Als wir unsterblich waren - Charlotte Roth

  • "Als wir unsterblich waren" - ein schöner Titel.
    Über den man lange nachdenken und diskutieren könnte.


    Ich habe diesen Roman, der an zwei verschiedene Zeitebenen in Berlin spielt, nun auch beendet.
    Den größten Raum in der Geschichte nimmt Paula ein. Ihr Leben dominiert; und zwar auch das ihrer Enkelin Alex, von der der andere Teil des Buches handelt.
    Paula liebt Clemens, einen Mann, wie er charismatischer nicht sein könnte.
    Und Clemens liebt Paula, eine Frau, die stärker ist als er.
    Die beiden erleben in diesen ganzen Jahren der Vorkriegszeit, des ersten Weltkriegs und der Zeit danach, als Hitler immer stärker an die Macht drängt, einige schöne Momente ( das Highlight ist ein Urlaub in Neapel und Popeji, davon müssen sie allerdings ihr ganzes Leben zehren ) aber auch lange Zeiten der Trennung, des Streites untereinander.
    Ich empfand ihre Beziehung immer als schwierig und zum Scheitern verurteilt.
    Es war aber überaus interessant über diese Zeiten zu lesen, politische Zustände und Zusammehänge nochmals neu zu "erleben".
    Die Geschichte im Paulas Enkelin Alex nimmt nicht so viel Raum ein. Während der Zeit der Wende kommt es jedoch zu einer Begegnung, die das Leben von Alex und auch Paula nochmals grundlegend ändert.


    Dies liest sich alles sehr schön, mit manchen Kosenamen ( wie "Süppchen" ) hatte ich allerdings meine Probleme, ich mochte auch Paula "Klein" nicht so sehr und öfters habe ich bei Gesprächen das Gefühl, dass mir das nun zu "abgehoben" zu "pathetisch" war. Aber das ist ein ganz subjektives Gefühl von mir. Was mich allerdings schon etwas gestört hat.


    Von daher gebe ich dem Buch 8 von 10 Punkten.

  • Da dieses Buch eins meiner absoluten Lesehighlights der letzten Monate war, möchte ich auch kurz ein paar Sätze schreiben.
    Mich hat dieses Buch auch sehr beeindruckt. Spannend fand ich die Verknüpfung der Zeiten, die absolut gelungenen Übergänge dazwischen, die so liebevoll und detailliert gezeichneten Figuren, mit denen ich sehr mitfühlte, der Spannungsbogen über das ganze Buch. Dann natürlich die Kombination der Liebesgeschichte mit dem Zeitgeschehen - eine Zeit, von der ich bisher wenig wusste. Auch ich habe parallel zu dem Buch oft einiges im Internet vertiefend nachgelesen, mir sind nun politische Zusammenhänge viel klarer - wieso die Nationalsozialisten so stark werden konnten und wie unerträgich es schon vor Machtergreifung der NSDAP war. Auch vom ersten Weltkrieg hatte ich bisher eher wenig gelesen/gewusst. Auch auf der persönlichen Ebene wurde deutlich, welch Horror der erste Weltkrieg war für die Menschen und wie unsäglich schlimm es war, als erneut so großes Unheil kam.
    Schön fand ich, dass das Buch einen wirklich das Zeit- und Lebensgefühl der 20er, 30er Jahre hineinversetzt und ich richtig abtauchen konnte und es kaum wieder aus der Hand legen mochte. Ich fühlte so mit mit Paula und Clemens über all die Jahre. Auch Kutte war mir besonders ans Herz gewachsen und ich fand es furchtbar, dass er nochmal in den Krieg musste. Das Strandbad am Wannsee habe ich mir dann auch auf Fotos im Internet angeschaut - es war so schön-wehmütig, dass der Ort immer wieder über all die Jahre eine Rolle spielte und auch noch ganz zum Schluss erwähnt wurde.
    Die Auflösung am Ende - fulminanter Abschluss.
    Dieses Buch empfand ich als echtes Lese-Geschenk - vielen Dank dafür!!

  • Meine Meinung


    Es ist nun schon einige Tage her, daß ich das Buch beendet habe, aber noch immer denke ich darüber nach, was ich dazu schreiben soll. „Das Buch hat mir sehr gut gefallen“, wäre kurz und bündig eine Möglichkeit, aber denn doch etwas zu kurz.


    „Ich habe die Wirklichkeit satt.“, so liest man auf Seite 375. Im Buch gehört der Satz ins Jahr 1919, und ich vermute, daß seinerzeit viele Menschen so oder so ähnlich gedacht haben werden. Aber woran liegt es, daß man heute so sehr auf jene Wirklichkeit, von der die Menschen mehr als genug hatten, starrt, fast wie das Kaninchen auf die Schlange? Was macht das Faszinosum jener Zeit aus, das auch mich immer wieder dorthin zurückschauen läßt zu jener „Urkatastrophe des Jahrhunderts“, wie der 1. Weltkrieg bisweilen auch bezeichnet wird?


