ZitatAlles anzeigenOriginal von Bodo
Nun, die Grundproblematik in diesem Thread ist -wieder einmal - die folgende: Die Eulen gehen von sich selber aus, sie sind kritische und wählerische Leser und Leserinnen, die, um die es hier geht, sind es nicht!
Die Massenwarenleserinnen sind sich a)dieser Tatsache kaum bewusst und b) es ist ihnen egal!
Es mag für Eulen unverständlich sein, aber es gibt viiiiiieeele Leute denen Anspruch und solch ein Klimbim furtzegal ist, die wollen seichte Unterhaltung und immer wieder den selben Schmu!
Ich verstehe das auch nicht - aber es ist so.
Hierbei fühle ich mich wieder an einem Punkt angesprochen, der mich schon öfter in Forums-Diskussionen geschmerzt hat (Und ich habe sicher auch schon zwei, dreimal dazu geschrieben): Meinem Gefühl nach wird oft der Umkehrschluss gesetzt, dass "Massenware" - also das, was viel ausliegt und viel gelesen wird - ebenso wie "Blockbuster" - das, was in den großen Kinos läuft und viel beworben wird - auch gleich qualitativ schlecht sein muss. Bei Büchern heißt das, ein Hype macht aus einem Geheimtipp umgehend Tonnenware und bei Filmen, dass Spiderman niemals dramaturgisch so gut aufgebaut sein kann wie der Dallas Buyers Club (Fantastischer Film, darum geht es mir an dieser Stelle gar nicht). Und das nur, weil letzteres im O-Ton in den Yorck-Kinos läuft ... Ich bekomme das Bedürfnis, schwermütig zu seufzen.
ZitatOriginal von Rosha
Dafür gibt's doch auch keine Lösung! Gibt es kein neues Thema, über das wir uns mal auslassen können?
Wenn du so fragst ...
Mich treibt gerade "Haruki Murakami - Kafka am Strand" in den Wahnsinn.
Die gewünschte Originalität würde ich dem Autoren bescheinigen. Interessante Figuren ebenfalls - Oshima werde ich so schnell nicht vergessen.
Doch ich komme seit Wochen nicht über Seite 539/40 hinweg. Dort beschreibt der Autor beispielsweise:
"Ich fürchte mich nicht mehr vor dem Wald. Auch hier gibt es so etwas wie Regeln oder zumindest Regelmäßigkeiten. Seit ich keine Angst mehr habe, werde sie mir allmählich offenbar. Ich nehme die ewige Wiederkehr darin in mich auf und werde selbst ein Teil von ihr. [...]" und kurz darauf: "Damit versuche ich dem Wald sichtbar zu vermitteln, dass ich mich nicht fürchte und dass meine Wehrlosigkeit frei gewählt ist. Vielleicht auch mir selbst. Nachdem ich meinen harten Panzer abgeworfen habe, mache ich mich nackt auf den Weg ins Innere des Labyrinths, um mich der Leere, die dort herrscht, zu überlassen.
Plötzlich erstirbt die Musik, die die ganze Zeit in meinen Ohren erklang. Nur ein schwaches weißes Rauschen bleibt - weiß und straff wie ein Laken, das über ein großes breites Bett gespannt ist."
Ich weiß, dass Murakami von vielen Lesern sehr geschätzt wird und frage mich daher, wieso ich seine Sprache besonders an dieser Stelle eher als gestelzt denn anspruchsvoll empfinde, eher als prätentiös denn als literarisch hochwertig.
Mein Diskussionspunkt: Was definiert denn jetzt genau "literarisch/sprachlich anspruchsvoll" und "philosophisch" im Gegensatz zu "prätentiös" und "pseudo-philosophisch"?