Die Misshandlung der Frau im (Fantasy)Roman

  • agu, das mit den Herausforderungen finde ich einen wichtigen Punkt. Für jeden Menschen, ob jung oder alt. Wenn es keine mehr gibt, nichts wofür es sich lohnt, sich anzustrengen, mal auf etwas zu verzichten, ein Risiko einzugehen, dann wird das Leben fad und leer.


    magali, das erlebe ich bei jungen Frauen etwas anders. Viele sehen, in welche Zwickmühle sie geraten, wenn sie sich für eine Familie entscheiden. Und lassen es bleiben. Stecken alle Energie und Herzblut in den Beruf. Um mit Mitte 40 festzustellen, wie leicht sie da zu ersetzen sind. Es macht mich inzwischen unendlich traurig, zu sehen, in welchen Fallen wir Frauen gefangen sein können.
    Es gibt auch gute Beispiele. Aber leider viel zu wenige.


    In der Frage der Gewalt bin ich etwas optimistischer. Da vertrete ich die These: das Bewusstsein bestimmt das Sein. In den 50ern geboren weiß ich noch, was es heißt, dass der Vater das Verfügungsrecht über seine Frau und Kinder hatte. Keinen regte es auf, wenn die geschlagen wurden. Selbst von offizieller Seite war da zu hören: Dann werden die schon selbst schuld sein. Oder gar: Wer seine Kinder liebt, schont die Rute nicht. Es war normal. In unserem Dorf gab es praktisch kein Kind, das nicht geschlagen wurde. Die einen mehr, die andern nicht gar so schlimm. Den Frauen ging es kaum besser. Hier. In der BRD. In einem ganz normalen katholisch geprägten Kaff. Geschlagen werden ist schlimm. Noch schlimmer ist das Gefühl, man habe selber Unrecht getan. Da ist dir Recht geschehen. Du hast es verdient. Das war das Klima, in dem meine Generation zu einem großen Teil noch aufgewachsen ist.
    Allein, dass es heute kein Züchtigungsrecht mehr gibt, ist ein Fortschritt. Es gibt nicht nur Frauenhäuser, sondern auch die Möglichkeit, einen gewalttätigen Mann aus der Wohnung zu verweisen. Heute kommt die Polizei. Vielleicht nicht immer rechtzeitig.
    Es gibt immer noch viel zu tun. Ich weiß, aber es ist etwas passiert.

  • Zitat

    Original von agu


    Sodann ist vielen Mädchen und jungen Frauen der nachwachsenden Generation nicht bewusst, welche Errungenschaft es bedeutet, dass sie über ihr Leben frei bestimmen können. Warum sollen sie für etwas kämpfen, das selbstverständlich ist?


    So kommt es mir auch oft vor.
    Oder noch schlimmer: junge Menschen, die sich gegen Feminismus einsetzen, ohne zu wissen, was das eigentlich ist.
    Siehe diese dämliche Junge-AfD-Aktion vor ein paar Monaten. (z.B. hier und hier nachzulesen)
    ("Ich bin keine Feministin, weil jede Frau selbst entscheiden kann ob sie Hausfrau wird" [ein Bild aus dieser Aktion] - man könnte es fast schon für Satire halten)

  • Ich frage mich, ob Bücher, in denen Frauen von Männern misshandelt und vergewaltigt werden, nicht auch ein sehr negatives Männerbild vermitteln. Ich würde als Mann auf jeden Fall nicht ständig nur als potentieller Vergewaltiger gesehen werden wollen.

  • Mädels lasst Euch nicht kirre machen.


    Ich lasse mir von keinem Mann vorschreiben, welche Rechte ich habe und welche nicht, wann ich emanzipiert bin und wann nicht. Oder welche Rechte man mir als Frau zuteilt oder nicht, ich frage nicht ob ich das als Frau denn auch darf, ich tue es einfach, weil es die Herren der Schöpfung überhaupt nicht zusteht, meine Rechte zu beurteilen oder gar mir meine Rechte einzuschränken oder zuzuteilen.



    Es steht keinem Mann zu zu entscheiden, was eine Frau tun darf und was nicht, das hatten wir lange genug….wie man immer wieder mitbekommt auch bei den Alt-68igern, die ja gerne über die Emanzipation diskutieren aber auch heute noch in Ihrem Frauenverständnis genauso reaktionär sind wie ihre Väter.


