Der Anspruch des Lesers

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    Original von beowulf
    Eins überseht ihr hier deutlich. Hier diskutieren schon wieder Menschen über ein Thema, bei dem sie nicht zu den Betroffenen zählen. Wieviel Prozent der verkauften Bücher werden den je gelesen? Wer hat nicht schon Shades of Grey (oder seinerzeit Simmel oder was weis ich verschenkt) an jemand, der das schon dreimal hatte? Solange die Zahl der durchschnittlich gelesenen Bücher nur derjenigen Personen die Bücher kaufen unter 1 im Monat liegt, kann man kaum eine sorgfältige Auswahl erwarten.


    Womöglich steh ich grad auf meiner Leitung: sagst du damit, dass die meisten gekauften Bücher gar nicht gelesen werden? :bonk Ich kann mir das nicht vorstellen und kenn in meinem Bekanntenkreis auch niemanden, der/die das so handhaben würde - lasse mich aber gerne eines besseren belehren und würde es wirklich gerne wissen, wenn du da anderweitige Erfahrungen hast. Auch die Sache mit mehrfach verschenkten oder als Geschenk erhaltenen Bücher kenne ich nicht aus eigener Erfahrung. Grade bei Büchern versuche ich immer vorher auszuloten, was noch nicht vorhanden ist - und meine Freunde wissen alle, dass sie aufgrund meiner langen Lesergeschichte besser erstmal nachfragen, bevor sie mir was schenken.
    Was die sorgfältige Auswahl betrifft: ich habe festgestellt, dass das bei mir stark von den persönlichen Finanzen abhängt. Steht's da gut, lass ich mich eher mal zu einem Spontankauf hinreißen - seit ein paar Monaten ist es eher knapp, da überlege ich lange, ob und welches Buch ich kaufe.

  • Die meisten eher nicht- ich habe mal zu Zeiten, als es noch kein Internet gab gelesen etwas mehr als ein Drittel aller gekaufter Bücher würde nie gelesen, sondern nur besessen, weil es gerade sein müsste. Das war auch zu der Zeit, wo man ein Exemplar der Zeit dekorativ im Wohnzimmer liegen hatte um sich einen intellektuellen Touch zu geben- zum Lesen der Zeit hatte aber nie jemand Zeit.

  • Naja, ich weiß, dass man früher irgend einen prächtigen Bildband auf'm Couchtisch haben musste, da gab es bei den Verlagen ja sogar den Fachbegriff dafür: Coffee Table Book.


    Aber das sich das womöglich auch auf bloße Unterhaltungsliteratur beziehen sollte - ich hoffe doch nicht, das wäre doch kläglich...

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    Original von Andromeda


    Womöglich steh ich grad auf meiner Leitung: sagst du damit, dass die meisten gekauften Bücher gar nicht gelesen werden? :bonk Ich kann mir das nicht vorstellen und kenn in meinem Bekanntenkreis auch niemanden, der/die das so handhaben würde - lasse mich aber gerne eines besseren belehren und würde es wirklich gerne wissen, wenn du da anderweitige Erfahrungen hast. ...


    Ob nun die meisten gekauften Bücher nicht gelesen werden kann ich nicht beurteilen. Aber schau Dich doch nur mal bei den Eulen um, wieviel Leute haben einen sehr großen SUB und kaufen sich noch mehr Bücher dazu? Und da gibt es bestimmt einige Bücher, die jahrelang im SUB versauern.


    Und ich stelle das auch bei mir selbst fest. Nun bin ich nicht der Bücherkäufer, sondern lese überwiegend Bücher aus der Bücherei. Aber wenn ich mal über gute Bücher stolpere oder auf dem Flohmarkt schöne Bücher finde, dann möchte ich sie mir auch kaufen und ich bin glücklich, das ich sie habe. Nur mit dem Lesen hapert es denn, weil dann wieder noch Büchereibücher zu lesen sind, oder andere Bücher interessieren mich dann mehr oder es ist nicht die richtige Zeit für das Buch und und und.

