Taschenbuch: 176 Seiten
Verlag: Suhrkamp
Les petits enfants du siècle
Aus dem Französischen von Walter Maria Guggenheimer
Kurzbeschreibung:
Ein kleines Mädchen erzählt seine Geschichte, die Geschichte seiner Angst, seiner Unruhe, seines Verlangens nach Glück. Es wächst auf in einer kinderreichen Siedlung am Stadtrand von Paris, in einer uniformen, kleinbürgerlich geregelten, staatlich subventionierten Welt, in der alle zueinander zu passen scheinen und in der doch nichts zu diesem Kind paßt. Es ist eingekreist von gerade erst herausgebildeten Konventionen, die sich aus dem muffigen Verlangen aller Beteiligten entwickelt haben, aber es strebt in eine eigene Freiheit, es ist anders unter lauter Gleichen.
Über die Autorin:
Christiane Rochefort, 1917 geboren, 1998 gestorben, war eine französische Schriftstellerin und Feministin. Ihr Roman Das Ruhekissen wurde mit Brigitte Barot in der Hauptrolle verfilmt.
Mein Eindruck:
Dieser Roman ist 1960 geschrieben und behandelt das Leben in einem Pariser Vorort der Nachkriegszeit.
Die französische Autorin Christiane Rochefort schreibt in einem stillen Stil mit trockenem, ironischen Humor und sie hat einen klar feministischen Ansatz.
Erzählerin dieses kurzen Romans ist die 10jährige Josyane Rouvier und umfasst einen Zeitraum bis sie ungefähr 20 Jahre alt ist.
Rochefort erzeugt mit ihr eine ungewöhnliche, aber glaubwürdige Erzählperspektive
Hauptthema ist das triste Leben in Vorstädten voller Konventionen, in denen nicht viel Raum für Selbstentfaltung bleibt. Dabei ist Josyane intelligent und hat ungewöhnliche Gedanken und Erwartungen an das Leben. Die werden sich wohl nicht erfüllen, denn ihr Alltag besteht daraus auf ihre zahlreichen Geschwister aufzupassen. Möglichkeiten bieten sich kaum und so ist es wahrscheinlich, dass sich Josyanes Erwachsenleben wie das ihrer Mutter gestalten wird. Früh schwanger und verheiratet in einem Vorort.
Eine bittere These, die aber wohl zutreffend ist. Christiane Rochefort hat sie mit Ironie geschildert.
Der Roman wurde 1973 verfilmt, ich hoffe, er kommt einmal im Fernsehen, aber ich befürchte es gibt keine deutsche Fassung davon. Offensichtlich hatte die damalige deutsche Generation keinen Bezug zu den wichtigen Themen Rocheforts.
Fazit: Es fällt anfangs nicht leicht, Christiane Rocheforts sachlich wirkenden Stil durchgehend zu mögen, aber er ist auf jeden Fall so effektiv wie knapp. Deswegen kann ich die sprachliche Qualität des Romans sehr anerkennen. Die Sprache ist es auch, die das sozialkritische Thema des Buches adäquat unterstützt.