'Das unerhörte Leben des Alex Woods' - Kapitel 06 - 11

  • Hier bin ich noch am Anfang, musste aber schon über die 5 Verbrecher-Kategorien schmunzeln, die Alex definiert.
    Dabei sind die so lustig eigentlich nicht.
    Zum Beispiel die Anzahl der Statussymbole um nicht als arm zu gelten, sind erschreckend hoch.
    Muss wirklich jedes Kind alles haben? Nur aus Gruppenzwang? Ein Computer und ein Handy müsste doch eigentlich reichen.


    Da bin ich froh, dass ich in einer Zeit lebte, als es diese ganzen technischen Schnickschnack wie Smartphone, Ipad etc. nicht gab.


    Auch die anderen Kategorien zeugen von großer Intoleranz. Ist das wirklich durchgängig so oder empfindet das Alex nur im gesteigerten Maße?

  • Über die 5 Kategorien musste ich auch sehr lachen, auch wenns eher nicht so witzig ist.... wie das im Moment an deutschen Schulen ist kann ich nicht beurteilen, mein Sohn ist erst 4, aber ein bisschen graust es mir auch davor wenn er da reinkommt. Teilweise ist es ja schon im Kindergarten so das man nur cool ist wenn man Cars, Spiderman oder Starwars auf dem T-Shirt oder den Socken hat. Und auch mein Sohn hat schon abwertend erwähnt das xy kein einziges Cars - Shirt daheim hat, da musste ich dann doch erst ein paarmal durchatmen bevor ich ihm versucht habe klar zu machen das es eigentlich völlig uninteressant ist welche Klamotten ein anderer trägt... :rolleyes



    Schlimm fand ich die Sache mit dem Buch, das bedeutet dem Mr. Peterson so viel, und Alex ist so doof und nimmt es in den Schulbus mit. Gut, er wähnte sich sicher, weil Mittwoch war, aber trotzdem. Ich hab auch bis zum Schluß gehofft das er es wieder findet....

  • Die Schulbusszene war wirklich sehr packend geschrieben.
    Der Buchverlust ist schlimm für Alex, natürlich auch für Mr.Peterson.



    Ich schätze den Autor Kurt Vonnegut, obwohl er anscheinend ein wenig in Vergessenheit geraten ist.
    Dabei wurde Breakfast of Champions sogar mit Bruce Willis verfilmt.




    Die Ausgabe von Mr.Petersons The Sirens of Titan ist vermutlich schon älter.
    Ich könnte mir vorstellen, dass es folgende Ausgabe ist.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Muss wirklich jedes Kind alles haben? Nur aus Gruppenzwang? Ein Computer und ein Handy müsste doch eigentlich reichen.


    Da bin ich froh, dass ich in einer Zeit lebte, als es diese ganzen technischen Schnickschnack wie Smartphone, Ipad etc. nicht gab.


    Auch die anderen Kategorien zeugen von großer Intoleranz. Ist das wirklich durchgängig so oder empfindet das Alex nur im gesteigerten Maße?


    Ich gehöre auch zu der Generation, in der solche Medien noch keine Rolle spielten. Aber meine Töchter sind damit groß geworden. Meiner Meinung nach kommt es auf die Schule, das Umfeld und die Freunde an. In den Schulen, die meine Töchter besucht haben, gab es Schüler, die diesen Marken-Hype ausgelebt haben, und andere, denen das nicht wichtig war. Nie habe ich gehört, dass es zwischen diesen Schülern zu "Zusammenstößen" kam, man hat sich schon irgendwie der Gruppe angeschlossen, die zu der eigenen Mentalität passte.
    Aber man hat die "Anderen" toleriert.
    Ich weiß aber aus Erzählungen anderer Mütter, dass es durchaus zu Mobbing wegen dieser Themen kommen kann.

  • Die Geschichte mit dem Buch ist wirklich schlimm, der Arme :-(
    Die Mutter mit ihrer Konsequenz imponiert mir, sie setzt hohe Maßstäbe und zieht das bei der Bestrafung auch durch.


    Ich mag den eher unauffälligen Humor, wie z.B. (S. 117)


    "Unglücklicherweise hat nicht das Opfer zu entscheiden, wann es genug ist und jeder Versuch, diesen Beschluss an sich zu reißen, zieht umgehend Vergeltungsmaßnahmen nach sich". :grin


    oder auch (S. 180):


    "Mir ernster Miene starrte ich zu Boden und zählte bis fünfzig. In römischen Ziffern". :lache


    Der arme Mr. Peterson, das Buch zu verlieren, ist ein trauriger Verlust.

