gute frage, ines!
sagen wir mal so: wenn ich an das fernsehen denke, drängt sich mir der verdacht auf, das massenpublikum lässt sich lieber von der welt der schönen und reichen betören als sich der realität zu stellen...
bo
gute frage, ines!
sagen wir mal so: wenn ich an das fernsehen denke, drängt sich mir der verdacht auf, das massenpublikum lässt sich lieber von der welt der schönen und reichen betören als sich der realität zu stellen...
bo
@bo,
ich habe gerade auch noch mal darüber nachgedacht. Wer würde denn solch ein Buch lesen wollen? Die Arbeitslosen bestimmt nicht. Und die, denen es noch gut geht, werden den Teufel tun und wissen wollen, was ihnen im Fall eines Falles blüht.
Lieber Demosthenes,
der Versuche und Versprechungen, die Lohnnebenkosten zu senken, gab es in der Vergangenheit einige, aber eine tatsächliche und nachhaltige Senkung der Lohnnebenkosten hat es bislang in Deutschland noch nicht gegeben.
Dies ist die Entwicklung der Sozialversicherungsabgaben in % des Bruttoarbeitsentgelds:
1960: 24,4%
1965: 25,1%
1970: 26,5%
1975: 30,5%
1980: 32,5%
1985: 35,1%
1990: 35,8%
1995: 39,3%
2000: 41,0%
2003: 42,1%
aktuell: ca. 42%
Arbeit ist in Deutschland noch nicht spürbar billiger geworden!
Es erstaunt mich immer wieder, dass manche Leute tatsächlich denken, die Nachfrage nach Arbeit würde ansteigen, wenn man Arbeit teurer macht...
Recht hast Du freilich bei der mangelnden Binnennachfrage, die verursacht wird durch eine Verunsicherung der Verbraucher. Hier spielt wohl das Rentendilemma eine große Rolle. Wer heute unter 50 Jahre alt ist, muß damit rechnen, von der BfA eine unkalkulierbar niedrige Rente zu bekommen. Also wird private Vorsorge statt Konsum betrieben. Hinzu kommt die Angst vor Arbeitslosigkeit, die ebenfalls konsumhemmend ist.
Das alles ändert aber nichts an der Tatsache, dass die sehr hohen Personalkosten in Deutschland eine Hauptursache der Arbeitslosigkeit sind.
Schau Dir die Arbeitslosigkeit in unseren Nachbarländern an. Und schau Dir die Arbeitskosten in Deutschland an: http://wko.at/statistik/eu/eu-arbeitskosten.pdf
Natürlich sind die Arbeitskosten nur ein Faktor unter mehreren, aber sie sind ein wichtiger Faktor.
ZitatOriginal von Obelix
Natürlich sind die Arbeitskosten nur ein Faktor unter mehreren, aber sie sind ein wichtiger Faktor.
Darf man mal die Vergleichbarkeit der Bemessungsgrundlagen und -methoden stellen?
Wir sprechen hier immerhin von verschiedenen Systemen und Berechnungsmethoden. Es dürfte wissenschaftlich äußerst verwegen sein, diese unterschiedlichen Zahlen unkommentiert nebeneinanderzustellen -- noch unwissenschaftlicher ist ein aus der Luft geholter Vergleich ohne Darlegung beider zu vergleichender Seiten.
Ich bin zwar keine Betriebswirtschaftlerin, aber Mathe und Statistik sind mir durchaus vertraut.
Prozentzahlen auflisten wird eigentlich nirgends als alleingültiger Nachweis zugelassen.
Außerdem sind Statistiken nur dann miteinander vergleichbar, wenn die jeweiligen durch die Datenerfassung und ihre Methodik bestimmten Rahmen und Rahmenbedingungen vergleichbar sind.
So, wie du die Zahlen präsentierst, stellen sie leider wertloses Material dar.
