem Wald zu haben und ihn nicht betreten und all seine Arten kennen lernen zu wollen.


    Ich kann nur bestätigen, was Steffi bereits ausgeführt hat. Auch unsere Altvorderen hatten Angst vor dem Wald. Sie trieben ihre Mastschweine hinein und sammelten Holz, aber ansonsten waren sie froh, wenn sie dort nichts zu tun hatten.

  • Nicht umsonst spielen viele Schauer- und Horrorgeschichten im Wald. Man denke an Hänsel und Gretel. :grin


    edit sagt, dass Steffi jetzt ins Bett muss. Aber zackig!

    Ship me somewhere's east of Suez,
    where the best is like the worst,
    where there aren't no ten commandments
    an' a man can raise a thirst


    Kipling

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von SteffiB ()

  • Zitat

    Original von SteffiB
    Nicht umsonst spielen viele Schauer- und Horrorgeschichten im Wald. Man denke an Hänsel und Gretel. :grin


    Ich wachte heute morgen auf und dachte, dass ich noch schreiben muss, dass nicht umsonst viele Schauer- und Horrorgeschichten im Wald spielen. :grin
    Man denke an Rotkäppchen (es gab ja tatsächlich noch Wölfe). Und der Jäger in Schneewittchen ging ja auch davon aus, es reiche und er mache sich die Hände nicht schmutzig, wenn er sie einfach im Wald zurücklässt.

  • Ich hatte nie Angst im Wald, bis mir in Schweden, in einem wirklich schönen Wald, ein Wildschwein gegenüberstand das größer war als ich. Das ist uns dann auch noch hinterher und ich müsste flüchten ( auf Flip-Flops). Seitdem hab ich Respekt vorm Wald und gehe da nicht mehr furchtlos rein.

  • Nicht gut. Gar nicht gut, Vingela :lache


    Als ich noch am Wald wohnte und regelmäßig dort joggen ging, habe ich in der Dämmerung regelmäßig in die Hände geklatscht, um etwaige Schweine, die im Winter teilweise zu uns in die Kleinstadt gekommen sind, vorzuwarnen. In der Zeitung hatte ich nämlich einen dieser Mini-Artikel gelesen, eine Joggerin hätte die Nacht auf dem Hochsitz verbracht, während eine Rotte Wildschweine unten am Gerüst schubberte. :grin


    Aber im Ernst, als Europäer, und speziell Mitteleuropäer haben wir unseren natürlichen Respekt verloren, weil unser Wald per se einfach nicht mehr gefährlich ist. Alles Getier, dass uns potenziell umbringen könnte, ist hin, auch Bruno, der Problembär. Verlaufen kann man sich auch nicht, zu viele Wege und Wegweiser. Wie sich das allerdings entwickelt, wenn die Wölfe wiederkommen, ist spannend. Geht man dann noch mit Kind und Kegel und Bollerwagen sonntags in den Wald? Oder alleine joggen? Ich bin gespannt!

    Ship me somewhere's east of Suez,
    where the best is like the worst,
    where there aren't no ten commandments
    an' a man can raise a thirst


    Kipling

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von SteffiB ()

  • Zitat

    Original von SteffiB
    Hiervon sind die reinen Waldvölker natürlich ausgenommen. Es gibt ja auch Völker, die ihr ganzes Leben im Wald verbringen, natürlich auch in Indonesien. Viele sind es aber nicht, und wenn, dann sind sie auf Borneo oder Irian Jaya zu finden.


    Genau, deshalb habe ich gefragt, von Borneo her kenne ich das Volk der Penan ein wenig, die ja mitten im Wald leben. Es ist wirklich spannend, dass die Normalvölker in diesen Regionen keine richtige Beziehung zu ihrer Umwelt haben, das macht es wahrscheinlich auch so extrem schwierig den Regenwald in diesen Ländern zu schützen?


    Zitat

    Original von SteffiB




    Seit Urzeiten haben sich die Menschen damit beschäftigt, den Wald zu zähmen, ihn zu beherrschen. Ihm Fläche zum Ackerbau abzutrotzen, ihn wegbar zu machen. Der Höhepunkt der Waldangst und der der Naturangst überhaupt war übrigens die Zeit des Barock in Europa. Die Menschen damals hätten am liebsten alles planiert. Die exakt geometrischen Gärten aus dieser Zeit mit ihren massiv beschnittenen Bäumen, den in Reih und Glied wachsenden Blumen und dem gezämten Wasser sind Ausdruck des Wunsches, sich die Natur endgültig Untertan zu machen. Nun, die Menschen des Barock haben ihr Bestes gegeben, und wir Zeitgenossen habens' fast geschafft. Der deutsche Wald ist bis auf ein paar Reste fort, für immer. Es heißt, man konnte zu römischen Zeiten von den Alpen zum Meer reisen, ohne jemals aus dem Schatten der Bäume herauszutreten.