  • Zitat

    Original von Maharet
    Schlimm fand ich die Sache mit dem Buch, das bedeutet dem Mr. Peterson so viel, und Alex ist so doof und nimmt es in den Schulbus mit. Gut, er wähnte sich sicher, weil Mittwoch war, aber trotzdem. Ich hab auch bis zum Schluß gehofft das er es wieder findet....


    Solche Szenen finde ich auch immer richtig schlimm. Ich bin gespannt, wie er das löst. Offenbar verliert er Mr. Petersons Sympathie dadurch ja auf lange Sicht nicht, aber ich kann mir vorstellen, dass dieser erstmal ziemlich sauer ist und sich erst beruhigt, wenn die Umstände des Buchverlustes ans Licht kommen.


    Mir hat dieser Abschnitt gut gefallen. Mr. Peterson ist mir sympathisch und gerade solche Sätze, wie Roma genannt hat genieße ich sehr. :-)


  • Ja, bei solchen Sätzen könnte ich mich auch wegschmeissen!
    :chen


    Der Humor ist wirklich eine Qualität des Buches!

  • Von Herrn Palomar:

    Zitat

    Hier bin ich noch am Anfang, musste aber schon über die 5 Verbrecher-Kategorien schmunzeln, die Alex definiert.Dabei sind die so lustig eigentlich nicht.Zum Beispiel die Anzahl der Statussymbole um nicht als arm zu gelten, sind erschreckend hoch.Muss wirklich jedes Kind alles haben? Nur aus Gruppenzwang? Ein Computer und ein Handy müsste doch eigentlich reichen.


    Geht mir genauso, ich bin auch erst am Anfang und musste lachen über die Art, wie Alex die Zustände in der Schule so pointiert und zugespitzt beschreibt.
    Ich muss leider sagen, dass das ziemlich genau dem entspricht, was in den heutigen Schulen der Alltag ist. Nur einen Computer und ein Handy zu haben, reicht mittlerweileauch schon nicht mehr aus, es muss möglichst ein Smartphone oder I-Pod sein, und dass Markenkleidung eine sehr große Rolle spielt, ist heutzutage der Standard. Natürlich wird Konsumverhalten und Statusdenken und die Folgen im Politikunterricht auch einmal thematisiert und diskutiert - aber das reicht natürlich nicht aus.
    Ich sehe in jeder Pause, und sei sie auch noch so kurz, die Kinder traubenweise oder auch vereinzelt mit ihren Smartphones in den Fluren herumsitzen und "daddeln". Kaum einer geht noch nach draußen, und sei das Wetter auch noch so schön. Mobbingprobleme in den Schulklassen nehmen stark zu und werden immer heftiger. Kaum eine Schule, die nicht daran arbeitet, ein irgendwie funktionierendes Konzept hinzukriegen, mit dem das Mobbing gestoppt und aufgelöst werden kann. Einzelne Lehrer schaffen das kaum noch, schließlich können sie ja nicht den ganzen Tag im Internet hängen und als U-Boote beobachten, welcher Schüler welche anderen Schüler mobbt. Denn das Mobbing spielt sich überwiegend im Internet ab, wird aber natürlich von dort in die Schule mitgebracht. Zudem wechseln die Schüler die Orte im Netz, an denen man sich trifft, viel schneller als Erwachsene, so dass die Lehrer und Eltern da meist gar nicht hinterherkommen. Man wundert sich dann, warum manche Schüler bedrückt und verunsichert wirken. Oft kommt man aber nicht "dran", das Kind mag nichts sagen, es passiert nichts Sichtbares, man kommt einfach nicht dahinter, was wirklich los ist, weil die "Opfer" so unter Druck stehen, dass sie schweigen. Wirklich sehr unheimlich, man lebt praktisch immer in einer Welt mit (mindestens) doppeltem Boden.
    Immerhin wurde uns aber kürzlich eine erfolgversprechende Methode vorgestellt, die seit 2003 in Großbritannien ausprobiert wird und 80 - 85% Erfolgsquote haben soll. Für Interessierte: "No Blame Approach" nennt sich diese Methode.
    Da kann man nur hoffen, dass sich diese auch in deutschen Schulen durchsetzt.

  • Wow, die Seiten fliegen ja nur so dahin.


