Manche Arbeitslose nicht flexibel genug?

  • ich kann deine situation sehr gut verstehen, insi, und finde nichts an deinem beitrag, was "zu (auf)geladen" rüberkommt.
    für die lösung eures problems drücke ich dir die daumen! :knuddel1 :wave

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

  • Zitat

    Original von HeuleEule
    Ich musste mir meinen Arbeitsplatz daher sozusagen selbst schaffen, denn sonst wäre ich - trotz sehr guter Qualikation - auf der Strecke geblieben.


    Bei meinen Mitarbeiterinnen stelle ich auch fest, dass das Alter (über vierzig) und der Status (verheiratet mit Kindern) oft ein Einstellungshindernis war. Wir arbeiten bei uns im Betrieb flexibel, ist mal ein Kind krank, springt jemand anderes ein, dazu gehört aber auch eine gute Portion Einsatz sowohl von Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer.


    Heisst das, daß man als Chef sozialer mit seinen Arbeitnehmern umgeht, wenn man deren Situation sozusagen am eigenen Leib schon erfahren hat, oder ist das auch wieder zu pauschal?


    Wäre doch mal ein interessantes Experiment für so einige Vorstandsvorsitzende.


    Gruss,


    Doc

  • Die Produktivität steigt, die Nachfrage stagniert, und Produkte, die niemand kauft (von "braucht" muß man nicht reden), muß man nicht produzieren. Arbeitslosigkeit ist eine mehr oder minder natürliche Folge der technischen Entwicklung und des Weltgeschehens. Der Trend wird sich noch verstärken; ich empfehle jedem die Lektüre des u.g. Buches.


    Ines hat es treffend gesagt, und wir hatten auch schon in einem anderen Thread darüber geredet. "Arbeit" als Kern, Dreh- und Angelpunkt der menschlichen Existenz stellt ein überkommenes Paradigma dar. Die an die Menschen zu verteilende Arbeit wird immer weniger (werden), aber die Gesellschaft(en) ist (sind) zu träge, um diesem Umstand Rechnung zu tragen, und dann gibt es da auch noch das weltwirtschaftliche Gefüge - den Chinesen oder Taiwanesen sind unsere Arbeitsmarktprobleme herzlich egal. Würde sich z.B. Deutschland auf ein solidarischeres und zeitgemäßeres System umstellen, so entstünde dadurch eine Verschiebung zu Ungunsten des Komforts, und das will ja keiner. Aber diese Diskussion würde zu weit führen.


    Zum Thema: Wann immer Probleme auftauchen, vermeintliche oder echte, stehen die Schwätzer auf dem Plan, die mit mehr oder minder originellen Erklärungen ankommen, die provokant scheinen und medientauglich sind. Sehr wahrscheinlich gibt es Arbeitslose, die schlicht faul sind, unflexibel, keinen Bock haben. Natürlich gibt es solche Leute. Aber ich halte es schlicht für eine Lüge, zu behaupten, dies würde auch nur auf einen einstelligen Prozentsatz der Erwerbslosen zutreffen. Das System ist marode und hinkt vielen Entwicklungen hinterher, und die Arbeitslosen sind die Leidtragenden, nicht die Verursacher. Das Bildungssystem trägt der Arbeitsmarktsituation mitnichten Rechnung, aber viele gehen auch blauäugig in Ausbildungen und Studiengänge, bei denen die Chancen noch geringer sind. Hauptproblem ist aber, daß schlicht und ergreifend nicht genug Arbeit da ist. Die Arbeit muß gerechter verteilt werden, und es muß damit aufgehört werden, den Wert eines Menschen über seinen Job zu bestimmen.

  • Zitat

    Original von Tom
    Die Arbeit muß gerechter verteilt werden, und es muß damit aufgehört werden, den Wert eines Menschen über seinen Job zu bestimmen.