    Lasst Euch durch das So-und-so-musst-Du-sein-wenn-Du-eine-emanzipierte-Frau-sein-willst-Gelaber nicht irritieren, das müssen nur Typen sagen, die ihr kleines Ego durch solche Sprüche aufblasen müssen.



    IHR entscheidet, in welchen Situationen ihr euch wie verhaltet und es steht keinem Menschen außer Euch selbst zu euer Verhalten zu kategorisieren und zu bewerten.



    Wenn man jüngeren Datums ist, interessiert einen noch wie andere einen beurteilen und passt sein Verhalten diesen Beurteilungen an, mit fortschreitendem Alter wird es einem mehr und mehr egal wie andere über einen denken und bewerten. Man zieht sein Ding durch, wenn jemand ein Problem damit hat dann ist das ihr oder sein Problem, aber nicht meins. Ich lasse mir doch nicht von jedem Fremden sagen, was ich zu tun oder zu lassen habe.



    Bekommt man oft in der Bahn von irgendwelchen Leuten gesagt: „Sie wissen aber schon, dass das das so und so ist“…meine Antwort dann meist: „Sie wissen aber schon, dass Sie das überhaupt nichts angeht“. Es geht hier nicht um den höflichen und freundlichen Umgang miteinander, der ist für mich Voraussetzung, sondern meist um Bemerkungen, die (fremde) Leute zu einem Thema tun, mit der Annahme, das einen ihre Meinung überhaupt in irgendeiner Weise interessiert.



    Also lasst Bemerkungen zu Eurem „Emanzipationsgrad“ einfach an Euch abgleiten Mädels, diese Bewertung steht anderen nicht zu.


    AMEN



    Und um zum Thema zurückzukommen, wenn mir ein Buch oder eine Buchreihe nicht gefällt, z.B. wegen ausgedehnter Vergewaltigungssequenzen, dann lese ich das nicht weiter und in ganz schlimmen Fällen wandert das Buch in die Tonne (was ich sonst nicht tue, aber so passiert mit Büchern der Hebammen-Reihe von Sabine Ebert)

    :lesend Stefanie Stahl - Das Kind in Dir muss Heimat finden

    :lesend Jean Luc Bannalec - Bretonisches Vermächtnis


    Es ist besser eine Kerze anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen (Konfuzius)

  • Zitat

    Original von bastetchen
    Lasst Euch durch das So-und-so-musst-Du-sein-wenn-Du-eine-emanzipierte-Frau-sein-willst-Gelaber nicht irritieren, das müssen nur Typen sagen, die ihr kleines Ego durch solche Sprüche aufblasen müssen.



    IHR entscheidet, in welchen Situationen ihr euch wie verhaltet und es steht keinem Menschen außer Euch selbst zu euer Verhalten zu kategorisieren und zu bewerten.


    Da gebe ich dir 100%ig Recht. Doch muss man sich oft erst von Prägungen aus der Kindheit oder aktuellen Manipulationen lösen, um selbst zu erkennen, was man wirklich will. Das dauert manchmal.

    Zitat

    Original von bastetchen
    Wenn man jüngeren Datums ist, interessiert einen noch wie andere einen beurteilen und passt sein Verhalten diesen Beurteilungen an, mit fortschreitendem Alter wird es einem mehr und mehr egal wie andere über einen denken und bewerten. Man zieht sein Ding durch


    Leider sind dann womöglich schon manche Züge abgefahren.

  • Zitat

    Original von made
    Es ist schon erschreckend, das alles hier zu lesen. Ich will es eigentlich nicht glauben, leider deckt sich auch meine Erfahrung damit, vor allem dieser Rosa-Wahn. Manche Mädchen sind wirklich von Kopf bis Füßen in rosa gekleidet, nicht nur Pullover und Hose, auch Jacke, Mütze, Handschuhe und sogar Stiefel! Entsetzlich! Und das meine ich nicht vom optischen Standpunkt.


    Weil dieses Beispiel jetzt zum x-ten Male hier zu lesen ist:


    ich verstehe überhaupt gar nicht, was eine Farbe mit Emanzipation zu tun hat. Ersetzt sie etwa eine Eigenschaft? Und weshalb ist grade das Cover, bzw der Schriftzug der Zeitschrift "Emma" pink? :gruebel


    Ich weiß ja nicht. irgendwie gibt es doch auch noch was zwischen diesem ganzen Schubladendenken. Meine Kinder sind äußerlich "typisch". Mein Sohn ein "typischer" Junge, mit kurzen Haaren und dreckigen Fingernägeln und Klamotten, weil er am Liebsten in der Erde wühlt und Schnecken sucht, am Feuer Stockbrot macht, während er schnitzt und Mädchen manchmal blöd" findet, weil sie ihn knutschend attackieren. Und dann kann er auch noch stricken und nähen. Und Flöte spielen. Und mit Babypuppen spielen. Er liebt es, mir beim Kochen oder seinem papa beim Bügeln zu helfen, aber wenn er keine Lust mehr hat, dann spielt er mit seinem großen Legobagger.


