Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
Verlag: Luchterhand
Originaltitel: Memória de Elefante
Übersetzt von Maralde Meyer-Minnemann
Diesen Roman habe ich schon vor ein paar Jahren gelesen, jedoch versäumt, meinen Eindruck unter Rezension statt nur unter “Ich lese gerade” zu posten. Das hole ich der Vollständigkeit halber hiermit endlich nach.
Kurzbeschreibung:
Wut und Haß, ätzende Kritik, boshafte Ausbrüche ins Phantastische, Skurrile und Komische – in Lobo Antunes’ Erstling spricht einer, der sich an der Welt reiben muß, um nicht an ihr zugrunde zu gehen. Und in nuce enthält dieser autobiographische Roman, dessen Titel auf die Mutter des Autors zurückgeht – »Er hat ein Elefantengedächtnis«, sagt sie oft über den Sohn –, sämtliche Themen und sprachlichen Techniken des späteren weltweit gefeierten Literaten. Erzählt wird ein Tag im Leben eines Psychiaters in Lissabon und wie er versucht, die verschiedenen Dämonen, die ihn heimsuchen, auszutreiben. Als da sind: die Arbeit in der Irrenanstalt Miguel Bombarda, sinnlos und menschenunwürdig; die Erinnerungen an die Familie, ein Paradebeispiel der portugiesischen Bourgeoisie samt ihrem zuckersüßen und gleichzeitig repressiven Katholizismus; die Ehe, eine geradezu tragische Mischung aus großer Liebe, einer qualvollen Geschichte des Scheiterns als Ehemann und Vater und dem kläglichen Versuch, die Trennung aufzuarbeiten; die Erfahrung im Krieg in Angola, die sich nicht ad acta legen läßt. Am Ende des Tages der Dämonen wird klar, daß es für diesen Mann nur einen Weg geben kann, den Kontakt mit der Welt zu halten: das Schreiben – weil es für ihn gleichbedeutend ist mit der Fähigkeit, am Leben zu sein.
Über den Autor:
António Lobo Antunes wurde 1942 in Lissabon geboren. Er studierte Medizin, war während des Kolonialkrieges 27 Monate lang Militärarzt in Angola und arbeitete danach als Psychiater in einem Lissabonner Krankenhaus. Heute lebt er als Schriftsteller in seiner Heimatstadt. Lobo Antunes zählt zu den wichtigsten Autoren der europäischen Gegenwartsliteratur. In seinem Werk, das mittlerweile mehr als zwanzig Titel umfasst und in über dreißig Sprachen übersetzt worden ist, setzt er sich intensiv und kritisch mit der portugiesischen Gesellschaft auseinander. Er erhielt zahlreiche Preise, darunter den "Großen Romanpreis des Portugiesischen Schriftstellerverbandes", den "Jerusalem-Preis für die Freiheit des Individuums in der Gesellschaft" und den Camões-Preis.
Über die Übersetzerin:
Maralde Meyer-Minnemann, geboren 1943 in Hamburg, erhielt 1992 den "Hamburger Förderpreis für literarische Übersetzungen", 1997 den Preis "Portugal-Frankfurt", 1998 den "Helmut-M.-Braem-Preis" und wurde 2005 für den "Preis der Leipziger Buchmesse" nominiert.
Mein Eindruck:
Antonio Lobo Antunes einmaliger Stil bestimmt auch seinen ersten Roman von 1979 von Anfang an.
Ein Tag im Leben eines portugisischen Psychiaters in Lissabon beginnt mit großer innerer Gereiztheit.
Der Roman bietet Sätze von fast schmerzlicher Intensität.
Antunes hat seinen Stil zwar künftig immer mehr und mehr verdichtet, dafür hat er hier bei seinem Erstlingswerk eine besondere Frische und seine teils genialen Sätze haben eine Wirkung der Spontanität!
Es ist viel Wut spürbar, dabei aber immer wieder aufgelockert durch Ironie und Selbstironie! Spätere Romane sind noch düsterer!
Zudem überzeugt auch das Konzept einen Abschnitt im Leben des Psychiaters innerhalb von 24 Stunden zu erzählen. Ein gelungener Roman!
![]() |
ASIN/ISBN: 344273424X |