    Kein Buch ist so schlecht, dass es nicht auf irgendeine Weise nütze.
    (Gaius Plinius Secundus d.Ä., röm. Schriftsteller)

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    Original von Macska
    Ob nun die meisten gekauften Bücher nicht gelesen werden kann ich nicht beurteilen. Aber schau Dich doch nur mal bei den Eulen um, wieviel Leute haben einen sehr großen SUB und kaufen sich noch mehr Bücher dazu? Und da gibt es bestimmt einige Bücher, die jahrelang im SUB versauern.


    Und ich stelle das auch bei mir selbst fest. Nun bin ich nicht der Bücherkäufer, sondern lese überwiegend Bücher aus der Bücherei. Aber wenn ich mal über gute Bücher stolpere oder auf dem Flohmarkt schöne Bücher finde, dann möchte ich sie mir auch kaufen und ich bin glücklich, das ich sie habe. Nur mit dem Lesen hapert es denn, weil dann wieder noch Büchereibücher zu lesen sind, oder andere Bücher interessieren mich dann mehr oder es ist nicht die richtige Zeit für das Buch und und und.


    Ja, das Entstehen eines SUBs kann ich schon nachvollziehen, obwohl ich selbst keinen habe. Das aber sind dann doch wohl Bücher, die in der Absicht, sie auch zu lesen gekauft wurden. Hier aber ging es, wenn ich richtig verstand, um die Vermutung, dass viele Bücher ganz ohne diese Absicht gekauft werden, einfach nur um sie zu haben und damit den Anschein zu erwecken, sie gelesen zu haben.


    Aus meinem Bekanntenkreis kenne ich das nicht. Da ist zwar ne ganze Handvoll Leute dabei, die beim Thema Buch eher so reagieren: "Buch - was ist das - gibt's das auch als App?" - aber keiner käme auf oben beschriebene Idee. Das muß aber nix heißen, denn mein Bekanntenkreis ist nicht besonders groß. Darum würden mich hier die Erfahrungswerte anderer Eulen interessieren: kennt ihr dieses Phänomen aus eurem Bekanntenkreis? Ist es wirklich schon so weit, dass pure Belletristik zum Statussymbol wurde? Dass man Bestseller schon gar nicht mehr lesen, sondern nur noch haben will? Denn dann wäre der Anspruch des Lesers wirklich tief, sehr tief gesunken.

  • Gesunken, im Sinne eines Bewegungsvorgangs? Ich habe ja die Frage an die Buchhändler gestellt, ob dieses Phänomen aus der Zeit vor dem Internet heute noch aktuell ist.

  • - Anhand Eurer Lesegewohnheiten schildert bitte Eure Erwartungshaltung an Literatur.
    - Welche Genres lest Ihr?


    Bevorzugt (Auto)Biografien und Historische Romane, auch gern anderes, seltener Fantasy, Horror & Scifi, manchmal auch Sachbücher, hauptsächlich, wenn mich gelesene Biografien oder Historienschmöker auf ein bestimmtes Thema neugierig gemacht haben. Ab und an auch mal was Herz-Schmerz-Schmalz-Seichtes, denn Probleme gibt es genug.


    - Wie wichtig sind Euch Figurentiefe, Handlungsaufbau, Strukturen etc.?
    Darüber mache ich mir nur dann Gedanken, wenn ich sie vermisse. Ob es eine messbare charakterliche Entwicklung des Protagonisten gegeben hat, ist mir bestimmt schon öfter mal entgangen, aber die Figuren müssen für mich realitätsnah sein und der Handlungsaufbau nachvollziehbar.


    - Vergegenhwärtigt Ihr Euch während des Lesens, ob Ihr anspruchsvolle Literatur oder Unterhaltungsliterung lest bzw. welche Überschneidungen es gibt, sofern der Inhalt nicht eindeutig zuzuordnen ist?
    Darüber habe ich noch nicht nachgedacht, aber ich glaube, nicht. Täte ich das, wäre das in meinen Augen ein Zeichen, dass mich das Buch nicht genug fesselt und Raum für solche Gedanken lässt.


    - Habt Ihr im Laufe Eurer Lesekarriere höhere Maßstäbe entwickelt?
    Ich denke, schon.


