Manche Arbeitslose nicht flexibel genug?

  • Ich habe gerade in Deutschland oft das Gefühl, daß nicht direkt die Arbeitslosen das Problem sind (zumal es nicht pauschalisierend "die Arbeitslosen" gibt, sondern hinter jedem ein persönliches Schicksal steht, was man nicht vernachlässigen sollte - und alle Arbeitslosen, die ich kenne, sind mehr als arbeitswillig), sondern daß die staatlichen Reglements vieles schwerer machen als es eigentlich sein sollte. Angefangen vom Steuerrecht über bestimmte starre Arbeitsgesetzgebungen bis hin zu kleinen Dingen, die auch anders gelöst werden können.
    Eigeninitiative wird in Firmen eher noch bestraft als gefördert (der Chef sieht einen dann gern als Querredner oder Ignoranten, wenn man sofort etwas unternimmt statt 2 Versammlungen incl. Memos zu machen).
    Man macht sich gegenseitig gern das Leben schwerer und verwaltet lieber, statt Probleme anzupacken :write


    Letztlich kann die Lösung des Problems auch nicht sein, "übergangsweise" (wohin geht dann der Übergang? Zu McDo...? ) diplomierte Fachkräfte im Park Laub fegen zu lassen - auch wenn das hier der eine oder andere ggfs. so sieht :grin

  • Ines : Es ist nicht die dann fehlende Arbeit, sondern die fehlende Liquidität. Warum reden die Menschen über die Hiltons, wenn diese Mädels nichts können, nichts arbeiten (ausser mal zu PR Zwecken), ungezogen sind und auch sonst nichts besonderes? Das Aussehen alleine ist es wohl nicht.

  • Außerdem stelle ich mir immer öfter die Frage, welches Recht der Staat hat, weit in die Entscheidung des Arbeitnehmers hinsichtlich Wohnortwahl etc. einzugreifen. Gerade die zunehmende zwangsweise Entwurzelung (sozial, kulturell, psychisch...) und vielleicht damit einhergehende Identitätsverschiebungen/verluste vieler Menschen aufgrund solcher Reglements werden zukünftig noch mehr Probleme bringen, auch wenn man das häufig nicht wahrhaben mag und sich die Folgen womöglich erst Jahrzehnte später zeigen.

  • Ein weiteres Problem wurde noch gar nicht beachtet und das wird Galadriel u. U. noch zu schaffen machen. Zu Beginn eines Studiums wird dem Studenten eben diese Fachrichtung nahegelegt, weil ein großer Bedarf besteht. Nach den erforderlichen 3 bis 4 Jahren Studium ist dieser Bedarf aber schon gedeckt und der Absolvent steht auf der Straße.
    Das muß man auch mal berücksichtigen.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Also mal langsam mit der Marie ... es wird behauptet, es gäbe zu viele Reglements seitens des Staates, zu hohe Steuern und Abgaben für die Unternhmen, die zu viele einengende Bestimmungen -- aber die Lösung der Arbeitsmarktproblematik solle der Staat dann doch federführend übernehmen. Natürlich mit den Arbeitgebern. Und den Gewerkschaften. An einem Tisch.


    Und wie geht 's dann weiter? Neue Regelungen? Abgaben wegmachen? Steuern umschaufeln in Übereinstimmung vor allem mit "internationalen" (= nicht-existierenden) Standards? Neue Bestimmungen erlassen?


    Sollen wir den Arbeitgebervertretern dann nicht lieber gleich die Lösung des Problems überlassen und in freudigem vorauseilendem Gehorsam und voller Optimismus auf dem Weg in eine schöne neue Welt schon mal von jeglichen Abgaben und Bestimmungen freisprechen.
    Schließlich werden sie ja dann ganz bestimmt ganz viele Arbeitsplätze schaffen. Und alle werden glücklich sein.


    Und wenn sie nicht gest..............


    Mal Hand aufs Herz: Welche "anderen" sind denn jetzt schon wieder aufgerufen, unser Schicksal in ihre Hände zu nehmen???

  • Oryx ,


    da bin ich anderer Meinung. In Deutschland ist auch durch Hartz IV dafür gesorgt, dass eine Existenz möglich ist. Ich glaube nicht, dass viele Arbeitslose glücklicher, zufriedener wären und sich selbst mehr achten könnten, wenn ihnen der Staat mehr Geld geben würde.
    Nein, es geht nicht um Liquidität, zumindest bei einem Großteil von ihnen nicht. Es geht um das Gefühl, gebraucht zu werden, etwas Sinnvolles zu tun und dafür Anerkennung zu erhalten. Und mit Anerkennung meine ich hiermit Lohn für Arbeit.