@ Iris:
Die angegebenen Prozentzahlen sind die gesetzlichen Beitragssätze zu den Sozialversicherungen, welche den Löwenanteil an den Lohnnebenkosten ausmachen. Diese werden mit Ausnahme des Krankenversicherungsbeitrags vom Bundestag per Gesetz festgelegt als Anteil des sozialversicherungspflichtigen Bruttoarbeitsentgelts. Die Höhe des durchschnittlichen Krankenversicherungsbeitrags wird jedes Jahr vom statistischen Bundesamt ermittelt.
Die von mir aufgelisteten Prozentzahlen sagen einfach, welcher Anteil des Bruttoentgeltes an die Sozialversicherungen abzuführen waren, also wie hoch die Lohnnebenkosten waren. Aus diesen Zahlen geht klar hervor, dass die Lohnnebenkosten in Deutschland noch nie nachhaltig gesenkt wurden. Genau dies hatte aber Demosthenes zuvor behauptet.
Sagen wir es anders:
Unsere Nachbarn und die USA finanzieren die Sozialkosten ja anders. Da wird es schwierig, Vergleiche anzustellen, denn letztendlich unterscheiden sich die anfallenden Gesamtkosten für die Allgemeinheit inzwischen tw. dramatisch in der Höhe.
Das Problem ist: Welches Modell bietet sich alternativ an? Und wie sollte ein Übergang aussehen?
es wurde ja schon eine menge hier gesagt und ich will versuchen, wiederholungen zu vermeiden.
es gibt unter den arbeitslosen mE wie überall solche und solche.
was mich persönlich oft ärgert, ist, wenn wegen überqualifizierung oder ähnlichem kein zumindest vorübergehendes beschäftigungsverhältnis zustande kommt. wäre ich arbeitgeber würde ich bei gleicher qualifikation immer dem bewerber den vorzug geben, der in der zwischenzeit wenigstens etwas getan hat, und sei es unter seinem niveau.
bleibt die frage der bezahlung.
jemand sagte mir nämlich, wenn er eine "niedere" tätigkeit annähme, würde dadurch ja sein lohnanspruch sinken, wodurch ein evtl. späterer weiterer arbeitslosengeldanspruch ebenfalls sänke. und das wäre natürlich nicht in seinem interesse, da ja finanzielle verpflichtungen und lebensstandard zu berücksichtigen wären.
kennt ihr das hamburger modell?
falls nein: ist ein arbeitnehmer längere zeit arbeitsunfähig krank, kann es danach vorkommen, dass er nicht sofort wieder voll belastbar ist.
hier nun greift (oder griff zumindest vor einigen jahren, auf dem neusten stand bin ich da leider nicht) das sog. HH-modell:
der arbeitnehmer arbeitet anfangs nur stundenweise (beginnt mit 2 oder 4 stunden und steigert sich langsam zur vollbeschäftigung)(im alten betrieb).
der arbeitgeber zahlt für die tatsächlich abgeleistete arbeitszeit entgelt, für die zeit darüber hinaus die krankenkasse krankengeld.
könnte man derartiges nicht auf das arbeitslosigkeitsproblem übertragen?
der arbeitgeber zahlt den realen lohn für die "niedere" tätigkeit, das "arbeitsamt" einen zuschuss zur differenz zu dem gehalt, was derjenige zuletzt beanspruchen konnte. dieser differenzbetrag ist ja auf jeden fall niedriger als das arbeitslosengeld und ausserdem werden natürlich von diesem job auch wieder (höhere) arbeitslosenversicherungsbeiträge entrichtet.
konnte ich das verständlich rüberbringen?
sieht jemand einen haken?