    - Seid Ihr mit der Entwicklung des Romanangebots der letzten Jahre zufrieden?
    Mir kommt es vor, dass ich früher, als es von den einzelnen Verlagen noch die Neuerscheinungskataloge gab, mehr Interessantes gefunden habe. Ob das mit dem Verschwinden eben dieser Kataloge zu tun hat, weiß ich nicht.
    Da mein SUB bedrückend groß ist (von der Wunschliste ganz zu schweigen), beschwere ich mich auch nicht.


    - Ist das heutige Angebot gut genug für Euch?
    siehe vorherige Antwort
    Was mich massiv stört, ist, dass ich in letzter Zeit vermehrt über Bücher gestolpert bin, die gar kein oder ein schlechtes Lektorat gehabt haben dürften.
    Da fühle ich mich als Leser abgewertet. Das bezieht sich sowohl auf Rechtschreib- oder Grammatikfehler, als auch auf Sachfehler.
    Menschen machen nun einmal Fehler. Ich auch*g*. Aber für ein Buch muss ich in aller Regel Geld bezahlen und da erwarte ich kein Montagsauto. :fetch :bonk :schlaeger :hau

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von maikaefer


    - Vergegenhwärtigt Ihr Euch während des Lesens, ob Ihr anspruchsvolle Literatur oder Unterhaltungsliterung lest bzw. welche Überschneidungen es gibt, sofern der Inhalt nicht eindeutig zuzuordnen ist?
    Darüber habe ich noch nicht nachgedacht, aber ich glaube, nicht. Täte ich das, wäre das in meinen Augen ein Zeichen, dass mich das Buch nicht genug fesselt und Raum für solche Gedanken lässt. (...)


    Was mich massiv stört, ist, dass ich in letzter Zeit vermehrt über Bücher gestolpert bin, die gar kein oder ein schlechtes Lektorat gehabt haben dürften.
    Da fühle ich mich als Leser abgewertet. Das bezieht sich sowohl auf Rechtschreib- oder Grammatikfehler, als auch auf Sachfehler.


    Das sind Aussagen, mit denen ich etwas anfangen kann. Hier kommen zwei Begriffe zum Tragen, die es vielleicht ermöglichen, sich der Frage nach "gut" oder "schlecht", also der Qualitätsfrage, zu nähern.
    Der eine Begriff lautet "fesseln". Ich höre dabei Marcel Reich-Ranicki empört rufen: "Dieses Buch ist schlecht - der Schriftsteller langweilt mich!" Und da - Pardon, Voltaire - haben wir schon ein Kriterium, das ein Buch mindestens erfüllen muss, um "gut" genannt zu werden: Es muss fesseln, darf den/die Leser/in nicht langweilen. (Wobei wir getrost vernachlässigen können, dass es immer Einzelne geben wird, die auch die Fortbewegung einer schläfrigen Weinbergschnecke atemberaubend finden.)
    Der andere Begriff wird von maikaefer mit schlechtem Lektorat und Fehlern verschiedener Art beschrieben. Ich bin ja der festen Überzeugung, dass es überhaupt keine schlechten Bücher gibt, sondern nur schlecht geschriebene - und davon leider zu viele. Man erkennt sie sofort an eben diesen Mängeln, die maikaefer hier nennt. Für Sprachrichtigkeit, Grammatik, Aufbau, Ausdruckskraft etc. aber gibt es - nochmals Pardon, Voltaire - sehr konkrete Kriterien, um gut von schlecht zu unterscheiden.
    Ich selbst kann problemlos ein flott geschriebenes, sprachlich und stilistisch ordentliches "seichtes" Buch lesen, wenn ich aber bei einem Werk nach ein paar Seiten feststelle, dass es schlecht geschrieben ist (oder mich langweilt, was aufs Gleiche hinausläuft), fällt es durch.

