'Der Spieler' - Kapitel 01 - 05

  • Hallo liebe Mitleser!


    Bevor ich richtig loslege, will ich noch die wichtigsten Personen nennen. Gefunden habe ich diese im Projekt Guteneberg.


    Die wichtigsten handelnden Personen


    Der General: Witwer


    Polina Alexándrowna, auch Praskówja: seine Stieftochter


    Alexéj Iwánowitsch: Hauslehrer im Hause des Generals, Spieler und Erzähler dieses Romans


    Mademoiselle Blanche de Cominges, alias Mademoiselle


    Barberini, alias Mademoiselle Selma, alias Mademoiselle du Placet: Verlobte und spätere Frau des Generals


    Antonída Wassíljewna Tarassewitschewa: Gutsbesitzerin, Tante des Generals


    Marquis de Grieux: Gläubiger des Generals


    Mister Astley: englischer Zuckerfabrikant



    Weitere Personen


    Márja Filíppowna: Schwester des Generals


    Míscha und Nádja: seine Kinder


    Fedósja: Kinderfrau im Hause des Generals


    Madame veuve de Cominges:


    Potápytsch: Haushofmeister von Antonída Wassíljewna Tarasséwitschewa


    Márfa: ihre Zofe



    Dann habe ich im www noch diese interessante Dostojewski-Seite mit sehr vielen Informationen gefunden-

  • Vielen Dank Karthause, für das Personenregister und den Link zu Dostojewski-Seite. :blume


    Ich habe heute den ersten Abschnitt gelesen, aber ich muss sagen ich habe doch so einige Schwierigkeiten mit dem Buch und fand es nicht so leicht in die Geschichte reinzukommen und die Personen zuzuordnen.


    Ich kann das ganze noch nicht so richtig einordnen. Was ist das für eine Gesellschaft die da zusammen in dem Hotel ist? Wie hängen die einzelnen Personen zusammen ( der General, der Engländer, der Franzose) und wieso brauchen sie alle so dringend Geld?


    Der Erzähler stößt mit Verspätung zu den anderen Personen und er ist irgendwie an Geld gekommen, das er aber abliefern muss.
    Er ist angeblich so wahnsinnig in Polina verliebt. Gleichzeitig sagt er: er möchte sie prügeln, verstümmeln, erwürgen und töten. Da klingt er schon wie ein Wahnsinniger. Und Polina scheint ihn wiederum zu hassen, vertraut ihm aber ihr Geld an um beim Roulette zu spielen. Sie braucht auch ganz dringend Geld :gruebel


    Die "Deutschen" werden ja auch in einem sehr schlechten Licht dargestellt. Ihre "Redlichkeit" und "Tugendhaftigkeit" wird verspottet.


    Insgesamt bin ich mit dem Buch noch nicht so ganz warm geworden. Ich werde morgen mal weiterlesen und hoffe das es mir dann besser gefällt

  • Diesen ersten Abschnitt habe ich auch gelesen und so richtig drin bin ich in dem Buch auch noch nicht.


    Zunächst fand ich den namen des Handlungsortes genial gewählt. Roulettenburg. Im Nachwort meiner Ausgabe, ich lese die von Fischer Klassik, übersetzt von Swetlana Geier, war zu finden, dieser Ort ist eine Zusammenlegung von Baden-Baden, Bad Homburg und Wiesbaden.


    Aus der Biografie von Dostojewski ist ja bekannt, dass er auch spielte und o.g. Orte aufsuchte. Er war ja nicht, wie viele seine literarisch bedeutenden Zeitgenossen, adliger Herkunft. Er studierte an der Militärakademie und begann zu schreiben. Wie er muss auch der Ich-Erzähler seinen Lebensunterhalt selbst verdienen und gehört dem Gefolge des Generals an. Da kann ich mir schon vorstellen, dass es verlockend ist, auf das Glück im Spiel zu vertrauen. Vom General kann er ja auch nicht viel an Gehalt (?) erwarten. Dieser wartet selbst sehnsüchtig auf den Tod von Babuschka und hofft auf ein Erbe.