Da hast du in der Tat einen wunden Punkt angesprochen. Vor einigen Jahren waren die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen gewaltig in Mode. Ich hatte für ein einjähriges Halbtags-Projekt eine ABM-Kraft angefordert. Es meldete sich ein Ingenieur, der eine recht gute Stütze, gemessen an seinem letzten Einkommen, bezog. Ich machte ihn darauf aufmerksam, daß er sich wesentlich verschlechterte, wenn er den Job bei mir annehmen wolle. Der Mann war aber so auf arbeiten fixiert, daß ihm alles egal war. Schließlich konnte ich nicht anders und nahm ihn für den Job.
Nach einem Jahr war das Projekt erledigt und er fiel wieder in Arbeitslosigkeit. Allerdings wurde ihm für seine weitere Stütze das von uns gezahlte Entgelt (BAT 8 halbtags) angerechnet.
Vier Wochen später erfuhr ich, daß er Schluß gemacht hatte. Ich mache mir heute noch Vorwürfe, daß ich damals so schwach war, ihn trotz besseren Wissens einzustellen.
An diesem Beispiel zeigt sich aber die Unmenschlichkeit unseres ganzen Systems. Das Einzelindividuum ist nur noch eine statistische Zahl, reduziert auf einen Kostenfaktor. Der Mensch fällt hinten runter.
@ Demo
ich glaube nicht, dass du dir da einen Vorwurf zu machen hast. Ganz im Gegenteil; der Mann suchte dringend eine Beschäftigung und hat sie dort gefunden. Verzweifelt war er ja wohl schon zu dem Zeitpunkt, als er sich um die ABM-Stelle bemühte. Sie ihm vorzuenthalten, weil er überqualifiziert ist, wäre sicher schlimmer gewesen.
-> stimmt rabbi zu!
ZitatOriginal von Iris
Prozentzahlen auflisten wird eigentlich nirgends als alleingültiger Nachweis zugelassen. [...] So, wie du die Zahlen präsentierst, stellen sie leider wertloses Material dar.
ZitatOriginal von Iris
Sagen wir es anders:
Unsere Nachbarn und die USA finanzieren die Sozialkosten ja anders. Da wird es schwierig, Vergleiche anzustellen, denn letztendlich unterscheiden sich die anfallenden Gesamtkosten für die Allgemeinheit inzwischen tw. dramatisch in der Höhe.
Iris, nur um ein eventuelles Mißverständnis auszuräumen: Die von mir genannten Prozentzahlen beziehen sich ausschließlich auf Deutschland und zeigen die Höhe der Sozialversicherungsabgaben (Lohnnebenkosten) über die Zeit. Ein Vergleich mit anderen Ländern ist hier gar nicht enthalten. Hiermit zeigte ich nur, dass in Deutschland noch nie die Lohnnebenkosten nachhaltig gesenkt wurden, wie dies zuvor fälschlich geschrieben wurde.
Im Link, den ich angegeben habe, wird die absolute Höhe der durchschnittlichen Kosten einer Arbeitsstunde für verschiedene Länder verglichen. Die Höhe der Lohnnebenkosten oder Sozialkosten ist für einen Arbeitgeber nur mittelbar wichtig, ihn interessiert die absolute Höhe der Arbeitskosten - und genau diese sind auf der verlinkten Seite aufgeführt. (Eigentlich interessant sind die Lohnstückkosten.)
Glücklicherweise sind die Lohnstückkosten nicht der einzige Faktor für eine Standortentscheidung, es gibt noch weitere wichtige Standortfaktoren. Nur deshalb können überhaupt in Deutschland so hohe Löhne gezahlt werden - und deshalb müssen wir uns nicht an den Arbeitskosten in Indien oder der Ukraine messen, sondern vielmehr an Großbritannien, Niederlande oder Frankreich.
Du fragst: Was kann und soll man tun?
Tatsache ist, dass die hohen Arbeitskosten, die wiederum durch sehr hohe Lohnnebenkosten von über 40% des Bruttoentgelts verursacht werden, eine Hauptursache für Arbeitslosigkeit ist. Und hier gibt es einen Teufelskreis, den es zu durchbrechen gilt: Hohe Kosten für Sozialleistungen verursachen hohe Arbeitskosten, hohe Arbeitskosten verursachen Arbeitslosigkeit, hohe Arbeitslosigkeit verursacht (neben Konsumzurückhaltung) höhere Sozialleistungen, gleichzeitig verringert sie die Zahl der Beitragszahler, folglich erhöhen sich die Arbeitskosten usw. usw.