    Ob an deutschen Schulen derart gemobbt wird, kann ich auch nicht sagen. Wir wohnen in einem kleineren Ort am Rande Frankfurts und meine Kinder haben so etwas nicht erleben müssen. Allerdings wohnt Alex ja auch im ländlichen England und dort scheint es ja durchaus möglich zu sein. Klasse finde ich seine Beschreibungen der drei Schläger :lache . Durch den dramatischen Zwischenfall nach seinem Ausflug zum Dorfladen hat Alex nun Mr Peterson kennengelernt. Ich habe mich schon gefragt, wo er bleibt.


    Die Situation im Bus war auch sehr dramatisch. Allerdings tut es mir in der Seele weh, das Alex niemandem klar macht oder klar mache kann, das er weder das Gewächshaus zerstört hat noch das er unprovoziert auf Drake losgegangen ist. Ich wundere mich, das anscheinend der Schulleiter keinerlei Ahnung hat, das Drake das Potential eines Schulhofbullys hat. Anscheinend ist er noch nicht aufgefallen. Und ich wundere mich auch, das weder Alex Mutter keinerlei Verdacht hegt, das Alex gemobbt werden könnte. Wahrscheinlich liegt so etwas außerhalb ihres Denkmodels.
    Den Verlust des Buches finde ich auch schrecklich. Armer Mr Peterson :-(


    Danke, Herr Palomar, für das eingestellte Bild. Ich wollte auch noch nach Kurt Vonnegut googeln. Einige Titel kamen mir bekannt vor, darunter auch "Breakfast for Champions". Allerdings klingen die Inhaltsangaben nicht nach meinem Beuteschema :grin


    Mir gefällt das Buch sehr gut. Der feine Humor ist wirklich köstlich.

  • Zitat

    Original von Darcy
    Ich wundere mich, das anscheinend der Schulleiter keinerlei Ahnung hat, das Drake das Potential eines Schulhofbullys hat.


    Offenbar sind die verwaltungstechnischen Belange an Schulen so aufwändig das für pädagogische Aspekte keine Zeit bleibt. Schon enttäuschend!


    Das könnte allerdings auch ein handlungsspezifisches Element sein, wie es in Romanen oft verwendet wird.
    Realen Schulleitern möchte ich es nicht einfach so unterstellen.

  • So weit bin ich im Buch zwar noch nicht, dass ich das mit dem Schulbus gelesen habe, aber in der Realität ist es so, dass Mobbing im Schulbus oft vorkommt. Da dort keine Aufsichten sind, der Bus überfüllt ist, der Busfahrer nach vorne gucken muss, ist das der ideale Ort für Fiesitäten und Gewalt.
    Hinzu kommt, dass zufällig anwesende Erwachsene sich ja leider oftmals nicht einmischen.
    So, ich lese gleich mal weiter.

  • Zitat

    Original von ginger ale
    [Immerhin wurde uns aber kürzlich eine erfolgversprechende Methode vorgestellt, die seit 2003 in Großbritannien ausprobiert wird und 80 - 85% Erfolgsquote haben soll. Für Interessierte: "No Blame Approach" nennt sich diese Methode.
    Da kann man nur hoffen, dass sich diese auch in deutschen Schulen durchsetzt.


    Ob es da schon Ansätze gibt? ich denke, es sollte sich lohnen, da in Berater zu investieren!

  • Zitat

    Original von Roma
    oder auch (S. 180):


    "Mir ernster Miene starrte ich zu Boden und zählte bis fünfzig. In römischen Ziffern". :lache


    Bei dem Satz habe ich übrigens beim Lesen gestutzt und gedacht "Mh, komisch, muss ich überlesen haben", aber er kam dann im nächsten Kapitel. Er befindet sich also streng genommen hier einen Abschnitt zu früh. Aber da er ja nicht wirklich etwas vorwegnimmt muss er wohl nicht gespoilert werden. ;-)

  • Zitat

    Original von Cith


    Bei dem Satz habe ich übrigens beim Lesen gestutzt und gedacht "Mh, komisch, muss ich überlesen haben", aber er kam dann im nächsten Kapitel. Er befindet sich also streng genommen hier einen Abschnitt zu früh. Aber da er ja nicht wirklich etwas vorwegnimmt muss er wohl nicht gespoilert werden. ;-)


    Sorry, aber Seite 180 ist in Kapitel 11 und gehört somit tatsächlich hierhin :rolleyes Aber ist ja nicht so wichtig ;-)

  • Mein Gefühl, Young Adult zu lesen hat sich im Großen und Ganzen gemildert, obwohl die Wahl der Übersetzerin Alexandra Ernst, die ihren Schwerpunkt auf Kinder- und Jugendliteratur legt, auffällt. Zum Glück aber positiv!