    Nun, diese Frage kann und will die Autorin in ihrem Buch sicherlich nicht beantworten, das muß jeder für sich selbst tun. Aber sie zeigt sehr schön auf, wie sehr sich Vergangenheit und Gegenwart beeinflussen, voneinander abhängig sind, auch wenn man selbst dieses (auf den ersten Blick) gar nicht wahrnimmt - oder wahrnehmen kann.


    Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen. Da ist die Rahmengeschichte im Jahre 1989, beginnend am Tage des Mauerfalls, und da ist die Hauptgeschichte, die im August 1912 einsetzt. Es dauert eine Weile, bis man versteht - oder besser: beginnt zu verstehen -, wie die beiden Erzählstränge zusammenhängen, welche Wirkungen die Ereignisse der Vergangenheit auf die Geschehnisse der Gegenwart haben, wie kleine Entscheidungen große Wirkungen zeitigen können.


    Was dieses Buch von so manchem anderen unterscheidet ist, daß auch die Geschichte der SPD jener Tage Eingang in die Handlung gefunden hat. Dabei ist es der Autorin gelungen, historische und fiktive Figuren der Partei auftreten zu lassen, die teilweise durchaus, fast möchte ich sage, fanatisch waren, aber dabei dennoch einen Stil zu wahren, der auch Leser, die sich für dieses Kapitel der Geschichte eigentlich weniger interessieren, fesselt und weder missionieren noch belehren will, sondern die Dinge so erzählt, wie sie damals waren.


    Der Stil konnte mich sehr bald fesseln, die Figuren erwachten zum Leben - ob ich sie nun mochte oder nicht.


    Insgesamt war der Roman eine interessante Lektüre, die mir mir bisher unbekannte Dinge der deutschen Geschichte nahegebracht hat. Sehr geschickt fand ich die Verknüpfung von zwei Zeitebenen, die eine Brücke in die Gegenwart bildet und damit um so mehr die Aktualität des Erzählten unterstreicht.



    Kurzfassung:


    Ein beeindruckender Roman über eine chaotische Zeit.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • November, 1989, Ost-Berlin. Alex wird von ihrer Freundin Meike mit auf die Straße hinausgezogen, mitten hinein in den unglaublichen Taumel der fallenden Mauer. Im Gedränge werden die beiden getrennt, Alex stürzt beinahe, doch gerade noch rechtzeitig fängt sie ein junger Mann auf und kämpft sich mit ihr hinaus aus der feiernden Menge. Für die beiden ist es Liebe auf den ersten Blick, obwohl die zurückhaltende Alexanda mit so etwas nie gerechnet hätte.


    Doch als sie Oliver ihrer Großmutter Momi, mit der sie zusammenlebt, vorstellen will, reagiert die alte Frau voller Entsetzen und erleidet einen Herzinfarkt. Alex kann nicht verstehen, was passiert ist, warum Olivers Anblick so etwas Schreckliches auslösen konnte, doch sie ist voller Furcht, den einzigen Menschen zu verlieren, der für ihre ganze Familie ist. Erst nach und nach kann der behandelnde Arzt Momi und Alexandra überzeugen, dass sie sich der Vergangenheit stellen müssen, die Momi so lange in sich vergraben hat.
    Dies ist die Rahmenhandlung in der bewegenden Zeit des Mauerfalls und der Wende.


    Doch noch viel fesselnder ist die Geschichte, die sich dazwischen langsam aufbaut und auf der eindeutig der Fokus des Buches liegt. Sie beginnt im Jahre 1912, natürlich auch in Berlin. Paula ist immer mit ihrem älteren Bruder Manfred und dessen Freunden unterwegs. Sie ist verliebt in seinen Freund Clemens, doch der sieht in ihr lange nur die kleine Schwester seines Freundes. Harry hingegen, ein weiteres Mitglied der Clique, ist verliebt in Paula, er erkennt jedoch, dass sie seine Gefühle nicht erwidert. Diese Gruppe junger Leute ist so voller Leben, voller Träume und Ideale, sie treten der SPD bei und wollen die Welt verändern. Insbesondere Clemens ist trotz seiner wohlhabenden Herkunft ein vehementer Unterstützer der Arbeiterbewegung, was in seinem Elternhaus gar nicht gern gesehen wird.


