Autorenlesungen - was bringt`s?

  • Liebe Büchereulen,


    ich hoffe, ich habe den richtige Ort für diese Frage ausgewählt. Mich würde einmal Eure Antworten interessieren zum Thema: Autorenlesungen.


    Wie ich schon bei meiner Eulenvorstellung gebeichtet habe, bin ich selbst Autorin, die allerdings tierisch Angst vor ihren Lesern hat. :pille


    Was treibt Euch zu solch einer Veranstaltung, bzw. oder was hält Euch sogar davon ab?


    Was bringt so eine Lesung dem Leser überhaupt?


    Was erwartet Ihr von einer Lesung?


    Ich muss zu meiner Schande gestehen ich selbst habe noch nie eine Lesung besucht, werde es aber wohl demnächst einmal ausprobieren müssen.

  • Eine Lesung soll unterhalten und die Lust zum Weiterlesen wecken - wie du dahin kommst, ist ganz dir überlassen. Wenn du unsicher bist, solltest du sie besser nicht zu sehr überfrachten. Man kann eine Multimedia-Show draus machen, aber wenn man nicht ganz sattelfest ist, dann sind das nur noch mehr Dinge, die einen unnötig nervös machen.
    Sieh eine Lesung als Möglichkeit, für dein Buch zu werben. Wähle möglichst spannende Szenen aus, eine am Anfang, dann erzähl ein bißchen, dann noch eine Szene und dann ein heftiger Knaller zu Schluß, gerne mit Cliffhanger-Effekt, denn die Zuhörer sollen dein Buch ja unbedingt noch kaufen wollen. Und wichtig: Vorlesen üben, üben, üben!


    Ich habe es übrigens noch nie erlebt, dass jemand zu einer Lesung gegangen ist, um den Autor fertig zu machen. Geh also davon aus, dass dir das Publikum wohlgesonnen ist. Die Leute sind in der Regel da, weil sie neugierig auf dein Buch sind - und dich! Überlege dir also vorher, wieviel Privates du erzählen möchtest. Anekdoten kommen immer gut an.

  • Ich bin bekennender Leserunden-Junkie und war sicherlich schon auf rund 50 Lesungen - vor allem aus dem Genres Historisch und Krimi (bei uns in München gbit es ja seit Jahren das Krimifestival) und auch schon ein zwei-, dreimal Fantasy.


    Was treibt mich zu so einer Veranstaltung?
    Der Wunsch, meine Lieblingsschriftsteller persönlich kennenzulernen und schon mal einen Vorgeschmack auf dessen neuestes Werk zu bekommen.


    Was bringt mir so eine Lesung?
    Jede Lesung ist ja anders. Das liegt vor allem an den Autoren. Jeder hat seinen eigenen Charme, seine eigene Art, sein Buch dem Leser näher zu bringen. Manche sind eher introvertiert und da ist ein guter Moderatoren besonders wichtig, der durch so eine Lesung führen und den Autoren vorstellen und ihm Fragen stellen kann, deren Antworten die Zuhörer interessieren könnten. Es gibt aber auch Autoren, die richtige Alleinunterhalter sind (z.B. Eoin Colfer oder Richard Dübell) und mit Anekdoten und Musikeinlagen und ähnlichem das Publikum fesseln.
    Da ich auch oft auf zweisprachigen Lesungen bin, da die Autoren aus fremdsprachigen Ländern kommen (England, Amerika, Schweden, Norwegen, Dänemark, Italien usw.) gibt es noch einen deutschsprachigen Vorleser, der meist ein bekannter Schauspieler ist und auch der gibt der Lesung ein zusätzliches Flair. Im besten Fall (wie z.B. bei Nesbo letzthin) harmonieren also Autor, deutscher Vorleser und deutscher Moderator so gut, dass man neben der eigentlichen Lesung fast genauso lange eine angeregte Diskussion erlebt, in der das speziell vorgestellte Buch, aber auch das Schreiben an sich eine große Rolle spielen und man über den LIteraturzirkus, den Prozess des Roman-Schreibens und das Leben des Autors mehr erfährt.
    In Leipzig und MÜnchen war ich auch auf einigen Lesungen, die an passenden Orten stattfanden, die zusätzlich Stimmung machten. (Histos in Kirchen, Krimis im Gerichtssaal oder im Sektionsraum usw.)