    Meine Tochter liebt rosa- und Beerentöne, Kleidchen mit Blümchen und Conny- Cds. Sie lackiert sich mit Hingabe die Fingernägel, obwohl ich das nie mache. Womit sie dann im Dreck gräbt, um Schhnecken zu fangen oder Steine zu sammeln. Sie steht auf alles, was glitzert (wie ich). Und sie hat größtenteils nur Jungs, mit denen sie rumzieht und die sie als vollwertigen Kumpel ansehen. Zum Geburtstag hat sie sich ein Sikku- Auto gewünscht. Sie ist halt ein Mädchen, mit langen Haaren und einer Mumu und mit Pinkfimmel. Na und? Was daran sind Eigenschaften? Mache ich jetzt in der Erziehung was falsch, weil ich sie einfach so sein lasse, wie sie nunmal sind?

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Zitat

    Original von rienchen


    Weil dieses Beispiel jetzt zum x-ten Male hier zu lesen ist:


    ich verstehe überhaupt gar nicht, was eine Farbe mit Emanzipation zu tun hat. Ersetzt sie etwa eine Eigenschaft? Und weshalb ist grade das Cover, bzw der Schriftzug der Zeitschrift "Emma" pink? :gruebel


    Die Farbe an sich ist ja nicht schlimm. Schlimm daran ist, mit welcher Ausschließlichkeit diese Farbe für ein bestimmtes Rollenbild steht. Und wie Kinder und Heranwachsende darauf festgelegt werden.


    Ich selbst besitze rosa Kleidungsstücke, aber eben nicht ausschließlich. Und ich trage sie nicht, um als vollwertige Frau wahrgenommen zu werden, sondern weil mir die Farbe steht und gefällt. Aber auch mein Verlobter besitzt ein oder zwei rosane oder lilane Kleidungsstücke. Rosa Hemden für Männer waren doch vor einigen Jahren sogar total schick. Aber ich erinnere mich an einige Gespräche, in denen manche Leute das total ablehnten. Das wäre nicht männlich genut.


    Es ist dieses Prinzessinnen-Image, das mich an Rosa stört. Dass kleine Mädchen glauben, nur rosa und rüschig angezogen als echtes Mädchen zu gelten. Ein echtes Mädchen ist man ja auch, wenn das T-Shirt grün oder gelb oder braun ist. Und ohne Prinzessin Lillifee oder Hello Kitty darauf.


    Ich hasse es, wenn in der Schule gekichert wird, wenn ein Junge sich für seine Arbeit ein rosanes Papier oder Garn nimmt, und aus dem Hintergrund Rufe kommen wie: das sind ja Mädchenfarben, wie eklig! Bist du schwul, oder was?


    Und manchmal werden Mädchen angepöbelt, wenn sie sich blaues oder grünes Material nehmen. Das ist nicht in Ordnung.


    Ich fordere: Alle Farben für jedes Kind!

  • Nachdem ich diesen thread schon eine ganze Weile mit Interesse lese, wage ich mich auch mal einzumischen.


    Zunächst einmal, ja, magali hat recht, in der Buchbranche weht ein etwas konservativerer Wind. Das hat mir meine Agentin gleich klar gemacht, als ich versuchte, bei größeren Publikumsverlagen unterzukommen. Die Zeit von Amazonen à la MS Bradley ist eher vorbei. Ohne Liebesgeschichte kriegt man praktisch nix verkauft (was mich jetzt nicht so wahnsinnig stört, weil die meisten Romane ja in irgendeiner Form auch Liebesgeschichten enthalten).
    Grundsätzlich sind die Heldinnen zwar etwas emanzipierter als in den 50-er Jahren (scheint mir wenigstens so), aber letztendlich kommt dann immer Mr. Right und führt sie in den Hafen der Ehe. Im Normalfall ist der aber kein Schläger, sondern einfach perfekt. Er unterstützt die Frau in ihren Wünschen, schützt sie, wenn sie angegriffen wird, und steht ihr jederzeit mir Rat und Tat zur Seite. Quasi auf Knopfdruck mal sanftmütiger Frauenversteher, dann wieder wehrhafter Macho. Wisst ihr, was ich glaube? Gefühlte 80% alles heterosexuellen Frauen wollen genau so einen Kerl. Bloß kriegen sie ihn nicht. Weil die blöden Männer halt einfach nicht perfekt sein wollen. :-)
    Romance ist aber ein Genre, das Träume verkauft. Nicht alle Unterhaltungsromane sind absolute Romance. aber sie enthalten Elemente davon. Das tat aber auch schon Jane Eyre. Es ist einfach die Frage, wie der Autor es umsetzt.


