Hier kann zu den Kapiteln 11 - 13 geschrieben werden.
'Der Spieler' - Kapitel 11 - 13
-
-
Die Tante hat es ja ordentlich erwischt. Mit ein bisschen nachdenken hätte sie merken müssen, dass ihre Taktik mit zero nicht funktionieren kann. Aber was funktioniert schon beim Roulette. Rechtzeitig aufhören! Aber so ein herrisches, eigensinniges Weib lässt sich natürlich nicht dreinreden.
Diese Blutsauger von "Spielassistenen" sind ja eine richtige Plage. Kein Wunder, dass die Tante da völlig überfordert ist. Ich kann mir vorstellen, dass das heutzutage vergleichbar mit unseriösen Menschen ist, die alte Leute übers Ohr hauen, erstmal freundlich tun, zulabern und dann das Heft in die Hand nehmen.
Aber endlich reißt sie sich los und fährt weg. Der General ist am Boden zerstört. Polina ist sehr zurückhaltend.
Was steckt eigentlich hinter Astley? Der hatte wohl was in Frankfurt zu erledigen. War er für Polina unterwegs? Mir scheint er der einzig Normale hier zu sein. -
Das Verhältnis von Polina zu Alexej ist mir immer noch unklar. Ich versuche, es mir so zu erklären:
Polina ist in einer sehr schwierigen Situation. Sie lebt als Stieftochter beim General. Sie fühlt sich verantwortlich für ihre Halbgeschwister. Sie scheint weder Mutter, Geschwister oder Freunde zu haben. Für ihre Zukunft kann der General nicht mehr sorgen. Geldsorgen plagen sie. Sie sieht in Alexej den einzigen Menschen, der ihr helfen könnte. Doch ausgerechnet der ist unsterblich in sie verliebt. Sie braucht ihn und will ihn aber auf Abstand halten. Er macht es ihr schwer, weil er sich in dieses Herrin-Sklave-Verhältnis hineinredet, was sie maßlos ärgert. Das treibt sie zu seltsamen Aktionen. Wahrscheinlich hasst sie ihn dafür, dass sie ihn braucht.
Alexej seinerseits ist verärgert, dass er auf Grund seiner Position keine Chance auf Polina hat und ist daher überempfindlich für in seinen Augen ihn herabsetzende Behandlung. -
Der Anfang des 13.Kapitels macht deutlich, dass es sich um einen Bericht handelt und der Erzähler ist in einem Zustand, dass er zugibt, dass seine Aufzeichnungen unter dem Einfluß starker, wenn auch verworrener Eindrücke entstanden sind.
Ehrlich gesagt, hatte ich den Roman bisher noch nicht direkt als Berichtsform empfunden.
-
Diesen Abschnitt habe ich sehr genossen! Ich bin mittlerweile mit großer Freude am Lesen. Die Entwicklungen fesseln mich und die Beschreibungen sind herrlich.
Antonída Wassíljewna Tarassewitschewa (AWT) hat es ja wirklich richtig erwischt. Obwohl sie anfangs erkennt, dass die andere Frau, die eine Stunde pro Tag kommt und spielt und dann wieder geht, diejenige ist, die richtig spielt und Gewinne macht, gerät sie selber in den Sog und verspielt all ihr Barvermögen, nachdem sie beim ersten Mal so grandios gewonnen hat.Ich bin doch wirklich gespannt, ob Polina ein Geheimnis hat und wenn ja um welches es sich handelt. Sie benimmt sich ja schon seltsam und dass sie durch die Geschehnisse mit der AWT so gar nicht aus der Ruhe gebracht wurde verwundert auch.
Und der Hauslehrer ist plötzlich Vertrauter des Generals und der AWT, ohne dass er einem von beiden aber irgendwie helfen könnte. Mister Astley aber scheint wirklich wohlhabend zu sein, gibt er der AWT doch sofort das Geld gegen einen Wechsel. Sie hat wohl eine enorme Summe verspielt, aber ist von der Mittellosigkeit noch entschieden entfernt, hat sie doch noch Dörfer und Stadthäuser in Russland.
ZitatOriginal von Herr Palomar
Ehrlich gesagt, hatte ich den Roman bisher noch nicht direkt als Berichtsform empfunden.Ich habe es immer als eine Art Tagebuch empfunden. Am Anfang von Kapitel IV schreibt er ja: "Heute war ein Tag voll von Lächerlichem..." Und am Anfang von Kapitel VI: "Nun sind seit dem dummen Tag schon zwei Tage vergangen..." Ich glaube bei Kapitel XIII hat er einfach längere Zeit nicht geschrieben, beginnt er doch mit "Nun ist fast ein ganzer Monat vergangen..." Insgesamt aber schreibt er regelmäßig auf, was in seinem Leben gerade so vor sich geht.