    In diesen ersten Kapiteln, so denke ich, lernen wir erst einmal die Personen kennen. Dabei sind die Charaktere schon sehr außergewöhnlich, um nicht zu sagen speziell. Der Ich-Erzähler liebt Polina bis zur Selbstaufgabe, er sieht sich als ihr Sklave, sie zeigt ihm gegenüber Widerwillen und vollkommene Geringschätzung. Der General steht tief in der Schuld von Marquise de Grieux, anscheinend hat er sein Landgut an den Franzosen verpfändet. Trotzdem haben sie wohl vor, gemeinsam eine Fabrik in Russland zu errichten. Dann gibt es noch die Mademoiselle Blanche, die scheinbar die Cousine (3. Grades) des Franzosen ist und in die der General wiederum verliebt ist. Um sie zu beeindrucken braucht er das Geld aus der Erbschaft. Auch Polina braucht Geld, weil sie ihrerseits Schulden hat. Da kommt ihr der Ich-Erzähler sehr gelegen, der ja für sie alles tun würde. Also soll er ihr das Geld am Roulettetisch gewinnen. Das ist schon eine interessante Konstellation voller gegenseitiger Abhängigkeiten. Ich bin da sehr gespannt, welche Entwicklung sie nehmen


    Wenn man sich überlegt, dass Dostojewski diesen Roman aus der Not heraus in 26 Tagen diktierte und mangels eines Themas seine eigene Spielleidenschaft thematisierte, weil er seinem Verleger in der Pflicht war, finde ich es beeindruckend, wie er seine Figuren bereits jetzt mit Leben erfüllte und die Verflechtungen auf relativ wenigen Seiten darstellte. Das hat was von einer Karikatur in der Malerei.


    Zitat

    Rouge schrieb:
    Die "Deutschen" werden ja auch in einem sehr schlechten Licht dargestellt. Ihre "Redlichkeit" und "Tugendhaftigkeit" wird verspottet.


    Ja, das fand ich auch ein wenig erstaunlich. Denn wegen ihrer Tugenden wurden Deutsche ja von Katharina der Großen auch nach Russland gelockt. Naja, das muss ja aber auch nicht jeder Russe gut gefunden haben. Manchmal versauen „Streber“ ja auch die Norm. ;-)

  • Hallo,


    mir geht es genau so wie euch beiden. Im ersten Kapitel wird man einfach so in diese Geschichte "hineingeworfen". Es ist nicht klar, wer der Ich-Erzähler ist und es ist für mich auch noch unklar, wer zu den "Unsrigen" gehört. Man weiß auch nicht, aus welchen Gründen sie spielen oder spielen müssen.
    Ich habe mir auch zuerst eine Liste gemacht, wer zu wem gehört. Aber die Liste von Karthause ist da wesentlich aufschlußreicher. Danke :wave
    Ich bin bisher auch erst bis zum dritten Kapitel vorgedrungen und werde später nochmal posten.
    Also inhaltlich finde ich es gerade noch sehr verworren, aber sprachlich ist es ein Genuß.

  • Es wundert mich, wie sich der Erzähler im 1. Kapitel beim Essen benimmt. Von einem Hauslehrer hätte ich etwas mehr Zurückhaltung erwartet. Ist er auf diesen Job nicht angewiesen? Er wirkt sehr selbstbewusst.
    Sein Verhältnis zu Polina scheint zunächst gleichberechtigt, doch irgendwie ist er von ihr gefühlsmäßig abhängig, so dass er sie gleichzeitig liebt und hasst.

  • Zitat

    Original von Charlotte... aber sprachlich ist es ein Genuß.


    So empfinde ich das auch. Vorher habe ich zwei Krimis gelesen, die nicht mal schlecht waren, aber sprachlich bei weitem nicht mithalten können. Welche Übersetzung lest ihr? Ich habe ja die von Swetlana Geier. Auf dem Kindle meines Mannes habe ich aber auch noch die von Hermann Röhl.

  • Zitat

    Original von made
    Es wundert mich, wie sich der Erzähler im 1. Kapitel beim Essen benimmt. Von einem Hauslehrer hätte ich etwas mehr Zurückhaltung erwartet. Ist er auf diesen Job nicht angewiesen? Er wirkt sehr selbstbewusst.
    Sein Verhältnis zu Polina scheint zunächst gleichberechtigt, doch irgendwie ist er von ihr gefühlsmäßig abhängig, so dass er sie gleichzeitig liebt und hasst.