    Doch, in Europa ist der Fall eben ganz anders gelagert. Vor der Industrialisierung wurden die Wälder von den Europäern bereits wirtschaftlich genutzt, was man bis heute an einer unnatürlichen Artenverteilung der Bäume ablesen kann. Gerade die Römer haben zum Beispiel in der CH ein bedeutendes Waldmanagement aufgebaut, das Baumaterial und Nahrungsmittelversorgung revolutionierte.
    Die Angst vor Raubtieren ist in der Tat nur in Regionen vorhanden gewesen in denen es öfters Nahrungsmangel gibt, wie zum Beispiel dem Wallis. Hier wurde der Wolf jedoch nicht als Menschenfresser sondern als Nahrungskonkurrent gefürchtet, wenn damals bereits ein Schaf getötet wurde, konnte das den Hungertod für eine Familie bedeuten.


    Die grosse Abholzung der Wälder in Europa setzte vor allem mit der Industrialisierung und einer Bevölkerungsexplosion ein, weil Holz nun noch als Brennstoff verwendet wurde. Hinzu kamen Steigerungen von Ernteerträgen auf ehemaligen Waldflächen, da Wald nur in regenreichen Gebieten wächst, welche ebenfalls für viele Getreidesorten ideal sind. Rodungen hatten also einen rein wirtschaftlichen Zweck, nicht weil man Angst vor dem Wald hatte. Durch die Verbundenheit der Europäer mit dem Wald entstand nämlich noch in der Romantik eine Bewegung, die den Wald schützen und wieder aufforsten wollte. Durch die Entdeckung von Kohle als Brennstoff wurde es daraufhin möglich, das erste Naturschutzgesetz der Welt zu erlassen: Die WaG, das Waldschutzgesetz. Seitdem sind Rodungen strengsten reglementiert und der Wald Europas wächst wieder (was übrigens im Gegensatz zu tropischen Wäldern sehr einfach möglich ist), und ist heute neben Fliessgewässern das am stärksten im Umweltbewusstsein der Bevölkerung verankerte Naturgut. Leider wurden historisch wiederum künstliche Monokulturwälder zur Bewirtschaftung angelegt, weshalb heute viele Wälder immer wieder am Kränkeln sind.
    Bezüglich Waldbewohner musst du sich unbedingt mal über die Tiere des Waldes informieren und zwar nicht auf der Homepage des Landfrauenvereins sondern in Fachbüchern. Wölfe greifen Menschen niemals an, Braunbären in der Regel auch nicht (nur, wenn sie durch menschliche Aufzucht verhaltensgestört sind - so wie Bruno). Neben einem Luchs wirst du 40 Jahre lang Tür an Tür wohnen, ohne zu merken, dass der überhaupt existiert. Gefährlich können Menschen nur Wildschweine werden, aber da müsstest du schon zu einem Ferkel hinrennen und es streicheln wollen. In so einem Fall würde dir aber auch eine Kuh oder eine Stute äusserst gefährlich werden. Und natürlich sollte man Eber in der Brunft meiden. Die ansonsten grösste Gefahr im Wald ist, über eine Wurzel zu stolpern und sich was zu stossen. ;-)


    Und nun noch zu den Märchen. Die spielen natürlich deshalb im Wald, weil sie von den Gebrüdern Grimm vor allem im Harz gesammelt wurden. Das „Meaning behind“ von Märchen hat aber rein gar nichts mit dieser Umgebung zu tun, sondern Märchen sind Moralgeschichten für Erwachsene. Weil die Erzählung von Geschichten mit Hilfe von Allegorien in der Romantik gerade der letzte Schrei war, wandelte man viele Moralgeschichten in "Fantasy-Abenteuer" um. Knarrende Baumstämme und Morgennebel dienen in Märchen nur der coolen Aufmache der Geschichte.


    Schneewittchen hat zum Beispiel wirklich gelebt, sie war Gräfin von Wittgenstein. Die Zwerge in der Geschichte sind nicht etwa Wald-Zauberwesen sondern Bergarbeiter, welche man bereits als Kinder in die Minen schickte. Durch den Lichtmangel wurde bei denen das Knochenwachstum stark geschädigt und sie wuchsen ein Leben lang nicht.


    Bei Hänsel und Gretel geht es auch nicht um den Wald, sondern um eine weit verbreitete Praxis der postnatalen Abtreibung, die noch bis vor 150 Jahren üblich war (pränatale Verhütung war in der Regel unzuverlässig und höchstgefährlich (Rizinusöl-Tränke und weitere Gruselsachen)). Wollte man Kinder nicht, oder konnte sie nicht mehr ernähren, setzte man sie im Wald aus, wo die meisten kleinen Kinder natürlich mangels Überlebenskenntnissen verhungerten. Dieses schreckliche Thema wird in diesem Märchen besprochen, mit der Bitte an die Eltern mit aller Kraft zu versuchen, ihre Kinder durchzubringen (die Hexe ist eine Allegorie für einen Qualtod).


    Zitat

    Original von Katerina


    Man denke an Rotkäppchen (es gab ja tatsächlich noch Wölfe). Und der Jäger in Schneewittchen ging ja auch davon aus, es reiche und er mache sich die Hände nicht schmutzig, wenn er sie einfach im Wald zurücklässt.