-
Kapitel 12:
Im Casino wurde die Großmutter bereits erwartet. Sofort wurde ihr derselbe Platz eingeräumt, neben dem Croupier. Ich glaube, daß die Croupiers - die sich stets so formvollendet und als betont regelrechte Beamte geben, als ginge es sie nichts an, ob die Bank gewinnt oder verliert - im Grunde einen Verlust der Bank alles andere als gleichgültig gegenüberstehen und zweifellos über gewisse Instruktionen verfügen, wie Spieler gelockt und die Interessen der Bank fortlaufend gewahrt werden, wofür sie selbst sicherlich mit Preisen und Gratifikationen rechnen dürfen.Jedenfalls betrachtete man die Babuschka bereits als willkommenes Opfer. Worauf all das, was man vorausgesehen hatte, auch eintrat.
Ich finde es erstaunlich, wie rational Alexej die Gewinnchancen einstuft, wenn er nicht selbst spielt. Und auch, dass ihm anscheinend bewußt ist, dass die Croupiers einen gewissen Einfluß auf den Verlauf des Spieles haben.
Ich habe mal irgendwo gehört oder gelesen, dass gerade "Zero" anhand eines Magneten o. ä. beeinflusst werden kann. Oder sei es auch nur durch geschicktes Einwerfen der Kugel. Zero ist schließlich die einzige Zahl im Rad, die grün hinterlegt ist!
-
Ich frage mich nach dem Abschnitt, warum das Buch eigentlich "Der Spieler" heißt. So richtig der Spielsucht verfallen ist doch nur die Babutschka. Die hat es dafür mächtig erwischt und verliert eine Menge Kohle, im Prinzip verspielt sie ja ihr gesamtes Vermögen. Ich weiß auch noch nicht so richtig ob ich Mitleid haben soll, denn wenn einem mal die Spielsucht packt, dann ist es wirklich schwer aufzuhören. Sie war ja wie im Rausch und keiner konnte sie halten.
Ich hatte bisher auch gedacht, das alles zeitgleich passiert und es nur aus der Erzählperspektive vom Hauslehrer erzählt wird. Das es sich um Aufzeichnungen aus der Vergangenheit handelt hat mich auch etwas überrascht.
Ich bin ja noch gespannt was es mit dem Engländer und Polina auf sich hat.
-
Zitat
Original von Macska
Ich frage mich nach dem Abschnitt, warum das Buch eigentlich "Der Spieler" heißt. So richtig der Spielsucht verfallen ist doch nur die Babutschka.Das gleiche habe ich mich nach diese Abschnitt auch gefragt. Ich hätte vermutet, dass der Erzähler selber öfter ins Spielcasino gehen würde.
Das die Tante sich nicht mit dem gewonnenen Geld zufrieden gibt, habe ich mir doch gedacht!! Sie ist wirklich komplett der Spielsucht verfallen und verliert einfach alles. Ich hoffe mal für sie, dass sie daheim in Russland noch genügend Vermögen hat.:lacheIch fand es auch erheiternd, dass der General und die Französin sich plötzlich so um Alexej bemühen und versuchen durch ihn Einfluss auf die Tante zu nehmen. Allerdings kann Alexej bei ihr wirklich gar nichts ausrichten.
Ich frage mich auch in welchem Verhältnis nun Polina zu dem Engländer steht und ob im letzten Abschnitt nun der Erzähler doch noch zum Spieler wird?? -
Ich habe das bisher so verstanden, dass der Ich-Erzähler - der Spieler - selbst nicht am Rouletttisch spielt. Aber er "spielt" mit den Leuten. Er spielt Leute gegeneinander aus.
-
Das hat sich mir so nicht erschlossen. Vielleicht kannst du mir da auf die Sprünge helfen. Mit wem spielt er? Wen spielt er gegen wen aus? Grieux gegen den General oder Astley?
-
Mit allen.
