Der Anspruch des Lesers

  • "Gut" und "schlecht" sind vielleicht die falschen Begriffe. Qualität wäre vielleicht passender. Und da kann man sehr wohl ziemlich objektiv unterscheiden, ob etwas korrekt recherchiert ist oder nicht, ob ein Text korrekt formuliert ist oder nicht etc. etc.


    Und ich kann etwas gut finden, das von der Qualität eher minderwertig ist. Ich liebe z.B. die Filme von Ed Wood - dennoch weiß ich, die schauspielerischen Leistungen, die Kamera, die "Spezialeffekte" :lache...; also, "gut" ist das nicht, aber ich find's trotzdem gut.


    Auch in Geschmacksfragen gibt es objektive Kriterien, aber ich nehm mir die Freiheit, etwas super zu finden, auch wenn ich weiß, das ist totaler "Trash". Aber nur weil es mir gefällt, wird es noch lange nicht zu etwas qualitativ Hochwertigem.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Und insofern kann es auch in Geschmacksfragen keine objektiven Kriterien geben.


    Wenn für Dich der Unterschied zwischen BILD und FAZ, zwischen RTL2 und arte eine reine Geschmacksfrage ist, gebe ich Dir recht. Für mich ist es, wie Frettchen schon sehr schön ausgeführt hat, eine Frage der Qualität. Und die kann man bei Büchern genauso messen wie beim Fernsehen oder bei Zeitungen. Dennoch gibt es natürlich FAZ-Artikel, die qualitativ auf dem Niveau der BILD anzusiedeln sind, aber über die Gesamtheit gesehen gibt es einfach dramatische Unterschiede, die man ganz objektiv qualitativ bewerten kann, auch wenn einem der persönliche Geschmack dann vielleicht eher zu den großen Buchstaben und den vielen Bildern tendieren läßt.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Die BILD ist eine unglaublich clever gemachte Zeitung, die eine ganz bestimmte Zielrichtung hat.
    Die FAZ ist eine - auf den ersten Blick - sich intellektuell gebärdende Zeitung der man irgendwelche schlechten Artikel gar nicht zutraut.


    Und schon ist man in seiner eigenen Objektivitätsfalle.


    BILD ist qualitativ schlecht - FAZ ist qualitativ gut.


    Dabei gibt es seriöse Untersuchungen die das nicht so eindeutig sehen.



    Aber liebe Freunde, bleibt bei eurer Meinung - ich bleibe bei meiner Meinung.


    Ich stelle für mich ganz persönlich fest was ich als gut und was ich als schlecht empfinde - und dabei brauche ich eines ganz gewiss nicht: Ratschläge von außerhalb meines Denkapparates. ;-)

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    LeSeebär: Natürlich gibt es objektive Kriterien.


    Ja, relativ-objektive gibt es, wobei die meisten nur gestern, heute, morgen gültig waren/sind/sein werden. Sie werden ständig überprüft, ggf. falsifiziert und durch neue ersetzt. Nur der Wandel der Kriterien ist beständig.

  • Im Endergebnis ist alles wie immer Geschmackssache, wobei Erfolg nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal sein muss. Das ist wie mit der Mode.


    Natürlich ist es frustrierend, wenn man im Laden auf den Ständern nicht das findet, was man mag. Wer dennoch jeden Trend kauft, weil er sich gern uniformiert, ihm nichts Besseres einfällt oder er nicht wählerisch ist, ist selbst schuld.


    Beruhigend immerhin, wenn man weiß, was man selbst gut und schlecht findet - das tun auch nicht alle.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • "Den" Leser gibt es nicht.


    Es gibt auch keinen "Massengeschmack", sondern nur den Schwarm, der dem Richtungswechsel folgt. Die meisten Leute entscheiden nicht wirklich selbst darüber, was sie lesen (wollen). Und sie tun es erst recht nicht vor dem Hintergrund des gesamten Angebots.