    Doch verhindern können sie den aufziehenden Weltenbrand nicht, der Strudel der Ereignisse ergreift sie alle und reißt sie mit sich, treibt sie zusammen und weiter auseinander, als sie es sich in den sorglosen Sommern am Wannsee je hätten vorstellen können.


    Ich habe viele Bücher gelesen, die in der Zeit des Ersten Weltkriegs spielen und auch viele, die schildern, wie es zum Zweiten kommen konnte, doch selten hat mich eines so berührt wie „Als wir unsterblich waren“. Diese Gruppe junger Menschen, die eine bessere Welt für alle wollen, die dabei so viele Illusionen und Hoffnungen verlieren und Träume aufgeben müssen, so viele Verluste erleiden… es ist kein heiteres Buch, es zeigt, was Menschen sich im Großen und Kleinen antun können. Ich habe beim Lesen mitgelitten und geweint, nicht nur mit Paula und Clemens, sondern auch mit den vielen anderen Figuren, die so echt und lebensnah wirken, dass sie allesamt in meiner Vorstellung ganz deutlich vor mir standen. Ihre unbedingte Freundschaft und Treue zueinander, trotz aller Umstände und unterschiedlicher Ansichten, hat mich wirklich tief bewegt.

  • Darf ich das hier einkleben?
    Wenn nicht, bitte nicht boese sein, sondern nur rausschmeissen.



    Gibt es vielleicht auch Berliner hier?
    Und solche, die am Freitag noch nichts vorhaben (solche Leute gibt’s gar nicht, oder?)?
    Falls ja, würden mein Olympiamaennchen Goldie, „Als wir unsterblich waren“ und ich uns riesig freuen, Euch kennenzulernen – am Freitagabend um 19 Uhr, bei unserer Lesung in der Buchhandlung Leporello in Berlin-Rudow, wo wir zum allerersten Mal in der Öffentlichkeit zusammen auftreten. Goldie stellt dann auch gleich - zumindest ein bisschen - sein eigenes Buch vor, das im April erscheint und "Als der Himmel uns gehoerte" heisst.
    Den Link stelle ich ein, aber ob das bei meiner technischen Doofheit klappt, bezweifle ich ja mal wieder: http://leporello-buch.shop-asp…tungen.html?aUrl=90008907
    Findet ihr’s trotzdem? Wir wären begeistert!
    Alles Liebe von Goldie, Lotti & „Als wir unsterblich waren“

  • Hätte ich das etwas länger vorher gewusst, hätte ich da wohl einen Kurzurlaub bei meiner Schwester einschieben können, nein müssen.
    So wird das leider nichts. ich wünsche Dir aber viel Erfolg und geneigte Zuhörer, denn wir hier sind Dir ja längst alle verfallen.

  • Das Buch zählt zu meinen absoluten Jahreshighlights 2014!


    Mit Paula habe ich ab der ersten Seite mitgefiebert und mitgelitten und auch der Handlungsstrang im Berlin von 1989 hat mir gut gefallen
    Die Figuren sind allesamt super gelungen, auch die symphatischen Hauptfiguren haben ihre Ecken und Kanten und werden dadurch erst richtig lebendig..
    Sehr interessant erzählt fand ich auch die Geschichte der SPD in der Weimarer Republik, das hätte von mir aus gerne noch etwas ausführlicher sein können.


    volle 10 Punkte!

  • Zum Inhalt:


    Paula und Alexandra. Großmutter und Enkelin. Erste erlebt die Schrecken des Ersten Weltkriegs, zweite trifft im Wirbel der Ereignisse des Mauerfalls 1989 ihre große Liebe. Doch dass die Begegnung mit dem Freund ihrer Enkelin Paulas Erinnerungen wieder an die Oberfläche zieht, hätte Alexandra nie erwartet.


    Meine Meinung:


    "Als wir unsterblich waren" war mein erster Roman von Charlotte Roth und ich war restlos begeistert. Das Ende hat mir dann auch Tränen in die Augen getrieben.


    Die beiden Zeitebenen, auf denen sich die Handlung abwechselnd abspielt, wurden gelungen erzählt. Man hat so einiges über historische Hintergründe lernen können, ohne dass es trocken oder langweilig wurde. Und Paula ist wirklich eine Hauptperson gewesen, mit der man einfach nur mitfiebern konnte.


    Charlotte Roth hat einfach einen wundervollen Schreibstil. Jedem ihrer Charakere verleiht sie eine eigene Stimme. Und irgendwie kann man mit fast jedem von ihnen mitfühlen. Der Dreh- und Angelpunkt der Freundschaft, das Strandbad am Wannsee, mit der kleinen Kaffeehütte, konnte ich direkt vor mir sehen.


    Spannend bis zum Ende und absolut lesenswert! Zehn von zehn Eulenpunkten von mir.