    Ich habe zwei Stieftöchter, beide schon erwachsen. Die hatten mit Feminismus nie was am Hut, wenn ich davon anfing, zogen sie lange Gesichter. Das ist in der Tat sehr typisch für diese Generation. Es liegt sicher daran, dass viele Errungenschaften des Feminismus für sie bereits selbstverständlich sind. Allerdings werden Feministinnen auch als Spaßbremsen und verbissene Männerhasserinnen wahrgenommen. Insgesamt als Frauen, die anderen Frauen ständig erzählen wollen, was sie zu tun haben. Und das, seid mir nicht böse, liegt auch ein bisschen an den Feministinnen.


    Manchmal musste ich in diesem thread etwas die Stirn runzeln. Da wurde über Schönheitskult hergezogen, der angeblichen Wurzel aller Übel. Heißt das, eine Frau darf kein bisschen eitel sein, keine Freude daran haben, sich schön anzuziehen? Genauso kommt es nämlich bei den Mädels an. Und die haben oft großen Spaß daran, sich aufzutakeln und in der Disko kräftig zu flirten. Warum dürfen sie das nicht? Es ist nicht so, dass Jungs völlig uneitel wären.
    Ja, das mit Size Zero ist ein Problem, sicher die Ursache etlicher Magersuchtfälle. Aber Magersucht gab es schon vor Magermodels, wie ich durch historische Recherche herausbekam. Ich sehe es eher als Zeichen erheblicher psychischer Probleme. Die meisten Leute, die abnehmen wollen, werden nicht magersüchtig - nur ein bisschen dünner, wenn es klappt. Natürlich muss man (und auch frau) das nicht. Aber wenn es jemand will, aus schlichter persönlicher Eitelkeit, warum nicht?


    Mädchen, die nicht mädchenhaft sind, werden von anderen Mädchen gehänselt. Kann sicher vorkommen. Im Gegenzug nennen sie die Mädels im Kleidchen dann langweilige Tussen und spielen lieber mit Jungs. Kinder sind leider nicht immer besonders nett zueinander. Ich glaube, die heutige Zeit ist gar nicht so übel für burschikose Mädchen. Eher dürfte Jungs mit mädchenhaften Interessen es schwer haben (Hilfe! Ist mein Sohn denn schwul?). Und ein Mädchen, das vielleicht gern rosa Sachen anzieht, auf Hello Kitty steht und lieber in die Ballettschule möchte als in den Fußballverein könnte es ziemlich schwer haben, wenn die Mama Feministin ist. (Läuft es ganz übel, steht die Tochter irgendwann da und hält genauso ein Antifeminismus-Schild hoch. :-()


    Meine älteste Stieftochter wollte mit fünfzehn auch Model werden. In ihrem Fall war das nicht so unrealistisch, weil sie wirklich sehr hübsch und von Natur aus dünn ist. Ich habe sie trotzdem gewarnt, nicht aus politischen Gründen, sondern weil sie ein Sensibelchen ist. Meines Erachtens ist das ein Knochenjob, oft eher langweilig, bei dem eine Frau viele Kränkungen schlucken muss und ein verflucht dickes Fell braucht. Andererseits kommt sie eventuell in der Welt herum und kann viel Geld machen. Meine Stieftochter dachte darüber nach und modelte schließlich eine Weile bei einer kleinen Agentur. Das lief total seriös ab, sie hat dort ein paar Freundinnen gefunden und hatte extra Taschengeld. Inzwischen studiert sie, modelt aber immer noch ab und an. Ihr Freund (ebenfalls sehr attraktiv) tut es auch. Ist das so schlimm?


    Was Bücher betrifft, so will ich vor allem eine realistische Darstellung von Figuren. Vergewaltigungen stören mich, wenn sie plakativ und reißerisch beschrieben werden. Konzentriert der Autor sich eher auf gesellschaftliche und psychologische Aspekte, scheint es mir okay. Denn unrealistisch ist es ja (leider) nicht.