    Kann ich so nur unterschreiben, aber es wird zumindest mittelfristig nicht mehr, als ein frommer Wunsch bleiben. :-(
    Diese Wertorientierung kriegt man glaub ich so schnell nicht in den Griff. Es steckt in den Köpfen der Leute, dass der "Wert" eines Menschen daran gemessen wird, was er gelernt hat und wieweit er sich selbst finanziert. Sobald die Gemeinschaft dieses Leben finanziert, sinkt dieser Wert dramatisch. Das ist schlimm, aber leider wahr. Sogar unter denjenigen, die auf staatliche Unterstützung angewiesen sind, gibt es noch Abstufungen, auf die auch zum Teil haarklein geachtet wird. Eine regelrechte Hackordnung.
    Ich weiß nicht, ob unsere Gesellschaft in der Lage ist, ein Rezept zu finden, dass diesen Teufelskreis durchbricht.


    Zitat

    Sehr wahrscheinlich gibt es Arbeitslose, die schlicht faul sind, unflexibel, keinen Bock haben. Natürlich gibt es solche Leute. Aber ich halte es schlicht für eine Lüge, zu behaupten, dies würde auch nur auf einen einstelligen Prozentsatz der Erwerbslosen zutreffen.


    Davon bin ich fest überzeugt. Die meisten Menschen, die arbeitslos werden, versuchen doch alles, um diesen Zustand schnellstmöglich zu beenden. Aufgrund fehlender Arbeitsplätze artet das aber immer mehr zu einem Glücksspiel aus, bei dem man zuviele unbekannte Größen nicht mehr selbst z.B. mit Flexibilität in Bezug auf Wohnort und Arbeit beeinflussen kann.

  • Tom


    Toller Beitrag :anbet
    Du sprichst mir aus der Seele. :write


    Von Komfort, Luxusgütern etc. kann bei uns schon recht lange keine Rede sein, muß aber auch nicht. Ich würde alles in Kauf nehmen, nur um meiner Familie und mir einfach nur dauerhaft existenzielle Sicherheit und ein schönes zu Hause bieten zu können - mehr nicht, das würde ausreichen um glücklich zu sein...


    *seufz*


    Es müßte alles gerechter aufgeteilt werden, aber in dieser Aufgabe liegt vermutlich die Unmöglichkeit :-(

  • Zitat

    Original von Idgie


    Kann ich so nur unterschreiben, aber es wird zumindest mittelfristig nicht mehr, als ein frommer Wunsch bleiben. :-(
    Diese Wertorientierung kriegt man glaub ich so schnell nicht in den Griff. Es steckt in den Köpfen der Leute, dass der "Wert" eines Menschen daran gemessen wird, was er gelernt hat und wieweit er sich selbst finanziert. .


    [/quote]


    Geben wir das alle nicht schon unseren Kindern auf den Weg? ;-)
    "Kind, wenn du nichts lernst, kannst du auch nichts werden!"


    oder


    "Wenn du später keinen vernünftigen Job bekommst, kannst du dir nie deine Träume und Wünsche erfüllen!"


    ;-)

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • .. aufgepasst, ihr Eulen ... eine Diskussion über die Frage von Wertschöpfung, des Wertes der Arbeit, über die Frage, wieviel Arbeit in einer modernen Gesellschaft auf welche Gruppen verteilt werden soll, über das Verhältnis von Freiheit zu Gerechtigkeit, über Konsum und den Zusammenhang von Wohlstand und Glück führt unweigerlich zu grundsätzlichen "Systemfragen" und letztlich lugt dann auch der alte Geist des Marxismus wieder aus dem Grabe hervor .... ;-)