    Das typischste Beispiel eines heute komplett verdrehten Märchens ist Rotkäppchen, mit dem Eltern ihren Kindern den Wolf als Menschenfresser schmackhaft machen wollen. In dem Märchen geht es aber nicht ansatzweise um Wald und Wölfe.
    Im Original ist Rotkäppchen eine „junge Dirne“, womit man Mädchen ab 16, 17 in der Umgangssprache bezeichnete. Der „Wolf“, der sie frisst, ist nichts anderes als die Allegorie eines Menschen-Mannes, der ihr auflauert und sie vergewaltigt. Das Märchen diente dazu, den Eltern einzubläuen, ihre Töchter nicht allein umherstreifen zu lassen.


    Europas Verhältnis zum Wald ist also schon ein anderes als das in Südostasien. Mich würde sehr interessieren, woher das kommt. :-) Kennst du irgendwelche Sachbücher zum Thema Regenwald und Kultur darum herum?

  • Zitat

    Original von Midori
    Genau, deshalb habe ich gefragt, von Borneo her kenne ich das Volk der Penan ein wenig, die ja mitten im Wald leben. Es ist wirklich spannend, dass die Normalvölker in diesen Regionen keine richtige Beziehung zu ihrer Umwelt haben, das macht es wahrscheinlich auch so extrem schwierig den Regenwald in diesen Ländern zu schützen?


    Was sind "Normalvölker"? Ein sehr seltsamer Ausdruck.
    Der Regenwald ist aufgrund des Bevölkerungsdrucks schwer zu schützen. Die Leute haben durchaus ein Verhältnis zur Natur (meist wissen sie wesentlich mehr über ihre Umgebung als der Durchschnittseuropäer von seiner), aber andere Interessen gehen vor: In der Region passiert gerade das, was wir schon hinter uns haben (wobei die Abholzung zum Beispiel in Zentral-Thailand oder Zentral-Burma ein uraltes Problem ist. Dort gab es sukzessive diverse Hochkulturen mit Platzbedarf). Die Leute haben Hunger, sie brauchen Arbeit, sie brauchen Siedlungsraum. Wenn erstmal unser Wohlstand erreicht ist, kann man sich auch wieder mit dem Schutz der Umwelt beschäftigen. Denn Umweltschutz muss man sich auch leisten können. Kein Problem in der reichen Schweiz, aber durchaus eins in Laos oder Kambodscha oder Indonesien. (edit: Hier noch ein Gedanke: In Europa können wir den Wald schützen, weil wir das Holz aus anderen Ländern beziehen. Plantagen-Teak Beispielsweise, sehr beliebt für Gartenmöbel, stammt aus Malaysia und Indonesien, also aus Monokulturen, die den Tieren keinen Raum geben. Mal so am Rande.) Malaysia ist übrigens auf einem sehr guten Weg – und trotzdem wird Regenwald für Plantagen gerodet, um Geld zu verdienen und Arbeitsplätze zu schaffen. Auf Borneo werden Plantagengesellschaften (die übrigens auch westliche Besitzer haben können) jetzt gezwungen, auf ihrem Land Korridorwälder aufzuforsten, damit die Tiere von Waldinsel zu Waldinsel wandern können und somit der Genpool erweitert wird. In Westmalaysia, wo wir lange gelebt haben, leben übrigens 600 Tiger. Innerhalb von drei Jahren sind drei Menschen gefressen worden. Um nochmal auf den Respekt für den Wald zurückzukommen. Und die Waldangst. Dazu kommen Würgeschlangen und Krankheiten.


    Ach, und noch eins: Wer hat denn in Europa eine "richtige" Beziehung zur Umwelt? Mit großer Wahrscheinlichkeit weniger als ein Viertel der Bevölkerung.


    Zitat

    Original von Midori
    Doch, in Europa ist der Fall eben ganz anders gelagert. Vor der Industrialisierung wurden die Wälder von den Europäern bereits wirtschaftlich genutzt, was man bis heute an einer unnatürlichen Artenverteilung der Bäume ablesen kann. Gerade die Römer haben zum Beispiel in der CH ein bedeutendes Waldmanagement aufgebaut, das Baumaterial und Nahrungsmittelversorgung revolutionierte.
    Die Angst vor Raubtieren ist in der Tat nur in Regionen vorhanden gewesen in denen es öfters Nahrungsmangel gibt, wie zum Beispiel dem Wallis. Hier wurde der Wolf jedoch nicht als Menschenfresser sondern als Nahrungskonkurrent gefürchtet, wenn damals bereits ein Schaf getötet wurde, konnte das den Hungertod für eine Familie bedeuten.


    Der Fall ist nicht anders gelagert. Was dem Europäer der Wolf als Konkurrent, ist dem Südostasiaten der Tiger – und zwar immer genau dann, wenn der Druck der Menschenbevölkerung das Habitat des Raubtiers einengt.



    Zitat

    Original von Midori
    Die grosse Abholzung der Wälder in Europa setzte vor allem mit der Industrialisierung und einer Bevölkerungsexplosion ein, weil Holz nun noch als Brennstoff verwendet wurde. Hinzu kamen Steigerungen von Ernteerträgen auf ehemaligen Waldflächen, da Wald nur in regenreichen Gebieten wächst, welche ebenfalls für viele Getreidesorten ideal sind. Rodungen hatten also einen rein wirtschaftlichen Zweck, nicht weil man Angst vor dem Wald hatte.