    So, das war mein Senf zum Thema. Ich habe übermorgen einen Fernflug und muss nun packen. Falls mich also jetzt jemand in der Luft zerreißt - ich werde so schnell nicht widersprechen können.


    Viele Grüße


    Tereza :wave :lache

  • Zitat

    Original von Motte
    ...
    ("Ich bin keine Feministin, weil jede Frau selbst entscheiden kann ob sie Hausfrau wird" [ein Bild aus dieser Aktion] - man könnte es fast schon für Satire halten)


    Zu dem Thema hatte ich mal eine Diskussion mit zwei jüngeren Kolleginnen, an sich intelligenten, gebildeten jungen Frauen. Ausgang war das berüchtigte Binnen-I und dessen Sinnhaftigkeit. (Ein Thema für sich!) Da meinte eine der beiden, sie wolle ja nicht als "Emanze" gelten. Da bin ich ihr ein wenig, liebevoll wie ich hoffe, über den Mund gefahren und habe gemeint, ohne die früheren "Emanzen" würden wir drei jetzt vielleicht nicht da sitzen, wo wir sitzen, mit guter Ausbildung und gutem Job und vor allem mit eigenem Einkommen, über das wir selbst verfügen können, vom Thema Heirat und Kinder ganz zu schweigen.


    Einfach zeitweise mal darüber nachdenken, dass manches vor gar nicht allzu langer Zeit nicht so selbstverständlich war.
    Und dass "Emanze" ein Schimpfwort geworden ist, spricht eigentlich für sich, nicht? Und es gibt nichts traurigeres als eine Frau, die eine andere in beleidigendender Absicht als das bezeichnet.


    Doch kurz zum Binnen-I. An sich finde ich es zeitweise auch übertrieben, aber nicht minder an sich muss man sich das schon auch immer bewusst machen, dass "Frauen halt bei den Männern mitgemeint sind". Trotzdem lache ich auch über "Gib mir mal die Salzstreuerin"-Witze. Aber gleichzeitig stellt es mir jedes Mal die Haare auf, wenn ich ein Mail bekomme, an mich, eine weitere Kollegen und einen Kollegen adressiert mit "Liebe Kollegen!". Ich bin kein Kollege. Klar ist es eine Kleinigkeit, aber zumindest darüber nachdenken sollte man, finde ich. Sollte frau?

  • Schriftsteller können meines Erachtens schreiben, was sie wollen.
    Aber warum Frauen solche Bücher, von denen hier die Rede ist, in großem Stil lesen wollen, verstehe ich nicht. Prinzipiell bin ich auch hier der Meinung, jeder soll lesen, was er will. Aber ich würde zu gern wissen, was sie daran finden. Das kam hier leider nicht zur Sprache.


    Hat da übrigens jemand von euch Erkenntnisse über die altersmäßige Struktur der Leserschaft?

  • Wenn das Kind aus eigenem Antrieb etwas rosafarbenes möchte, ist doch alles gut.


    Ich habe schon oft erlebt, dass Mädchen rosa förmlich aufgedrückt bzw. von klein auf "antrainiert" wird.


    Ein Mädchen ist auf die Welt gekommen oder hat Geburtstag? Gefühlt 80% aller Verlegenheitsgeschenke sind rosa, glitzernd, mit Pferden, Schmetterlingen und/oder Blümchen . :lache
    Und wie es in Spielzeug- und Kleidungsgeschäften für Kinder aussieht und welche Farbe dort in den Mädchenabteilungen vorherrscht, muss ich euch sicher nicht erzählen.


    Wie oft gehen Leute davon aus, dass ein rosa gekleidetes Baby/Kleinkind ein Mädchen sein muss und eines in blauer Kleidung ein Junge?

  • Original von agu:

    Zitat

    Ich sehe viele Punkte ähnlich wie Du, aber bei dem hier bin ich anderer Meinung:


    Original von Ginger ale : Ein schönes Leben, so wie die Mutter es lebt, wäre vermutlich eine gute Voraussetzung dafür, dass Mädchen sich nicht mehr massenhaft im Schönheits-Hype messen, sondern gelassener mit sich selbst und ihrer Schönheit und ihren Zukunftsträumne umgehen können.