    Das ist mir beim ersten Lesen gar nicht so sehr aufgefallen. Jetzt habe ich es nochmals gelesen. Ja, er benimmt sich ziemlich dreist. Setzt sich ungebeten an den Tisch und mischt sich ungefragt in die Unterhaltung ein. Ich denke, das kann er sich auch nur erlauben, weil dort Leute am Tisch sitzen, die alle mehr vom Schein als vom Sein leben.


    Übrigens hatte ich etwas Schwierigkeiten mit dem Begriff Table d'hôte. Erst habe ich es als Tageskarte oder Tagesmenu übersetzt. Aber das passt nicht richtig zu folgendem Satz:
    Aber ich muß gestehen, daß ich ungebeten bei Tisch erschienen war; offenbar hatte der General vergessen, seine Anforderungen zu treffen, denn andernfalls hätte er mich an die Table d'hôte geschickt.
    Kann mir da jemand bei der richtigen Übersetzung helfen?


    Ich lese übrigens auch die Taschenbuchausgabe vom Fischerverlag, übersetzt von Swetlana Geier.

  • Zitat

    Original von Charlotte
    Übrigens hatte ich etwas Schwierigkeiten mit dem Begriff Table d'hôte. Erst habe ich es als Tageskarte oder Tagesmenu übersetzt. Aber das passt nicht richtig zu folgendem Satz:
    Aber ich muß gestehen, daß ich ungebeten bei Tisch erschienen war; offenbar hatte der General vergessen, seine Anforderungen zu treffen, denn andernfalls hätte er mich an die Table d'hôte geschickt.
    Kann mir da jemand bei der richtigen Übersetzung helfen?


    Ich vermute so etwas wie Mittagstisch, der aber vom General für seine Angestellten gebucht und bezahlt werden muss.


    Ich lese die kindle-Version übersetzt von Röhl.

  • Im 2. Kapitel folgt eine moralische Rechtfertigung für das Glücksspiel, in dem der Erzähler es mit dem Handel gleichsetzt, ein ganz normales Gewinn- und Profitstreben. Na ja, wenn man oberflächlich auf die Börsenvorgänge schaut, mag das oft ebenfalls den Eindruck eines Glücksspiel erwecken, aber nur für Kleinanleger.
    Die Unterscheidung zwischen gentlemanhafter und plebejischer Spielweise finde ich einen interessanten Gedankengang. Um seinen Ruf zu wahren, muss der Spieler darauf achten, nicht als gierig oder gar süchtig zu gelten.

  • Gestern habe ich den ersten Abschnitt durchgelesen, auf einer längeren Zugfahrt. Da aber so viel los war, fehlte die letzte Konzentration und es fällt mir zur Zeit noch schwer, richtig in den Text hineinzukommen.
    Es ist lange her, seid ich den Spieler schon einmal gelesen habe.


    Zitat

    Original von Karthause
    Welche Übersetzung lest ihr? Ich habe ja die von Swetlana Geier. Auf dem Kindle meines Mannes habe ich aber auch noch die von Hermann Röhl.


    Ich lese die Übersetzung von Arthur Luther.


    Journalist, Übersetzer


    * 1876, 03.05.
    Orel/Rußland


    † 1955, 28.05.
    Baden-Baden


    Ich bevorzuge alte Übersetzungen.

  • Zitat

    Original von Rouge
    Die "Deutschen" werden ja auch in einem sehr schlechten Licht dargestellt. Ihre "Redlichkeit" und "Tugendhaftigkeit" wird verspottet.


    Solche pauschalen Aussagen über gewisse Nationalitäten meine ich bei Dostojewski schon mal gelesen zu haben. Oder war es ein anderer russischen Autor? Ich glaube, bei den toten Seelen von Gogol. :gruebel

  • Zitat

    Original von Herr Palomar


    Ich bevorzuge alte Übersetzungen.