    Wie gesagt. Jede Lesung hat ihr eigenes Feeling und ich war zu 95 % wirklich begeistert davon. Mal waren sie extrem witzig (vor allem die Lesungen über bluttriefende Thriller :lache) mal intelligent und zum Nachdenken anregend (wie bei Paola Giordanos neuen Buch), mal gab es Einlagen des Autors (Nesob hab Gitarre gespielt, Dübell kommt schon mal im passenden historischen Gewand und lässt ebenfalls historische Musik spielen).


    Ebenfalls beliebt ist eine kurze Fragerunde nach dem offiziellen Programm, da es durchaus Leser gibt, die noch Fragen haben - zum Text oder zur Person des Autors.


    Ich habe vielleicht zwei oder drei Lesungen gehabt, wo ich mal sage, der Autor kann begnadet schreiben aber leider nicht vorlesen.
    Ich hatte auch eine Lesung, in der die Autorin (eine Deutsche) sich trotzdem eine Schauspielerin zum Vorlesen geholt hat (Barbara Rudnik wenige Monate vor ihrem Tod) und das fand ich auch ganz okay.


    Fazit:
    Wer mal auf einer guten Lesung war, weiß wovon ich rede. Es macht einfach Spaß. Dem Leser bringt so eine Veranstaltung sicherlich was. Und dem Autor doch auch, denn er lernt seine Leser persönlich kennen. Und ganz ehrlich - wir beissen NICHT :grin. Ganz im Gegenteil sind die meisten Leser schüchtern und unaufdringlich und trauen sich am Ende gar nicht, ihre Fragen zu stellen. So was kommt öfters vor.
    Also keine Angst, Leeloo.
    Schau Dir doch einfach mal ein paar Lesungen an und hole Dir Anregungen, wie man eine solche gestalten könnte. Und wie gesagt, man muss ja nicht alleine da vorne sitzen. Man kann sich ja Hilfe holen.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich vertrete eher die Gegenfraktion: ich schätze Lesungen nicht. Ich lasse mir nicht gerne vorlesen, ich lese lieber selber. Und dass das nun die Autoren selbst sind, die da vorlesen, ist mir unwichtig. Wie die Autoren aussehen, ist mir egal und was sie denken erfahre ich aus ihren Büchern. Mehr Kontakt zu Autoren brauche ich nicht.


    Das soll nicht etwa entmutigend klingen, im Gegenteil, denn du kannst davon ausgehen, dass Leser, die Lesungen besuchen, auch am Autor interessiert und daher von vornherein wohlwollend gesinnt sind.


    Einmal hab ich dann doch eine Ausnahme gemacht, das war keine Lesung sondern ein Erzählabend. Und es war brillant. Der betreffende Autor las nicht vor, er erzählte Geschichten, ohne Manuskript und der Stimmung des Publikums nachspürend. Aber ich glaube, das funktioniert nur, wenn man zum Alleinunterhalter geboren ist. Dennoch hilft es sicher immer, die Lesung nicht staubtrocken abzuhalten.

  • Hollyhollunder hat mich angesteckt und durch sie bin ich beim Krimifestival begeisterte Zuhörerin geworden! :wave
    Ich finde es spannend, die Autoren mal zu sehen/kennen zu lernen und da ich mir schon seit Kindheitstagen gerne vorlesen lasse (heute eher durch Hörbücher), ist das für mich eine ganz tolle Sache!
    Ich glaube auch, das das eine ganz spannende Sache für einen Autor werden kann, da er die Reaktionen direkt vom Publikum bekommt und nicht anonym über die Zeitung, Internet oder Verlag.

  • Sehr wichtig ist auch derjenige der die Leitung bei einer Lesung hat, oftmals der oder die Buchhändler(in). Ich war mal bei einer Lesung, da hieß es guten Tag, hier ist Autor XYZ er liest aus dem Buch Titel vor. Der Autor las vor und darauf die Moderatorin. Danke und zum Publikum auf Wiedersehen. Das einige Leser wie ich trotzdem ganz frech unser buch signiert bekommen haben :lache Wir gingen einfach hin.


    Lesungen mit Kaminer sind natürlich ein ganzes Abendprogramm. Immer wieder super toll und unvergleichbar.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Also ich finde es durchaus toll, den "Schreiberling" hinter den Geschichten einmal zu erleben.
    Das zeigt mir, wie die Autoren selber zu ihren Büchern stehen. Ich habe viele sehr gute aber auch ein paar schlechte Lesungen erlebt. Schlecht sind Lesungen für mich dann, wenn der Autor den Eindruck erweckt, seine eigene Story eigentlich doof zu finden. Bzw keine Lust zu haben, eine Lesung zu halten.