    Zum einen ist die Definition eines 'schönen Lebens' sehr subjektiv. Ich bin mit meinem Bruder bei meiner allein erziehenden Mutter aufgewachsen, die nebenbei noch die beiden schwer bettlägerigen Großeltern gepflegt und sich von früh bis nachts nahezu totgearbeitet hat, denn Unterhalt gab es keinen. Geld für Luxus gab's natürlich nicht, dafür sehr viel Arbeit, auch für die Kinder. Trotzdem erinnere ich mich an meine Kindheit als extrem schöne und harmonische Zeit, weil es nie Streit gab, sondern ein starkes Verbundenheitsgefühl, als Familie das Leben zu meistern. Außerdem haben wir auf diese Weise ein starkes Stück Arbeitsethik und auch Selbstbewusstsein (aus selbst geschaffenen Werten) mitbekommen, das sich im weiteren Leben als unschätzbar erwiesen hat.


    Ich stimme dir zu. Ein schönes Leben kann auch ein Leben voller Aufgaben und Arbeit sein, wenn dabei die Atmosphäre stimmt und man sich gerne mag und ggs unterstützt. Ja, und du hast Recht: Herausforderungen sind für Kinder wichtig. Und vor allem das Gefühl, gebraucht zu werden, gibt Selbstsicherheit.


    Ich habe es selbst so gehalten, mit meinen Kindern, die - dem Alter angepasst - ihre festen Aufgaben im Haushalt hatten, weil auch ich über viele Jahre hinweg Alleinerziehende und berufstätig war. Schwierig wurde es, als ein Mann dazukam, und dieser der Meinung war: Staubwischen interessiert mich nicht, Fenster putzen interessiert mich nicht, Den Fußboden wischen auch nicht usw. und sich nur ein paar der Aufgaben aussuchte, die im gefielen (Auto zur Werkstatt bringen, einkaufen gehen, fertig. Das führte zu Streit und auch dazu, dass meine Söhne der Meinung waren, sie müssten nicht mehr mithelfen, außer eben einkaufen zu gehen.
    Zum Glück konnte ich mich aber auf Dauer mit meinem Konzept, dass Jungen viel mitmachen sollen im Haushalt, um später alles zu können, weitgehend durchsetzen.
    Ich musste mir viel Kritik anhören, aber irgendwie haben wir uns dann doch immer zusammengerauft. Im Nachhinein gesehen finden die Jungs es gut, dass sie alles gelernt haben. So konnten sie ganz gelassen so lange auf das "richtige" Mädel warten, wie es eben dauert, wenn man sich selbst etwas wert ist. Sie brauchen ja schließlich keine Frau, die ihnen die Wäsche und den Haushalt macht :lache


    Ich selber hingegen als Jugendliche habe mich nicht gerade um die Hausrabeit gerissen, sondern mithilfe von Büchern sehr gern darum gedrückt :lache :lache :lache. Weil die Anerkennung seitens meiner Mutter mir fehlte, hatte ich auch keine Lust für sie (die Hausfrau war) den Abwasch zu machen. Auf die Qualität der Beziehung kommt es wahrscheinlich am allermeisten an.

  • Zitat

    Original von madeHat da übrigens jemand von euch Erkenntnisse über die altersmäßige Struktur der Leserschaft?


    Genaue Statistiken habe ich auch nicht, aber wenn man sich die Altersstruktur der Fans von FB-Seiten anschaut, die sich schwerpunktmäßig um diese Art von Büchern drehen, so wird die erotiklastige Romantasy vor allem von der Zielgruppe 25 bis 45 gelesen, und die romantischen YA / Jugendbuch-Titel von 18 - 45. Und über diese Blöcke gleichmäßig verteilt.

  • Ah, wir sind beim Kuddelmuddel angelangt. :grin
    Private Erfahrungen.


    Im Augenblick wird in diesem Gespräch der Kontext vergessen. Ihr überseht, daß das hier von jeder aus eigeenr Sicht beschriebene Verhalten in einem gesellschaftlichen Kontext steht. Immer und grundsätzlich.


    Farbe ist Farbe ist Farbe.
    Noch in den Zehner-Jahren des vorigen Jahrhunderts war rosa die Farbe für neugeborene Jungen. Mädchen hatten eher keine. In Italien war das bis weit in die fünfziger Jahre so. Eine rosa Schleife an der Haustür bedeutete: Ein Junge ist zur Welt gekommen.
    Heute ist es umgekehrt bzw. Mädchen wird rosa, Jungen blau zugeordnet.
    Wenn so etwas passiert ist, ist es zum Gesetz geworden, die Lenkung ist oft subtil.
    Ich hatte in den frühen sechziger Jahren auch eine Prinzessinnen-Phase. Die war ber nicht rosa, weil das kein Thema war. Wichtig bei uns war ein langes Kleid und ein Krönchen. Dunkle Kleiderfarben gingen alelrdings nicht, es mußte hell sein.
    Heute ist es einschichtig geworden, rosa versus blau. Schon die Einseitigkeit ist gefährlich. Deswegen ist Kritik angebracht.


