Lübbe Audio 2013, bearbeitete Fassung, 6 CDs, 469 Min.
Über den Inhalt:
Zoe: Jung, schön, klug. Beruf: Bestatterin. Die 21-jährige Zoe versteht es meisterhaft, Verstorbene für das Begräbnis herzurichten. Respektvoll bereitet sie die Verstorbenen für ihre »letzte Reise« vor und macht sich schnell einen Namen als jüngste Bestatterin Deutschlands. Die Bewohner des kleinen Dorfs im Hunsrück stempeln die ungewöhnliche junge Frau jedoch schnell als Sonderling ab. Als eines Tages Boris und seine zwei Freunde auf ihrem Behandlungstisch landen, gerät Zoe schnell in den Kreis der Verdächtigen – hatte Boris sie doch vor ein paar Jahren fast vergewaltigt. Das BKA ermittelt. Die Stimmung im Dorf gleicht einem Hexenkessel, als Zoe plötzlich spurlos verschwindet …
Über die Autorin:
Helene Henke, geboren 1964, hat erst nach zwei verschiedenen Berufsausbildungen ihre wahre Leidenschaft entdeckt: das Schreiben. Nach vier erfolgreichen Romanveröffentlichungen im Sieben-Verlag ist Totenmaske nun ihr erster Thriller bei Droemer. Die Autorin ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in Krefeld.
Über die Sprecherin:
Sabrina Heuer ist seit 2003 freiberufliche Sprecherin. Die Wahlhamburgerin ist unter anderem in Werbespots, Hörspielen und Synchronproduktionen zu hören. Seit 2012 veröffentlicht Sabrina Heuer außerdem Kinderbücher in ihrem eigenen Verlag.
Meine Meinung:
Die 21-jährige Zoe Lenz ist Bestatterin in einem kleinen Ort im Hunsrück. Als sie drei junge Unfallopfer für die Beerdigung herrichten soll, kommt ihr bei der näheren Untersuchung der Männer der Verdacht, dass die Todesursache kein Unfall war. Zusammen mit Leon Strater, einem jungen BKA-Ermittler aus Mainz, entdeckt sie Spuren, die ihre Vermutung bestätigen. Da es sich bei den Toten um die drei Männer handelt, deren Vergewaltigungsversuch Zoe als Jugendliche nur mit knapper Not entkam, gerät sie selbst unter Verdacht.
Klingt doch nach einem vielversprechenden Plot, dachte ich und freute mich auf das Hörbuch. Doch nachdem ich mich durch die erste CD gequält hatte, auf der praktisch nichts passiert, außer dass Zoes Beschäftigung mit den Leichen auf ihrem Tisch ausführlichst und sehr detailliert beschrieben wird, ließ mein anfängliches Interesse deutlich nach. Nun gut, danach nimmt die Geschichte etwas Fahrt auf, konnte mich aber zu keiner Zeit wirklich begeistern.
Einen einfachen Schreibstil und schlichte Erzählweise empfinde ich bei einem Hörbuch weniger störend als wenn ich das Buch selbst lese. Daran hat es also nicht gelegen.
Für welche Zielgruppe ist das Buch gedacht? Aufgrund der jugendlich wirkenden und agierenden Protagonisten würde ich es in den Jugendbuchsektor verordnen. Auch die sich im Laufe der Geschichte entwickelnde Liebesgeschichte ist einem Jugendroman angemessen. Allerdings sind die Beschreibungen der Leichenbehandlung derart plastisch und ausführlich, dass ich das Buch keinem Jugendlichen empfehlen würde. Sichtlich sorgfältig recherchiert, bietet die Autorin alles auf, was die Thanatopraxie (man lernt ja nie aus :grin) zu bieten hat.
Bestatter als Protagonisten versprechen meist gute Unterhaltung, das hätte auch hier sicherlich funktioniert, hätte die Autorin das Alter ihrer Hauptfiguren um 10 Jahre nach oben verlegt und sie wie Erwachsene handeln lassen. Denn neben der blutjungen Bestatterin, die bereits umfangreiche Kenntnisse eines erfahrenen Pathologen besitzt, nimmt man dem BKA-Ermittler seine Ernsthaftigkeit nicht so wirklich ab. Nebenbei: Leidet die Kripo Mainz derart unter Personalmangel, dass sie nur einen einzigen, noch dazu jungen und unerfahrenen Ermittler schickt, selbst nachdem feststeht, dass es sich um einen dreifachen Mord handelt? Überhaupt, was die Polizeiarbeit angeht, über diese Szenen konnte ich nur staunen, so schlecht und unrealistisch fand ich sie.
Die Nebencharaktere sind recht schwach und so klischeebeladen, dass es fast schon wieder amüsant ist. Zum Ende hin ist die Luft ganz raus, der letzte Knalleffekt verpufft an seiner kompletten Unglaubwürdigkeit.
Gute Idee, misslungene Umsetzung, nur wenige kleine Spannungsmomente, viele unrealistische Szenen. Das Buch würde ich nicht als Thriller bezeichnen.
Und dann war ich auch noch von der Stimme der Sprecherin Sabrina Heuer wenig angetan. In meinen Ohren klang sie eher unangenehm, und die vielen Zischlaute empfand ich zusätzlich als störend. Das hat mir überhaupt nicht gefallen.
Im Januar 2015 erscheint die Fortsetzung unter dem Titel „Menschenfischer“, aber ganz sicher ohne mich. Ich kann hier leider keine Hör-/Lese-Empfehlung aussprechen.