    "Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns."

    Franz Kafka, Brief an Oskar Pollak, 27. Januar 1904






    :lesend

  • Der Roman „Als wir unsterblich waren“ spielt auf zwei Zeitebenen. Da ist einmal Alexandra, die 1989 in Berlin den Mauerfall erlebt und inmitten des Trubels Oliver sieht und sich sofort in ihn verliebt, als sei es Vorsehung, die die beiden zusammengeführt hat. Doch Alexanders Großmutter „Momi“ erleidet einen Schlag, als sie Oliver zum ersten Mal sieht, und die junge Frau, die bislang damit zufrieden schien, in ihrer eigenen, engen Welt zu leben, muss sich mit der Geschichte ihrer Familie auseinandersetzen, um Antworten zu finden, die sie und ihre Großmutter brauchen.


    Und dann ist da Paula, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Berlin lebt, sich in der SPD engagiert und für Clemens schwärmt, den gutaussehenden Fabrikantensohn, der trotz aller Geschenke, die ihm Fortuna in die Wiege gelegt hat, doch ein Getriebener bleibt. Dieser Erzählstrang ist auch die Geschichte der Arbeiterbewegung und ihrer Spaltung während der Novemberrevolution, einschließlich der Folgen, die die Entwicklung für Paula und ihr unmittelbares Umfeld hat.


    Das Setting ist ungewöhnlich, politisch und gerade deswegen interessant. Die politischen Auseinandersetzung der 1910er und 1920er Jahre bieten in diesem Roman nicht nur die Kulisse für eine gefühlvolle Liebesgeschichte, sondern sind das eigentliche Thema der Geschichte. Sie wirken sich auf die Personen um Paula herum aus, wecken Hoffnungen, Träume, zerstören Freundschaften und Existenzen.


    Dieser Erzählstrang ist der deutlich stärkere, was vielleicht auch an der Person der Paula liegt. Während Paula anpackt und gestaltet, zeigt sich Alexandra vor allem in der ersten Hälfte des Romans unsicher und verschreckt, eine eher anstrengende Protagonistin, deren Schicksal mich merkwürdig unberührt gelassen hat. Sehr gelungen ist jedoch die Verknüpfung der beiden Zeitlinien, und auch, wenn man recht früh erahnen konnte, wer sich hinter „GS“ verbirgt, blieb bis zuletzt die Frage, wie sich das Geschehen der Vergangenheit mit der Gegenwart 1989 verknüpft.


    „Als wir unsterblich waren“ ist ein interessanter, schön zu lesender und emotional aufwühlender Roman, der sich schon allein durch seine Andersartigkeit von der Masse der historischen Romane abhebt.

    Der Bernsteinbund - Historischer Roman - Juni 2010 im Aufbau-Verlag
    Die Tote im Nebel - Historischer Kriminalroman - März 2013 im Gmeiner-Verlag

    Rabenerbe/ Rabenbund - DSA-Fantasyromane - 2017/2018 bei Ulisses

  • Die Kunstudentin Alexandra , die von ihrer geliebten Momi Großgezogen wird , da ihre Mutter sehr Jung starb. Lernt beim Mauerfall den Westdeutschen Oliver Schramm kennen. Es ist die Große Liebe auf den 1. Blick. Sie möchte ihn gerne ihrer Momi vorstellen, aber Momi erschrickt
    als sie Oliver sieht und seinen Nachnamen hört. Der schock ist so groß, das
    sie ins Krankenhaus muss.
    Oliver und Alexandra , sind Ratlos, warum war Momi so geschockt, hat es etwas mit Olivers Familie zutun ? Sie machen sich auf die Spurensuche, ob es ihnen gelingt, das Geheimnis zulösen ?


    Dort im Krankenhaus im dahindämmern erinnert sie sich an die schönen und traurige
    Alten Zeiten , 1912 die Tage zu Hause am Wannsee, sie als junge Paula im Kreise ihrer Freunde und der Familie.



    Die ganzen Vorgänge in der damaligen Weimarer Republik, ihre Anfänge bei der Zeitung, die Parteigründung der SPD , den Kampf der Arbeiter, der Wiederstandskämpfer ,gegen den 1. Weltkrieg . Ihre ganz große liebe Clemens Kamphausen , der in der Partei hoch hinaus möchte. Den Hunger, das Elend und die große Not während des 1. Weltkriegs.
    Ihre Bewunderung zu Rosa Luxenburg , Bebel, Karl Liebknecht. An die gold dreißiger Jahre. Der Kampf gegen die Nazis an Clemens Seite, die Unterstützung mißhandelnder Frauen , ihr Frauenhaus , ihre Träume und Pläne. Wie sie mit Harry einem Juden , aus Deutschland nach England flieht.
    Aber auch an GS , (Georg Schramm ) ein übler Mensch , ein Nazi durch und durch der es auf sie abgesehen hat. Nur Clemens flieht nicht mit .
    Ob Alexandra und Oliver am Ende die ganze Wahrheit noch von Momi erfahren und es ihnen gelingt das Familiengeheimniss zu lüften .......