    Daß 'Emanzen' ein Schimpfwort ist, hat auch mit dem Kontext zu tun. Mit der geltenden Frauenrolle. Frauen kämpfen nicht offen, sie werden nicht laut. Dann sehen sie nämlich häßlich aus, bewegen sich heftig und das verstößt gegen die herrschende Vorstellung von 'schön'. Frauen haben ihre eigenen Waffe, heißt es, sie kämpfen via Verführung durch Schönheit.
    Das wiederum ist einer der Gründe, warum Frauen als verlogen, verschlagen und daher unheimlich gelten.
    Man merke: beim Kämpfen kann eine Frau nur verlieren, solange sie sich auf die Argumente der Gegner einläßt.
    Frauen müssen sich immer und grundsätzlich an ihrem Aussehen messen lassen. Das Entsetzliche an solchen Serien wie GNTM ist nicht, daß da sehr junge Frauen halbverhungert herumwanken, obwohl das entsetzliich genug ist. Auch nicht, daß sehr junge Mädchen einen Gutteil des Publikums ausmachen.
    Sondern daß jungen Frauen gezielt dazu aufgefordert werden, ihresgleichen nach dem Aussehen zu beurteilen. Abzuurteilen. Das wird eingelernt.
    Ich gebe zu, daß ich erschrecke, wenn ich hier im Forum im entsprechenden Thread herumlese. Die Kommentare zeigen, daß völlig vergessen wurde, daß das da vorne Menschen sind. Auch wenn sie als Hühner vorgeführt werden.
    Es sind keine. Es sind Menschen, ich wiederhole das absichtlich.
    Die Frage ist, wo die Menschlichkeit derer ist, die da urteilen. Nicht nur in der TV-Jury.


    An Menschen ist auch zu denken, wenn man schreibt. Ich für mein Teil halte die Forderung, daß jede schreiben kann, was sie will, so umfassend nicht für ganz richtig.
    Man muß bedenken, daß wir nicht rundum frei sind. Man schreibt für einen Markt, man hat selbst konventionelle, konforme Ideen im Kopf, die man im schlimmsten Fall einfach nur reproduziert.
    Ob es richtig ist, Träume zu verkaufen, ist ein alter Streitpunkt. Ich verweise wieder auf die schiere Masse. Wir müssen uns heute - Kontext! - mit der Frage auseinandersetzen, daß wir mehr Traumwelten haben als Realität.
    Wie gehen wir damit um? Ist es in diesem gegebenen Fall tatsächlich richtig, weiterhin Träume zu verkaufen?


    Mit Sprache zu arbeiten finde ich äußerst wichtig beim Thema Emanzipation, nicht nur für Frauen. Ein anderes Wort, auch nur eine andere Form für etwas Gewohntes zu benutzen, irritiert, verschreckt, schreckt auf. Es zeigt, daß etwas nicht in Ordnung ist.
    Es ist aber zu bedenken, daß z.B. bestimmte vorgeführte Schreibweisen erst einmal Vorschläge sind. Anregungen zum Nachdenken über Gegebenes. Von den Medien wird das oft aufgbläht, in der Regel verkürzt dargestellt und - das ist nun wieder der Beißreflex - negativ dargestellt.
    'Brauchen wir nicht' ist der Tenor.


    Brauchen wir aber doch und zwar so lange, bis die Sache, um die es geht, ins Gleichgewicht gebracht ist. Zum Nachdenken über Gegebenes anregen kann man nie genug.
    Für die Kennzeichnung von Frauen in der Sprache gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Hinter jeder steht ein Denkmodell. Jedes davon ist es wert, daß man sich damit beschäftigt. Ehrlich!!
    Da eröffnen sich neue Welten.