Er schrieb am Anfang, wie er mit den Leuten sprach. -
Zitat
Original von Lesebiene
Ich habe das bisher so verstanden, dass der Ich-Erzähler - der Spieler - selbst nicht am Rouletttisch spielt. Aber er "spielt" mit den Leuten. Er spielt Leute gegeneinander aus.ich habe eher das Gefühl, dass alle anderen mit dem Ich Erzähler spielen, allen voran Polina. Aus der werde ich immer noch so gar nicht schlau, aber im großen und Ganzen hat mir dieser Abschnitt besser gefallen als die ersten beiden.
Vor allem die vorgänge rund um die Erbtante im Casino waren sehr eindrücklich geschildert, schade nur, dass sie abgereist ist, auch wenn es für sie und ihr Restvermögen das Beste war.Ich denke, im letzten Abschnitt wird auch der Erzähler am Roulettetisch enden.
-
Zitat
Original von Rouge
Das gleiche habe ich mich nach diese Abschnitt auch gefragt.
Meine Vermutung ging dahin, dass die Entwicklung gezeigt werden soll, von einem, der vielleicht nur theoretisch spielt zu einem, der der Sucht vollkommen erlegen ist, in allen Details.
Zu diesem Abschnitt:
„Gib ihr Glück, Herr! denke ich, und da hatte Ihnen Gott Glück geschenkt“ spricht das Dienstmädchen und meint mit „Glück“ den Gewinn des Geldes. Nun ja. Was soll man dazu sagen? Außer: Das war wohl so und das ist wohl so und das wird wohl so bleiben. Jedenfalls werden die Gedanken des Erzählers zu Großmutters Spielen wohl ihre Berechtigung haben. Sie wird spielen, bis sie alles verloren hat. Und wenn es denn so ist, wer weiß, ob es ihr nicht eine gewisse Genugtuung bereitet, weil der Neffe nichts mehr erben wird. Bemerkenswert eigentlich, dass sie sich förmlich mit einem Ruck befreien kann, wenigstens für ein paar Stunden. „Ich habe mein Eigentum durchgebracht, aber nicht eures“. Das ist doch mal ein Wort, ein wahres dazu. Und die entsprechende Haltung dazu. Im Gegensatz zum General, der das Erbe seiner minderjährigen Kinder durchgebracht hat. „Ohne Geld wird ihn diese gemeine Dirne... nicht einmal zu ihrem Diener nehmen, ja, und dazu hat er auch noch ein falsches Gebiß“: Bei den Achterbahnfahrten in diesem schmalen Buch lechze ich ja schon nach ein bisschen Humor … und frage mich, ob das früher auch witzig war, ob die Großmutter es witzig gemeint hat oder es nur als einen Hinweis auf sein Alter verstanden wissen wollte (immerhin: er konnte sich eines leisten). So ist das hier: Mittlerweile hinterfrage ich jeden Satz.Ich bin immer wieder fasziniert von Dostojewskis Fähigkeit, das Peinliche, das Blamable am Verhalten der „Erbwilligen“ und Geldgierigen zu schildern. Auch wenn ich die Übersetzung nach wie vor nicht für gelungen halte, habe ich den Eindruck, da sitzt jedes Wort, da ist nichts zu viel und nichts zu wenig. Wenige Striche, wenige Worte und alle Masken fallen und die „Nacktheit“ der Personen tritt in all ihrer Erbärmlichkeit zutage. Er kennt die Menschen, schaut sie an und bis in ihr Herz. Er weiß um die Spieler und um die Ehrlichen (von denen man im Buch nur wenig sieht), er weiß es wohl deshalb so genau, weil er sich selbst sehr gut kennengelernt hat.
Kapitel XIII bedeutet für mich fast einen Bruch. Der Erzähler hat nun seine Sucht und sie als seine Krankheit erkannt, ja anerkannt. Der Ton scheint sich mir verändert zu haben, die gezeigte Selbstsicherheit hat Einbuße erlitten. Großmutter hat nun endgültig alles verloren (warum schleppt sie neben Geld auch noch „innere Anleihen“ und „alle Aktien“ mit? Hatte sie keine Befürchtungen, diese könnten ihr abhanden kommen? Deutet das vielleicht darauf hin, dass sie doch mit dem Vorsatz zum Spiel gefahren ist?), der verhinderte Erbe sinniert über „Vormundschaft oder ein Spielverbot“. Was für Gedanken, und leider muss man sagen: Was für eine Aktualität. Man stellt fest, zu viel(e) hängt am Geld, bestimmt das Verhalten, ja, es ist fast, als raube es die Würde, besonders, wenn man darauf wartet und es nicht bekommt.