    Der Autorin Charlotte Roth ist ein Roman gelungen , der einem mitreißt. Die Geschichte ist lebendig erzählt. Ihre Sprache ist klar , kraftvoll und flüssig.
    Wundervoll erzählt sie die Geschichte zweier Generationen. Geschickt hat sie die Geschichte vom Mauerfall 1989 in Berlin , bis in die Vergangenheit von 1912 der Entstehung der Parteien , SPD und USPD, den Kampf der Arbeiterparteien verwebt. Das grauen im 1. Weltkrieg , der Alptraum der Soldaten in den Schützengräben in Frankreich.Den Hunger, die Not der Menschen. Die dreißiger Jahre , der Umbruch Deutschlands, Arbeitslosikeit,
    die Naziherrschaft. Hat sie in den dunkelen und gut gehüteten Familiengeheimnisen , von Alexandra und Olivers Famile verknüpft.
    Geschichte lebendig gemacht.


    Ein Buch dem man von der 1. Seite bis zur letzten Seite seine ganze Aufmerksamkeit schenkt .



    Dieses BUCH HAT % STERNE VERDIENT

  • "Es war der 9. November 1989, einer jener Tage, von denen es später hieß, sie seien in die Geschichte eingegangen. Für die ganze Welt wurde es der Tag, an dem die Berliner Mauer fiel, und danach war nichts mehr wie vorher. Für Alex blieb es der Tag, an dem sie Oliver traf, doch auch für sie war danach nichts mehr wie vorher, kein Stein auf dem anderen und keine Wand mehr intakt."


    Alexandra kann kaum glauben, was ihre Freundin Maike ihr erzählt. Die Berliner Mauer wird eingerissen. Es passiert gerade jetzt. Sie beide werden Zeuge eines großen geschichtlichen Ereignisses. So wie auch schon ihre Großmutter Zeuge großer geschichtlicher Ereignisse war. Doch während Alex in einer Zeit lebt, in der von Freiheit und Toleranz gesprochen wird, gehört Paula zu der Generation, die nicht nur den ersten, sondern auch den zweiten Weltkrieg erlebt hat. Auch damals hat man von Freiheit und eigener Meinung geträumt. Bekommen hat man aber nur Intoleranz, Hass und Armut.


    Für Alex ist dieser Mauerfall trotzdem auf eine Art bedrückend. Warum das so ist kann sie sich nicht erklären. Sie hat immer von Reisen in ferne Länder geträumt, doch diese nun zu unternehmen, den sicheren Schutz der heimischen Wohnung, in der sie und ihre Großmutter eine ganz eigene Gemeinschaft gebildet haben, zu verlassen, macht ihr Angst. Ebenso wie die Menschenmassen, die sich das Ereignis am 9. November nicht ergehen lassen wollen. Dort trifft Alex auf Oliver, der Mann, der sie scheinbar aus ihrer Lethargie, aus ihrem Nest heraus holt und ihr dabei hilft ihre Flügel auszubreiten und endlich zu fliegen. Doch keiner rechnet damit, dass sein Anblick bei Alex' Großmutter einen Herzinfarkt auslöst. Was ist in Paulas Vergangenheit geschehen, das sie so tief vergraben hat, dass nur ein Schock es wieder nach oben holen kann? Und was hat Oliver damit zu tun?


    "Wer behauptet, an die Liebe auf den ersten Blick nicht zu glauben, hat nie gewartet und war nie bereit."


    Auch bei "Als wir unsterblich waren" und mir war es Liebe auf den ersten Blick. Als ich das Cover gesehen habe, das eine nachdenkliche junge Frau vor der Kulisse Berlins Anfang des 20. Jahrhunderts zeigt, war es um mich geschehen. Ich wollte unbedingt wissen, was dahinter steckt. Wollte diese Frau kennen lernen, ihr folgen in eine Zeit, in der Menschen so fürchterlichen Belastungen ausgesetzt waren.


    Ich wurde nicht enttäuscht. Es war eine harte, aber auch wundervolle Zeitreise. Meine Begleitung eine junge Frau, die stark und tapfer für ihr Land, ihre Mitmenschen, für Freiheit und Gerechtigkeit und für ihre große Liebe kämpft. Gebeutelt von Rückschlägen und Verlusten, gibt sie nicht auf, hat immer ein offenes Ohr und ein großes Herz für Andere. Sie erlebt ein Schicksal wie es wohl viele - Frauen wie Männer und Kinder - in Kriegszeiten erlebten. Schicksale, die nicht in Vergessenheit geraten sollten.