  • Ines : Ich weiss nicht, ich kenne viele, die durchaus ohne Arbeit leben ,d.h. nur von dem, was sie mal ererbt haben und sich nicht wertlos vorkommen.


    Mir wäre das persönlich etwas zu langweilig, ich brauche Leute um mich herum, und ich kenne auch einige von ihnen, die unentgeltlich in Universitäten lehren oder in Kurse gehen oder sonst irgendetwas künstlerisches machen, weil es ihnen sonst zu langweilig wäre und sie sich wohl "in die Augen pieksen" würden.

  • Oryx


    wir können diese Debatte endlos weiterführen und du wirst mir immer neue Menschen nennen, die auch ohne Arbeit glücklich sind und sich für wertvoll halten. Ja, die gibt es. Aber ich spreche von einer Masse, nicht von Einzelnen.
    Du magst in anderen Ländern andere Erfahrungen gemacht haben; ich spreche von den Menschen in Deutschland.


    Ich wiederhole mich: Es gibt Menschen, die -aus welchen Gründen auch immer - freiwillig darauf verzichten zu arbeiten. Die Mehrheit der 5,2 Mio Arbeitslosen in Deutschland sind UNFREIWILLIG arbeitslos und leiden darunter. Von einer Paris Hilton sind sie Lichtjahre entfernt.

  • Zitat

    Original von Iris
    Also mal langsam mit der Marie ... es wird behauptet, es gäbe zu viele Reglements seitens des Staates, zu hohe Steuern und Abgaben für die Unternhmen, die zu viele einengende Bestimmungen -- aber die Lösung der Arbeitsmarktproblematik solle der Staat dann doch federführend übernehmen. Natürlich mit den Arbeitgebern. Und den Gewerkschaften. An einem Tisch.


    Ich sehe das Problem schon darin, sich bewußt zu werden, daß man doch in einem Boot sitzt resp. an einem Tisch sitzen sollte und sich gemeinsam über Lösungen Gedanken macht. Und selbst das scheint zugunsten der (Partei-) querelle eher nachrangig.
    Ganz abgesehen davon, daß z.B. das Steuersystem reformbedürftig ist, wie selbst die Steuerfachleute gern mal betonen :bruell



    "vorauseilender Gehorsam" ist übrigens eines meiner Best of auf der ew. Unwortliste :fetch

  • PdR, das Folgende ist nix "gegen dich", sondern Ergebnis einer grundsätzlichen Beobachtung bei solchen Themen.


    Zitat

    Original von PierreDeRonsard
    Ich sehe das Problem schon darin, sich bewußt zu werden, daß man doch in einem Boot sitzt resp. an einem Tisch sitzen sollte und sich gemeinsam über Lösungen Gedanken macht. Und selbst das scheint zugunsten der (Partei-) querelle eher nachrangig.


    Wenn ich mir die Wortmeldungen hier wie auch in anderen politischen Threads so anschauen, kommt einiges dabei heraus wie z.B. Politiker seien sowieso alle ... denen könne sowieso keiner mehr trauen ... da sei eh Hopfen und Malz verloren, die Gewerkschaften seien nur noch Dinosaurier, die Wirtschaftsverbände reine Lobbyisten ...
    Und diesen Leuten wollen wir dann unsere Zukunft anvertrauen?


    Ich möchte die Beitragsredner ja nur mal beim Wort nehmen: Auf die Herrschaften schimpfen, was das Zeug hält, aber dann sollen sie all unsere Probleme lösen. Und bitte zu aller Zufriedenheit. Und ohne daß irgendjemand Abstriche machen muß.


    Mir kommt das molwanisch vor ...


    Zumal unser Verhältnis zur Politik inzwischen auf mich wirkt wie das von verzogenen Gören: Wenn der Papa mal was entscheidet, was uns nicht paßt, hängen wir uns an die Mama und zetern, die Mama sei viel netter als eher -- und umgekehrt.


    Zitat

    "vorauseilender Gehorsam" ist übrigens eines meiner Best of auf der ew. Unwortliste :fetch


    Bei mir auch -- gerade deshalb paßte es an jener Stelle. :grin

  • Zitat

    Original von Iris
    Ich möchte die Beitragsredner ja nur mal beim Wort nehmen: Auf die Herrschaften schimpfen, was das Zeug hält, aber dann sollen sie all unsere Probleme lösen. Und bitte zu aller Zufriedenheit. Und ohne daß irgendjemand Abstriche machen muß.