    Hier schreibst du es selbst. Das ist in SO-Asien kein bisschen anders, siehe oben.


    Zitat

    Original von Midori
    Durch die Verbundenheit der Europäer mit dem Wald entstand nämlich noch in der Romantik eine Bewegung, die den Wald schützen und wieder aufforsten wollte. Durch die Entdeckung von Kohle als Brennstoff wurde es daraufhin möglich, das erste Naturschutzgesetz der Welt zu erlassen: Die WaG, das Waldschutzgesetz. Seitdem sind Rodungen strengsten reglementiert und der Wald Europas wächst wieder (was übrigens im Gegensatz zu tropischen Wäldern sehr einfach möglich ist)


    Kommt drauf an, wo. So hat die malaiische Halbinsel beispielsweise eine meterdicke Humusschicht, auf der sich der Wald wieder erneuern kann.


    Zitat

    Original von Midori
    Bezüglich Waldbewohner musst du sich unbedingt mal über die Tiere des Waldes informieren und zwar nicht auf der Homepage des Landfrauenvereins sondern in Fachbüchern. Wölfe greifen Menschen niemals an, Braunbären in der Regel auch nicht (nur, wenn sie durch menschliche Aufzucht verhaltensgestört sind - so wie Bruno). Neben einem Luchs wirst du 40 Jahre lang Tür an Tür wohnen, ohne zu merken, dass der überhaupt existiert.


    Diese Äußerung empfinde ich als bodenlose Frechheit. Du unterstellst mir mangelnde Sachkenntnis bis hin zu Ignoranz. Was ich über die Tiere unseres Waldes weiß, kannst du nicht wissen. Und auch nicht, woher. Ich bin keine Spezialistin auf diesem Gebiet, interessiere mich aber weiß Gott genug für diese Themen, dass du mir definitiv in diesem Posting nichts Neues erzählst. So ziemlich jeder weiß heutzutage, dass ihn der Wolf/Bär/Luchs nicht frisst, es ging aber um die Angst vorm Wald. Und da spielen Raubtiere überall auf der Welt eine große Rolle.


    Danke für die eloquente und gut untermauerte Interpretation der Märchen. Sie waren mir bereits bekannt. Ich halte die Waldangst trotzdem für eine Komponente.


    Zitat

    Original von Midori
    Europas Verhältnis zum Wald ist also schon ein anderes als das in Südostasien.


    Nein, das ist es ganz und gar nicht, siehe oben.


    Zitat

    Original von Midori
    Mich würde sehr interessieren, woher das kommt. :-) Kennst du irgendwelche Sachbücher zum Thema Regenwald und Kultur darum herum?


    Das beste zum Thema Kultur und Vulkane, was einen Bezug zu meinem Buch hat, was dich interessieren könnte, ist die Doktorarbeit von Urte Undine Frömming "Naturkatastrophen".
    Ansonsten lese ich seit 1976 die GEO und habe im Laufe der Jahrzehnte viele Artikel und Bücher zum Thema gelesen, an deren Namen ich mich nicht erinnern kann. Das angelesene Wissen habe ich durch einen mehrjährigen Aufenthalt in Südost-, Süd und Ost-Asien erweitert, insbesondere in Malaysia, wo ich zwei Jahre lang jeden Tag die Tageszeitung gelesen habe – und ich habe überall mit den Einheimischen gesprochen, so auch in NTT. Das ist ohnehin nicht durch Lektüre zu ersetzen.


    Massenhaft edits wegen falschen Zitierens

    Ship me somewhere's east of Suez,
    where the best is like the worst,
    where there aren't no ten commandments
    an' a man can raise a thirst


    Kipling

    Dieser Beitrag wurde bereits 6 Mal editiert, zuletzt von SteffiB ()

  • Zitat

    Original von SteffiB
    Aber im Ernst, als Europäer, und speziell Mitteleuropäer haben wir unseren natürlichen Respekt verloren, weil unser Wald per se einfach nicht mehr gefährlich ist. Alles Getier, dass uns potenziell umbringen könnte, ist hin, auch Bruno, der Problembär. Verlaufen kann man sich auch nicht, zu viele Wege und Wegweiser. Wie sich das allerdings entwickelt, wenn die Wölfe wiederkommen, ist spannend. Geht man dann noch mit Kind und Kegel und Bollerwagen sonntags in den Wald? Oder alleine joggen? Ich bin gespannt!


    Ich hoffe, ich darf mich in diese interessante Diskussion mal einklinken. Anders als ihr glaube ich nicht, dass wir Mitteleuropäer keine Angst bzw. keinen Respekt mehr vorm Wald haben. Wer bitteschön ginge denn alleine nachts durch einen Wald (einen richtigen - keine Parkanlage in der Stadt)? Am besten noch ohne technische Ausrüstung wie Taschenlampe, Smartphone, Navi. Im Wald gibt es zwar objektiv wenig Gefahren, aber ich denke die meisten Leute empfinden ihn als bedrohlich, vor allem nachts.