  • Möchte auch meinen Senf dazugeben. Für einen meiner Kunden in Österreich (Personalleasing - in BRD Zeitarbeit) suche ich über Direktmarketing neue Kunden, die eben Personal brauchen, für eine woche, einen Monat oder mehrere Monate.
    Wir vermitteln bzw. setzen zu 80 Prozent Polen mit doppelter, sprich deutsch-polnischer Staatsangehörigkeit ein. Das aus einem ganz einfachen Grund. Diese Männer verdienen in Polen im Monat ca. 400 Euro, in Österreich ca. 1400,--.
    Das heißt ganz einfach umgesetzt: Arbeitet ein Deutsch-Pole 5 Monate für 1400 Euro hat er 7-tausend Euro verdient. Im Gegensatz zu 4800 Euro in 12 Monaten in Polen.
    Rechnet mal nach und erklärt Euch selbst, wieso diese Männer, übrigens alles sehr sympathische, zuverlässige und freundliche Menschen, nichts dagegeben haben, nach vier Wochen mal für drei Wochen nach hause geschickt zu werden. Und damit das Bild nicht schief wird, die meisten sind verheiratet und haben Kinder, nur auf diese Kinder passen Oma, Opa, Tanten und wer weis was auf und die Ehefrauen sind ca. 6 Monate im Jahr in Holland, BRD oder Österreich und arbeiten für 6 Euro netto, 10 Stunden am Tag ohne Überstundenzuschlag.
    Das rechnet sich doch hervorragend!
    Damit wären wir bei den Spargelstechern. Wenn ich für eine Schei..tätigkeit das fünf- bis zehnfache in z.B. Belgien bekäme, warum sollte ich dann nicht für drei Monate mal schnell rüber machen und komme zurück nach Deutschland und lebe dann davon 8-10 Monate. Das Verhältnis in den vorher genannten Beispielen stimmt nicht. Wer hier seinen Minimalstandard halten will, mit ein klein wenig Rentenvorsorge oder sonstigen Kosten, wie soll der so einen Job machen?
    Ich gebe allen Recht, die sagen, es wird noch schlechter werden, leider wird es so sein.
    Eine Lösung habe ich auch nicht, jedenfalls keine friedliche, nette und lieberale. Denn wenn ich höre, dass die Arbeitgeber, die ihre Arbeitsplätze ins Ausland verlagern, dafür auch noch Steuervorteile kassieren und vorher erhaltene Zuschüsse (auch für Arbeitsplätze) nicht zurückzahlen müssen, kommt mir die Galle hoch.
    Aber wer schweigt, stimmt zu, so heißt es. Also, solange 5,2 Millionen Arbeitslose nicht jeden Tag auf die Straße gehen ist die Welt in Deutschland doch in Ordnung.

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Das Leben ist wie eine Losbude, wenn Du als Niete gezogen wurdest, kannst Du kein Hauptgewinn werden.":chen

  • Hm... da hab ich ja so meine ganz spezielle eigene Meinung zu...


    WER ARBEITEN WILL FINDET AUCH ARBEIT !


    Das hat sich bei mir und meinem Bekanntenkreis immer wieder bestätigt. Gut, da muß man halt Abstriche machen, ein guter Freund, gelernter KFZ-Mechaniker hat Wochenlang als Fahrer für einen Kurierdienst gearbeitet, bis er eine neue *vernünftige* Stelle hatte.
    Meine Schwester hat ein halbes Jahr Spielraum zwischen ihrem Schulabschuß und dem Beginn der Lehre gehabt und in dieser Zeit tausend unterschiedliche Jobs gemeistert.
    Sogar mein Vater hat problemlos jetzt als Rentner (65 Jahre alt und bereits 3 Schlaganfälle hinter sich) einen Nebenbeijob bekommen und macht ein paar Tage die Woche einen auf Hausmeister, weils ihm so im Hintern juckt und er sich langweilt sonst.
    Ich selbst habe zig Zusagen in der Hand gehabt, als es nach der Schule ans Ausbildungsplatzsuchen ging und alle anderen noch Nasebohrend überlegten, ob sie lieber Pferdepflegerin oder Tierarzthelferin werden sollen.


    Eben war ein Bericht im Radio, wo sich eine arbeitslose Friseurin darüber aufregte, daß ihr vom Arbeitsamt der Vorschlag gemacht wurde beim Theater als Maskenbildnerin zu arbeiten, sie sei schließlich Friseurin und was die sich überhaupt einbilden würden.......


    Bestätigt alles meine Meinung, aufn Arsch setzten und was tun, statt rumsitzen und jammern, dann klappts auch mit dem Arbeitsplatz.