    Charlotte Roth hat mich mitgenommen in ein bildgewaltiges Deutschland im beginnenden 20. Jahrhundert. Hat eine Atmosphäre geschaffen, die mich sehr bewegt hat. Zusätzlich habe ich einen Einblick in einen anderen Bestandteil unserer Geschichte bekommen, der ziemlich anders und doch auch ähnlich ist, was Wünsche und Hoffnungen, aber auch Ängst der Menschen angeht. Die Berliner Literaturwisschenschaftlerin zeigt, dass wir - egal welcher Generation - die Geschichte unseres Landes, unseres Volkes mittragen. Dass wir doch damit zu tun haben, auch wenn wir nicht mehr direkt damit zu tun haben. Dass es für uns aber wichtig ist diese Geschichte, als unsere anzuerkennen, um nicht dieselben Fehler zu machen, die schon unsere Ahnen gemacht haben.

  • Dieser Roman schafft eine Verbindung zwischen den geschichtlichen Ereignissen im Deutschland des 20. Jahrhunderts. Die Handlung wird abwechselnd aus zwei Perspektiven geschildert, aus der Perspektive von Alexandra im Jahr 1989 und aus der Sicht ihrer Großmutter Paula von 1912 bis 19. Bei Alexandra handelt es sich um eine 23-jährige Ostberliner Studentin, die bei ihrer 93-jährigen Großmutter lebt, welche Alexandra stets im Unklaren über ihre Vergangenheit gelassen hat. Alexandra fällt es im Gegensatz zu ihrer Freundin Meike sehr schwer, die schützenden Wände ihrer Wohnung zu verlassen. Dennoch begleitet sie Meike in der Nacht des Mauerfalls und trifft im Laufe der Nacht auf den Westberliner Oliver, woraufhin beide sich ineinander verlieben. Als Alexandra wenige Wochen später ihrer Großmutter Oliver vorstellen will, erleidet diese einen Schock.
    Im Krankenhaus erfährt Alexandra, dass ihre Großmutter nicht mehr lange zu leben hat und erhält die Empfehlung, dem Verhalten der Großmutter auf den Grund zu gehen, indem sie ihre Großmutter davon überzeugt, Alexandra von ihrer Geschichte zu erzählen. Nach und nach, erlangt Alexandra Kenntnis von der Vergangenheit ihrer Großmutter, sie erfährt unter anderem von Paulas Vater, ihrem Bruder und Paulas großer Liebe, dem Sozialisten Clemens. Nun wir klar, wie stark sich Paula in ihrer Vergangenheit politisch engagiert hat und welche harten Verluste sie erleiden musste. Schließlich wird auch geklärt, welche Verbindung zwischen Oliver und Paula besteht und welche furchtbare Rolle Olivers Großvater in der Vergangenheit spielte.
    Mir haben die Verknüpfungen dieser verschiedenen Schilderung besonders gut gefallen, meist wurde der letzte Satz aus dem Abschnitt der einen Person im nächsten Abschnitt wiederaufgenommen. Dabei fiel auf, dass für die beiden Personen diese Aussagen offenbar vollkommen unterschiedliche Bedeutungen haben. Beispielsweise der Satz „Hier dürfen Familien Kaffee kochen“, der Paula an ihren Freund Kutte und die gemeinsamen Erlebnisse erinnert. Diesen Satz verbindet Alexandra nur mit dem alten Blechschild, das so lange sie sich erinnern kann zu den Besitztümern ihrer Großmutter zählte.
    Dieser Roman zeigt sehr eindrucksvoll, wie viel Geschichte ein einzelner Mensch in seinem Leben erleben kann. Am Anfang könnte man Paula als eine leicht naive Idealistin charakterisieren, die in Clemens Kamphausen einen unbesiegbaren Helden der Arbeiterklasse sieht. Dieser Kampfgeist erhält einen Dämpfer, als Paula miterleben muss, dass weder Clemens noch die SPD den ersten Weltkrieg verhindern kann. Als schließlich Hitler an die Macht kommt, ist der Glanz von Clemens Kamphausen genauso erloschen, wie Paulas Glaube etwas verändern zu können. Mit 93 Jahren ist sie nur noch eine resignierte alte Frau, die alle ihre Träume hat vorüberziehen sehen, was sie zu Äußerungen wie: „Warum werden Frauen eigentlich nie klüger, warum macht sich jede Generation denselben Unsinn vor?“ und „Der Geschichte ist das egal. Die lässt sich von dir sowieso nicht aufhalten, und wenn du dich mit all deinen Kräften dagegenstemmst.“ bewegt.
    Dies zeigt sich zum Beispiel daran, wie wichtig die Treffen der Protagonisten am Wannsee für alle sind, dies ist der Ort, an dem sie unsterblich waren, an dem alles möglich schien und nichts einer besseren Welt im Weg zu stehen schien.
    „Als wir unsterblich waren“ ist die bewegende Geschichte einer uneigennützigen Kämpferin, die letztendlich an den Wirrungen der deutschen Geschichte zerbricht, eine Widerstandskämpferin, die erkennen musste, dass sie und ihre Freunde allen Träumen zum Trotz nicht unsterblich waren. Eine Geschichte, die es wert ist erzählt und gelesen zu werden. Ich kann diesen Roman auf jeden Fall weiterempfehlen.

