'Die Stadt der Blinden' - Seiten 228 - 327

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    Ein weiterer Gedanke kam mir. Wenn die Erblindung als Metapher anzusehen ist, also Blindheit vor Mitgefühl, Verantwortung, Mitmenschlichkeit und diese Gedanken quasi ansteckend waren, vielleicht schafft es ja auch die Sehkraft der Frau, die anderen wieder mit ihrer Mitmenschlichkeit und ihrer Wärme anzustecken, im positiven Sinn.


    Als einzelne Person, die sehen kann, sind ihre Möglichkeiten aber auch begrenzt. Sie kann die Vorgänge zwar bezeugen, aber nur bedingt eingreifen.
    Immerhin sind ihre Menschlichkeit und Empathie beeindruckend und ich kann mir vorstellen, dass das auch wirklich auf ihre Gruppe abfärbt.
    Es wäre schrecklich, wenn ein einzelner Sehender seine Fähigkeit ausnutzen würde, um Vorteile für sich herauszuholen.

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    Ein weiterer Gedanke kam mir. Wenn die Erblindung als Metapher anzusehen ist, also Blindheit vor Mitgefühl, Verantwortung, Mitmenschlichkeit und diese Gedanken quasi ansteckend waren, vielleicht schafft es ja auch die Sehkraft der Frau, die anderen wieder mit ihrer Mitmenschlichkeit und ihrer Wärme anzustecken, im positiven Sinn.


    Ich weiß nicht, ob es an der Sehkraft der Frau des Arztes liegt oder an ihrem starken Charakter. Jedenfalls schafft sie es, dass die Personen in ihrer Gruppe nicht in den brutalen Geisteszustand wie die anderen verfallen und dass sie den Mut nicht verlieren. Das ist ja auch eine Art Ansteckung.
    Ob das auch so gewesen wäre, wenn sie ebenfalls blind gewesen wäre, glaube ich nicht ganz. Denn schließlich konnte die Frau durch ihre Sehkraft einiges für die Gruppe tun, was sonst nicht möglich gewesen wäre, wie Nahrung beschaffen. Und Essen kommt doch immer vor der Moral.

  • Zitat

    Original von made
    Ich weiß nicht, ob es an der Sehkraft der Frau des Arztes liegt oder an ihrem starken Charakter. Jedenfalls schafft sie es, dass die Personen in ihrer Gruppe nicht in den brutalen Geisteszustand wie die anderen verfallen und dass sie den Mut nicht verlieren. Das ist ja auch eine Art Ansteckung.
    ...


    Ich meinte das auch durchaus im doppelten Sinn. Sie hat nicht nur ihre physische Sehkraft behalten, sondern sie handelt sehr weitsichtig und sieht quasi mit dem Herzen.
    In diesem Zusammenhang schwirrt ein Bibelvers durch meinen Kopf:
    "Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; Gott aber sieht das Herz an." (1. Sam. 16,7).

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich habe dich auch so verstanden, im doppelten Sinn.


    Erst jetzt geht mir durch den Sinn, wie wohl alles gelaufen wäre, wenn die Frau auch blind gewesen wäre (oder hat das schon mal jemand angesprochen?). Hätten die Blinden dann auch versucht, sich gegen ihre Unterdrücker zu wehren? Hätten sie nach dem Verlassen der Irrenanstalt überleben können?