Diese Kausalkette kann man aber auch positiv sehen, da es möglich ist, sie umzukehren: Kann man die Arbeitskosten verringern und damit die Arbeitslosigkeit senken, gibt es mehr Beitragszahler und gleichzeitig weniger Ausgaben der Sozialversicherungen, folglich sinken die Arbeitskosten weiter...
Ich bin überzeugt, dass die derzeitigen Reformen ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung sind. (Leider setzten die aktuellen Reformen zum Teil an falschen Punkten an, in anderen Bereichen springen sie zu kurz.) Die extrem hohen Sozialleistungen verursachen heute das Übel, zu dessen Linderung sie ursprünglich eingeführt wurden. Was ist sozialer: Einem Arbeitslosen 50 Euro mehr Stütze im Monat zu zahlen (und ihm über den beschriebenen Mechanismus die Chance auf einen neuen Job zu verschlechtern), oder dem Arbeitslosen die Chance auf einen neuen Job zu geben? Sozial ist, was Arbeitsplätze schafft!
Schwierig ist es freilich, Härten bei Einzelschicksalen (insbesondere bei alten Arbeitslosen ohne Chance auf einen neuen Job) zu vermeiden. Aber ich darf doch als Regierung nicht tatenlos immer mehr Menschen in die Arbeitslosigkeit fallen lassen (was wird in 10 Jahren sein?)!
Vielen Staaten in der EU ist es gelungen, die Arbeitslosigkeit in den vergangenen 10 bis 15 Jahren zu halbieren. Dem sind dort auch Reformen vorausgegangen. Ich bin optimistisch, dass dies auch in Deutschland gelingen wird. Dem Schwarzmalen einer düsteren Zukunft schließe ich mich nicht an.
Das ist doch eine Milchmädchenrechnung, Obelix. Es geht hier gar nicht darum, daß die Konzerne noch weiter entlastet werden müssen, denn sie schreiben vielfach recht satte Gewinne. Gerade diese Unternehmen, die Gewinnzuwächse als Grundlage für höhere Aktienkurse vorzeigen, bauen zusätzlich Personal ab. Das heißt im Klartext, weitere Entlastungen auf dem Personalkostensektor werden sich nicht auf die Arbeitslosenzahlen positiv auswirken, sondern lediglich die Aktienkurse noch weiter steigern, ebenso die Gewinne, die dann im Ausland verschwinden.
Man kann es auch so ausdrücken: Je mehr Entlastung der Staat den Unternehmen beschert, desto höher steigen deren Gewinne und desto weniger Arbeitsplätze werden zur Verfügung stehen.
Das Ausland kann man kaum als Vergleich heranziehen. In Frankreich, um ein Beispiel anzuführen, ist die Mentalität der Unternehmer wesentlich patriotischer als in D, was sich direkt auf die unternehmerischen Tätigkeiten auswirkt. Mag sein, daß im Zuge der Globalisierung sich das noch ändert, aber andererseits kann ich mir auch vorstellen, daß die Regierung in Paris da rechtzeitig einen Riegel vorschiebt.
Obelix, die pauschale Forderung nach Senkung der Lohnnebenkosten beantwortet nicht die Frage nach den Maßnahmen, die z.B. du für richtig hältst. Absolut nicht.
Wir kennen das Problem -- gesucht wird eine Lösung!
Und da kommt auch von Seiten der Diagnostiker -- nichts!
Nein, Demosthenes, das ist keine Milchmädchenrechnung sondern live erlebte Praxis.