    Ich möchte übrigens nicht 'mit-gemeint' werden. Das ist herablassend. Wenn man die weiblichen Form nicht benutzt, verschwindet die Frau.
    Meist muß eine raten, ob sie auch wirklich gemeint ist. De fcato ist sie es meist nicht. Der Sprecher richtet sich an seinesgleichen. Die weiblichen Anwesenden sind nicht richtig da für ihn.
    Ich zucke auch zusammen, wenn Frauen sich als 'Lehrer', 'Autor' - ausgerechnet - oder 'Arzt' bezeichnen.
    Seltsamerweise käme keine Krankenschwester auf die Idee, sich Pfleger zu nennen, keine Friseurin sich Friseur und keine Sekretärin 'Sekretär'.
    Seltsam, ja?
    :grin

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Ich zucke auch zusammen, wenn Frauen sich als 'Lehrer', 'Autor' - ausgerechnet - oder 'Arzt' bezeichnen. Seltsamerweise käme keine Krankenschwester auf die Idee, sich Pfleger zu nennen, keine Friseurin sich Friseur und keine Sekretärin 'Sekretär'. Seltsam, ja? Grinsen


    magali, danke. darüber habe ich noch nie nachgedacht. auch wieder typisch, oder?

  • Das

    Zitat

    Original von ginger ale
    ... und [er] sich nur ein paar der Aufgaben aussuchte, die im gefielen


    und das

    Zitat

    Original von magali
    Die Frage ist, wo die Menschlichkeit derer ist, die da urteilen. Nicht nur in der TV-Jury.
    An Menschen ist auch zu denken, wenn man schreibt.


    bringt mich aber zu einem Punkt, der über das Geschlechterverhältnis hinausgeht: Ist nicht eigentlich das Problem ein grundsätzlicher Mangel an gegenseitigem Respekt? Warum muss man sich darüber streiten, dass ER jetzt mal wieder mit dem Abwasch dran sei, warum ist es nicht möglich, einen Zustand respektvollen Miteinanders zu finden, der auch einschließt, dass beide Partner die Gesamtsumme aller Arbeiten gerecht untereinander aufteilen, aber auch mal so, dass unterschiedliche Neigungen / Fertigkeiten / was weiß ich berücksichtigt werden? Wenn sie regelmäßig staubsaugt und er dafür alle schweren Dinge von A nach B schleppt sowie sämtliche Reparaturarbeiten am Haus übernimmt, wird das gern als verkrustet-überkommenes Rollenmuster gesehen. Warum? Ohne das Vorurteil wäre es eine gerechte Arbeitsteilung, die - falls er zufällig ein Rückenleiden hat und sie handwerklich begabt ist - auch umgekehrt funktionieren kann.
    Gleichberechtigung heißt nicht, Unterschiede in Bausch und Bogen einzuebnen, sondern sie zu schätzen, zu respektieren und das Beste daraus zu machen.
    Die Probleme beginnen dann, wenn einer versucht, auf Kosten des anderen einen (selbstsüchtigen) Vorteil zu gewinnen. Wenn er anfängt, in den Kategorien 'schlechter' oder 'besser' zu denken. Ist ER mehr wert als SIE, weil Klospülung reparieren schwieriger ist als Staubwischen? Heißt das, zwei Stunden Staubwischen sind so viel wie eine halbe Stunde Klospülung reparieren? Oder drei? Hier wird es wertend, und an dieser Stelle kippt der Respekt. Und das ist leider der Anfang von Machtproben, aus denen zwangsläufig Ungleichheit entsteht.


    Die Zurschaustellung (meist junger) Menschen in Casting-Shows und ihre bewusste Demütigung zur Unterhaltung der Massen zeigt einen erschreckenden Mangel an Respekt, und zwar auf beiden Seiten. Zuerst auf der Seite der Veranstalter, die jegliche Würde der Quote opfern, und dann - schleichend - auf Seiten des Publikums, wenn es Voyeurismus oder Sensationsgier über die Fremdscham stellt, die eine solche Shows meiden lässt. Die, die aus echter Begeisterung und auf der Suche nach einem Rollenmodell zuschauen, die sind dann der Kollateralschaden.


    Ich sehe aber auch, wie mühsam es ist, dieses Ideal des Respekts immer und in jeder Lebenslage aufrecht zu erhalten. Es wird schwieriger, je größer die Distanz wird. Man neigt dann dazu, zu pauschalisieren - was das Abrutschen in Klischees leichter macht.
    Aber es hilft schon, wenn jeder einzelne auf der Ebene seiner persönlichen Beziehungen mehr über Respekt und weniger über Machterhalt nachdenken würde. Nur ist das natürlich ein frommer Wunsch, denn er steht in Widerspruch zu der sehr menschlichen Neigung, den Weg des geringsten Widerstands zu suchen.