  • Bücher einfach zu kaufen, um sie zu haben, kann ich mir bei ebooks leichter vorstellen, als bei gedruckten Büchern oder gar bei Hard Covers. Wenn ich 25 oder mehr Euro für ein Buch ausgebe, dann will ich es auch lesen. Bei Gratisbüchern oder ganz günstigen ebook Schnäppchen beobachte ich mich eher dabei, rasch haben zu wollen und dann keine Zeit zu finden.
    Was bei mir ungelesen herumsteht, sind Buchgeschenke von Freundinnen, die es gut gemeint haben oder Leihgaben, um die ich nicht gebeten habe. "Das musst du mal lesen..."

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    Original von Dieter Neumann


    Das sind Aussagen, mit denen ich etwas anfangen kann. Hier kommen zwei Begriffe zum Tragen, die es vielleicht ermöglichen, sich der Frage nach "gut" oder "schlecht", also der Qualitätsfrage, zu nähern.
    Der eine Begriff lautet "fesseln". Ich höre dabei Marcel Reich-Ranicki empört rufen: "Dieses Buch ist schlecht - der Schriftsteller langweilt mich!" Und da - Pardon, Voltaire - haben wir schon ein Kriterium, das ein Buch mindestens erfüllen muss, um "gut" genannt zu werden: Es muss fesseln, darf den/die Leser/in nicht langweilen. (Wobei wir getrost vernachlässigen können, dass es immer Einzelne geben wird, die auch die Fortbewegung einer schläfrigen Weinbergschnecke atemberaubend finden.)


    Das Buch ist schlecht, weil M. R.-R. sich beim Lesen gelangweilt hat? Eine sehr subjektive Bewertung. Seit wann spricht M. R.-R. für alle Leser? Das Buch ist schlecht, weil es so langweilig ist, dass man mit dem Gedanken abschweift, als hätte der Autor über eine schläfrige Weinbergschnecke geschrieben? Auch das ist nur eine subjektive Meinung eines Einzelnen. Vielleicht gefällt mir eine Geschichte über eine schläfrige Schnecke, weil ich 3 Jahre alt bin und dabei wunderbar einschlafen kann?
    Ich halte es eher mit Voltaires Meinung. Mir ist schnurzegal, welche Bücher von anderen Lesern als gut und welche als schlecht bewertet werden. Ich habe mein eigenes Empfinden, nachdem ich die Geschichten einordne. Und dieses Empfinden ist sehr wechselhaft, je nachdem in welchem Alter, welcher Stimmung, welchem Gemütszustand etc. ich das Buch lese. Mir ist schon passiert, dass ich nach 20 Jahren ein absolutes Lieblingsbuch herauskrame und beim erneuten Lesen feststelle, das es mich langweilt. Ist das Buch jetzt gut oder schlecht?
    Rechtschreib- oder Grammatikfehler sind natürlich übel in einer Geschichte, wenn ablenken. Trotzdem möchte ich nicht so weit gehen, dass es deswegen ein schlechtes Buch ist. Wenn der Autor etwas zu erzählen hat, dass mich fesselt, interessiert, fasziniert und wenn er das Talent hat zu erzählen, dann nehme ich gerne auch solche Fehler in Kauf und bewerte ein Buch deswegen nicht als schlecht.

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

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    Original von magali
    Der Anspruch der LeserInnen ist einfach zu gering. Die Enttäuschung darüber kann man dann bei amazon in Form von sog. Rezensionen nachlesen. Dabei sind die LeserInnen oft selbst schuld. Sie sind sich nicht gut genug für ein gutes Buch.


    Kann es vielleicht auch einfach daran liegen, dass manche Leute einfach unglaublich gerne meckern? Das passiert doch wohl jedem Leser, dass man mal an ein Buch gerät, das einem nicht gefällt. Oft sogar trotz sorgfältiger Vorauswahl.


    Wenn ich merke, das Buch gefällt mir nicht (aus welchen Gründen auch immer), breche ich es ab und nehme mir das nächste. Aber ich verplempere doch nicht meine wertvolle Zeit damit, es a) fertig zu lesen und b) dann auch noch die Zeit für eine miese Jammer-Rezension zu verschwenden!