Ein Unternehmen will möglichst hohe Gewinne erzielen - das ist richtig und das ist auch gut so. Jeder Unternehmer, der dieses Ziel (als langfristiges Ziel!) nicht verfolgt, handelt verantwortungslos. Um Gewinne erzielen zu können, braucht das Unternehmen aber Mitarbeiter. Erst durch die Mitarbeiter kann es Gewinne erwirtschaften, Personalabbau kann auch zu Gewinnrückgang führen!
Ein Unternehmen muß sich aber immer fragen, wo es am besten produziert, verwaltet, forscht, entwickelt - kurz: wo es am besten Mitarbeiter beschäftigt. Das ist eine Kosten-Nutzen-Frage. Viele Faktoren sprechen z.B. für Deutschland. Die Arbeitskosten sprechen für andere Länder.
Es gibt für ein Unternehmen gute Gründe, in Deutschland Mitarbeiter zu beschäftigen, weil es damit unter dem Strich die höchsten Gewinne erwirtschaften kann!
Unverderbliche, leicht transportierbare Commodities, die kein besonderes Know-How erfordern, werden in Billiglohnländern im Osten (Europas oder in Asien) produziert, hier kann und muß Deutschland als Standort nicht konkurriueren. In vielen anderen Bereichen sind Billiglohnländer nicht konkurrenzfähig gegen Europa. Aber hier steht Deutschland in Konkurrenz mit den anderen EU-Staaten, denn die Niederländer, Österreicher oder Spanier sind vergleichbar hoch qualifiziert, haben vergleichbare Infrastruktur, politische Stabilität, Kultur etc.
Auch bei der Rationalisierung stellt sich immer die Kosten-Nutzen-Frage. Rationalisierung ist teuer! Je höher die Arbeitskosten, desto höher der Rationalisierungsdruck, und desto mehr Ersatz von Menschen durch technische Lösungen rechnet sich betriebswirtschaftlich. Es gibt viele Bereiche, wo ein Mensch billiger und besser ist als eine mögliche technische Lösung. Der Arbeiter erwirtschaftet hier höheren Gewinn und wird deshalb vom Unternehmen auch nicht ersetzt. (Ich hatte gerade so einen Fall, wo wir für die Herstellung komplexer reaktiver Spritzgußteile auf metallischen Trägern durchgerechnet haben, ob sich der Ersatz der Arbeiter durch eine technische Lösung lohnt - die technische Lösung wäre teurer.)
Ich sehe es in meiner Arbeit sowohl bei Standortentscheidungen als auch bei Rationalisierungsmaßnahmen (die ich übrigens nicht treffe, sondern bei denen ich nur Informationen beizubringen habe) immer wieder: es geht hierbei um eine Kostenabwägung, bei denen die Arbeitskosten immer eine Rolle spielen.
Iris, die Sozialleistungen müssen gesenkt werden, so unpopulär dies ist. Hierbei geht es nicht um die Abschaffung des sozialen Netzes, sondern um ein Zurückführen der staatlichen Leistungen auf das Notwendige, um materielle Not zu verhindern. Und unter materieller Not verstehe ich hierbei nicht, wenn ich mir keine Markenklamotten, kein Handy, keine Videospiele und keine Flugreisen leisten kann.
Hier wurden bereits Reformen durchgeführt, und diese beginnen entgegen der landläufigen Klagen in den Medien zu wirken: Aufgrund der vielgescholtenen Maßnahmen im Gesundheitssystem werden dieses Jahr die Krankenkassenbeiträge um ca. einen Prozentpunkt (also um beachtliche 7 Prozent) sinken - ohne die Reformen hätten weitere Erhöhungen angestanden, was die zunehmende Verschuldung der Krankenkassen vor zwei Jahren zeigte.