    Insofern kann man auch keinen Anspruch definieren. Oder befriedigen.

  • Mich muss ein Buch von Anfang an packen, damit ich es weiterlese.
    Sprachlich sollte es ebenso gut sein.
    Die Formulierung ist meiner Meinung nach das A und O eines Romanes.


    Obwohl es selbst bei Bestseller Büchern sprachlich ziemlich hapert.
    Ich habe zuletzt ein Hörbuch gehört, dass dermaßen schlecht war,
    das ich gar nicht verstehen konnte, wie es sich so gut verkaufen kann.


    Da merkt man wiederum, dass die Sprache nicht alles ist ... :rolleyes

  • Zitat

    Original von Tom
    "Den" Leser gibt es nicht.


    Es gibt auch keinen "Massengeschmack", sondern nur den Schwarm, der dem Richtungswechsel folgt. .


    Ist das nicht eine Definition des Begriffs "Massengeschmack"?


    Je näher man dem Schwarm kommt desto mehr wird natürlich jeder einzelne "Schwärmling" als Einzelperson sichtbar, mit eigenen Vorlieben und Wünschen - und je weiter man sich entfernt desto mehr verschwimmt die Masse der Individuen zu einem großen Ganzen. Und das "schwärmt" in der Hauptsache für die immergleichen Sachen - in unseren Fall Bücher.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Ich stelle für mich ganz persönlich fest was ich als gut und was ich als schlecht empfinde - und dabei brauche ich eines ganz gewiss nicht: Ratschläge von außerhalb meines Denkapparates. ;-)


    :write :write

    :lesend Stefanie Stahl - Das Kind in Dir muss Heimat finden

    :lesend Jean Luc Bannalec - Bretonisches Vermächtnis


    Es ist besser eine Kerze anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen (Konfuzius)

  • Zitat

    Original von Bodo


    Ist das nicht eine Definition des Begriffs "Massengeschmack"?


    Der Unterschied ist meines Erachtens folgendes: Bei einem "Massengeschmack" würde eine Vielzahl von Leuten etwas besonders mögen und es deshalb konsumieren. Beim "Schwarm" geht es nicht darum, ob man etwas besonders mag, sondern darum, was "alle" tun / kaufen. Bücher werden in erster Linie gekauft, bevor man den Inhalt kennt.


    Ich denke auch, daß es den "Massengeschmack" als solchen gar nicht gibt. Er ist lediglich eine Erfindung der Marketingindustrie, die (oft erfolgreich) versucht, ein Produkt auf einem kleinsten gemeinsamen Nenner möglichst vieler Geschmäcker zu produzieren. Im Falle der Bücher ist das beste Beispiel dafür meines Erachtens der "für alle Fans von XXX"-Aufkleber, alternativ bei Amazon die Statistik "Wer diesen Artikel kaufte, kaufte auch...". Es reicht manchmal schon, den selben Schauplatz zu haben, um ein Buch als "Ähnlich wie" zu bezeichnen. Und die Leser kaufen es - unbesehen, unangelesen, ungeprüft. Wird schon stimmen, wenn die das schreiben. Und das ist, denke ich, einer der wichtigsten Punkte, die magali meint, wenn sie schreibt, der Leser sei sich nicht gut genug für gute Bücher.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Es stimmt schon, viele Menschen kaufen nach diesen Vorgaben, allerdings weil ihnen diese Vorgaben das Zeigen was sie gerne lesen. Natürlich könnten sie mutiger die eingetretenen Pfade verlassen und sich an neue Themen oder anspruchsvollere Vertreter ihrer Literaturrichtung heranwagen, aber sie wollen das gar nicht! Sie sind glücklich und zufrieden da, wo sie sind.

  • Zitat

    Original von LeSeebär
    Und das ist, denke ich, einer der wichtigsten Punkte, die magali meint, wenn sie schreibt, der Leser sei sich nicht gut genug für gute Bücher.