    Ich lebe schon seit meiner Geburt auf dem Land (keine Kleinstadt, wirklich Dörfer) und in Sichtnähe eines Waldgebietes. Trotzdem würde ich nie und nimmer nachts freiwillig alleine reingehen, auch wenn ich ganz genau weiß, dass so gut wie nichts passieren kann.


    Verlaufen kann man sich zumindest hier in Bayern immer noch ganz gut. :grin Dank moderner Technik und Wegenetz wird man zwar keine Angst vorm Verhungern mehr haben müssen, aber für einige Stunden Rumirren reicht es immer noch. Vor allem dann interessant, wenn es langsam dämmrig wird, s. o.


    Die Frage nach dem Wolf ist interessant, dazu müsste er aber erst mal kommen. Und dann würde er sich ja nur in ganz wenigen Gebieten halten können.


    So konnte ich den beschriebenen Respekt vor dem Wald sehr gut nachvollziehen. Übernachtet doch mal in einer einsam gelegenen Berghütte irgendwo im Bayerischen Wald - da hört ihr auch auf jedes kleine Geräusch! :-]

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Huhu, Lese-Rina,
    ich sehe es genauso wie du (ich hatte etwas ähnliches wie du weiter oben auch beschrieben, bin ja auch am Waldrand aufgewachsen :-)). Tagsüber ist der Wald alles andere als bedrohlich, aber nachts, aber nachts. Da kann man sich tausendmal sagen, dass einem nichts passieren kann, aber wenn dann der erste Ast knarzt und der Uhu schreit, dann gibt man Hasenpanier. Also, ich zumindest.
    Zu zweit und/oder mit Hund macht mir eine Nachtwanderung im Wald nichts aus, aber allein? Brrrr.

    Ship me somewhere's east of Suez,
    where the best is like the worst,
    where there aren't no ten commandments
    an' a man can raise a thirst


    Kipling

  • Auch ich bin am Waldrand aufgewachsen. In früher Kindheit in einem kleinen Dorf mit einem Wäldchen, aber nur ein paar Minuten mit dem Fahrrad und schon war man in einem wunderschönen Mischwald. Dazwischen ausgedehnte Felder, vor allem Mais- und andere Getreidefelder.
    Wir haben als Kinder in dem Wald gelebt- allerdings auch tagsüber. An Tierbegegnungen kann ich mich nicht erinnern, auch Angst hatte ich im Wald keine, eher im Gegenteil ein Gefühl der Geborgenheit.
    Später dann zogen wir um an den Rand des Rothaargebirges, auch direkt an den Waldrand. Das war schon ein anderer Wald, vor allem viele Nadelbäume und das Wetter dort war so viel schlechter und die Temperatur kälter. Rehe haben wir oft gesehen, von Wildschweinen nur die Spuren, zum Glück. Denn diese netten Kerle pflügen alles um, was sich ihnen in den Weg stellt.
    Auch in diesem Wald war ich oft unterwegs, auch abends und nachts und auch hier kann ich mich an keine Situation erinnern, in der ich Angst gehabt hätte. Zu Jagdzeiten war es schon gefährlich, aber dann blieben wir aus dem Wald draußen.
    Ängste habe ich eher nachts in einer großen Stadt, in der ich mich nicht auskenne, vor allem vor fremden Menschen. Da habe ich schon so manchen Spurt eingelegt. Oder in der Stadt in Parkanlagen.


    Jetzt wohnen wir in einer komplett waldlosen Gegend. Anfangs habe ich das sehr vermisst, aber jetzt schätze ich sehr das Gefühl der Weite und der Freiheit um so mehr. Vielleicht hat das auch etwas mit dem Kindsein und dem Erwachsensein zu tun. In der Nähe unserer Wohnung ist ein Bauernhof und immer wieder reißen Füchse die freilaufenden Hühner. Auch mir ist schon nachts einer begegnet. Von wegen Tiere im Wald... :lache
    Gewöhnungsbedürftig finde ich immer noch, dass ich im Rhein-Main-Gebiet die frische Luft vermisse. Hier gibt es manchmal tagelang keinen klaren Himmel. Großer Vorteil sind die wunderbar warmen Temperaturen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Die Leute haben Hunger, sie brauchen Arbeit, sie brauchen Siedlungsraum. Wenn erstmal unser Wohlstand erreicht ist, kann man sich auch wieder mit dem Schutz der Umwelt beschäftigen. Denn Umweltschutz muss man sich auch leisten können.


    Frage am Rande: Wie alt bist du? Bist du noch ein Kind der Disparitätentheorie-Periode?


    Zitat

    Kein Problem in der reichen Schweiz, aber durchaus eins in Laos oder Kambodscha oder Indonesien. (edit: Hier noch ein Gedanke: In Europa können wir den Wald schützen, weil wir das Holz aus anderen Ländern beziehen. Plantagen-Teak Beispielsweise, sehr beliebt für Gartenmöbel, stammt aus Malaysia und Indonesien, also aus Monokulturen, die den Tieren keinen Raum geben. Mal so am Rande.) Malaysia ist übrigens auf einem sehr guten Weg – und trotzdem wird Regenwald für Plantagen gerodet, um Geld zu verdienen und Arbeitsplätze zu schaffen. Auf Borneo werden Plantagengesellschaften (die übrigens auch westliche Besitzer haben können) jetzt gezwungen, auf ihrem Land Korridorwälder aufzuforsten, damit die Tiere von Waldinsel zu Waldinsel wandern können und somit der Genpool erweitert wird.