    Nervosität ist das was ganz anderes. Da finde ich es vor allem toll, wenn der Autor das auch kommuniziert. Das macht ihn "greifbarer" und man denkt nicht: "herrje, was zappelt der jetzt so rum. Muss der aufs Klo? Hat der schon ein Gläschen zu viel getrunken?"


    Wenn du "üben" willst, hast du mal versucht, eine kleine "Lesung" im Freundes- und Bekanntenkreis zu halten? Oder ist das eher nicht dein Ding, weil bekannte Gesichter dich noch nervöser machen? Dann könntest du in einer kleinen örtlichen Buchhandlung einfach mal Anfragen, ob die Interesse haben und mit denen klären, dass du das aus Testzwecken ggf auch für weniger Geld machen würdest. Das ist dann zwar nicht sonderlich rentabel für dich, aber du könntest einen Eindruck gewinnen, wie du dich damit fühlst. Und du könntest mit den dortigen Buchhändlern vorher absprechen, dass ihr nachher gemeinsam ein Resümee zieht...


    LG
    wölfchen

  • Idealerweise dem Autor Geld und neue Leser, dem Leser Vergnügen. Eine Lesung bietet immer die Gelegenheit neues kennen zu lernen, ohne gleich das Buch kaufen zu müssen, wenn es gefällt, kann man es gleich signieren lassen.

  • Ich war bei mehreren Lesungen und eigentlich wurde jedes Mal sehr wenig gelesen. Er wurde erzählt, Privates, Anekdoten, die während der Recherchen geschahen, es wurden Fragen beantwortet und über zukünftige Projekte berichtet.
    Am besten gefiel mir die Lesung von Sebastian Fitzek und Michael Tsokos, Entertainment pur! Die beiden zeigten kleine Filme, machten sich übereinander lustig, erzählten, wie es zu dem gemeinsamen Buch kam und lieferten sich herrliche Schlagabtäusche. Gelesen wurde dabei etwa 10 Minuten :grin


    Ich mag an Lesungen, dass ich den Autoten mal "privat" erlebe, das der Schreiber ein Gesicht bekommt.
    Bei allen Lesungen war eine nette Stimmung, also kein Grund, irgendwelche "Attacken" zu befürchten. Man gibt kein Geld für eine Lesung aus, wenn man den Autoren nicht schätzt, also sind alle wohlgesonnen :-)

  • Ich mag Lesungen sehr gerne und finde es schade, dass hier leider nur wenige angeboten werden. Wenn dann aber mal Lieblingsautoren dabei sind, versuche ich auch die Lesung zu besuchen.


    Wie Roma schon schreibt, finde ich es schön, dass man den Autor oder die Autorin dabei auch privat erlebt und evtl. auch die Gelegenheit besteht, ein paar Worte mit diesen zu wechseln.


    Außerdem greift man dann auch gerne zu dem ein oder anderen Buch, was man sonst vermutlich nicht gekauft hätte. Aber die Lesung macht neugierig auf mehr. :-)

    Zündet man eine Kerze an,erhält man Licht.Vertieft man sich in Bücher,wird einem Weisheit zuteil.Die Kerze erhellt die Stube, das Buch erleuchtet das Herz.


    (Sprichwort aus China)

  • Also ich bin ein Fan von Autorenlesungen. Vor allem wenn ich dann feststelle, dass es sich dabei um ganz "normale" Menschen handelt, die auch Nervosität oder Lampenfieber vor einer solchen Lesung haben.


    Ich lasse mir dann auch bei dieser Gelegenheit meine Bücher signieren. Der persönliche Kontakt zum Autor ist für mich etwas Besonderes.


    Viele Grüße :wave

  • Ich finde Live-Lesungen auch interessant. Warum? Mich interessieren allgemein Menschen und ihre ganz persönlichen Geschichten, auch die Art, wie sie das tun, individuell, einzigartig, unvergesslich. Aber es ist nicht so, dass ich nur Bücher von Autoren lese, deren Lesungen ich besucht oder sonst irgendwo gesehen habe. Wär sonst etwas wenig und bei Kafka wäre die Reise ins Jenseits etwas kompliziert! ;-) Es ist auch davon abhängig, wer gerade wo liest und ob ich Zeit und Lust habe, dort hinzugehen. Über YT schau ich mir auch öfter was an. Ich schmökere auch gern auf Webseiten wildfremder Leute, darunter auch Autoren. Ich denke, ich bin einfach unglaublich neugierig, ein Laster von mir. :-]

  • Hier ist noch ein bekennender Lesungsfan. Erstmal ist es für mich Unterhaltung. Mal ein anderer Abend/Nachmittag außer Haus :grin


    Die eigentliche Lesung ist für mich dabei gar nicht mal so wichtig wie die Möglichkeit für Frage und Antwort hinterher. Wenn gut gemacht, kann das ein Journalist o.a. sein. Aber Fragen von den Lesern sollten auch erlaubt sein.