    Eine solche Äußerung ist einfach nur unglaublich arrogant und unverschämt.
    Aber so schreibt man wohl wenn man meint das Maß aller Dinge zu sein.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Bodo
    Sie sind glücklich und zufrieden da, wo sie sind.


    Es ging doch gerade um diejenigen, die eben nicht "glücklich und zufrieden" sind. Nochmal das Originalzitat magalis:


    Zitat

    Original von magali
    Der Anspruch der LeserInnen ist einfach zu gering. Die Enttäuschung darüber kann man dann bei amazon in Form von sog. Rezensionen nachlesen. Dabei sind die LeserInnen oft selbst schuld. Sie sind sich nicht gut genug für ein gutes Buch.


    Ich denke, eines der größten Probleme sind die vielen Nachahmerbücher. Da hat ein Buch einen unheimlichen Erfolg und schon kurz darauf gibt es das gleiche Setting als Dutzendware. Die Leser sind bedient, die Verleger freuen sich, mit wenig Aufwand Bücher produzieren zu können, die zwar nicht in der Kategorie Bestseller laufen, aber immerhin relativ sicheren Gewinn abwerfen, und die Buchhändler sagen: 'Es wird gekauft, also sind die Leser glücklich und zufrieden.' Daß die Leser lieber etwas besseres hätten, aber nicht finden (und wenn, dann fragen sie gleich wieder nach "ähnlich wie" und es wird Ihnen wieder etwas in die Hand gedrückt, das bestenfalls ansatzweise an das Original herankommt) können vor lauter gleichartigen Nachahmerexemplaren in dicken Stapeln, kommt keinem in dem Sinn.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Ein „gutes“ Buch zu finden mag nicht ganz einfach sein, es ist aber mitnichten unmöglich. Gerade heute ist man nicht mehr nur auf den Buchhandel und die beste Freundin angewiesen, wenn man sich ein wenig bemüht und vielleicht auch mal ein Risiko eingeht und ein wenig flexibel ist sollte das Finden einer den eigenen Ansprüchen genügenden Lektüre kein Problem sein. (Fehlgriffe gibt es immer – egal wie gut man sich informieren mag, aber das ist hier nicht der Punkt)



    Zitat:
    „Dabei sind die LeserInnen oft selbst schuld. Sie sind sich nicht gut genug für ein gutes Buch.“



    Mit Verlaub, aber dazu kann ich nur sagen: Ja, sie sind selbst schuld und haben demnach auch kaum das Recht zu jammern! Wer sich im immergleichen literarischen Kreisverkehr gefangen sieht und zu blöd ist einfach den Blinker zu setzten und rauszufahren hat zumindest mein Mitleid nicht!


    Die literarischer Landschaft ist nicht nur vielseitig wie nie, sie ist auch präsenter als jemals zuvor.
    Man muss nicht mehr zu dem grantigen Literatenarsch von nebenan gehen, dessen Buchhandlung eh nur seine Lieblingsbücher und Suhrkamp führt, man hat eine ganze Welt mit Informationen und Vorschlägen zur Verfügung – man muss sich nur ein klein wenig Mühe geben und sie nutzen!

  • Früher wollte ich wissen, wie ein Buch ausgeht, ob zwei sich am Schluss finden oder der Täter ermittelt und überführt wird. Heute möchte ich gern überrascht werden – was mit der Zahl der gelesenen Bücher nicht einfacher wird. Überrascht von neuen Sichtweisen, ungewöhnlichen Sprachbildern, (sparsam eingesetztem) Humor, einem auffälligen Buchcover oder einem geschmackvollen Layout. Diese Überraschungen gibt es, sie gehen allerdings in viel zu vielen Nachahmertiteln unter. Ich möchte keine Bücher lesen, die „so sind wie“, sondern welche, die "anders sind als …".


