Arthur Schnitzler - Später Ruhm

  • Titel: Später Ruhm
    Autor: Arthur Schnitzler
    Verlag: Zsolnay
    Erschienen: Mai 2014
    Seitenzahl: 156
    ISBN-10: 3552056939
    ISBN-13: 978-3552056930
    Preis: 17.90 EUR


    120 Jahre alt ist diese Novelle von Arthur Schnitzerl. Man mag es kaum glauben. Wirkt sie doch so unglaublich aktuell und man könnte meinen sie wäre in heutiger Zeit geschrieben.


    Erzählt wird die Geschichte des siebzigjährigen Beamten und Dichters Eduard Saxberger. Saxberger hat vor Jahren den Gedichtband „Wanderungen“ veröffentlicht. Aber scheinbar ist dieser Gedichtband zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten. Doch dann wird Saxberger von einem jungen Mann aufgesucht, der für eine Gruppe junger Männer spricht. Diese sind begierig den Dichter kennenzulernen, schwärmen sie doch von diesem Gedichtband und von dem Dichter.


    Schnell begeistern sie den alten Dichter dafür, wieder zur Feder zu greifen. Aber was nutzt alle Begeisterung wenn die Inspiration fehlt, wenn eben nichts mehr aus der Feder fliesst.


    Der junge Mann gehört zum Kreis „Der Begeisterten“ - einer Gruppe junger Schriftsteller. Wobei noch niemand von ihnen etwas veröffentlicht hat, aber natürlich sitzen sie jeweils an einem epochalen Werk welches die literarische Welt erschüttern wird. So meinen sie wenigstens. Doch letztendlich überschätzen sich diese jungen Leute kolossal, dazu sind sie natürlich kritikresistent und geltungssüchig. Aufgeblasenheit ist ihre hervorstechenste Eigenschaft. Und zu dem vereint sie noch der Mangel an Talent.


    Und in ihrer Klage gegenüber der ignoranten Umwelt sind sie sich einige. So schreibt Schnitzler:
    „Und da kommen dann die Enttäuschungen! Der Neid der Talentlosen, die Leichtfertigkeit und Böswilligkeit der Rezensenten und dann die entsetzliche Teilnahmslosigkeit der Menge.“


    Ja, die Welt ist schlecht – unsagbar schlecht.


    Da erinnert in dieser Novelle so vieles an die heutige Zeit. Auch heute finden wir diese unerträglichen Möchtgern-Autoren, die nicht einmal auch nur ansatzweise etwas veröffentlichen werden – aber jede Plattitüde über das Schreiben beherrschen und zum Besten geben. Die alles können, nur eben schreiben nicht. Und die – wie auch früher – den Lebenden mit ihrem grausamen Geschreibsel furchtbar auf den Wecker gehen.


    In einem Artikel für die FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG schrieb Volker Weidermann sehr treffend:
    „Das Erstaunlichste an Schnitzlers Novelle ist nun aber, dass hier nicht etwa der alte Mann, der seine Kunst verleugnet hatte, der Dummkopf oder tragische Held der Geschichte ist, sondern die Jungs aus dem Cafe.“


    Anfangs ist Saxberger natürlich geschmeichelt von der Aufmerksamtkeit die ihm entgegengebracht wird – aber am Ende, so scheint es wenigstens, ist er froh wieder zu seiner Beamtentätigkeit zurückfinden zu können.


    Schnitzler blickt mit feiner Ironie auf die Welt. Und die Sucht nach Ruhm und Aufmerksamkeit gab es auch bereits vor Schnitzler und auch heute sind diese Eigenschaften sehr ausgeprägt. Und als Moral oder Lehre kann man aus dem Buch folgendes ziehen:
    „Schreibe doch nur die oder der, die es auch können. Alle anderen mögen ihre Umwelt nicht mit ihrer Unfähigkeit quälen.“


    Fazit: Eine grandiose Novelle die auch in heutiger Zeit nichts von ihrer Aktualität verloren hat. 10 Eulenpunkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.