    Normalerweise bin ich dazu zu schüchtern und aufgeregt. Aber ein paar Mal hatte ich Gelegenheit ganz persönlich noch mit den Autoren zu sprechen. Das sind für mich bleibende Erlebnisse. Erinnere mich noch immer sehr sehr gut an ein Gespräch mit Jakob Arjouni vor ca. 10 Jahren und ein (leider ganz kurzes) mit Guy Gavriel Kay letztes Jahr.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Wow, ich bin ganz überrascht, dass doch so viele Lesungen besuchen und auch schätzen. Wie gesagt, bisher habe ich mich noch überhaupt nicht mit dem Thema beschäftigen müssen und hab mich auch sonst nicht um Lesungen geschert. :rolleyes


    Das lässt mich das ganze nun mit vollkommen anderen Augen sehen . . . DANKE!!!


    Kurioserweise habe ich vor 10 Jahren einmal einen Text über so eine Lesungsituation verfasst, der Teil eines Romans werden sollte. Er beschreibt (zugegeben in etwas übertriebener Thriller-Form) diese Angst und auch meine Vorstellung, wie ich mich fühlen könnte, wenn es denn soweit ist. Allerdings steckte in diesem Text so viel Persönliches, dass ich ihn am Ende doch nicht verwendet habe. Aber für mich ist es sehr interessant gewesen zu lesen, wie sehr ich Angst vor Erfolg und Aufmerksamkeit hatte, nicht wissend, dass mir 10 Jahre später, tatsächlich jemand (in dem Fall eine Verlegerin persönlich) auf die Schliche kommt. Und im Herbst tatsächlich die erste Lesung ansteht ... :yikes


    Ich habe diesen Text als PDF (angehängter ZIP-Ordner) mal mit beigefügt. Es soll sich niemand gezwungen fühlen diese 10 Seiten zu lesen - falls es doch jemand tun sollte: Der Text ist über zehn Jahre alt und entspricht nicht meinem heutigen Qualitätsstandart - mit anderen Worten: Er ist natürlich fehlerhaft. :write


    Aber auch schön zu lesen, dass es beim Leser ankommt, wenn der Autor "Schwäche" zeigt, also die Karten auf den Tisch legt und offen zu seiner Nervosität steht. An Entertainer Fitzek werde ich wohl niemals ran kommen, ich glaube mein Entertainment wird sein, meine angst und Aufregung zu thematisieren. :lache


    Vielen Dank für Eure Antworten!!! :knuddel

  • Ich gehe auch sehr gerne zu Lesungen, es ist immer wieder interessant, den Menschen hinter dem Buch zu sehen. Allerdings interessiert es mich dann mehr, woher der Autor seine Ideen hatte, wie es zu dem Buch kam und ein paar nette Anekdoten drum herum. Teile am besten von Anfang an mit, dass du nervös bist - und du hast dein Publikum in der Tasche. Wir beissen nicht, kritisieren nur, wenn wir auch Grund dazu haben und machen eigentlich generell keinen Menschen fertig. Eher im Gegenteil - danach fällt es uns eher schwerer, ein Buch zu verreissen *g*. Ganz wichtig - das Signieren am Ende der Lesung.


    LG
    Patty

  • Ich besuche Lesungen nur von befreundeten Autoren; Lesungen sind oft nicht sehr gut, um es vorsichtig zu sagen, und manch ein Autor sollte eher darauf verzichten (was denjenigen aber leider niemand sagt). Habe ich die Wahl, gehe ich lieber ins Kino, in einen Biergarten, ins Restaurant oder in ein gutes Konzert. Oder ich besuche Freunde.