    Am bekanntesten ist Alexandra Ernst wahrscheinlich für ihre Übersetzung der Bücherdiebin.


    Auch bei Charlotte Rogans "In einem Boot" hat Alexandra Ernst übersetzt, was zeigt, dass die Grenzen von Young Adult zu All Age fließend sind.
    Früher hat sie hier im Forum als Mariechen geschrieben.


    Mein Eindruck bisher ist, dass sie Das unerhörte Leben des Alex Woods stimmungsvoll übersetzt hat.


    Über die Übersetzerin laut Arena-Verlag:

    Zitat

    Alexandra Ernst hat Literaturwissenschaften studiert und ist seit 1993 in der Kinder- und Jugendbuchliteratur aktiv. Zwei Jahre arbeitet sie als Presse- und Werbeleiterin in einem Verlag und ist derzeit als Jounalistin, Übersetzerin, Gutachterin und Buchkritikerin tätig. Ihr absolutes Lieblingsbuch ist "Die Schatzinsel" von R.L. Stevenson.

  • Mir gefällt das Buch weiterhin absolut gut. Ich habe lange keines mehr gelesen, bei dem ich nicht ständig geschaut habe, wie weit ich schon gelesen habe sondern die Handlung einfach nur genießen kann. Bzw. in dem Fall war es eher so, dass man mit dem Protagonisten absolutes Mitleid hatte. Und das schlimme an der Story ist, dass es die Realität an Schulen ist. Kinder können grausam sein.


    Die Fakten, die er auflistet, was jemanden zum Außenseiter macht, sind gut auf den Punkt gebracht. Er bringt es ein wenig scherzhaft rüber, aber es ist eigentlich traurig und unfair. (Ich hoffe, dass es in dem Abschnitt war und nicht etwas später, bin schon etwas weiter)


    Der Schreibstil wirkt jugendlich. Passt aber doch zu Alex. Und es ist endlich ein Buch, was man auch beim Arzt im Wartezimmer lesen kann. Liest sich frisch, nicht zu schwer und nicht zu platt.

  • Zitat

    Original von Roma
    Sorry, aber Seite 180 ist in Kapitel 11 und gehört somit tatsächlich hierhin :rolleyes Aber ist ja nicht so wichtig ;-)


    Ach, stimmt, es ist ja inklusive elf und nicht bis elf, im Sinne von exklusive elf. Das habe ich irgendwie bisher nicht gesehen, obwohl beim nächsten Abschnitt ja sogar "12 - 15" steht. Entschuldige bitte, in dem Fall hast du natürlich völlig Recht. :-)
    Aber dann darf ich ja bei den nächsten Kapitel jeweils eines weiter lesen als gedacht, bevor ich poste. :chen


    Danke für die vielen Infos zur Übersetzerin, Herr Palomar. Das ist wirklich sehr interessant und vermutlich wäre ich von selber gar nicht darauf gekommen in diese Richtung zu recherchieren. :-)


  • Ich glaub, dass Alex damit leider leider Recht hat. Auch in meiner Generation werden Leute ohne Smartphone inzwischen komisch angeguckt. Als ich ein Kind war, war man zB total out, wenn man kein Tamagotchi oder nen Gameboy hatte oder nicht Diddl gesammelt hat. Nur, dass sich das alles immer mehr in Richtung kostenspieliger Sachen verschiebt. Echt doof!


    Und ich denke, dass man nur uncool ist, wenn man als JUNGE liest, nicht als Mädchen.. Auch bescheuert! :gruebel


    Das mit dem Buch war natürlich bescheuert, aber ganz ehrlich, ich muss hier mal meinen Frust über die restlichen Leute im Bus loswerden!! Man sieht doch auf den ersten Blick wer die Täter und wer die Opfer sind und was da abgeht. Warum hilft ihm keiner? :-(
    Und auch der Schulleiter hat ja offensichtlich keine Ahnung wer die "Bösen" sind und auch Alex Mutter merkt gar nicht, was für ein Opfer er ist. Wieso nciht????? :bonk
    Und, wenn das mein Buch wäre und es Mr Petersen so wichtig ist, dann hätte Alex das auch gefälligst bei ihm daheim lesen können und es eben nicht ausleihen dürfen. Immerhin ist er noch ein Junge! :rolleyes Es hätte ja auch so mal nass werden können und beschmiert.