    Es wird doch niemand gezwungen, ein für ihn als schlecht empfundenes Buch fertig zu lesen. Ob das damit zu tun hat, dass derjenige Leser "sich nicht gut genug ist für ein gutes Buch" möchte ich bezweifeln. Vielleicht spielt da eine Form des Büchermasochismus mit hinein. So nach dem Motto "ich quäl mich jetzt da durch und dann kann ich aber ordentlich vom Leder ziehen". Solche Leser haben nichts anderes verdient. Sorry. Jeder sucht sich seine Lektüre selbst aus.

  • Zitat

    Original von Rosha


    Wenn ich merke, das Buch gefällt mir nicht (aus welchen Gründen auch immer), breche ich es ab und nehme mir das nächste. Aber ich verplempere doch nicht meine wertvolle Zeit damit, es a) fertig zu lesen und b) dann auch noch die Zeit für eine miese Jammer-Rezension zu verschwenden!


    Aber das ist doch keine verschwendete Zeit, das Schreiben einer "Jammer-Rezension". Es ist doch geradezu eine sehr sinnvolle Beschäftigung - und macht auch sehr viel Freude - einen Verriss zu schreiben. So richtig rezensionsmässig die Sau rauslassen. Das kann ein echter Rezensions-Orgaßmus werden. Ein Highlight der literarischen Rezensions-Potenz.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Rosha: Kann es vielleicht auch einfach daran liegen, dass manche Leute einfach unglaublich gerne meckern? Das passiert doch wohl jedem Leser, dass man mal an ein Buch gerät, das einem nicht gefällt. Oft sogar trotz sorgfältiger Vorauswahl. Wenn ich merke, das Buch gefällt mir nicht (aus welchen Gründen auch immer), breche ich es ab und nehme mir das nächste. Aber ich verplempere doch nicht meine wertvolle Zeit damit, es a) fertig zu lesen und b) dann auch noch die Zeit für eine miese Jammer-Rezension zu verschwenden! Es wird doch niemand gezwungen, ein für ihn als schlecht empfundenes Buch fertig zu lesen. Ob das damit zu tun hat, dass derjenige Leser "sich nicht gut genug ist für ein gutes Buch" möchte ich bezweifeln. Vielleicht spielt da eine Form des Büchermasochismus mit hinein. So nach dem Motto "ich quäl mich jetzt da durch und dann kann ich aber ordentlich vom Leder ziehen". Solche Leser haben nichts anderes verdient. Sorry. Jeder sucht sich seine Lektüre selbst aus.


    Auch das kann man unterschiedlich beurteilen. Selten lege ich ein Buch zur Seite und ich quäle mich auch nicht durch. Meine Vorauswahl ist so optimiert, dass ich nur Bücher lese, die mich auch interessieren. Wenn ich ein Buch schlecht finde, lese ich es in 99% der Fälle zu Ende. Warum? Ich will wissen, warum ich es schlecht finde. Ich will wissen, woher der Autor die Motivation nimmt, ein schlechtes Buch zu schreiben. Ich will mich prüfen, ob ich es auch wirklich schlecht finde. Vielleicht habe ich zu schnell geurteilt. Ich will auch wissen, warum viele Kritiker, deren Meinung ich schätze, das Buch ggf. gut finden. Und eine Sache interessiert mich immer: Was hätte der Autor tun können, um das Buch m. E. besser zu machen. Manchmal nehme ich auch Kontakt zu den Autoren auf und es haben sich schon sehr interessante Diskussionen ergeben.


    Und danach kritisiere ich das Buch. Und dann versuche ich ehrlich zu sein. Sollte die Rezi "schlecht" ausfallen, dann ist das eben so. Warum sollte eine negative Kritik schlecht sein? Sie ist doch viel besser als keine, oder?

  • Zitat

    Original von Voltaire


    Aber das ist doch keine verschwendete Zeit, das Schreiben einer "Jammer-Rezension". Es ist doch geradezu eine sehr sinnvolle Beschäftigung - und macht auch sehr viel Freude - einen Verriss zu schreiben. So richtig rezensionsmässig die Sau rauslassen. Das kann ein echter Rezensions-Orgaßmus werden. Ein Highlight der literarischen Rezensions-Potenz.