Natürlich dürfen Einsparungen bei den Sozialleistungen nicht die einzigen Maßnahmen bleiben. Im Steuersystem könnte man viel tun. Große Konzerne zahlen trotz hoher Gewinne in Deutschland kaum Steuern! Gleichzeitig hat Deutschland für Unternehmen aber sehr hohe Steuersätze. Diese schizophrene Situation wird durch das viel zu komplizierte Steuersystem verursacht, welches großen Unternehmen unzählige "kreative" Steuersparmöglichkeiten eröffnet. Gleichzeitig schrecken aber die nominal hohen Steuersätze viele ausländische Unternehmen ab.
In den ökonomisch so erfolgreichen USA zahlen Unternehmen sehr viel mehr Steuern als in Deutschland, obwohl die Steuersätze für Unternehmen dort viel geringer sind.
In Deutrschland tragen die abhängig Beschäftigten, also die Arbeitnehmer, die Hauptsteuerlast. Das ist ein Mosaikstein, der die Binnennachfrage in Deutschland hemmt. Hier müssen (und können) die Unternehmen stärker in die Pflicht genommen werden.
Ich bin für eine rechtsformneutrale Besteuerung. Die Unterscheidung in sieben verschiedene Einkommensarten (Land- und Forstwirtschaft, Gewerbebetrieb, selbständige Arbeit, nichtselbständige Arbeit, Kapitalvermögen, Vermietung und Verpachtung, Sonstige Einkünfte), die alle unterschiedlich besteuert werden, ist kontraproduktiv und dazu nicht gerecht.
Ansonsten müssten die verschiedenen bürokratischen Genehmigungsverfahren pragmatischer gestaltet werden. Da könnte ich Stories erzählen, die Schildburg verblassen ließen...
Hmmmm ....
Zitat"Wir haben im letzten Jahr 870.000 Arbeitsgenehmigungen erteilt für Beschäftigungen in Deutschland, bei denen wir gesagt haben: Dafür finden wir keinen inländischen Arbeitslosen, der bereit ist, das zu machen", sagte BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt dem "Focus". Das seien in erster Linie Jobs in der Landwirtschaft oder der Gastronomie.
Es wäre ein Riesenerfolg, wenn es gelingen würde, "vielleicht die Hälfte dieser Arbeitsgenehmigungen nicht mehr erteilen zu müssen, sondern dort inländische Langzeitarbeitslose unterzubringen", sagte Alt.
([URL=http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,349276,00.html]Quelle: Spiegel online[/URL])
Ich sehe da eher mittel- bis dunkelgrau. Zumindest in der Gastronomie kenne ich das Problem sehr gut. Die Gastronomen stellen die ausländischen Arbeitskräfte nicht ein, weil sie bereit sind, für weniger Lohn zu arbeiten, sondern weil man im Service nun mal Leute braucht, die sich reinhängen, die freundlich und zuvorkommend sind. Denn der Service ist das Aushängeschild eines Lokals, gegen das der beste Koch nicht ankochen kann!
Aber genau an dieser Bereitschaft hapert es bei vielen deutschen Arbeitnehmern in diesen Lohnbereichen. Viele leben nämlich in dem Glauben, man gehe nur zur Maloche, um Geld einzustreichen, man sei dem Laden sonst nix schuldig.
Falsche Einstellung! kann ich nur sagen. Damit wirst du dich in keinem Job wohlfühlen und Erfolg haben. Mit Schuldigkeit hat das Ganze nix zu tun, wohl aber mit persönlichem Eingagement, Teilnahme am gemeinsamen Erfolg.
Leider aber herrscht hierzulande verbreitet eine Arbeitskraft-gegen-Geld-Mentalität, die auch von vielen Arbeitgebern geschürt wird. "Wenn die nicht spuren, dann schmeiß ich sie raus -- es warten genug vor der Tür, die arbeiten wollen", habe ich schon mehrfach gehört, und auch das ist die Einstellung von Vollidioten.
