Claire Thompson - Herz nach Maß
Inhalt:
Altes Holz, kaputte Wände, bemitleidenswerter Zustand. Nicht nur das neu gekaufte Haus von Börsenmakler Will bracht dringend eine Komplettrenovierung, auch er selbst ist reif für einen Tapetenwechsel. Am Rand eines Burn-out entschließt er sich, dem hektischen Stadtleben zumindest eine Zeit lang den Rücken zu kehren.
Sein neuer Lebenswandel bekommt ihm gut, woran Handwerker Jack, der ihn beim Umbau unterstützt, nicht ganz unschuldig ist. Denn dessen geschickte Hände holen nicht nur aus dem morschen Stein das Beste heraus, sondern wecken auch in Will ganz neue Sehnsüchte. Doch sich einem heterosexuellen Mann zu nähern, der zudem auch noch verwitwet ist, erfordert viel Fingerspitzengefühl...
Die Autorin:
Claire Thompson lebt und schreibt im Umland von New York. Sie hat über vierzig Romane geschrieben, viele davon handeln von der Romantik erotischer Unterwerfung im Zusammenspiel mit der neu entdeckten Leidenschaft für m/m-Erotik.
Meine Meinung:
Die Inhaltsangabe macht das Dilemma im letzten Satz sehr deutlich. Wir lernen Will kennen, 30, der kurz vor seinem ersten Burn-Out stand bzw. steht und deswegen eine Auszeit nimmt und sich ein renovierungsbedürftiges Haus im Tudor-Stil gekauft hat. Will ist schwul und war es schon immer, er hat keine Erfahrungen mit Frauen gemacht und sucht schnellen Sex. Wobei die Nebenfigur Paul da ein wiederkehrender reiner Sexpartner ist, der auch von Will nicht mehr erwartet.
Auf der anderen Seite ist da Jack, der Handwerker, 44, hetero, der seit seiner Jugend mit einer Frau verheiratet war, die inzwischen verstorben ist. Er ist Vater zweier Kinder, die fast genauso alt sind wie Will und hat ein Geheimnis in seiner Vergangenheit...
Diese beiden treffen aufeinander und - die Chemie stimmt. Sie können reden, spüren, dass sie anders wahrgenommen werden, ernster genommen werden...aber wie nähert man sich einem Heteromann an. Es entwickelt sich eine Freundschaft und natürlich ist klar, welche Richtung die Geschichte danach nimmt. Doch es geht in dem Buch mehr um das "Wie" als um das "Ob" - und auch um Ängste - bei beiden Männern. Will, der noch nie verliebt war, der noch nie eine richtige Beziehung hatte...und natürlich Jack, der seine Söhne hat, verheiratet gewesen ist, was denkt sein Umfeld, was werden sie sagen...
...auch darüber erfahren wir am Ende etwas und ich fand es gut, dass nicht alles einfach war in dem Buch. Dass auch nicht alles auf dem leichten Weg aufgelöst wurde. Man erfährt viel über das, was Will und Jack im Kopf herumgeht, wie sie sich manchmal selbst im Weg stehen, doch diese Gedanken wirkten auf mich bei beiden nachvollziehbar.
Das Ende lässt den Zuckerguss weg, den ich erwartet habe und ich bin froh darum, dass an der Stelle Schluss war, die die Autorin gewählt hatte.
In der Herz-Frage ist es wunderschön geschrieben. Der Sex hat verschiedene Facetten, man geht da mit Will und Jack auch einen Weg mit.
Obwohl das Buch in vielen Dingen vorhersehbar ist, gefiel mir das "Wie" die Autorin es geschrieben hat sehr gut.
9 Punkte.