    Sehr schön! :lache :lache :lache

  • Zitat

    Original von beisswenger
    Und danach kritisiere ich das Buch. Und dann versuche ich ehrlich zu sein. Sollte die Rezi "schlecht" ausfallen, dann ist das eben so. Warum sollte eine negative Kritik schlecht sein? Sie ist doch viel besser als keine, oder?


    Darum ging es aber nicht. Wenn du das gerne machst, ja warum nicht? Dann ist doch alles in Ordnung.


    Es ging um die unzufriedenen Leser, die meckern, dass sie schon wieder einem schlechten Buch aufgesessen sind. Um den Satz Sie sind sich nicht gut genug für ein gutes Buch.


    Das glaube ich nämlich nicht. Wenn jemand ein für ihn schlechtes Buch liest, dann nicht, weil er sich nicht gut genug für ein besseres empfindet, sondern weil er es einfach lesen will. Aus welchen Gründen auch immer. Du hast ja deine Gründe nachvollziehbar dargestellt. Die sind ja auch legitim und ich würde dich nie so einschätzen, dass du dich selbst nicht als "gut genug" einnivellierst.

  • Zitat

    Original von Voltaire


    Aber das ist doch keine verschwendete Zeit, das Schreiben einer "Jammer-Rezension". Es ist doch geradezu eine sehr sinnvolle Beschäftigung - und macht auch sehr viel Freude - einen Verriss zu schreiben. So richtig rezensionsmässig die Sau rauslassen. Das kann ein echter Rezensions-Orgaßmus werden. Ein Highlight der literarischen Rezensions-Potenz.


    Ganz genau. Du machst das, weil es dir Spaß macht. Und nicht, weil du zu anspruchslos bist. Du bist dir mit Sicherheit gut genug für gute Bücher. Aber manchmal erwischt man auch schlechte.


    Ich habe kein Problem mit negativen Rezensionen (sofern sie sachlich begründet sind). Ich habe ein Problem mit der Aussage Sie sind sich nicht gut genug für ein gutes Buch.. Das kann ich für mich persönlich nicht nachvollziehen.

  • Zitat

    Original von Rosha
    Ich habe ein Problem mit der Aussage Sie sind sich nicht gut genug für ein gutes Buch.. Das kann ich für mich persönlich nicht nachvollziehen.


    Damit habe ich auch ein Problem.
    Diese Aussage ist einfach nur arrogant und auch ein wenig unverschämt. Aber jede/jeder macht sich halt selbst zum Affen. :rofl

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Rosha
    Es ging um die unzufriedenen Leser, die meckern, dass sie schon wieder einem schlechten Buch aufgesessen sind. Um den Satz Sie sind sich nicht gut genug für ein gutes Buch.


    Das glaube ich nämlich nicht. Wenn jemand ein für ihn schlechtes Buch liest, dann nicht, weil er sich nicht gut genug für ein besseres empfindet, sondern weil er es einfach lesen will. Aus welchen Gründen auch immer. Du hast ja deine Gründe nachvollziehbar dargestellt. Die sind ja auch legitim und ich würde dich nie so einschätzen, dass du dich selbst nicht als "gut genug" einnivellierst.


    Voltaire und die meisten Eulen geben sich sicher große Mühe bei der Auswahl des Lesestoffs (auch das schützt natürlich nicht vor Fehlgriffen). Ich glaube nicht, daß magalis Behauptung auf die Eulen zutrifft. Es ging wohl eher um Leute, die in den Buchladen gehen, weil sie z.B. morgen in den Urlaub fliegen und dann noch schnell "irgendwas für den Strand" brauchen.




    Zitat

    Original von beowulf
    Helene Hegemann, Charlotte Roche, Shades of Grey,


    sollen Autoren / Bücher sein, die man zum Vorzeigen statt zum Lesen kauft? :yikes OK, mag bei der Generation Dschungelcamp tatsächlich gut ankommen.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

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  • Helene Hegemann ist eine durchaus interessante Autorin. Daran ändert auch nichts die Tatsache, das sie sicher sehr umstritten ist. Zudem hat wohl auch nicht jeder die intellektuellen Fähigkeiten sie zu verstehen. :rofl

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.