Neil Finn am 08.05.2014 im Postbahnhof / Berlin

  • Berlin, ich liebe Dich. Der Berliner sagt : ick liebe Dir. Aber ick bin ja keen Berlina! Ich liebe Dich, weil hier Künstler in kleinen Clubs für zwanzig Piepen ( +/-) vom anderen Ende der Welt auftreten, die dort echte Superstars sind und zB vor dem Opernhouse in Sydney vor 100 000 Menschen auftreten. So auch Mr. Neil Finn, Gründer und Sänger der neuseeländischen Band "Crowded House", bekanntester Welthit dürfte


    Weather With You


    sein.


    Um 20.50 Uhr fahren wir mit dem Auto am Postbahnhof vor, parken und gehen rein. Direkt vor dem FritzClub. Ich glaube, einen besseren Parkplatz habe ich noch nie in meinem Leben gehabt. Aussteigen, reingehen. Keine Tastkontrollen, man wünscht uns viel Spaß. Oha. Um 21 Uhr soll es losgehen, der schöne Club ist bereits gut gefüllt, aber nicht ausverkauft, noch nicht mal proppe gefüllt. Angenehm. Das Publikum ist ... hm. Ich senke den Altersdurchschnitt jedenfalls. Neben mir steht ein Mann mit Bierbauch und "Steve Hackett"- Shirt. Neil Finn selber geht ja auch schon stramm auf die sechzig zu. Einige Jüngere sieht man auch im Publikum. Ich schätze sie als typische Neuseelandbesucher ein, inklusive Jack Wolfskin Komplettausrüstung.


    Dann geht es los mit der Vor "band". Ein Mädchen namens Tiny Ruins. Sie sieht aus wie 15 und steht mit einer Akkustikgitarre auf der Bühne. Ihre Ansagen sind irre nett- die Musik ist sowas öde, dass mir nach ca 10 Minuten die Füße einschlafen und ich mich an Herrn rienchen festhalten muss. Meine Fresse, ist das langweilig. Komischer Weise feiert das Publikum richtig los. Während einer Ansage unterbricht plötzlich ein älterer Mann aus der ersten Reihe : ich war in Neuseeland vor zwei Monaten und grade ist meine Tochter da!Öhm . Aha! Nach gut einer halben Stunde ist der Spuk zum Glück vorbei, ich trinke mal eine schnelle Aufwachcola, aber eine langsame hätte es auch getan. Nochmal umbauen, checken...


    Um zehn Uhr kommt die Band auf die Bühne, jung, dynamisch, gut gelaunt. Und Mr. Finn mit Schlabberhemd und Strubbelfrisur, dazu trägt er eine umwerfende Aura. Mit dem ersten Akkord haben sie mich. Es grooved und sprüht vor Charme und Energie. Alles stimmt. Finns Frau am Bass, eine Wuchtbrumme als Backgroundsängerin. Eine Stimme, die trotz Erkältung einmalig klingt. Alles ist frisch und sprüht vor Charme. Finn spricht mit dem Publikum, erzählt blöde Witze und ist einfach so jemand, mit dem man am liebsten Tage- und Nächte lang um die Häuser ziehen würde. Viel neues Material ist dabei, tolle Songs a la "Dizzy Heights", aber auch Crowded House Songs werden gespielt und bei Distant Sun, Fall At Your Feet und


    Four Seasons In One Day


    könnte ich überschäumen vor Glücksgefühlen. Was sind das für wunderschöne Sommerabschieds- Songs, mit dieser typischen Stimmung und die Band interpretiert sie, als wären sie erst Gestern im Studio gewesen. Selbst "Don't Dream It's Over", was ja nun wirklich totgenudelt ist und sich auf jedem Achtiger- Jahre- Kuschelrock- Mixtape widerfinden dürfte, ist einfach wunderbar. Frisch und fluffig und Gänsehaut würdig. Und ich stehe fünf Meter und mittig vor der Bühne und darf dabei sein. Im FritzClub. Mit nur 600 anderen oder so. Und alle feiern mit. Pure Magie :anbet


    Fast drei Stunden lang ein Konzert, was ich mir so noch nicht einmal erträumt hätte. Voller Emotionen und Herzlichkeit und guter Musik im Blut. Was die Künstler auch so sehen. Die feiern auch und geben drei fantastische Zugabenblöcke. Meine Highlights an diesem Abend, dem Todestag meiner Mama.


    Won' t Give In


    und das kaum auszuhaltende Edible Flowers. Diese Texte.


    Der Abend endet mit erfreulicher Weise nicht mit "Weather With You", sondern mit "You Better Be Home Soon", einem singendem Publikum und beseelt wirkenden Künstlern. Schön. *seufz*


    Und Mr Finn mit seinen Strubbelhaaren und dem Schlabberhemd und seinem Humor- fehlt nicht viel und ich schmeiß alles hin und werd Groupie. Schenke ihm späte Kinder und friste mein restliches Dasein als Latte- Macchiato- Mutter mit Mamicards am Prenzlauer Berg. Und irgendwer aus dem Publikum schenkt ihm eine Packung "Finn Crisp" Knäckebrot. :lache :pille


    Berlin, ick liebe Dir!


    Edit:
    Der Song DISTANT SUN heißt nicht, wie erst von mir angenommen "Seven Worlds Collide", sondern eben Distant Sun. ;)

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

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