  • WOW :anbet
    Was soll ich jetzt noch Neues sagen? Ich hatte ja schon gelesen, wie oft es bei den Highlights 2014 genannt wurde, jetzt wundert es mich nicht mehr.


    Das Buch hat mich von der ersten Seite an gepackt. Es war eine Geschichtsstunde par excellence und eine dramatische, aufwühlende Familiengeschichte. Die zwei Stränge so zu verbinden, das Spannungsniveau hoch zu halten und am Ende nochmal eine Überraschung zu bringen ist schlichtweg super gelungen. Der Schreibstil flüssig zu lesen, die Atmosphäre authentisch und alles so bildlich beschrieben, ich konnte alles klar und deutlich sehen - wie sie (Charlie) es nur immer wieder schafft?


    Ein Buch, das ich sicherlich gerne verschenken werde und das ein echtes Highlight ist. Von mir 10 Eulenpunkte!

  • Meine Meinung


    Das Buch hat mir gefallen, ja, aber in die Begeisterungsstürme mag ich trotz allem nicht vorbehaltlos einstimmen. Es ist ein Buch mit einem schweren Thema, leicht erzählt und vielleicht liegt grade darin mein Mißempfinden.


    In eine Rahmenhandlung eingebettet, die im Jahre 1989 zur Zeit des Mauerfalls spielt, erlebt der Leser im größten Teil des Buches die Geschichte von Paula, von der Zeit kurz vor dem 1. Weltkrieg bis in die 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts.


    Geschichtlich ist das eine Zeit, in der ich mich nie wohl gefühlt habe, wohl auch, weil man einfach zu wenig davon weiß. Aber es gibt auch historische Epochen, mit denen ich einfach nicht warm werde und die Zeit zwischen 1870 und 1933 ist es definitiv. Als Leser, der schon den einen oder anderen Roman von Charlie gelesen hat, weiß ich, daß sie gut recherchiert und versucht, die historischen Gegebenheiten im Rahmen ihrer Geschichten in den Roman so einzuflechten, wie es sich zugetragen haben könnte (oder im Nachwort etwas dazu zu sagen, daß sie es nicht getan hat, wie zum Beispiel beim Meisterschaftsfinale der Hertha)


    Mich haben die Figuren nicht überzeugt. Was sicherlich nicht nur an der Autorin liegt, sondern auch daran, daß mir die Denkweise dieser Zeit so fürchterlich fremd, vieles für mich überhaupt nicht nachvollziehbar ist. Außerdem habe ich doch ein wenig gebraucht, bis ich im Buch drin war, zuerst interessierte es mich viel mehr, wie die Rahmenhandlung weiterging, als das feine Sommeridyll aus dem Berlin des Jahres 1912. Doch mit dem Krieg änderte sich das. Wenn ich auch die Motivationen und Handlungen der Personen nicht immer schlüssig fand, war es dennoch schön zu lesen, wie sie sich entwickeln und wie die Geschichte sich zugetragen hat, die Alex` Momi damals erlebt hat - denn daß Momi und Paula identisch sind, das ahnte ich bereits sehr früh, während mich die Enthüllung einer anderen Person am Ende des Buches doch sehr überrascht hat. Es paßte aber zum Buch und zur Geschichte.


    Alles in allem solide 8 Punkte. Das klingt im Nachgang nach mehr Meckerei, als das Buch verdient hat.

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • November 1989. Was unmöglich schien, geschieht. Die Mauer fällt. und in Berlin strömen Menschen aus Ost und West aufeinander zu, die ganze Stadt ist im Freudentaumel. Die Studentin Alex wird eher unfreiwillig von ihrer Freundin mitgeschleppt, sie verlieren sich im Gewühl und Alex, die Ängstliche, die in Menschenmengen zu Panikattacken neigt, kippt um - direkt in die Arme eines jungen Mannes. Ist es ihr ungewöhnliches Kennenlernen oder Schicksal, aber sie können nicht voneinander lassen und schaffen sich einen Kokon der Stille in dieser turbulenten Zeit.
    Alex, die bei ihrer Oma aufwächst, kann es kaum erwarten, Momi die Liebe ihres Lebens vorzustellen.