    Ein gutes Buch kann für mich ebenso ein Buch sein, zu dem man eine andere Person verführen kann, über das man sich streiten und mit anderen austauschen kann. E oder U, alt oder neu, bekanntes Genre oder „Lorelei“-Buch ist dabei egal. Ist ein literaturwissenschaftlich „objektiv“ herausragendes Buch auch dann noch ein herausragendes Buch, wenn es sich nicht vermitteln lässt?


    Das Verführen eines anderen Lesers zu einem Buch braucht seine Zeit. Der größte Fehler der Verlage ist meiner Ansicht nach, dass sie dem Buschfunk der Leser diese Zeit nicht mehr zugestehen. Oft werden Bücher schon in den ersten 3 Monaten nach Erscheinen im Modernen Antiquariat verramscht. Was nichts kostet, taugt auch nichts – oder doch? Kaum dass man von einem Titel erfahren hat, ist er schon zum Mängelexemplar geworden – das kann dem Ruf der Literatur nicht guttun.

  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    Oft werden Bücher schon in den ersten 3 Monaten nach Erscheinen im Modernen Antiquariat verramscht. Was nichts kostet, taugt auch nichts – oder doch? Kaum dass man von einem Titel erfahren hat, ist er schon zum Mängelexemplar geworden – das kann dem Ruf der Literatur nicht guttun.


    Das ist allerdings etwas das den Verlagen ebenso wenig gefällt wie vielen Buchhändlern. Es gibt immer wieder Buchhandlungen die sich mit Neuerscheinungen zuballern und nach kurzer Zeit feststellen das sie sich ünernommen haben und die Bücher an den Verlag zurückschicken.


    Da diese Remittenden nicht mehr als "Neu" verkauft werden können wandern sie in den Ramsch.

  • Zitat

    Original von Bodo
    Das ist allerdings etwas das den Verlagen ebenso wenig gefällt wie vielen Buchhändlern. Es gibt immer wieder Buchhandlungen die sich mit Neuerscheinungen zuballern und nach kurzer Zeit feststellen das sie sich ünernommen haben und die Bücher an den Verlag zurückschicken.


    Da diese Remittenden nicht mehr als "Neu" verkauft werden können wandern sie in den Ramsch.


    OK, aber wieso so schnell? Ich habe, wie Buchdoktor ja auch geschrieben hat, den Eindruck, daß viele Bücher schon als Remittenden auftauchen, bevor der Durchschnittsleser überhaupt von dem Buch Kenntnis genommen hat. Mir scheint, daß das früher nicht so schnell ging.


    Aber wieso man überhaupt ganze Regalmeter das gleiche Buch in Buchhandelsketten auslegen muß, hat sich mir noch nie erschlossen. Ist der dortige Kunde wirklich so entscheidungsunfreudig, daß man ihm auch ja nicht zu viel Auswahl bieten darf?

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat


    Aber wieso man überhaupt ganze Regalmeter das gleiche Buch in Buchhandelsketten auslegen muß, hat sich mir noch nie erschlossen. Ist der dortige Kunde wirklich so entscheidungsunfreudig, daß man ihm auch ja nicht zu viel Auswahl bieten darf?


    Leider ist das nicht nur in den Ketten so. Ich lebe am Land, eine winzige Buchhandlung im Städtchen. Und die hat eben auch nur, was "man grad so liest". Ich kann durchaus verstehen, weshalb das so ist, so kleine Läden müssen nun mal den allgemeinen Markt bedienen, um existieren zu können. Viel mehr schmerzt mich, dass die Leser keinen Einfluß auf den Markt nehmen und statt dessen diese Massenproduktionen der immer gleichen Inhalte noch unterstützen.