    Da ist wohl auch was dran. Ich habe gestern immer mal in die Röhl-Übersetzung geschaut und das las sich irgendwie besser. Ich will damit nicht sagen, dass die Geier-Übersetzung schlecht ist. Aber Röhl ist etwas "angenehmer". Heute Abend werde ich wohl den nächsten Abschnitt vom Kindle lesen.

  • Der Erzähler ist eine typische Dostojewskij-Figur: ein stolzer Typ, leicht zu kränken, mit einer gequälten Leidenschaft zu seiner Polina.
    Polina erinnert mich vage an Madame Chauchat, die Russin aus Thomas Manns Zauberberg, die Castorp den Kopf verdreht. Vor allem ihre leicht arrogante Art einer Adeligen und Leidenschaft. Aber das ist vielleicht nur so ein Gefühl.



    Früher konnte ich mich mit Dostojewskijs Figuren stark identifizieren, heutzutage etwas weniger. Das liegt wohl am Alter.


    Dostojewskij liest man am Besten im Alter von Anfang 20, Mitte 30 kommt dann die Tolstoi-Phase! ;-)

  • Vielleicht sind sich die männlichen Hauptfiguren in Dostojewskis Romanen so ähnlich, weil immer ein bißchen Dostojewski mit drinsteckt ;-). Im Spieler ist es seine persönliche Spielsucht, beim Idioten seine Epilepsie, bei den Brüdern Karamasow seine Suche nach dem Glauben usw.
    Ich lese Dostojewski sehr gern, habe mich aber noch nie mit seinen (männlichen) Figuren identifiziert. Liegt vielleicht auch daran, dass ich eine Frau bin.


    Ich würde nicht sagen, dass Dostojewski und Tolstoi eine Frage des Alters sind. Sie schreiben meiner Meinung nach zu unterschiedlich. Dostojewski Romane beziehen sich immer auf bestimmte Charaktere, während sich Tolstoi eher immer um "das Ganze" bemüht. In Krieg und Frieden z. B. geht es um DEN KRIEG und in Anna Karenina um DIE LIEBE in allen Facetten.

  • Zitat

    Original von Karthause


    Zunächst fand ich den namen des Handlungsortes genial gewählt. Roulettenburg. Im Nachwort meiner Ausgabe, ich lese die von Fischer Klassik, übersetzt von Swetlana Geier, war zu finden, dieser Ort ist eine Zusammenlegung von Baden-Baden, Bad Homburg und Wiesbaden.


    Den Namen des Ortes "Roulettenburg" fand ich auch richtig witzig! :lache


    Ich lese eine Übersetzung von Hermann Röhl. Von der Sprache her gefällt es mir auch sehr gut. Nur mit der Handlung und den Ansichten der Personen tue ich mich etwas schwer.

  • Ich nahm zuerst an, Roulettenburg gäbe es wirklich,
    aber inzwischen habe ich gelesen, dass es ein fiktiver Ort ist.
    Wiesbaden und Bad Homburg streiten sich ja anscheinend, das reale Vorbild für Dostojewskij gewesen zu sein. Das es eine Zusammenlegung verschiedener Städte ist, halte ich für glaubwürdig.

  • Schon eigenartig die Einstellung des Erzählers, er könne nur gewinnen, wenn er für sich spielt. Dabei ist doch Polinas Angebot, mit ihrem Geld zu spielen und den halben Gewinn zu behalten für einen Mittellosen ideal. Gewinnchancen ohne Risiko.
    Aber wahrscheinlich ist ja gerade dieses Risiko der Reiz des ganzen. Man ahnt jetzt schon, wohin das führen wird.

  • Ich habe noch nicht angefangen (bzw. bin noch nicht weiter als bis Seite drei gekommen), aber ich danke dir auch sehr für das Personenregister, Karthause. Gerade bei mir nicht gängigen Namen und verschiedenen Anredeweisen empfinde ich das als sehr hilfreich beim Lesen. Ich habe es mir gleich auf mein Lesezeichen geschrieben. :-)


    Sprachlich hat mir der kleine Einblick durchaus gefallen und ich hoffe, ich habe bald Zeit mich ausgiebiger zu vertiefen.
    Ich lese die untenstehende Ausgabe in der Übersetzung von Werner Creutziger.