    Mir kommt das molwanisch vor ...


    ich schimpfe auf die herrschaften, weil sie keine lösungen anbieten, wo jeder abstriche machen muss, damit es in der gesellschaft insgesamt wieder besser funktioniert.


    die 68er sind vorbei, iris!


    bo ;-)

  • Zitat

    Original von Iris
    Ach, Bo, wenn du glaubst, ich sei 'ne 68erin, biste auf der ganz falschen Veranstaltung ...


    Herumstehende Schuhe muß man nicht anziehen, wenn man merkt, daß sie nicht passen.


    verdammt, ich hatte so viel eintritt bezahlt! :cry


    bo...zerrt die balletschuhe von den füßen und geht...

  • Iris : genau diese Haltung ist mir eben auch oft aufgefallen. Mir ist schon bewußt, daß es nicht nur schwarz & weiß gibt :grin
    Abstriche müssen wir alle machen und die Reformen sind unumgänglich - und das sehen die meisten Leute, die ich kenne, auch so.
    Ich habe ohnehin Probleme, meine (!) Zukunft jemandem anzuvertrauen - und grundsätzlich hätte ich da allerdings gern mehr Entscheidungsspielraum für mich.


    Gerade auf zB. kommunaler Ebene gibt es sehr viele Politker, die auch in der Lage sind, mal parteiübergreifend nutzbringend tätig zu werden - bundespolitisch läßt das ja leider zu wünschen übrig *hmpf*


    @bo: Ballett ist auch so eine Sache, im Zuge der Sparmaßnahmen wirst du da nach Meinung einiger Politiker sicher keine Schuhe mehr brauchen :wow

  • Iris :


    Du sagst es. Die Wahrheit tut weh.


    Man solle mal nach China schauen, wie da die Leute denken. Genau das Gegenteil.


    Die schauen, dass sie vorwärts kommen, jammern nicht lange dahin, sondern packen selber mit an.


    Aber das wird man hier ja erst selber glauben, wenn uns die Chinesen überholt haben. :grin


    Gruß

  • ach das ist nicht weiter schlimm!@pierre


    hatte ja eigentlich gehofft, dass iris mir mal sagt, welche veranstaltung ich besuchen muss, um wenigstens einen hauch dieser aktiven demokratie-bewegung von unten mitzubekommen, wo meine arbeitsschuhe rumstehen, damit ich endlich mit anpacken kann beim aufbau/umbau unserer gesellschaft!


    ich bin jung! ich brauch anleitung!!!


    bo

  • Du hast mich mißverstanden, His. Ich bin keine (Neo)Liberale, dazu bin ich viel zu konservativ, und die Ärmelaufkrempel-Mentalität ist mir ziemlich zuwider. :wave


    Ich wollte nur auf etwas aufmerksam machen: Es wird geschimpft und geschimpft, und alle nicken beifällig mit den Köpfen -- aber wenn wir alle möglichen Verantwortlichen für korrupt/dumm/inkompetent/etc. halten, wem wollen wir denn dann die Verantwortung für die nötigen Reformen anvertrauen?


    Die Frage, die mich quält, ist eine andere: Wohin sollen die Reformen denn führen? Was ist das Ziel?


    Mit anderen Worten: Wir kommentieren hier mehr oder weniger kenntnisreich die Tätigkeiten der Verantwortlichen, die an unserem kranken Leib herumdoktern, um ihn arbeitsfähig zu halten, anstatt uns Gedanken darüber zu machen, wie wir ihm helfen, gesund zu werden!


    Ich weiß, Helmut Schmidt hat mal gesagt: »Wenn ich Visionen habe, gehe ich zum Arzt.« Und diese Mentalität hat sich in unseren Köpfen ziemlich breitgemacht. Inzwischen ist nahezu jede Weltanschauung irgendwie etabliert, und die Pros und Kontras bis zur Übelkeit wieder- und wiedergekäut.


    Hat denn niemand 'ne gute Idee? :wow

  • Naja, ich dachte immer, wir alle sind der Staat :lache
    Und wir müssen die Reformen mit tragen - wenn von irgendwem etwas nur oktroyiert wird, bringt das dauerhaft nichts.
    IMO ist eines der Probleme gewesen, daß es diese Regierung (die bei weitem nicht allein die Misere zu verantworten hat) nicht geschafft hat, die absolute Notwendigkeit von Reformen eindeutig klar zu machen und rechtzeitig eine Allianz zu schaffen.


    Aber ganz kann ich dem Herrn Schmidt nicht zustimmen: auch als Politiker sollte man Visionär genug sein, um darin auch mögliche Realitäten zu erkennen und sie umzusetzen - auch wenn das antagonistisch klingt.