Frage an die Theologen/Historiker ;-)

  • Hallo,
    meine große Tochter soll für Religion herausfinden, welcher Mönchsorden seine Klöster vorwiegend in unbesiedelten Waldgebieten gegründet hat. Wir haben uns schon dumm und dusselig gegoogelt, aber keine eindeutige Antwort gefunden.
    Mein heißer Tipp sind die Zisterzienser, weil da viele Klöster ein "Wald" im Namen haben, aber sicher bin ich mir nicht. Weiß das jemand von Euch?


    Danke,
    Bella

  • Ein 'wann' und 'wo' wäre bei solchen Fragen immer ganz gut.
    :lache


    Ich gehe mal davon aus, daß das Mittelalter so allgemein gemeint ist. Dann hast Du völlig recht mit den Zisterziensern.
    Es hat u.a. damit zu tun, daß ständige und schwere Arbeit ein Ideal de Ordens war, Landarbeit also günstig. Abgelegenheit wurde auch gesucht, weil man sich nicht vom frommen Werk, dem Beten und Arbeiten, ablenken lassen wollte.
    Dazu kommt, daß das Land, auf dem sich die jeweilige Mönchsgruppe niederließ, gestiftet wurde, z.B. von Adligen, die dafür wiederum Hilfe für ihr Seelenheil bekamen. Bereits urbar gemachtes und damit gewinnbringendes Land verschenkt man aber nun auch wieder nicht so gern, Seelenheil hin oder her. Aber so ein Wald - und Sumpfland, mit dem man wenig anfangen kann (weil die eigenen Bauern schon mit dem Vorhandenen genug zu tun haben), das kann man ja mal den Mönchen überlassen.


    Das allerdings hatte andererseits zur Folge, daß diese Mönchgemeinschaften Kern späterer Siedlungen wurdeen. Wo mal gerodet ist, wilde Tiere zurückgedrängt, wohin mal ein gut ausgefahrener Weg führt, da folgen Händler und Bauern und bald stehen da auch andere Häuser als die Klostergebäude.
    Damit wurden gerade die Zisterzienser im 12. und 13. Jahrhundert für die kontinuierliche Besiedelung in Frankreich, den Niederlanden und auch auf dem Gebiet des Deutschen Reichs wichtig.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Deine Idee mit dem '-wald' im Namen war echt gut.
    Kriminalistischer Spürsinn pur.


    :lache


    Ich möchte noch ergänzen, daß in der Zeit die Zistersienser absolut 'in' waren und auch viele junge Adlige dahin strömten, die z.T. Land mitbrachten.
    Was man auch erwähnen kann, ist, daß die Zisterzienser eben weil sie Gebiete oft trockenlegen mußten, recht innovativ im Entwickeln von Drainagesystemen waren, technisch weiter als die sonstige Landwirtschaft.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • :grin


    Ich weiß das übrigens, weil ich früher häufiger in der Provence war und dort jedesmal die Abtei Sénanque besucht habe. (Sie hat einen Wikipedia-Artikel).
    Es gab Führungen auf Anfrage und die waren jedesmal höchst informativ.
    Toller Ort, btw., und vor fünfundzwanzig Jahren kaum bekannt, also praktisch Tourismusfrei.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von belladonna
    Edit @ Buchdoktor: Weißt Du auch, warum den Zisternsiensern das Bauen in und bei Städten verboten war? :gruebel


    Historisch bin ich da völlig ahnungslos. Ein Grund könnte sein, dass die Bürger der Städte sich Konkurrenz um die wertvollen Grundstücke in der Stadt vom Hals halten wollten. Ein anderer, dass ein Kloster in der Stadt ungeklärte Machtverhältnisse hervorruft. Kann die Stadt Abgaben oder Arbeitsleistungen von den Brüdern und Schwestern fordern, z. B., dass sie sich an der Stadtwache und der Feuerwehr beteiligen? Das würde entweder dem Ideal der Abgeschiedenheit und Gottesfürchtigkeit eines Klosters evtl. widersprechen oder die Autorität des Stadtrates untergraben können. Ein städtisches Kloster widerspricht eigentlich auch der Tradition, nicht zu verheiratende Töchter in ein Kloster einzukaufen. Wenn die Mädels doch innerhalb der Stadtmauern leben werden, könnten sie doch gleich im Elternhaus bleiben und vom Kapital zehren, das sonst für ihre Unterbringung aufgebracht würde. Wie gesagt, alles nur Fantasieprodukte.