Obelix, ich stimme dir in den meisten Punkten durchaus zu. Allen Unkenrufen und vielen Privatbankrotten zum Trotz ist das Problem in Deutschland nicht echte materielle Not -- und die will auch niemand einführen. Es ist weitgehend eine Frage der Mentalität.
Was soziale Probleme angeht, denken wir noch in den Kategorien des 19.Jhs.: Wir denken an vielköpfige Familien mit hungernden Kindern.
Die heutigen Brennpunkte in den Städten sind angefüllt mit Menschen, die über modernste Hightech verfügen -- das Problem ist nicht fehlendes Geld, sondern psychosoziales Elend. »Null Bock«.
Was eine Steuerreform angeht -- her damit! Wenn 's nicht grad die Thatcher'sche Poll Tax ist.
Die großen Unternehmen im Rahmen einer umfassenden Vereinfachung in die Pflicht zunehmen, wäre eine schöne Sache. Aber sorry: Geld ist ein vaterlandsloser Geselle. Ich glaube nicht daran, daß das mittlere und obere Mangement in multinationalen Konzernen, die zufällig deutschen Ursprungs sind, sich "dem deutschen Volke" irgendwie verpflichtet fühlt. Dazu ist uns Deutschen eine positive Einstellung zu unserem Land, unserer Geschichte, unserer Kultur, unserem Volk (das letzte Wort darf man ja eigentlich gar nicht ausschreiben!) und unserem Staat allzu systematisch aberzogen worden. Wir sind gewissermaßen ein Zweckverband ohne gemeinsamen Zweck.
Es würde mindestens eine Große Koalition erfordern, um all die Aufgaben zu stemmen, die gestemmt werden müssen. Eigentlich müßten alle demokratischen Parteien. die die 5%-Hürde packen, am "Unternehmen Deutschland" beteiligt werden.
Eigentlich bin ich nicht pessimistisch. Aber ich bin der Überzeugung, ehe wir die Lösung dieser Probleme wirklich angehen können, müssen wir unseren widerwärtigen Defätismus in den Griff kriegen. Wir müssen verdammt nochmal aufhören uns schlechtzumachen, schlechtzureden, schlechtzudenken. Wir müssen den Reformern auch eine Chance geben, und nicht vom ersten Tag des Inkrafttretens neuer Regeln Wunder erwarten, wie verzogene Kleinkinder, die das Christkind zum Teufel wünschen und den Weihnachtsmann viel lieber hätten, weil am Weihnachtsbaum nur Milka-Kugeln statt derer von Lindt hängen!
Entdecke erst den Thread.
Ich finde, die Arbeit um zu den Menschen kommen und nicht der Mensch zur Arbeit.
Gerade in Großstädten sollte es möglich sein Arbeitsplätze anzusiedeln. Auch die Konsumenten sind natürlich gefragt.
Zum Beispiel kaufe ich nur Sachen aus meiner Gegend (sofern möglich), um ortsansässige Firmen eine Chance der Erhaltung zu geben.
Die Konsumenten? Meinst du weil wir 4 Billionen € auf den Banken liegen haben?
Apropos, wie sieht das denn dann in Yapan aus? die haben mehr als 2 mal so viel auf den Banken?
Aber mal ernst: Ich denke zwar auch, dass wir, wenn wir mehr konsumieren würden die Wirtschaft stark unterstützen würden und damit dazu beitragen würden, auch den Arbeitsmarkt zu stärken, aber wer will denn jetzt viel konsumieren, wo doch jeder einer sieht, wie es wieder bergab mit Deutschland geht. Die Menschen stehen mit der Ungewissheit da, ob die Zukunft Gutes oder Schlechtes bringen wird.
Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich die Menschen in der nächsten Zeit so sicher fühlen werden, dass sie mehr konsumieren. Im Gegenteil. Man wird versuchen mehr zu sparen um die Rente (die ja wiedergekürzt werden soll, bis nur noch ein drittel der eigentlichen Summe übrigbleibt) so gut wie irgendwie möglich auszugleichen.