    Ich könnte dir jetzt den Bettel zurückschieben, es sei ja eine bodenlose Frechheit mich so belehren zu wollen, und dir ganz arrogant erzählen, was ich von Beruf bin. Lieber möchte ich dir aber ein paar Fragen zum Nachdenken mit auf den Weg geben: Du schreibst selbst, dass die Holzindustrie in Südostasien in europäischer Hand ist. Denkst du, dass diese Wirtschaftsform der Entwicklung zum Beispiel Borneos dienlich ist? Was bedeutet das für die Bevölkerung? Was bedeutet es vor allem langfristig für die Bevölkerung? Was willst du noch schützen, wenn der Inhalt der Ökosysteme ausgestorben ist (bedenke, in den Regenwäldern sind alle Arten im Gegensatz zu unseren Wäldern nur lokal verbreitet und daher nicht regenerierbar, wenn einmal weg)? Ist es ausgerechnet Laos, das ärmste Land der Mekong Region, welche die grössten Umweltprobleme hat, wenn nein, warum? Hast du dich mal näher mit damit befasst, wie Korridore in Südostasien aussehen? Weisst du welche Firmen im Geschäft mit dem Regenwald ihre Finger im Spiel haben, was sie verkaufen, wer für sie die Nachhaltigkeitstrommel rührt? Weisst du woher deine Holzmöbel kommen, und welche Firmen wo und wie produzieren, welche deiner Kaufentscheidungen SO-Asien direkt beeinflussen? Über solche Fragen solltest du vielleicht mal gründlich nachdenken, ganz besonders, wenn du schon da gelebt hast.



    Zitat

    Der Fall ist nicht anders gelagert.


    Sorry, aber ein Entwicklungsgeograf würde dich wahrscheinlich einfach nur auslachen, wenn er diesen Post lesen würde. Begründe mir diese Aussage bitte mit fundierter Literatur, dann können wir noch mal darüber reden. Aber blamiere dich unterdessen bitte nicht auf irgendeiner Veranstaltung mit solchen Aussagen, oder beklag dich wenigstens nicht, es hätte dich niemand gewarnt.

    Zitat

    Was dem Europäer der Wolf als Konkurrent, ist dem Südostasiaten der Tiger – und zwar immer genau dann, wenn der Druck der Menschenbevölkerung das Habitat des Raubtiers einengt.


    Nein, im Falle des Wolfes war das überhaupt nicht so. Der Lebensraum von Mensch und Wolf deckt sich sehr gut, Wölfe leben übrigens überhaupt nicht nur im Wald, und scheuen die Nähe von Menschen nicht, auch wenn sie sich ihnen nicht offen zeigen. Wölfe sind heute viel mehr ein soziokulturelles Politikum einiger stock-konservativer Bauern. Tiger sind im Gegensatz dazu völlig andere Tiere, auch vom Verhalten her und sehen sich einer massiven Veränderung ihres Lebensraums ausgesetzt, der sie zwangsläufig mit Menschen in Kontakt bringt, welche sie eigentlich meiden. Daraus resultieren völlig andere Probleme als beim Wolf.





    Zitat

    Hier schreibst du es selbst. Das ist in SO-Asien kein bisschen anders


    Wie gesagt, von einem Menschen, der dort jahrelang gelebt hat, würde ich erwarten sich mit dem wichtigsten Thema dieser Länder etwas näher auseinanderzusetzen. Mein zentraler Punkt war hier, dass den Europäern die mystische Komponente fehlt, die sie davon abhalten würde, den Wald zu betreten. In Europa war der Wald immer vorrangig ein wichtiger Wirtschaftsmotor, er stand daher immer unter „Management“ und war den beteiligten Akteuren sehr, sehr gut bekannt von einer sehr rationalen Ebene her. So wie du es beschreibst, liegt der Fall in Indonesien völlig anders, hier scheinen die Leute den Wald auf einer spirituellen Ebene zu fürchten, was sehr aussergewöhnlich ist, wenn man das mit anderen Wald-Hochkulturen der Erde vergleicht. Ich denke in Indonesien ist der Wald auch heute noch auf eine Art etwas Böses und ein Feindbild ( ?( ), während das in Europa undenkbar ist. Diese Besonderheit wird daher Einfluss auf das Waldmanagement in diesen Ländern heute haben und Lösungsansätze anders als in anderen Teilen der Welt machen.



    Zitat

    Diese Äußerung empfinde ich als bodenlose Frechheit. Du unterstellst mir mangelnde Sachkenntnis bis hin zu Ignoranz. Was ich über die Tiere unseres Waldes weiß, kannst du nicht wissen. Und auch nicht, woher. Ich bin keine Spezialistin auf diesem Gebiet, interessiere mich aber weiß Gott genug für diese Themen, dass du mir definitiv in diesem Posting nichts Neues erzählst. So ziemlich jeder weiß heutzutage, dass ihn der Wolf/Bär/Luchs nicht frisst, es ging aber um die Angst vorm Wald. Und da spielen Raubtiere überall auf der Welt eine große Rolle.