    Aus Autorensicht stellt sich das allerdings ganz anders dar. Man kann mit Lesungen zwar ein bisschen Geld verdienen, und nicht wenige Autoren sind auf diese Honorare sogar angewiesen, aber unterm Strich geht es darum nicht, wenn man selbst auf der Bühne sitzt. Was natürlich auch davon abhängt, ob im Publikum zwei Freiwillige zwischen der Buchhandlungsbelegschaft oder hundert und mehr Leute hocken. Über die Jahre habe ich Lesungen liebgewonnen und freue mich darauf, was auch daran liegt, dass ich sie inzwischen deutlich entspannter angehe; es ist mithin bei mir angekommen, dass die Leute meinetwegen dort sitzen. Diese Information ist sehr, sehr wichtig. Manch ein Autor - und ich habe früher auch zu jenen gezählt - betrachtet sich als eine Person, die denen im Publikum Zeit stiehlt. Weshalb er sich zu beeilen hat, sein Programm also möglichst schnell durchzieht, Zwischenbemerkungen unterlässt und grundsätzlich wenig erzählt. Das ist exakt der falsche Weg. Lesungen sind Kommunikationsveranstaltungen. Die Leser möchten ihre Autoren kennenlernen, und die Autoren haben umgekehrt die Chance, das mit ihren Lesern zu tun. Diese Chance sollte man nutzen, was großen Spaß machen kann. Wenn man sich und seinen Krempel nicht zu ernst nimmt, viel plaudert, Fehler als willkommene Unterbrechung begrüßt, vom Plan abweicht und auf das Publikum reagiert. Dann entstehen kleine Partys, die meistens im Anschluss in irgendeiner Kneipe fortgesetzt werden und nicht selten bis in die frühen Morgenstunden gehen.


    Wichtigster Merksatz: Wenn Du denkst, Du bist viel zu langsam, bist Du gerade schnell genug. Zweitwichtigster: Sie sind Deinetwegen da. Wirklich.

  • Ich war früher mal bei einer Lesung eines erfolgreichen Krimiautors (sorry, hab den Namen vergessen, denn eigentlich wollte ich nur ein paar Leute kennenlernen, die auch gern lesen). Das war ganz interessant, er las allerdings nicht aus dem Buch, das beworben wurde, sondern erzählte uns, wie er recherchiere und was ihn überhaupt zum Krimischreiben bewege. Diese Autorenlesung eines lesungserfahrenen Autors war dermaßen quer und im Grunde genommen komplett schräg und unbefriedigend, was die Erwartungen betrifft, aber er konnte sich als sehr spleenigen, schon fast fanatischen Krimi-Autor ins Gedächtnis der Zuhörer meißeln. Oder kurz gesagt: Ein total verrückter, paranoid wirkender Autor, den man eher in einer Psychiatrie vermuten würde, wäre er nicht so besessen von seinem Thema. :grin


    Ich mochte ihn jedoch (denn ich mag schräge Leute), aber ich könnte ihn privat wohl nicht aushalten, ich bekäm kein Auge mehr zu bei den Geschichten, die er ausgräbt. :chen

  • Solltest du mal die Möglichkeit haben eine Lesung von Kerstin Gier oder Sebastian Fitzek zu besuchen, dann mache das auf jeden Fall. (Es gibt natürlich noch viel viel mehr Autoren, die gut lesen können. Aber die beiden fielen mir spontan ein.)
    Die beiden wissen wie man ein Publikum gut unterhält. Von denen kann man lernen.


    Ich gehe sehr gerne zu Lesungen. Mich interessiert der Mensch, der das Buch geschrieben hat. Ich bevorzuge allerdings Autoren, deren Bücher ich bereits kenne. Unbekannte Autoren reizen mich weniger.


    Was bei mir bei der LEsung gut ankommt ist, wenn der Autor seinen Text kann und nicht stur ins Buch gucken muss. Er/sie sollte immer einen Blick fürs sein Publikum haben. Und eine Stunde am Stück vorlesen ermüdet nicht nur dich als Autor sondern auch dein Publikum.


    Am besten so wie vorhin schon geschrieben. Ein paar Minuten vom Anfang des Buches vorlesen.
    Dann etwas zur Entstehung oder was privates. Egal was, Hauptsache das Buch zuklappen. Vergesse nie, deine Leser sind alle selber des Lesens mächtig. Dein Vorlesen soll neugierig auf das Buch machen, mehr nicht.

  • Da muss ich jetzt widersprechen, denn ich finde schon, dass der Autor aus seinem Buch lesen sollte, aber nur wenn er das nötige Vortragungstalent dafür hat, sonst eher nur das Minimum, wobei das Vorlesen schon auch zeigt, wie der Autor denkt, wenn er seine eigenen Formulierungen vorliest. Das allein sagt viel mehr aus über das Werk. Ich denke, die Kombi macht´s. Ich würde jedenfalls schon gern etwas Persönliches wissen wollen, aber nicht unbedingt Intimitäten. Eher die Denkweise, was das Herz bewegt.