Friederike Mayröcker: Poesiealbum 310

  • Märkischer Verlag Wilhelmshorst 2014


    Einband: geheftet


    Grafik von Max Ernst


    Kurzbeschreibung:
    Der Lebenswandel der Blätter, Des Winterfrischlers hohes Lied, Porträtskitzze Mayröcker. Die Auswahl bietet – ganz Friederike Mayröckers Wunsch entsprechend – ein sensibles Bild ihres Werks ab den 60er Jahren bis zum Heute. Ihre fragilen, dennoch streng und gewissenhaft bearbeiteten Notate gleichen Explosionserscheinungen. Die Elemente der Sprache, durchaus schockhaft gegeneinander gesetzt, beginnen einander in lockeren Gebilden wechselseitig zu erhellen. »Mit ihrer obsessiven ›Schreibdrangseligkeit‹ schlägt sie dem Alter ein Schnippchen: Ihre Texte altern nicht. Vielleicht, weil sie immer aus Neu-Gier auf Welt entstanden sind; weil die Autorin jedem neuen Tag nachspürt, in Liebe und Leid, Verzückung und Demut. So stehen wir fassungslos vor ihrem Alter und freuen uns über das magische Junggebliebensein ihrer Arbeiten«, schreibt Walter G. Goes.


    Über die Autorin:
    Friederike Mayröcker, Jahrgang 1924, ist eine besessene Vielschreiberin und Sprach-Experimentiererin, die mit den Methoden der freien Assoziation und der surrealistischen Collage arbeitet und deren dichterisches Werk über 80 Bände umfasst. 2009 wurde sie mit dem Hermann-Lenz-Preis geehrt. 2011 bekam sie den Bremer Literaturpreis.


    Mein Eindruck:


    Nachts im Nieselregen stehend Mayröcker lesend!


    So ging es mir mit diesem Heft, welches ich bei unfreiwilligen Aufenthalt während einer verspäteten Bahnreise unerwartet in einer Bahnhofsbuchhandlung fand. Welch erhebender Fund in depressiver Stimmung.


    Es ist eine Auswahl von lyrischen Texten aus Friederike Mayröckers umfangreichen Werk, beginnend 1962 und endend mit 2 Texten von 2013, die hier sogar erstveröffentlicht sind. Diese 2 Texte sind anspruchsvoll und schwer zu verstehen, doch voller interessanter Themen.


    Doch zunächst zum Anfangsgedicht März, flockenschnaubend von 1962, das einem Dialog gleicht, vielleicht auch einem inneren.
    Dann sind zwei ihrem einstigen Lebensgefährten Ernst Jandl gewidmet, obwohl sicher viel mehr mit ihm zu tun haben.
    Auch Jacques Derrida wird einmal in einem Titel genannt.


    Nicht selten sind schon die Titel so rätselhaft wie reizvoll. Zum Beispiel “die Regenträne des Andy Warhol” oder “ach leergefegte Amsel in NY”.


    Es sind insgesamt 27 Gedichte für 4€. Ein gutes Angebot!


    Die Auswahl von Sonja Harter erscheint mir sehr gelungen. Mayröckers hohe Qualität bei ihrer Arbeit mit Sprache wird deutlich, auch der leise Humor
    Ich brauche überhaupt keine favorisierten Gedichte zu nennen, da eigentlich in fast jedem besondere Momente zu finden sind.