    Kurzer lieber Seitenblick auf Insi..... es gibt natürlich auch da Ausnahmen, die einfach das Pech gepartet haben :knuddel1

  • Insomnia
    Dein Beitrag fand ich nicht so schlimm wie du vielleicht dachtest, aber dein Zorn kann ich persönlich sehr gut verstehen.
    Vorallem ist man ja schon Mitte Ende 20 zu alt, was soll ich da sagen bin 42 J. Und nun?
    @ Doc
    Manchen Chefs könnte man das getrost gönnen mal mit uns zutauschen.
    Auch unseren sogenannten "Supermimistern", damit sie endlich mal genau wissen von was sie immer faseln, denn reden kann man das nicht nennen.
    @Babyjane
    Deiner Radiofrisöööööööööööööse gehts anscheinend zu gut.
    Gruß oemchenli

  • Zitat

    Kurzer lieber Seitenblick auf Insi..... es gibt natürlich auch da Ausnahmen, die einfach das Pech gepartet haben


    Bei aller Liebe zu dir ( :grin), aber das ist jetzt scheinheilig!


    Zuerst "Wer Arbeit will, findet sie auch!", und dann gleich, weil halt eine Miteule betroffen ist, eine Ausnahme daraus machen.


    :lache :lache :lache

  • His, das hat nichts mit Scheinheiligkeit zu tun, sondern mit Mitgefühl..... willste du wieder die coole Sau raushängen lassen oder was soll der Beitrag?

  • Zitat

    His, das hat nichts mit Scheinheiligkeit zu tun, sondern mit Mitgefühl..... willste du wieder die coole Sau raushängen lassen oder was soll der Beitrag?


    Oink!


    Wenn du kompromisslos sagst, dass alle Menschen Arbeit finden, die sie wollen, und dann gleich zu Inso sagst, sie sei halt eine Ausnahme, um ja keine Miteule anzusprechen, dann empfinde ich das ehrlicherweise als etwas scheinheilig.


    So habe ich es gemeint.


    Gruß

  • His:


    du interpretierst zu viel... ich habe von meinen Erfahrungen berichtet, die sich ja nun offenbar nicht mit Insis Erfahrungen decken.



    Du solltest mich eigentlich gut genug kennen, daß ich keine Scheu habe auch einer Miteule auf den Schlips zu treten.... *schüttelt den Kopf*

  • Öhm...Hallo?!


    Es geht mir zur Zeit nicht darum, ums Verrecken keinen Job zu finden. In diesem Thread ging es um Flexibilität, und dazu habe ich mich auf meinen Fall bezogen geäußert!


    Ich finde auch nicht, in irgendeiner Weise das Pech gepachtet zu haben, ganz im Gegenteil!


    HIS: Ich finde es nett, wenn es hier einige Eulen gibt, die meine Situation verstehen. Ich kann daran nichts Scheinheiliges entdecken, schließlich habe ich auch nicht gejammert, oder doch ??? :wow


    Ich bin nicht hier, um mich bemitleiden zu lassen, oder wirke ich auf irgendjemanden hier so? :fetch


    :lache

  • Hallo, BJ.


    Zitat

    His, das hat nichts mit Scheinheiligkeit zu tun, sondern mit Mitgefühl


    Und wo ist Dein Mitgefühl mit den anderen Leuten, die Deine Meldung:


    Zitat

    WER ARBEITEN WILL FINDET AUCH ARBEIT !


    lesen dürfen? Das ist nämlich, mit Verlaub, schlicht Unfug. Wenn Du Deinen Arsch mal in Richtung ehemaliges Zonenrandgebiet, in die "neuen" Bundesländer, in einige Regionen des Saarlands, Schleswig-Holsteins, Bremens ... bewegen würdest, müßtest Du feststellen, daß es zwar durchaus Ausnahmen gibt (die von Dir geschilderten Fälle sind welche), daß aber solche Behauptungen bezogen auf Gegenden, wo die Arbeitslosigkeit bei weit über 20, 30, 40 Prozent liegt, schlicht völliger Blödsinn sind.

  • Zitat

    Original von Insomnia


    Ich bin nicht hier, um mich bemitleiden zu lassen, oder wirke ich auf irgendjemanden hier so? :fetch


    :lache


    Och Liebelein,
    ich wollte doch bloß nicht, daß du dich von meinem Fred angegriffen fühlst.... hab ich mich da falsch ausgedrückt? Tschulligung....