    Zur Erkenntnis meines Posts bin ich ganz einfach gekommen: Deine Postings sind wie folgt:
    Du hast im Wald (notabene auch noch im Winter) rumgeklatscht, um Wildschweine vorzuwarnen, weil du im Regionalblatt von einer schlicht und ergreifend strohdummen Joggerin gelesen hast (der übrigens keine Gefahr gedroht hätte). Ich darf dir ganz bodenlos frech (aber wenigstens ehrlich ins Gesicht als kichernd, lästernd hinten durch) sagen, dass du dich zu Recht zum Gespött aller Spaziergänger gemacht haben dürftest. Im echten Leben macht man beim Wandern nur in Kanada auf sich aufmerksam; wegen Grizzlys, welche in einer klein wenig anderen Liga als scheue Tiere namens Wildschweine spielen. Und das sollte man dann besser mit der Stimme und nicht mit einem Klatschgeräusch machen.
    Danach äusserst du deine Skepsis, dass Familien in Zukunft noch Kinder in den Wald nehmen, wenn dort wieder Wölfe leben. (Und wirfst mir dann beleidigt an den Kopf, heute wüsste ja JEDER, dass Wölfe keine Menschen fressen?)
    Kurz gesagt, du schreibst einen ganzen Abschnitt voller Blödsinn, natürlich drängt sich da jedem der Gedanke aus, dass du nicht den blassesten Schimmer vom Ökosystem Wald und seinen Bewohnern hast, sondern irgendwelche verzerrten Vorstellungen von Binsenwahrheiten deiner Eltern und dem Kaffeekränzchen des Dorfes hast. (Was ich eigentlich sehr schlimm für jemanden finde, der in einem Gebiet gelebt hat, das stärker als viele andere Länder vom Ökosystem Wald geprägt ist). Vielleicht habe ich da total unrecht, aber ich fürchte eher es ist nicht so.
    Du kannst dich ja selber ganz einfach testen: Kannst du die Bäume im benachbarten Wald benennen, einige andere Pflanzen vielleicht? Kannst du deinen Kindern erklären, warum der Wolf ein wichtiges Tier ist? Warum der Auerhahn ein wichtiges Tier ist, aber worin sich die Wichtigkeit dieser beiden Tiere unterscheidet?
    Sicher, ich kenne nur so viel von dir, wie du hier schreibst. Aber mir fällt diese tatsächlich scheinbar ignorante Grundhaltung von dir immer stärker auf, vor allem auch, weil sie mir in deinem Buch so unerschütterlich ins Auge springt. Ich finde zum Beispiel, dass deine Einstellung zur Müllproblematik in dem Buch und hier im Thread Bände spricht. Lass uns im Buch Müll auf den Boden schmeissen, wenn schon viel da ist (vorbildliche Einstellung). Im Thread favorisierst du die Verwendung von Porzellangeschirr gegenüber Plastikgeschirr dann mit der Begründung „es ist schöner!“ Ja, so spricht meiner Meinung nach ein ignoranter und vielleicht sogar etwas ungebildeter Mensch. Ein weltoffener, interessierter Autor würde seine Figuren in so einem Buch Indonesiens Umgang mit Abfall kritisch beleuchten, denn das muss man gerade vielleicht wenn man die Kultur dort respektiert. Das hat rein gar nichts mit „deutscher Lebensweise aufzwingen“ zu tun, sondern damit, dass man seine Umwelt mit offenen Augen wahrnimmt und für ihre Veränderung und die daraus resultierenden Konsequenzen einen Sinn entwickelt; ja ganz kurz gesagt sich für seine Welt ernsthaft interessiert. Dein Buch macht von dir gerade den gegenteiligen Eindruck, auch in der Art und Weise, wie du Indonesien beschreibst. Dein Indonesien hatte für mich den Charme einer leeren Pappkartonschachtel, so dermassen oberflächlich und leblos hast du dieses Land beschrieben, als hättest du es gar nicht wahrgenommen (siehe meine Rezi, die ich in der nächsten Zeit reinstellen werde).
    Und um zu deinem Post und der Angst vor Raubtieren zurückzukommen: Haben denn die Leute in Europa wirklich noch Angst vor Raubtieren? Jein. Ältere Generation und sehr ländliche, konservativ geprägte Leute haben zum Teil Angst (und auch nur Frauen). Die meisten Jungen aber nicht mehr, denn seit du in die Schule gegangen bist, gab es grosse Umbrüche in Sachen Bildungspolitik. Nicht zuletzt dank dem Klimawandel steht heute Umweltbildung im Lehrplan in allen Stufen. Diese junge Generation fürchtet Raubtiere kaum noch, und das zu Recht! Daher wird sich in den nächsten 30 Jahren in punkto Waldschutz vermutlich wieder einiges tun.



