Ich würde die Stelle annehmen, auf jeden Fall, und mir erst einmal ein günstiges WG-Zimmer suchen. So musst du dir nicht Waschmaschine, Kücheneinrichtung und andere Möbel kaufen. Damit bleibst du flexibel. Falls tatsächlich deine allerschlimmsten Befürchtungen zutreffen und du in der Buchhandlung so schlecht behandelt wirst, dass du in ein paar Monaten/einem halben Jahr weißt, dass du das nicht länger aushälst, ist der Weg zurück einfacher, weil du dann ja kaum (oder keine) neuen Möbel hast, wenig Miete bezahlt usw.
Und wenn man als junger Mensch mal eine Fehlentscheidung trifft - na und? Dein Lebenslauf ist deshalb nicht gleich kaputt! Schließlich hast du ja dein Abi geschafft, damit zeigst du doch, dass du durchgehalten hast und nicht immmer gleich alles abbrichst. Also- trau dich!
Und mal ehrlich: Könntest du wirklich im Notfallnicht zurück zu deinen Eltern, wenn es total schiefgeht? Hat dein Vater oder deine Mutter das gesagt?
Wollen sie sofort dein Zimmer vermieten, wenn du raus bist? Das glaub ich ja eher nicht
Und ja, ich würde zur Not auch erst mal pendeln, das ist ja nur für eine Übergangszeit. Wenn die Fahrzeit nicht länger als zwei Stunden pro Strecke ist, würd ich es machen, solange bis ich ein WG-Zimmer in der neuen Stadt hätte.
Und dann schaust du dich um in der neuen Stadt und vielleicht gibt es da auch ein paar Büchereulen, so dass es ein bisschen leichter ist, dort anzukommen.
Nach dem, was ich weiter oben gelesen habe, scheint dein Vater ein zögerllicher (und vllt. negativ denkender?) Mensch zu sein, der dich nicht ermutigt, sondern entmutigt. Also nichts wie weg! Sowas zieht runter. Lass dich nicht entmutigen! Trau dich! Vielleicht wirst du dich als viel mutiger und entscheidungsfreudiger ereleben, wenn du aus der Familie raus bist. Und nach meiner Erfahrung ist es immer so gewesen, dass meine Eltern letztendlich doch zu mir gehalten haben, auch wenn ich Entscheidungen getroffen habe, die ihnene nicht passten und es erstmal riesigen Streit gab. Am Ende war ich aber doch ihr Kind, und wenn's drauf ankam, haben sie mir geholfen.
Ich bin auch mal in eine andere Stadt umgezogen und hatte dort anfangs nichts als meinen damaligen Freund (der ziemlich einsiedlerisch lebte).
Ich hatte keinen Job, keine Freunde, keine Ahnung, wo was abgeht. Das war anfangs nicht ganz einfach, aber nach und nach habe ich mich dort eingelebt, Job gefunden, Leute kennengelernt, mich nach einem Jahr entschieden, mein Abi nachzuholen und es auch durchgezogen, in verschiedneen WGs gelebt mit einer Menge Spaß und Stress und Party, und insgesamt hatte ich eine super gute, ziemlich wilde Zeit, in der ich gelernt habe, dass ich alles mögliche kann, was ich mir früher nie zugetraut hätte. Und mein Abi hatte ich auch in der Tasche - trotz Mathe. Da war ich auch schlecht.
Ich habe auch mal eine kaufmännische Ausbildung gemacht: Da musste ich Buchhaltung und Rechnugswesen auch lernen, das war aber was anderes als Mathe im Gymnasium. Leichter. Viel praxisbezogener und durchaus machbar, keine Kurvendiskussion :lache. Buchhaltung fand ich nach einer Weile sogar gut, hat mir ein bisschen Spaß gemacht..
Man kann im Voraus positive Erlebnisse und Entwicklungen nicht immer absehen, das kommt oft erst dann, wenn man sich in Bewegung setzt und auch mal auf Risiko setzt.
Was das Finazielle angeht: 550 € und Kindergeld sind doch schon mal eine Hausnummer. Wenn du ein günstiges WG-Zimmer finden solltest, könnte das schon fast reichen. Und wenn dein Vater dir gar nichts dazugeben kann (vielleicht würden 100 € schon reichen), dann steht dir ja Ausbildungsbeihilfe zu. Zur Überbrückung kann dein Vater/ deine Mutter oder sonst jemand aus der Familie/ der Verwandschaft notfalls einen Kredit aufnehmen, bis die Ausbildungsbeihilfe durch ist. Das muss doch machbar sein. Hast du keine Geschwister, Tanten, Onkels, Großeltern oder Cousins, die dir was zur Überbrückung leihen würden? Naja, und mit sehr wenig Geld auskommen zu können macht auch stolz. Schließlich bedeutet das, flexibel zu sein, vielleicht auch mit wenig Geld auf Reisen gehen zu können. Ich fand es toll, die ersten zehn, fünfzehn Jahre meines Lebens mit ganz wenig Geld ausgekommen zu sein.
Meine (erwachsenen) Kinder haben vor einigen Jahren in (jeweils eigenen) WGs gewohnt und sind mit 750€ im Monat zwei, drei Jahre lang gut klargekommen, weil die Kosten für Miete und Essen in der WG pro so um 450/500 € lagen, so dass noch etwas übrig blieb für Klamotten, Fahrkarten und Freizeit. Kommt natürlich auch auf die Stadt an, in Köln, München oder Frankfurt braucht man mehr Geld, da auch die WG-Zimmer schon veilk teurer sind. Und sicher würden dir deine Eltern doch bei größeren Anschaffungen wie z.B. teure dicke Winterjacke oder ne' Waschmaschine was zuschießen, oder?
Ich drücke dir die Daumen und bin gespannt, wie du dich entscheidest.