    Das ist ein Teil der Geschichte, die hier erzählt wird. Der andere ist der von Paula, einer wissbegierigen Sechzehnjährigen und ihren Freunden an diesem Sommerabend des Jahres 1912. Sie wollen die Welt verändern, die Not der Arbeiter lindern, für Gerechtigkeit sorgen. Groß sind ihre Träume und Ambitionen. Dass alles anders kommt, weiß jeder Leser, der sich ein wenig mit der Vergangenheit unseres Landes beschäftigt hat und das erzeugt eine Gänsehaut. Der Kontrast zwischen der Hoffnung und den Katastrophen, die diese jungen Menschen noch vor sich haben, könnte größer nicht sein.


    In abwechselnden Erzählsträngen aus Alex‘ und Paulas Perspektive rollt die Autorin siebzig Jahre deutsche Geschichte auf. In der Schule, wer erinnert sich nicht daran, war das Thema des letzten Jahrhunderts entweder langweilig dargeboten, totgeschwiegen, oder in Überdosis serviert. Wie oft fragte ich mich, warum die Weimarer Republik so gnadenlos schiefging, die Ideen klangen doch so gut anfangs. Vieles ist mir an der akribisch recherchierten politischen Situation, in der sich die Protagonisten des Romans bewegen, erst klargeworden. Und auch der Weltkrieg konnte in keinem Schulbuch den Schrecken entwickeln, den die Autorin den Leser durch die Augen der lieb gewonnenen Figuren sehen lässt.


    Es wird schnell klar, dass die beiden Geschichten verwoben sind und dass Paulas Vergangenheit großen Einfluss auf Alex‘ Leben hat.
    Teilweise ein Puzzlespiel wie ein Krimi mit falschen Fährten und Irrtümern, entwickelt der Roman eine knisternde Spannung.
    Oft möchte man die Figuren schütteln und schreien, so redet miteinander, wenn sie sich in Sturheit ihrem eigenen Glück im Weg stehen oder der Liebe keinen Raum einräumen.
    Die Einordnung des Romans in ein Genre ist nicht einfach. Halb historisch, halb zeitgenössisch, mit starken Frauenfiguren, politisch, dabei spannend und auch berührend. Vielleicht reicht dieses: Ein sehr lesenswertes, ein besonderes Buch!

  • Gestern habe ich diesen Roman fertig gelesen, es war mein erster Roman von Charlotte Roth und ich muss sagen, dieser Roman war einfach fantastisch, fantastisch nachvollziehbar und authentisch geschrieben, spannend und sehr sehr emotional.


    Vielen Dank!

  • Inhalt
    November 1989. »Willkommen in Westberlin«, dröhnt es aus einem Lautsprecher, als die Ostberliner Studentin Alex andra von der Menschenmenge in die Arme eines jungen Mannes gedrängt wird. Liebe auf den ersten Blick!
    Berlin vor dem Ersten Weltkrieg. Die junge und mutige Paula setzt sich leidenschaftlich für Frauen- und Arbeiterrechte ein. Ihre Träume von einer neuen, gerechteren Welt teilt sie mit dem charismatischen Studentenführer Clemens, mit dem sie Seite an Seite kämpft.
    Damals, als sie unsterblich waren, beginnt ihre dramatische Geschichte, die auch die Geschichte unseres Landes ist und die Jahrzehnte später Alexandras Welt für immer verändern wird.


    Meine Meinung
    Auf zwei verschiedenen Zeitebenen erzählt Charlotte Roth einmal die Geschichte von Paula Thomas und ihren Freunden zur Jahrhundertwende, und einmal die Geschichte von Paulas Enkelin Alexandra zur Zeit der Deutsch-Deutschen Wende. In beiden Geschichten prägen einschneidende politische Geschehnisse die jeweiligen Lebensbilder aller Beteiligten.
    Eindringlich, spannend, mitfühlend aber auch unterhaltsam erzählt sie von einem Jahrhundert in Aufruhr.
    Ich habe mit den Figuren gelacht, gehofft, gebangt und gezittert.


    Ich bin von dem Roman absolut begeistert und er zählt zu meinen Jahreshighlights in 2015!


    Bewertung
    Wenn ich mehr vergeben könnte, würden es mehr werden, aber so bleibt es bei 10 Eulenpunkten.