    Zitat

    Danke für die eloquente und gut untermauerte Interpretation der Märchen. Sie waren mir bereits bekannt. Ich halte die Waldangst trotzdem für eine Komponente.



    Ich hoffe, dass du als Schriftstellerin die Bedeutung Märchen kennst, das wäre sonst himmeltraurig. Aber Katerina kannte sie zum Beispiel nicht. Sie hat glatt geglaubt, dass Rotkäppchen das Thema Raubtiere zum Inhalt hat; und das meinen 99% aller Leute, und verklickern ihren Kinder dann, welch böse, moralisch verachtenswerte Tiere Fleischfresser doch ein können und daher jaaa nicht in den Wald zu gehen. Ich finde es daher wichtig solche Dinge richtig zu erklären, und ein Bücherforum ist auch ein passender Ort dazu.


    Bezüglich der Waldangst aus eurer eigenen Perspektive: Ich denke, das habt ihr euch einfach antrainiert, weil es noch bis vor 15 Jahren (auch heute noch zum Teil) zum guten Ton gehörte als Frau ein emotionaler, etwas schwächlicher Angsthase zu sein, und sich sowohl körperlich als auch psychisch nicht weiter als bis zum Entwicklungsstand einer 16-Jährigen zu entwickeln (was hoffentlich bei euch nur bedingt bis gar nicht gelungen ist). Fragt mal eure Ehemänner oder eure Kinder, ob sie Angst vor dem Wald haben, oder ob sie gerne mal im Wald zelten gehen würden. Wahrscheinlich kommt ein einstimmiges Juhuuuu! Wann gehen wir!!??? Das ist nur eine Frage der Erziehung. (Welche heute zum Beispiel in den meisten Bevölkerungsschichten anders ist, und ihr daher wohl auch von euren erwachsenen Töchtern ausgelacht werden würdet, wenn ihr mit Waldangst kämt). Bestes Beispiel ist gerade Regenfisch. ;-)
    Lustig übrigens, dass ihr Wald bei Nacht ansprecht, auch das ist eine typische Fehlinterpretation von „Wald“-Angst. Was ihr da fürchtet, ist nicht der Wald sondern die Blindheit durch extreme Dunkelheit (Ein Blätterdach verschluckt 97% des Lichts, weshalb in dann auch eure Zapfen im Auge nicht mehr viel hermachen, im Gegensatz zu einem offenen Gelände). Das ist dem Menschen angeboren, hat aber nichts mit seiner biotischen Umwelt per se zu tun, sondern mit der Bewegungsunfähigkeit durch das mangelnde Sehvermögen (damit will euer Gehirn erreichen, dass ihr schlafen geht, anstatt euch beim herumstolpern verletzt).


    Sooo, wahrscheinlich sind ein paar Frauen durch diesen Post wieder wahnsinnig beleidigt, aber seis drum. (Das wird die Umweltprobleme nicht lösen).

  • Hallo Midori,
    wenn du mich vorführen willst, bitte, es sei dir unbenommen. Tut mir Leid um die Zeit, die du dir für dein langes Posting genommen hast, ich habe nach den ersten beiden Absätzen beschlossen, es nicht zu Ende zu lesen (edit: und weiterhin dumme Bücher zu schreiben, um daraufhin dumm zu sterben). Da du ohnehin alles weißt, und zwar wesentlich besser als ich, brauche ich ja auch nicht zu antworten. Sicher werden die andern Eulen für deinen erhellenden Beitrag dankbar sein.
    SteffiB, die Ignorante

    Ship me somewhere's east of Suez,
    where the best is like the worst,
    where there aren't no ten commandments
    an' a man can raise a thirst


    Kipling

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von SteffiB ()

  • Midori, mag ja sein, dass du wahnsinnig viel Ahnung von Ökologie und Märchen hast. Aber deine Kenntnisse in Psychologie wirken eher rudimentär und deine Kinderstube scheint auch nicht unbedingt die beste gewesen zu sein. Würde eins meiner Kinder sich so benehmen wie du gerade, wäre mir das zutiefst peinlich (obwohl sie noch in der Pubertät sind - bei dir bin ich mir nicht so sicher, ob das noch als Entschuldigung zählen kann).


    Mach dir keine Mühe mit einer Antwort - ich habe für meinen Teil beschlossen, von dir nichts mehr zu lesen.

  • Zitat

    Original von Midori
    Ich hoffe, dass du als Schriftstellerin die Bedeutung Märchen kennst, das wäre sonst himmeltraurig. Aber Katerina kannte sie zum Beispiel nicht. Sie hat glatt geglaubt, dass Rotkäppchen das Thema Raubtiere zum Inhalt hat; und das meinen 99% aller Leute, und verklickern ihren Kinder dann, welch böse, moralisch verachtenswerte Tiere Fleischfresser doch ein können und daher jaaa nicht in den Wald zu gehen. Ich finde es daher wichtig solche Dinge richtig zu erklären, und ein Bücherforum ist auch ein passender Ort dazu.


    Midori, ich weiß nicht, auf welchem Trip Du bist. Ist mir auch wurscht. Auch ich werde Deine Beiträge in Zukunft ignorieren.