  • Zitat

    Original von Andromeda
    Leider ist das nicht nur in den Ketten so. Ich lebe am Land, eine winzige Buchhandlung im Städtchen. Und die hat eben auch nur, was "man grad so liest". Ich kann durchaus verstehen, weshalb das so ist, so kleine Läden müssen nun mal den allgemeinen Markt bedienen, um existieren zu können. Viel mehr schmerzt mich, dass die Leser keinen Einfluß auf den Markt nehmen und statt dessen diese Massenproduktionen der immer gleichen Inhalte noch unterstützen.


    Es ging mir (ausnahmsweise) nicht um die übliche Stapelware, die man sicher auch beim kleinen Buchladen um die Ecke findet, sondern um die großen Regale mit den Überschriften "Tipp" oder ähnliches, auf denen sich dann auf ca 2 x 2 Metern diverse Exemplare ein und desselben Buches befinden. Denn das sind meiner Ansicht nach mit die Hauptgründe für die von Bodo genannten Großbestellungen, die dann in großer Zahl zum Verlag zurück gehen (reine Vermutung, ich betrete Buchläden ausschließlich als Kunde).

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Eins überseht ihr hier deutlich. Hier diskutieren schon wieder Menschen über ein Thema, bei dem sie nicht zu den Betroffenen zählen. Wieviel Prozent der verkauften Bücher werden den je gelesen? Wer hat nicht schon Shades of Grey (oder seinerzeit Simmel oder was weis ich verschenkt) an jemand, der das schon dreimal hatte? Solange die Zahl der durchschnittlich gelesenen Bücher nur derjenigen Personen die Bücher kaufen unter 1 im Monat liegt, kann man kaum eine sorgfältige Auswahl erwarten.


    Meine Erwartungshaltung an Literatur ist eine variable. Lese ich Anne Hertz will ich meinen Gehirnapparat ausschalten und mich nur erholsam unterhalten, lese ich William Shakespeare will ich mich an der Sprache und ihrem Rhythmus erfreuen.


    Welche Genres ich lese ist einfach zu beantworten- ich hasse Schubladen. Dabei hat sich herausgestellt, dass ich bestimmte Genres fast nie lese- Science Fiktion gehört dazu, aber ich trage in Memoriam Douglas Adams mein Handtuch am Worldtowelday mit mir, Vampire mag ich gar nicht, aber Bram Stokers Original habe ich dreimal gelesen, ein gutes Buch bedient sich des Genres als Vehikel, ein schlechtes ordnet sich den vermuteten Anforderungen eines Genre unter.


    - Wie wichtig sind Euch Figurentiefe, Handlungsaufbau, Strukturen etc.?
    Sehr. Figuren müssen glaubwürdig handeln, nicht einseitig beschriebene Abziehbilder sein. Ich fand eines der meistverkauften Bücher der letzten Jahre einfach Schrott, weil ich keinen roten Faden, keine Struktur fand. Andere waren von Helene Hegemann begeistert.


    - Vergegenwärtigt Ihr Euch während des Lesens, ob Ihr anspruchsvolle Literatur oder Unterhaltungsliteratur lest bzw. welche Überschneidungen es gibt, sofern der Inhalt nicht eindeutig zuzuordnen ist?


    Nein. Ich lese während des Lesens. Wenn ich mir solche Gedanken machen würde, würde ich das Buch abbrechen, weil es mich offensichtlich nicht fesseln kann. Hinterher manchmal ja, wenn ich sehe, dass das Buch eigentlich als seicht daherkommt, ich aber Tiefe gefunden habe z.B.


    - Habt Ihr im Laufe Eurer Lesekarriere höhere Maßstäbe entwickelt?
    Was sind höhere Maßstäbe?


    - Seid Ihr mit der Entwicklung des Romanangebots der letzten Jahre zufrieden?
    Es gibt immer etwas zu finden und immer etwas zu lesen, also ja.


    - Ist das heutige Angebot gut genug für Euch?


    Was heißt gut?
    Ich mag Spargel und Trüffel und ich mag Currywurst mit Pommes.